38. Kunstauktion: Highlights bei den Altmeistern
Eine ganze Reihe an Entdeckungen ermöglicht bei der 38. Kunstauktion die Rubrik “Alte Meister”.
Albrecht Dürer und ein ganz besonderes Motiv
Ein in exzellenter Qualität ausgeführtes Ölgemälde auf Holz zeigt ein vor der Reformation kaum dargestelltes Motiv aus der Passions- und Osterzeit: Christus in der Vorhölle, nach einer Stichvorlage aus Albrecht Dürers “Kupferstichpassion” (Öl / Holz, 36 x 26,5 cm, Schätzpreis: 700 Euro).
Dabei ist es weder Markus, noch Matthäus, nicht Lukas, und auch nicht Johannes, der davon berichtet, wo sich Jesus in der Zeit zwischen Kreuzigung und Auferstehung aufhielt. Vielmehr ist es ein Evangelist namens Nikodemus, der beschreibt, wie Christus in einen Raum vor dem eigentlichen Höllentor hinabsteigt und die dort ausharrenden Seelen der Gerechten aus dem Alten Testament erlöst, darunter Adam und Eva.

Christus in der Vorhölle, Detail: Adam und Eva am Höllentor, im Vordergrund der echsenhafte Kopf des Teufels.
Nikodemus‘ Text wurde nie in den offiziellen biblischen Kanon aufgenommen, er zählt zu den sogenannten ,apokryphen‘ Schriften, denen die Kirche absprach, wahre Überlieferungen aus dem Leben Christi zu sein. Dennoch blieben einige Motive daraus noch über Jahrhunderte hinweg im volkstümlichen Gedächtnis verankert.
Christus in der Vorhölle ist ein besonders bekanntes Beispiel für ein solches apokryphes Motiv. Besonders häufig wurde es zur Reformationszeit dargestellt. Allein Albrecht Dürer nahm es nicht nur in seine Kupferstichpassion, sondern auch in seine Große und Kleine Holzschnittpassion auf. Auch viele andere Zeitgenossen widmeten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts diesem Thema, markiert es doch wie wenige andere biblische Sujets den Wandel von einem mittelalterlichen zu einem neuzeitlichen Gottesbild: Aus dem strafenden, die Seelen der Sünder in die Hölle entsendenden Gott wurde der gütige Vater, der durch die Entsendung seines Sohnes den Menschen Erlösung von Tod und Fegefeuer sowie ewiges Leben verspricht.
Ein Maler im Schatten seines Bruders

Mathieu Fredeau, Anbetung der Heiligen Drei Könige, Öl / Kupfer, 19 x 28 cm. Schätzpreis: 1.200 Euro
Mit der „Anbetung der Könige“ von Mathieu Frédeau (ca. 1580 – ca. 1642/54) begegnen wir einem noch nicht so bekannten, doch bemerkenswerten Künstler des 17. Jahrhunderts. Wie auch seine Brüder Jean und Ambroise stammte er aus einer Künstlerfamilie des 16. und 17. Jahrhunderts, die vermutlich aus dem Norden Frankreichs stammte und dann nach Paris gezogen war. Während Jean Frédeau Bildhauer und Architekt wurde, ließ sich Mathieu, ebenso wie sein bekannterer Bruder Ambroise, zum Maler ausbilden. Erhalten sind Darstellungen biblischer Motive von großer Detailfreude und atmosphärischer Dichte. Das in der Auktion am 22. September angebotene, in Öl auf Kupfer gemalte Bild ist mit einem Schätzpreis von 1200 Euro angesetzt.
Neue Facetten eines berühmten Kupferstechers

Jan Popels: Bacchus mit Ceres, Venus und Amor. Öl / Leinwand, 117 x 88,5 cm, Schätzpreis: 1.800 Euro.
