Nachlese Fundgrube-Auktion: Von Söldnern, Kutschern und dem Auge Gottes

Mit durch die Bank reger Beteiligung im Saal wie auch im Internet schloss die Fundgrube-Auktion vom 26. Oktober nach sechst packenden Stunden und 844 aufgerufenen Objekten. Besonders gut nachgefragt waren diesmal Silber und Schmuck; auch generell stieß das Angebot auf großes Interesse: Über 70 Prozent der Positionen wurden verkauft. Gleich zwei der Toplose stammten aus der Kategorie Fayence, weitere aus den Bereichen Skulpturen und Kunsthandwerk.

Eine Soldtruhe aus Eisen

Den höchsten Zuschlag erhielt eine zylinderförmige Soldtruhe mit einem in Eisen gearbeiteten, blaugrün gefassten und durch Bänder verstärkten Korpus. Sie wurde für 3.780 Euro* zugeschlagen.
Kassen, um die Soldaten zu bezahlen, wurden bereits seit dem späten Mittelalter von den Heeren mitgeführt, als sich zum einen die Geldwirtschaft gegen die zuvor weit verbreitete Naturalientauschwirtschaft durchsetzte und zum anderen die feudalen Lehensheere mehr und mehr von Söldnertruppen abgelöst wurden. Um diese zu bezahlen, mussten nun im Tross jedes Regiments große, gut verschließbare Kassen transportiert werden.

Soldtruhen bis zum 1. Weltkrieg in Gebrauch

Nach dem hauptsächlich durch Söldner ausgefochtenen 30-Jährigen Krieg etablierten sich zwar mit den Nationalstaaten auch allmählich stehende Heere, die die je nach Bedarf angeheuerten Landsknechtsverbände ersetzten. Dennoch bekamen bis zum ersten Weltkrieg nur Offiziere ein monatliches, fixes Gehalt. Unteroffiziere und Mannschaft erhielten ihren Sold weiterhin in bar aus der Regimentskasse ausbehalt.
Was genau sich in der vorliegenden Soldtruhe befindet, wird auch dem neuen Besitzer Rätsel aufgeben: Zwar befindet sich in der Mitte der Oberseite ein zentrales Schlüsselloch. Der Schlüssel dazu aber verlor sich in den Wirren der Zeit.

Der Ranzen eines Kutschers

Ein mit Metallstiften dekorierter Ranzen sowie zwei paar Hosenträger mit Federkielstickerei kletterten bis auf 2.770 Euro*, bevor der Hammer fiel. Das Hauptinteresse der engagierten Bieter galt dabei mutmaßlich dem überaus aufwendig gearbeiteten Ranzen.

Soldtruhe Ranzen Auktion München Scheublein

Ranzen und zwei Paar Hosenträger mit Dekor aus Metallstiften bzw. Federkielstickerei.
Ergebnis: 2.770 Euro*.

Ranzen waren einst Geldgürtel

Kunstvoll verzierte Gurte wie dieser wurden ursprünglich von Schiffern, Flößern und Viehhändlern, aber auch von Fuh leuten als Geldgürtel getragen. Die Motivik des Dekors, das unter anderem auch Pferdekutschen zeigt, könnte ergo auf den Berufsstand des ursprünglichen Besitzers hinweisen.

Gleich zwei Toplose aus dem Bereich Fayence

Unter der Liste der Top-Zuschläge ist die Kategorie Fayence gleich zwei mal vertreten: Zum einen mit italienischen Apothekerflaschen aus Majolika, die möglicherweise um 1570/80 in Venedig entstanden. Die beiden mit Porträtmedaillons, Ranken und Blüten verzierten Gefäße erlösten 2.140 Euro*.

Soldtruhe Apothekerflaschen Venedig Auktion München Scheublein

Zwei Apothekerflaschen, Italien, möglicherweise Venedig um 1570/80, Majolika.
Ergebnis: 2.140 Euro*.

Zwei ebenfalls aus Italien stammende Henkelkrüge mit Doppelkopf-Adlern, von denen einer die Jahreszahl 1778 trägt, wurden für 1.760 Euro* verkauft.

Soldtruhe Henkelkrüge Fayence Doppelkopfadler Auktion München Scheublein

Zwei Henkelkrüge mit Doppelkopfadlern, Italien, Fayence. Ergebnis: 1.760 Euro*.

Das Auge Gottes wacht

Zum Highlight bei den Skulpturen entwickelte sich ein geschnitztes und gefasstes „Auge Gottes“ im Barockstil, das sich im Verlauf eines packenden Bietergefechts von 400 Euro Schätzpreis bis auf 1.510 Euro* steigerte.

Soldtruhe Auge Gottes Barock Auktion München Scheublein

Das Auge Gottes mit Wolkenkranz und Puttenköpfen. Holz geschnitzt, farbig und gold gefasst.
Ergebnis: 1.510 Euro*.

Uralter Bildtypus

Die Darstellung greift einen Bildtypus auf, der schon in vorchristlichen Mythologien anzutreffen ist und vor allem seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Einzug in evangelische wie auch katholische Kirchenausstattungen hielt. Das in ein Dreieck eingebettete, von einer Gloriole umstrahlte menschliche Auge wurde vor allem durch die 1682 erschienene Werkausgabe der Schriften des pantheistischen Mystikers Jakob Böhme (1575 – 1624) populär.

Freimaurer und Dollarzeichen

Dort ist das mit Dreieck und Lichtkranz dargestellte „Auge Gottes“ unter anderem auch von Symbolen mit alchemistischer Bedeutung umgeben. Hierin wurzelt nicht nur die rein religiöse, sondern auch die anderweitige Benutzung des Motivs durch die Freimaurer, und sogar auf der Rückseite des Siegels der Vereinigten Staaten von Amerika. Seit 1935 ziert es auch die Rückseite der ,Ein-Dollar-Note‘. Die in der Fundgrube-Auktion am 26. Oktober verkaufte Darstellung mit ihren Putten und Wolkenbändern und der eingearbeiteten Platte zum Abstellen einer Monstranz ist indes rein dem christlich- religiösen Kontext zuzuordnen.