Fundgrube-Auktion: Jugendstil- und Art Déco-Schmuck aus Österreich
Österreichischer Schmuck aus der Zeit des Jugendstil und des Art Déco bildet eines der Highlights bei der Fundgrube-Auktion am 26. Januar mit Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel, quer durch alle Kategorien. Die Objekte bestechen nicht nur durch ihre Schönheit und handwerkliche Verarbeitung, sie erzählen auch vom Wandel des Frauenbildes in den Jahren unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg.
Eine Wende in der Schmuckgestaltung hatte sich in Wien bereits seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts abgezeichnet. Zuvor war Schmuck für die gehobenen Schichten vor allem als Wertschmuck mit möglichst großen, kostbaren Steinen hergestellt worden. Nun setzten sich, dank der in der Donaumetropole führenden Juweliere Franz Hauptmann und Gustav Fischmeister – beide Schüler von René Lalique – französische Einflüsse durch, die vor allem vom Floralismus und Japonismus geprägt waren. „Der Wert der künstlerischen Arbeit und
die Idee sollen wieder erkannt und geschätzt
werden“, postulierte der Architekt und Design-Vordenker Josef Hoffmann
1905 in Bezug auf eine zeitgemäße Schmuckgestaltung.

Ein Highlight der Schmuck-Offerte: Wiener Jugendstil-Collier mit Diamanten und Diamantrosen. Schätzpreis: 300 Euro
Die sich gerade herausbildenden Zentren
einer zeitgemäßen Schmuckgestaltung,
die reformierte Kunstgewerbeschule und
die Wiener Werkstätten, schlossen sich
dieser Auffassung begeistert an und entwickelten
sie zu einer ganz eigenständigen Formsprache weiter.
Kunst statt Klunker
Dies ermöglichte
eine weit filigranere, vielfältigere Gestaltungsweise.
Nicht mehr der Materialwert
eines Schmuckstücks stand im
Vordergrund, sondern dessen Gestalt
und künstlerische Aussage. Binnen
weniger Jahre wurde Schmuck, ebenso
wie die reformierte Mode, wie sie unter
anderem im Salon der Schwestern Flöge
präsentiert wurde, zum individuellen
Ausdruck der Persönlichkeit der Trägerin.
Vom Wertschmuck zum Jugendstil
Diese Entwicklung mündete nicht
nur in den weltberühmten Schmuckstücken
Josef Hoffmanns, Koloman Mosers
oder Dagobert Peches, sondern auch
in einem generellen Wandel österreichischen
Schmuckschaffens, wie es auch
das vorliegenden Collier mit Diamanten
und Diamantrosen beweist, das für 300
Euro aufgerufen wird.

Ebenfalls vom Jugendstil geprägt: Ring, Österreich, Weißgold, mit einem Saphir und Altschliffdiamanten. Schätzpreis: 250 Euro
Die Trends der Schmuckgestaltung in
den Jahren nach dem ersten Weltkrieg
zeigten sich in Österreich stilistisch weit
weniger eindeutig: Zum Teil blieben
die Stücke, wie am Beispiel eines Rings
mit Saphir und Altschliff-Diamanten
(Schätzpreis: 250 Euro) zu erkennen
ist, noch Jugendstil-Formen verpflichtet.

Hier bricht sich der Formenschatz des Art Déco Bahn: Ring und Ohrgehänge mit Rubinen und Diamantrosen, Österreich, nach 1925. Schätzpreis: 300 Euro
Teils griffen sie aber auch bereits die für das Art Déco typische Vorliebe
für geometrische Formen auf (Ring und
Ohrringe mit Rubinen und Diamantrosen,
Schätzpreis 300 Euro).

Auch Mode-Steine der Art Déco-Zeit wie Onyx wurden in den österreichischen Schmuckstücken verarbeitet. Hier: Zwei Ringe mit Altschliffdiamanten auf Onyxplatten. Schätzpreis: 300 Euro
Moden wie die
Verwendung von Onyx fanden im österreichischen
Schmuck ebenfalls ihren Niederschlag,
beispielsweise in den beiden
Ringen, die zusammen mit einer Taxe von
200 Euro angesetzt sind.

Für die moderne Frau: Gold-Armreif mit reliefiertem Mittelteil und Diamantrose. Schätzpreis: 250 Euro.
Auch das neue
Selbstverständnis der Frau lässt sich an
der Entwicklung des Schmucks der 20-er
Jahre gut ablesen: Armreifen wie das bei
der Fundgrube-Auktion angebotene Stück
mit reliefiertem floralem Mittelteil und einer
Diamantrose (Schätzpreis: 250 Euro) behinderten
auch berufstätige und sportliche
Frauen bei keiner Tätigkeit.
Wildwest, Winter und edler Wein: Ein Rückblick auf das Auktionsjahr 2017
Wenn es um sein absolutes Highlight des Auktionsjahrs 2017 geht, braucht Michael Scheublein , Geschäftsführer von SCHEUBLEIN Art & Auktionen, nicht lange zu überlegen: Das sensationelle Ergebnis von Carl Ferdinand Wimars Gemälde “Indianer mit Pferden” – verkauft für 144.900 Euro* – hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Doch das überragende Resultat war für Scheublein lediglich der Höhepunkt eines insgesamt erfolgreichen Auktionsjahrs, in dessen Verlauf die Palette des ohnehin breiten Angebots des Hauses noch um eine weitere Kategorie erweitert worden war: Wein.
Wimar bestes Ergebnis bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts
Das Gemälde, das in der Auktion vom 30. Juni so hoch geklettert war, war eine kleine Version von Wimars berühmtem Gemälde “The Captive Charger”, das heute im Louisiana Museum of Art zu besichtigen ist. “Einzigartige Themen liefern eben einzigartige Ergebnisse”, weiß Michael Scheublein aus seiner langjährigen Erfahrung. Und hierin nimmt das Bild des Deutschamerikaners Carl Ferdinand Wimar (1828 – 1862) gleich in mehrerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein: Es repräsentiert nicht nur die Perspektive, mit der die USA des mittleren 19. Jahrhunderts auf die amerikanischen Ureinwohner blickten, es entführt den Betrachter auch auf Anhieb in die Welt von Lederstrumpf, Winnetou und Old Shatterhand.