Noch von einem weiteren Künstler offenbart die Herbstauktion eine bislang kaum bekannte Facette. Von dem eher als Kupferstecher bekannten Niederländer Jan Popels (1590 – 1663), den Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich gemeinsam mit David Teniers mit der Erarbeitung eines Katalogs der italienischen Meister in seiner Gemäldesammlung beauftragt hatte, wird das Gemälde „Bacchus mit zwei Göttinen“ versteigert (Taxe: 800 Euro), das zeigt, dass er ein nicht weniger exzellenter Maler war.
38. Kunstauktion / Gemälde 19. u. 20. Jhd.: Englisches Landleben, griechische Moderne
Zu den Highlights bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts gehören in der 38. Kunstauktion zwei Gemälde aus völlig unterschiedlichen künstlerischen Umfeldern: zum einen eine Landschaftsszenerie mit Schafen aus der Hand des Engländers Thomas Sidney Cooper (1803 – 1902), der die Darstellung landwirtschaftlicher Nutztiere zu einer nie gekannten Blüte trieb, zum anderen eine Mutter mit Kind des Griechen Nikolaos Lytras, der in der Malerei seines Heimatlands entscheidend zur Herausbildung einer Bildsprache im Sinn der klassischen Moderne beitrug.
Thomas Sydney Cooper: vom Kutschenanstreicher zum Wohltäter
Als Thomas Sydney Cooper 1803 in Canterbury auf die Welt kam, sprach wenig dafür, dass er einmal einen künstlerischen Beruf ergreifen würde können. Dazu waren die Verhältnisse, aus denen er stammte, viel zu bescheiden. Dennoch zeigte der Junge so großes künstlerisches Talent, dass man ihn als Zwölfjährigen immerhin nicht ungelernt in irgendeinem Betrieb schuften ließ, sondern zu einem Kutschenmaler in die Lehre gab. Acht Jahre lang pinselte er Schutzanstriche auf die Metallbeschläge von Karrossen und Fuhrwerken, arbeitete zwischenzeitlich auch als Bühnenmaler, dann ging er nach London.
Zunächst studierte und zeichnete er auf eigene Faust die Antiken im British Museum, dann wurde er doch noch zum Kunststudium an der Royal Academy zugelassen. Später übersiedelte er nach Brüssel, wo er bei Eugène Joseph Verboecken seine Fähigkeiten als Landschaftsund Tiermaler perfektionierte und sich mit der niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts beschäftigte.
Deren typischer, tiefgezogener Himmel prägt nicht nur das vorliegende Gemälde „Schafe auf der Weide“, sondern auch viele andere Darstellungen landwirtschaftlicher Nutztiere, mit denen Cooper ein Vermögen erwarb. Seinem deshalb kursierenden Spitznamen „Kuh-Cooper“ zum Trotz war der bis ins hohe Alter aktive Maler nicht nur ein vielgeehrtes Mitglied der Royal Academy, sondern auch ein Wohltäter seiner Heimatstadt Canterbury. Dort stiftete er mehrere Armenhäuser und auch eine Kunstgalerie, in der bis heute Ausstellungen abgehalten werden.
Ein Wegbereiter der griechischen Moderne
Nikolaos Lytras (1883 – 1927) repräsentiert auf der einen Seite noch die Tradition, in der die griechische Malerei im 19. Jahrhundert stand: Wie auch sein Vater Nikiforos Lytras hatte Nikolaos in München studiert, jener Kunststadt, der Athen seit der Entsendung des bayerischen Prinzen Otto nach Griechenland im Jahr 1832 eng verbunden war.
Doch zugleich gehört Nikolaos Lytras auch zu jenen Malern, die der Kunst seines Heimatlandes während und kurz nach dem 1. Weltkrieg den Weg in die Moderne wiesen. Mit Gleichgesinnten gründete er 1917 die „TechniGruppe“, die sich zum Ziel gesetzt hatte, mit der akademischen Malerei, vor allem aber mit dem Stil der „Münchner Schule“ zu brechen.