Carl Ferdinand “Charles” Wimar, Indianer zu Pferde: Detail mit von Wimar verwendeter indianischer Originalkleidung.
Italien und Niederlande top bei den Altmeistern
Bei den Altmeistern war es ebenfalls die Juni-Auktion, die besonders für Aufsehen sorgte: „Das Eisvergnügen“, eine vielfigurige Winterlandschaft des in England geborenen niederländischen Landschaftsmalers Robert Griffier (1675 – 1760), war ursprünglich mit 28.000 Euro angesetzt gewesen und wechselte schließlich für 50.400 Euro* den Besitzer.
Bereits im März war Giovan Gioseffo Dal Soles „Maria Magdalena“ mit einem exzellenten Ergebnis unter den Hammer gekommen. Die in Öl auf Leinwand gemalte Grisaille des Barockmeisters (1654 – 1719), die die Gefährtin Jesu als Büßerin zeigt, erzielte 18.270 Euro*.
Bei Sammlern sehr gefragt: Glas und Wein

Ein Highlight der Glassammlung in der September-Auktion: Zwei Kelchgläser, Venedig bzw. Façon de Venise. Sie wurden in einer Position versteigert und erlösten 5.290 Euro*.
Für viele Sammler, vor allen Dingen von Silber, Kunsthandwerk und Glas, markierte die September-Auktion den Höhepunkt des Auktionsjahres bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Darin wurde eine umfassende Privatsammlung versteigert, die unter anderem 215 hochkarätige Positionen mit Glas enthielt. Das Bieter-Interesse an den Glasobjekten war so groß, dass 88 Prozent abgesetzt werden konnten. Die Glassammlung konnte sich von einem Gesamtschätzpreis von 50.000 Euro bis auf einen Wert von 94.500 Euro* steigern.
Auch die Dezember-Auktion wartete mit einem herausragenden Glas-Objekt auf: Eine Flasche aus braunem Glas, süddeutsch, 18. Jahrhundert, wurde für 6.550 Euro* zugeschlagen.

Die Flasche aus braunem Glas, Süddeutsch, 18. Jahrhundert, wurde in der Dezember-Auktion für 6.550 Euro* zugeschlagen.
Mit fulminanten Ergebnissen reüssierte in der Juni-Auktion auch die neu ins breite Angebot von SCHEUBLEIN Art & Auktionen aufgenommene Kategorie Wein. Vor allem diverse Positionen mit Bouteillen der berühmten Domaine de la Romanée-Conti wurden intensiv beboten. Den höchsten Preissprung verzeichnete eine Flasche Romanée Conti Jahrgang 1971, angeboten mit einer Flasche Pommard, Auxey Meursault Jg. 1985. Sie erzielte 10.800 Euro.* Vor allem bei Privatleuten stieß die Wein-Offerte auf äußerst großes Interesse.

Hochgeschätzte Debütanten: Bouteillen der Domaine de la Romanée-Conti. Hier: Sechs Flaschen Grand Échezéaux, zugeschlagen für 4.900 Euro*
Mit Slevogt in die Moderne
Bei der Kunst an der Wende zur Moderne war ein weiterer Höhepunkt des Auktionsjahrs 2017 zu verzeichnen. Am 30. Juni kam eine Ölskizze des deutschen Impressionisten Max Slevogt (1868 – 1932) unter den Hammer. Das Bild einer Pfälzer Landschaft aus der „Neukasteler Periode“ des Malers wurde für 22.680 Euro* verkauft.
Sehr gesucht: Objekte des Münchner Jugendstil
Hoch in der Bietergunst standen im zurückliegenden Jahr auch Objekte aus der Zeit des Münchner Jugendstil. Ein Armlehnsessel und ein Tagesbett des Architektenduos Henry Helbig (1872 – 1943) und Ernst Haiger (1874 – 1952), die das Gesicht dieser Epoche in der Architektur der Isarmetropole entscheidend mitprägten, wurden für zusammen 7.300 Euro* verkauft. Ein vom Münchner Gestalter und Architekten Richard Riemerschmid (1868 – 1957) entworfenes, für das bis heute bestehende Juwelier- und Silberhaus Carl Weishaupt ausgeführtes 71-teiliges Besteck von 1911/12 erlöste 10.080 Euro*

Besteck für acht Personen, 71tlg., Entwurf: Richard Riemerschmid, 1911 / 12; Ausführung für Carl Weishaupt, München. Ergebnis: 10.800 Euro*
Highlights beim Silber: Gefäße mit Tradition
Wie sehr die Gefäßform des Deckelhumpens die deutsche Schmiedekunst über Jahrhunderte prägte, beweisen die beiden Spitzenlose der Kategorie Silber: Ein Ende des 19. Jahrhunderts entstandener großer Deckelhumpen im Stil des Historismus erzielte am
1. Dezember 10.710 Euro*. Über 200 Jahre älter ist der Augsburger Deckelhumpen aus der Hand von Ismael Thelott, der in der September-Auktion für 8.820 Euro* unter den Hammer kam.

Ein Deckelhumpen von Ismael Thelott, Augsburg, um 1669 – 1673, wurde am 22. Sseptember für 8.820 Euro* versteigert.
Möbel und Einrichtung: Aus der Welt des Barock

Bestverkauftes Los bei der Weihnachtsauktion von Scheublein Art & Auktionen München: Ein Barockschrank, wohl deutsch, 18. Jahrhundert. Er erzielte 14.490 Euro*
Das Jahres-Highlight bei den Möbeln wurde in der Dezember-Auktion versteigert: Ein Barockschrank mit Faden- und Bandeinlagen sowie Brandmalerei wechselte für 14.500 Euro* den Besitzer. Eine Bamberger Stutzuhr von Leopold Hoyss (1711 – 1797) und Georg Schmitt (1754 – 1830) war das herausragendste Objekt der Kategorie „Einrichtung“. Sie brachte in der September-Auktion 10.710 Euro* ein.
Toplose aus weiteren Kategorien

SKULPTUR: Bronze “Sandalenbinder” von Fritz Röll (1879 – 1956). Zugeschlagen am 24. März für 7.560 Euro*

KUNSTHANDWERK/ VARIA: Musikautomat „Kaffee trinkender Mohr“, Paris, Anfang 20. Jahrhundert. Zugeschlagen am 30. Juni für 10.080 Euro.*

ASIATIKA: Sitzender Lama, vergoldete Bronze, 18. Jahrhundert. Zugeschlagen am 30. Juni für 10.800 Euro.*

PORZELLAN:
Figurengruppe „Das Jagdfrühstück“, Manufaktur Frankenthal, um 1767 nach einem Modell von Carl Gottlieb Lück. Zugeschlagen am 24. März für 5.670 Euro.

GRAPHIK: Tuschzeichnung „Reiter und Reiterin“ von Max Liebermann, zugeschlagen am 24. März für 10.080 Euro*.
Ergebnisse der Weihnachtsauktion (III): Silber, Schmuck, Porzellan und Glas
Auch in weiteren Kategorien konnte die 39. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen hochrangige Ergebnisse aufweisen, die zum Teil auf die große künstlerische und handwerkliche Qualität der versteigerten Objekte zurückzuführen war, zum Teil darüber hinaus aber auch auf deren Provenienz. Das oben abgebildete, um 1900 entstandene Münzcollier beispielsweise stammt aus dem Besitz einer der schillerndsten Frauenpersönlichkeiten ihrer Zeit, der Prinzessin Agnes zu Salm-Salm (1840 Vermont – 1912 Karlsruhe). 1862 heiratete die unkonventionelle Amerikanerin, die zuvor unter anderem als Zirkusreiterin in Kuba aufgetreten war, heimlich Felix Prinz zu Salm-Salm und folgte ihm zunächst auf die Schlachtfelder des Amerikanischen Bürgerkriegs, später nach Mexiko, wo ihr Mann als Adjutant des Mexikanischen Kaisers Maximilian von Habsburg fungierte, und schließlich nach Deutschland in den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Auch nachdem ihr Mann 1870 in der Schlacht von Gravelotte fiel, behielt Agnes zu Salm-Salm ihr emanzipiertes Leben bis zu ihrem Tod 1912 bei. Das Collier aus ihrem Besitz mit einer großen mexikanischen Silbermünze sowie 13 Goldmünzen u.a. aus Spanien, Polen, Preussen und den USA, angesetzt mit 800 Euro, wurde schließlich für 3.300 Euro* zugeschlagen.
Auch das Top-Objekt beim Schmuck war bei der Weihnachts-Auktion ein Stück mit Geschichte: Eine Moretto-Brosche der Gioielleria Nardi, Venedig: Seit den späten 20-er Jahren stellt die Juweliersfamilie diese dem Shakespeare-Drama “Othello” entlehnten Moretti her, die in keiner Schmuckschatulle berühmter oder gekrönter Frauen des 20. Jahrhunderts fehlen durfte. Der bei SCHEUBLEIN versteigerte Moretti mit Granaten, Korallenperlen und Zuchtperlen kam für 5.300 Euro* unter den Hammer.
Toplose beim Silber
Zwischen den beiden Objekten dieser Kategorie, die bei der Weihnachtsauktion den besten Preis erzielten, liegt in punkto Entstehungszeit nicht einmal ein Vierteljahrhunert. Trotzdem könnte der stilistische Unterschied zwischen ihnen kaum größer sein:
Ein wohl Ende des 19. Jahrhunderts im Barockstil gefertigter Großer Deckelhumpen mit getriebenem, ziseliertem und punziertem Dekor, angesetzt auf 1.500 Euro, kletterte bis auf 10.710 Euro*.
Ein vom Münchner Architekten Richard Riemerschmid in den Jahren 1911 / 12 entworfenes und für Carl Weishaupt ausgeführtes Besteck dagegen ist ganz dem Geschmack einer reduzierten Spielart des Jugendstil verpflichtet. Die für acht Personen ausgelegten 71 Teile kamen für 10.080 Euro* unter den Hammer.
Die besten Ergebnisse bei Porzellan und Glas
Beim Porzellan war es, wie zu erwarten gewesen war, das Meißener Pärchen “Gärtner und Gärtnerin, das in der Bietergunst besonders hoch rangierte. Die beiden vor 1924 nach Modellen von Johann Carl Schönheit (1767) gefertigten Figuren erzielten 4.030 Euro*