Die Gruppe veranstaltete nur zwei Ausstellungen: Eine 1917, die zum Zeichen des Bruchs mit der akademischen Tradition in den Redaktionsräumen einer Zeitung stattfand, eine zweite 1919 in der avantgardistischen Galerie la Boétie in Paris. Beide wurden vom griechischen Premierminister Eleftherios Venizelos eröffnet, der sich für die Erneuerung der Kunst seines Heimatlandes vehement einsetzte. Doch Umbrüche des 20. Jahrhunderts ließen die Künstler der „TechniGruppe“ bald in Vergessenheit geraten. Eine Ausstellung im Byzantinischen Museum in Athen, aber auch das vorliegende Ölgemälde „Mutter mit Kind“ laden ein, sich mit diesem spannenden Kapitel griechischer Kunstgeschichte erneut zu beschäftigen.
Große Glas-Sammlung: Vom Glanz der Jahrhunderte
„Glück und Glas, wie schimmern sie nicht, die zerbrechlichen, beide“, schrieb der Philosoph und Schriftsteller Friedrich Ludewig Bouterweck (1766 – 1828). Wie eng Glas – stets angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Kunst und Nützlichkeit – auch den politischen und gesellschaftlichen Wandel der Jahrhunderte spiegelt, zeigt eine aus Süddeutschland stammende Glassammlung mit über 250 Objekten, die in der Auktion am 22. September versteigert wird. Diese spannen den Bogen von der Antike bis zur Glaskunst der 1980er Jahre.
Murano und die Folgen
Einer der Höhepunkte dieser Sammlung ist ein dünnwandiges, um 1600 entstandenes Weinglas (Kat.-Nr. 145), das entweder auf Murano entstand oder in der Werkstatt eines von dort geflüchteten Glasmachers.
Weinglas, Venedig oder Façon de Venise, um 1600, Schätzpreis: 800 Euro.
Bereits 1271 hatte Venedig sämtliche Glashütten auf die nahegelegene Insel verbannt, nicht nur wegen der Brandgefahr, sondern auch, um zu verhindern, dass die Geheimnisse dieses luxuriösen Exportguts nach draußen getragen wurden. Eines davon lag in der Beimischung von Soda: es hält die Glasmasse relativ lange formbar und ermöglicht so die Herstellung von jenem hauchdünnen Glas, für das Murano berühmt war.
Almorratxa (Rosenwasser-Sprenggefäß), Venedig oder Katalonien, 16./17. Jahrhundert, Schätzpreis 600 Euro
Venedig selbst bezog Soda vor allem aus Spanien, wo es ebenso eine blühende Glaskultur gab (vgl. Kat.-Nr. 153, 154), wie auch in einigen großen Handelszentren nördlich der Alpen, in denen sich venezianische Glasmacher niederließen. Denn nur die Reichweite eines Seehafens, beispielsweise in den Niederlanden, konnte die Nachlieferung von Soda dauerhaft sichern (vgl. u.a. Kat-Nr. 148).
Doppelhenkelvase, Kastilien, 18. Jh. (wohl Recuenco), Schätzpreis 600 Euro
2 Kelchgläser, Venedig 16./17. Jahrhundert bzw. Façon de Venise (wohl Niederlande), 17. Jh , Schätzpreis 600 Euro
Glaskultur nördlich der Alpen
Doch auch in den waldreichen Regionen nördlich der Alpen hatte sich eine blühende Glaskultur herausgebildet, nicht jedoch wie im Mittelmeerraum eng verknüpft mit den Städten, sondern auf Waldlichtungen, in deren Umgebung sämtliche Rohstoffe, vom Sand bis zum Brennholz für die Öfen, unmittelbar vor Ort waren.