Gärtner und Gärtnerin, Meißen vor 1924 nach Modellen von Johan Carl Schönheit (1767). Ergebnis: 4.032 Euro
Zum überraschenden Toplos der Kategorie Glas steigerte sich eine Flasche aus braunem Glas, entstanden im 18. Jahrhundert in Süddeutschland. Sie erzielte nach einem packenden Bietergefecht 6.550 Euro*.
Ergebnisse der Weihnachtsauktion (II): Gemälde, Graphik, Fotografie
Bei den Gemälden war es ein Altmeister, der in der 39. Kunstauktion am 1. Dezember das beste Auktionsergebnis erzielte: Das großformatige Altarbild “Die heilige Anna lehrt Maria das Lesen” des bayerischen Barockmalers Martin Speer (1702 – 1765) erzielte 11.340 Euro*. Speer, ein Bauernbub aus dem Pfaffenwinkel, fand in einem Probst des Chorherrenstifts Rottenbuch einen künstlerischen Förderer, der ihn zur Ausbildung bis nach Meran und Neapel entsandte. Nach Bayern zurückgekehrt, ließ sich Speer in Regensburg nieder, und schuf Altargemälde unter anderem für Garmisch und Frauenzell sowie für die Klöster Metten, Sankt Emmeram in Regensburg und Raitenhaßlach bei Burghausen. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte Bild ging an einen privaten Sammler.

Ein weiteres Top-Los der Kategorie Altmeister: Eine Flusslandschaft mit Figurenstaffage aus dem 18. Jahrhundert. Ergebnis: 5.040 Euro*
Top-Ergebnisse bei der Kunst nach 1945
Ebenfalls hoch in der Bietergunst standen bei der Weihnachtsauktion mehrere moderne Gemälde und Graphiken:
Eine mit den Fingern in Öl gemalte Ansicht von München aus der Hand des Berliner Künstlers Christopher Lehmpfuhl (*1972) erzielte 9.320 Euro* (Schätzpreis: 5.000 Euro). Auch zwei Graphik-Klassiker konnten sehr gute Ergebnisse erzielen: Eine in Tusche, Farbkreiden und Aquarell ausgeführte “Geigenspielerin” des französischen Zeichners und Karikaturisten Jean-Jacques Sempé (*1932) erzielte 7.060 Euro*.
Ein als Farblithographie aufgelegtes Porträt Marlene Dietrichs von Gottfried Helnwein (*1948), das auch dessen Plakatentwurf zum 1984 entstandenen Dokumentarfilm von Maximilian Schell zu Grunde liegt, steigerte sich auf 2.770 Euro*.
Graphik: Münchner Umland vorn
Oberbayerische Motive standen bei der Graphik des 16. bis 20. Jahrhunderts am höchsten in der Bietergunst: Eine als Gouache gemalte Chiemseelandschaft von Alfred Haushofer (1872 – 1943) mit Blick auf die Fraueninsel steigerte sich von 1.800 auf 4.530 Euro*.
Einen gewaltigen Sprung machten in der Weihnachtsauktion zwei winterliche Ansichten von Dachau aus der Hand von Carl Theodor Thiemann (1881 – 1966). Die Farbholzschnitte des aus Karlsbad stammenden Malers, Radierers und Holzschnitt-Spezialisten kamen für 4.030 Euro* unter den Hammer.

Das Blatt “Dachau im Schnee” war einer von zwei Holzschnitten von Carl Theodor Thiemann, die gemeinsam für 4.030 Euro* zugeschlagen wurden.

“Dachau, Münchner Straße” ist das zweite Blatt der beiden Holzschnitte von Carl Theodor Thiemann, die bei der Weihnachtsauktion von Scheublein Art & Auktionen für 4.030 Euro* versteigert wurden.
Top-Resultat aus dem Land der Indianer
Zum Spitzenlos bei den Varia entwickelte sich ein Goldton-Abzug des amerikanischen Fotografie-Pioniers Edward Sheriff Curtis (1868 – 1952). Die seltene Aufnahme eines fischenden Wisham-Indianers, die 1909 im Rahmen von Curtis’ Mammutprojekt “The North American Indian” entstanden war, ging für 6.930 Euro* ins europäische Ausland.

Edward Sheriff Curtis, The Fisherman – Wisham. Der Goldton-Abzug aus dem Jahr 1909 erzielte 6.930 Euro*
Nachlese der 39. Kunstauktion (I): Möbel, Einrichtung, Teppiche und Asiatika
Mit vielen überraschenden Ergebnissen endete am 1. Dezember gegen 19.30 Uhr die Weihnachtsauktion . Neben einem vollbesetzten Saal boten auch viele Interessenten per Telefon mit; über die Plattformen Invaluable und Lottissimo konnten Kunstliebhaber zudem online an der Auktion teilnehmen. Dies resultierte immer wieder in packenden Bietergefechten zwischen Saal, Telefon und Internet, vor allem auch beim Toplos der Dezember-Auktion, einem Barockschrank aus dem 18. Jahrhundert. Generell entwickelten sich die Objekte der Kategorie Möbel in der Weihnachtsauktion auffallend gut; des weiteren waren die Kategorien Silber und ,Kunst nach 1945‘ in der Dezember-Auktion besonders stark. Highlights mit großen Preissprüngen waren überdies in fast jeder Rubrik zu verzeichnen.
Die besten Ergebnisse bei den Möbeln:

Ein Barockschrank, wohl deutsch, 18. Jahrhundert erzielte den höchsten Zuschlag der Auktion: 14.490 Euro*.
Das Stück war war zu einem Schätzpreis von 2.500 Euro angesetzt gewesen. Der edle Nussholz-Schrank mit Intarsien, Schnitzereien, Faden- und Bandeinlagen sowie Brandmalerei von seltener Qualität kletterte bis auf 14.500 Euro*.

Ein weiteres Topresultat bei der Weihnachtsauktion: Ein Damensekretär, der für 4.160 Euro* unter den Hammer kam.
Ebenfalls hoch in der Bietergunst stand ein Damensekretär mit Intarsien, Messingbeschlägen und einer Schreibklappe mit Lederauflage. Er konnte seinen Schätzpreis verachtfachen und wurde schließlich bei 4.160 Euro* zugeschlagen. Beide Objekte gingen in den Kunsthandel.
Weitere Ergebnisse bei den Möbeln:

Wellenschrank, 18. Jahrhundert, Nussholz und andere Hölzer auf Nadelholz furniert. Ergebnis: 4.160 Euro*.
Top-Ergebnis bei den Teppichen
Auch diese Kategoriekonnte mit einem Top-Resultat aufwarten: Ein um 1900 entstandener Malayer wurde nach einem hitzigen Bietergefecht mit vielen Interessenten am Telefon für 5.920 Euro* zugeschlagen und konnte seinen Schätzpreis damit vervierfachen.
Das beste Resultat der Kategorie Einrichtung:
Überraschende Ergebnisse bei den Asiatika

Ein Thangka, Tibet, 19. Jahrhundert, Gouache auf Stoff, mit Darstellung zahlreicher Boddhisattvas, Götter und Heiliger, wurde für 3.780 Euro* verkauft.
München im Blick der Landschaftsmaler
München kann Landschaftsmaler bis heute faszinieren. Dies beweist nicht zuletzt eine Stadtansicht von Christopher Lehmpfuhl, die in der Weihnachtsauktion am 1. Dezember das Highlight im Bereich “Kunst nach 1945” bildet. Doch auch eine Vielzahl von Landschaftsgemälden aus dem 19. Jahrhundert, die ebenfalls in dieser Auktion angeboten werden, beweist, dass die Isar-Metropole und ihr Umland für Künstler stets neue Inspirationen bereit hielt.
Der Neo-Impressionist
Der Berliner Maler Christopher Lehmpfuhl (*1972) hat sich in seiner Sicht- und Herangehensweise den Impressionisten verschrieben – er war gerade mal acht, als er begann, ihre Werke zu kopieren. “Seitdem”, sagt der heute 45-jährige, “versuche ich, eine zeitgemäße Form des Impressionismus zu entwickeln, die sich mit dem Hier und Jetzt auseinander setzt.” Dieses Ziel verfolgt der Meisterschüler von Klaus Fußmann mit beeindruckender Intensität und Radikalität.
Wie einst die großen Meister der Plein Air-Malerei schleppt er seine Leinwände durch Wind und Wetter: auf die Vulkane Islands, zu den zypressen der Toskana, nach Georgien und Südkorea, durch Berlin oder eben München. Mag der Sturm an der Leinwand zerren, sich Schneeflocken in die Farbe mischen oder eisige Gischt auf das Bild spritzen – Lehmpfuhl harrt aus. Insofern stellte ihn der föhnige Tag, an dem offenbar die München-Ansicht entstand, vor eine vergleichsweise leichte Anforderung.
Sobald er sich niederlässt, um die Atmosphäre, das Licht und die Farbklänge eines Ortes in sich aufzunehmen und in Kunst zu verwandeln, taucht er vollkommen in seine Umwelt ein und arbeitet buchstäblich mit allen Sinnen, ohne jeden Mittler zwischen sich, den Farben und der Leinwand. Denn Lehmpfuhl arbeitet ohne Pinsel und Palette, mischt mit seinen eigenen Händen die Farben an, und trägt sie dann in dicken Schichten und Wülsten mit Fingern und Handflächen auf der Leinwand auf.
Aus dem Münchner Umland
Da ging der in München geborene Maler Alfred Haushofer (1872 – 1943) noch wesentlich konventioneller zu Werke: Das Gemälde “Am Chiemsee” mit der Fraueninsel im Blickpunkt ist eine Gouache, die er 1923 unweit seiner Wahlheimat in Seebruck malte, wohin er 1907 mit seiner Familie gezogen war.
Zwei Moorlandschaften von Toni (Anton) von Stadler (1850 Göllersdorf – 1917 München) und Paul Weber (1823 – 1916) entführen uns eher ins Dachauer Hinterland.

Toni (Anton) von Stadler, Weite Landschaft mit Feldern und Klatschmohn, Öl / Lwd., 36 x 46 cm, Schätzpreis: 2.800 Euro
In die eisigen Höhen der bayerischen Alpen entführen diverse Aquarelle des in Feldafing geborenen Landschaftsmalers Edward Harrison Compton (1881 – 1960), die in der Weihnachtsauktion in der Kategorie “Graphik” angeboten werden.

Edward Harrsion Compton: Schneebedeckte Alpengipfel, 34 x 49,5 cm, Schätzpreis 400 Euro. Das Bild ist eines von vier Compton-Aquarellen, die in der Weihnachtsauktion angeboten werden.
Ein weiteres Highlight der Auktion am 1. Dezember bilden zwei Gemälde eines Altmeisters der Münchner Schule, Heinrich Bürkel (1802 – 1869), die den hier exemplarisch aufgeführten Reigen an Landschaftsmotiven aus München und der näheren bayerischen Umgebung schließen.

Heinrich Bürkel, Heuwagen beim Überqueren einer Brücke, Öl / Karton, 31,5 x 40,5 cm, Schätzpreis: 9.000 Euro
Historische Reisefotografie – Impressionen aus Ost und West
Zu ihrer Zeit erregten sie Aufsehen, weil sie Einblick in eine Welt gewährten, die den meisten nicht zugänglich war. Heute mischt sich in die Betrachtung historischer Reisefotografien ein bisschen Wehmut, denn die Welt, die sie zeigen, ist für immer versunken. Gleich mit zwei Positionen der Auktion am 1. Dezember, Rubrik Varia aber kann man sich zumindest ein Stück dieser Nostalgie für immer sichern: Versteigert wird zum einen eine Holzschatulle mit Orient-Fotos aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, zum anderen ein Goldtonabzug der Fotografie eines fischenden Wisham-Indianers von Edward Sheriff Curtis (1868 – 1952), der die Indianer-Territorien immer wieder bereiste.
Die Spur der Indianer
Diese Fotografie ist gleich in mehrerlei Hinsicht symptomatisch für das Lebenswerk von Curtis.
Zum einen handelt es sich dabei nicht um einen Papier-, sondern um einen Goldton-Glasabzug, ein Verfahren, das Curtis zu seinem Markenzeichen machte. Dabei wird das Negativ au eine Glasplatte projiziert, fixiert und mit einer Mischung aus Bananenöl und Bronzepuder hinterlegt, um Licht- und Schattenstrukturen deutlich hervortreten zu lassen. Curtis selbst vergleicht die Wirkung mit dem Schillern nasser Kiesel am Ufer eines Waldbachs, die Licht und Farben der Umgebung lebensvoll reflektieren. Papierabzüge seien im Gegenzug so leblos wie die grauen Kiesel, wenn sie einmal getrocknet seien.
Das spezielle Verfahren kam vor allem bei einem Großprojekt zum Tragen, das bis heute mit Curtis’ Namen verbunden ist: 1906 erhielt er von Großbankier John Pierpont Morgan den Auftrag, eine umfassende Bilderserie über die Indianer Nordamerikas zu erstellen. Zwei Jahrzehnte lang bereiste er die zu jener Zeit bereits im Verschwinden begriffenen Regionen, in denen Indianer noch in ihrer ursprünglichen Kultur lebten, und publizierte unter dem Titel “The North American Indian” 40.000 Fotografien in 20 Bildbänden. Das Mammutwerk kann in der Online-Bibliothek der Northwestern University komplett eingesehen werden.
Bald nach Erscheinen des letzten Bandes in den 1930er Jahren geriet das gewaltige Werk in Vergessenheit, wurde aber in den 1960er Jahren von Anthropologen wiederentdeckt und gilt seither als einzigartiges Zeugnis von indianischer Kultur und Spiritualität. Es inspirierte auch das “Red Power Movement”, das seit fünfzig Jahren für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner eintritt.
Die Magie des Orients
Pioniergeist prägte auch die Künstler, die hinter jenen 97 Reisefotografien stehen, die gemeinsam mit einer bemalten Holzschatulle mit Ägypten-Motiven angeboten werden (Schätzpreis: 600 Euro). Sämtliche Aufnahmen stammen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als die Technik der Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte und auch eine Reise in den Orient mit vielen Gefahren und Unwägbarkeiten verbunden war. Die Aufnahmen stammen unter anderem von Luigi Fiorillo, Felix Bonfils und den Brüdern George und Constantine Zangaki.
Fiorillo (1847 – 1898) entfaltete seine fotografischen Aktivitäten ab 1870 vor allem in Nordafrika – in Algerien, Palästina, später in Eritrea und Ägypten, wo er in Alexandria auch ein Studio eröffnete und zum Hoffotografen von Prinz Mohammed Toussoun Pasha ernannt wurde. 1890 gründete er mit einem Kompagnon das Studio “Marques & Fiorillo” in Assuan, das Dank Fiorillos Sohn Federico auch nach seinem Tod bis in die 1920er Jahre weiterbestand.
Auch Felix Bonfils (1831 – 1885), eigentlich gelernter Buchbinder, etablierte sich im Nahen Osten mit einem Fotostudio vor Ort. 1864 eröffnete er in Beirut das erste professionelle Fotostudio, das es in der gesamten Region gab, die “Maison Bonfils. Mit seinem genauen Blick auf antike Stätten, Landschaften und die Bevölkerung machte er sich rasch einen Namen. Bei seiner Arbeit wurde er von seiner Frau Marie Lydie und seinen Sohn Adrien unterstützt – was es heute schwierig macht, die Urheberschaft der Bilder aus der “Maison Bonfils” festzulegen. Wie es scheint, hatte sich Félix Bonfils eher auf historische Orte und Landschaften konzentriert, während sich seine Frau Lydie auf Porträts spezialisierte. Adrien widmete sich vor allem religiösen Motiven. Auch dieses Studio bestand, getragen durch Witwe und Sohn, auch nach Felix Bonfils Tod weiter; ausgewählte Fotografien des Hauses wurden um 1900 von der Firma Photochrom Zürich als farbige Photochromdrucke herausgegeben.
Über das Leben der in den 1870er bis 1890er Jahren als Fotografen tätigen Brüder George und Constantine Zangaki (auch Adelphoi Zangaki) ist wenig bekannt. Beide arbeiteten von Port Said und Kairo aus, und reisten mit einer zur Dunkelkammer umgebauten Pferdekutsche den Nil entlang, um Monumente, Landschaft, Menschen und Ereignisse zu dokumentieren. Ihre Bilder fanden bei den wohlhabenden Europäern, die in Scharen zu den Ägyptischen Sehenswürdigkeiten pilgerten reißenden Absatz; heute zählen ihre Bilder zu den schönsten Zeugnissen, die es aus dem Ägypten der spätviktorianischen Ära gibt.
Altmeister bei der Weihnachtsauktion: Bayerischer Barock und mehr
Das Toplos bei den Alten Meistern stammt aus der Hand eines Malers, der das Erscheinungsbild des Barock in Bayern entscheidend mitprägte: Martin Speer (1702 – 1765). Altarbilder aus seiner hand finden sich von Garmisch bis Roding bei Cham, von Bad Kohlgrub bis Raitenhaslach bei Burghausen, von Michaelsbuch bei Deggendorf bis zum Kloster Sankt Emmeram in Regensburg.
Aus dem bäuerlichen Pfaffenwinkel ins Zentrum der Barockmalerei
Dabei stammt Speer ursprünglich aus einer bäuerlichen Familie aus der Gegend von Rottenbuch. Ein Probst des dortigen Chorherrenstifts entdeckte die große Begabung des Buben und sorgte für die Förderung seiner Talente. Zunächst gab der Gönner Speer zum in Meran tätigen Rottenbucher Maler Mattias Bußjäger in die Lehre. Im Anschluss finanzierte er weitere bildende Reisen, die den jungen Künstler bis zu dem Barockmeister Francesco Solimena nach Neapel führten – dem Zentrum katholischer Barockmalerei schlechthin.
Nach Bayern zurückgekehrt, ließ sich Martin Speer in Regensburg nieder, wo auch der Schwerpunkt seines Werkes liegt.
Das Altarbild “Die Heilige Anna lehrt Maria das Lesen”, das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zum Schätzpreis von 8.000 Euro angeboten wird, zeigt ein im 17. und 18. Jahrhundert beliebtes Motiv aus dem Marienleben. Zu einer Zeit, in der die Fertigkeit des Lesens und Schreibens noch immer ein Privileg der gehobenen Schichten war, wurde eins olches thema nicht nur benutzt, um Einblick in die Kindheit der Mutter Gottes zu gewähren. Es sollte auch die vornehme gesellschaftliche Abkunft Mariens herausstreichen.

Ein Detail aus Martin Speers “Die Heilige Anna lehrt Maria das Lesen”: Der von Putten und der Heiligen-Geist-Taube bevölkerte Himmel

Ein Detail aus Martin Speers “Die Heilige Anna lehrt Maria das Lesen”: Putten reichen Anna Obst und einen Blumenstrauß
Weitere Highlights bei den Altmeistern

Das Gemälde “Die Berufung der Orden” aus dem 17. Jahrhundert (wohl deutsch, Öl/Kupfer, 38 x 31 cm) wird in der Weihnachtsauktion zu einem Schätzpreis von 2.400 Euro angeboten.

Ein “Christus im Grab” (Öl/Holz, 43 x 74,5 cm), der im 17. jahrhundert in der Lombardei entstand, wird in der Auktion am 1. Dezember mit einem Schätzpreis von 2.000 Euro aufgerufen.

Ein Blumen-Stilleben aus unbekannter Hand, das wohl im 18. Jahrhundert entstand, steht bei den Altmeistern ebenfalls im Blickpunkt. Der Schätzpreis: 1.200 Euro
Im Blickpunkt der Weihnachtsauktion: Hochkarätige Asiatika
Gleich drei Toplose der 39. Kunstauktion am 1. Dezember entfallen auf die Kategorie Asiatika: ein Jadebecher mit Bronzemontierung, eine sphärische Räucherkugel und eine Ritualglocke (Zhong).
Die Aufgabe der Ritualglocke (Zhong) lag in nichts Geringerem, als in der Herstellung der Harmonie zwischen menschlicher Gemeinschaft und kosmischer Ordnung. Ab dem 15. Jahrhundert v. Chr. gaben solche Bronzeglocken bei religiösen Ritualen wie auch bei staatlichen Anlässen die Tonhöhen für die Musiker vor. Der Klang der Ritualglocke galt als göttliches Prinzip, ihre Form im wahrsten Sinn als weltliches Maß der Dinge – das Innere war zugleich eine Maßeinheit für Getreide.
Das weltliche Maß der Dinge
Zhong-Glocken wurden einzeln, aber auch als Glockenspiel eingesetzt. Alle haben einen elliptischen Querschnitt, der bewirkt, dass die von außen angeschlagenen Glocken in zwei verschiedenen Tonhöhen im Abstand einer kleinen oder großen Terz erklingen, je nachdem, ob sie an der schmalen oder der breiten Seite angeschlagen werden. Dies war nur Dank einer äußerst hoch entwickelten Gusstechnik möglich. Diese war in China jedoch bereits zu vorchristlicher Zeit so präzise, dass die Glocken kaum nachgestimmt werden mussten.
Die bei Scheublein angebotene Ritualglocke ist aus grün patinierter Bronze gefertigt, mit in Gold eingelegten Motiven dekoriert und wird zu einem Schätzpreis von 10.000 Euro aufgerufen.
Die Räucherkugel (Xunqiu)
Ebenfalls aus dem rituellen Umfeld stammt die sphärische Räucherkugel (Xunqiu). In ihrem Inneren verbirgt die aufklappbare Kugel aus durchbrochenem Silber sphärische, bewegliche Ringe und eine kleine, kardanisch aufgehängte Schale für Räucherwerk.

Sphärische Räucherkugel (Xunqiu), China, vermutlich Tang-Dynastie (618 – 907) oder später, Höhe 12,6 cm
Das teilweise vergoldete, mit Blattranken, Vögeln und Trauben dekorierte Objekt wird zu einem Schätzpreis von 5.800 Euro angeboten.
Ein Jadebecher mit Raubtierkopf-Henkeln
Drittes Highlight bei den Asiatika ist ein Jadebecher mit Bronzemontierungen, wohl aus der westlichen Han-Dynastie, der im zweiten oder ersten vorchristlichen Jahrhundert entstand.
Das Objekt aus weißgrauer, teils opaker Jade mit Kalzifizierungen ist mit vergoldeten Bronzemontierungen versehen – zum einen mit einem Raubtierkopf-Henkel, zum anderen mit einem an einer taotie-Maske angebrachten, beweglichen Ring. Es ist umlaufend mit Tieren und Wolken beschnitzt. Auf dem Deckel ruht ein plastisch geschnitzter, liegender Panther, außerdem sind dort drei Bronze-Vögel angebracht. Die kurzen Beine sind mit eingelegten Türkis-Cabochons verziert. Der Schätzpreis für den Jadebecher liegt bei 7.500 Euro.
Silber und Glas bei September-Auktion sehr gefragt
Mit einem überragenden Bieterinteressekonnte am 22. September um 20.30 Uhr die Herbstauktion bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen abgeschlossen werden. Von den gut 800 Positionen, die in der von Nikola und Michael Scheublein geleiteten Versteigerung ab 14 Uhr aufgerufen wurden, konnten über 80 Prozent zugeschlagen werden. In einzelnen Kategorien lag die Zuschlagsquote sogar noch höher.
Kernstück dieser 38. Kunstauktion war eine Privatsammlung aus dem Süddeutschen Raum, die neben Skulpturen, Altmeistern und Miniaturen auch Augsburger Silber und über 200 Positionen Glas umfasste. Auch diese Tatsache befeuerte das Käuferinteresse und trug mit zu dem ausgezeichneten Ergebnis bei.
Gleich eine ganze Reihe von Top-Zuschlägen war beim Silber zu verzeichnen.

Der Deckelhumpen von Ismael Thelott, Silber, Augsburg, um 1669 – 1673, wurde am 22. September für 8.820 Euro* versteigert.

Das Silberrelief “Anbetung der Hirten”, wohl von Jakob Ant(h)oni, Augsburg um 1606 – 1610, steigerte sich von 1.200 Euro Schätzpreis bis auf 5.670 Euro*
Die größten Preissprünge in der Kategorie aber waren bei drei Nummern mit Miniatursilber zu verzeichnen. Die zu Schätzpreisen zwischen 300 und 600 Euro angesetzten Positionen mit Objekten aus den Niederlanden und England gingen schließlich für zusammen 14.100 Euro* in die Niederlande.

Spitzenpreise erzielten drei Positionen mit niederländischem und englischem Miniatursilber. Diese acht Teile mit Amsterdamer Miniatursilber aus dem 18. Jahrhundert kamen für 6.430 Euro* unter den Hammer.
Bei der 215 Positionen umfassenden, exquisiten Glassammlung war das Bieter‑
interesse sogar noch höher als erwartet: 88 Prozent wurden zugeschlagen, die gesamte Sammlung konnte sich von ihrem Gesamt-Schätzpreis von 50.000 Euro auf einen Wert von 94.500 Euro* steigern.

2 Kelchgläser, Venedig 16./17. Jahrhundert bzw. Façon de Venise (wohl Niederlande), 17. Jh , Schätzpreis 600 Euro. Sie kletterten im Verlauf eines intensiven Bietergefechts bis auf 5.290 Euro* und erzielten damit beim Glas das höchste Ergebnis
Eine französische Tabatière aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, auf 250 Euro taxiert, stieg bis auf 5.040 Euro*. Eine Façon de Venise-Flasche aus dem 16. / 17. Jahrhundert erlöste 4.160 Euro*. Die Glasobjekte gingen sowohl an private Sammler wie auch in den Handel.