Als sich im 18. Jahrhundert mit dem Niedergang der Serenissima auch jener der Glasproduktion auf Murano abzeichnete, hatte sich in Böhmen, Schlesien und Mitteldeutschland längst eine andere Form der Glaskunst etabliert: der Glasschnitt. Er hatte sich aus der Steinschneidekunst der Spätrenaissance entwickelt, die Kaiser Rudolf II. in Prag stark forciert hatte. Binnen eines Jahrhunderts war die Kunst, filigrane Muster in Glasoberflächen zu ritzen, zum stilprägenden Element der an den Höfen benutzten Gläser geworden (siehe u.a. Kat.-Nr. 169 ff., 208 ff.).
Pokal, Schlesien / Warmbrunn, um 1750, Christian Gottfried Schneider (zugeschrieben), Schätzpreis 800 Euro
Deckelpokal, Potsdam/Berlin, 1. Viertel 18. Jhd., mit Wappen des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation, Schätzpreis 1.000 Euro
Glas wird Bürgerlich
Mit der französischen Revolution und dem gesellschaftlichen Umbruch in ganz Europa wandelte sich auch der Glas-Geschmack: Prunkvolle, geschnittene Pokale galten als überlebt, die schlichte, bürgerlich orientierte Stilwelt des Biedermeier hielt Einzug.
Fußbecher des Biedermeier mit verschiedenen Dekoren
Die alten Glaszentren, vor allem Böhmen, erlebten einen Einbruch, konnten sich aber bereits in den 1820er Jahren wieder gut am Markt positionieren: Zum einen mit farbigem Glas, wie es die Romantiker favorisierten (Vgl. Kat-Nr. 285ff.), zum anderen mit der Erfindung des opaken Steinglases durch Georg Graf von Buquoy, zunächst in Schwarz und Siegellack-Rot (vgl. Kat-Nr. 245 ff.), später auch in blassen, matten Farbtönen (vgl. Kat-Nr. 255 ff.).
Steinglas in Schwarz, aus der Glashütte des Grafen von Buquoy
Steinglas in Pastell-Farbtönen
Der Jugendstil brachte auch in der Glaskunst eine weitere stilistische Wende hervor, mit einer Vielzahl an neuen Formen und Dekorelementen. Eines davon: irisierende Oberflächen, die durch das Bedampfen der Glasmasse mit Metalloxiden erzeugt wurden (vgl. z.B. den irisierenden Tiffany-Flakon, Kat-Nr. 318).
Irisierendes Glas des Jugendstil
Inspiriert worden war dieser Dekorstil u.a. durch Funde antiker römischer Gläser. Aufgrund von Verwitterungsprozessen schienen sie an der Oberfläche von einem weißen, schimmernden Schleier überzogen – ein Effekt, an dem sich die Kreativität der Glaskünstler entzündete. Dieses Moment ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung der Glaskunst, die sich aus sich selbst heraus immer wieder neu erfindet.
Ergebnisse der Juni-Auktion (IV): Silber und Graphik
Glänzen konnten in der Auktion vom 30. Juni 2017 auch die Kategorien Silber und Graphik; eines der absoluten Highlights darunter war die Serie “Surrealistic Flowers” von Salvador Dalì (ein Blatt daraus sehen Sie oben). Die insgesamt zwölf Farblithographien, in denen der exzentrische Künstler die Formen der Blüten charmant in anatomische Details oder Alltagsgegenstäne übergehen lässt, kamen für 6.550 Euro* unter den Hammer.

Salvador Dalì (1904 – 1989), Surrealistic Flowers: Ein weiteres Blatt aus der Serie mit zwölf Farblithographien.
Die größte Steigerund bei der Graphik konnte ein Selbstporträt von Ilja Efimovich Repin verzeichnen: Die auf 1887 datierte schwarze Kreidezeichnung kletterte im Verlauf eines packenden Bietergefechts von 2.500 Euro Schätzpreis auf 9.580 Euro*.
Ebenfalls einen guten Preis erzielte eine Kreidezeichnung nach Repins lebensgroßem Porträt des Dichters Leo Tolstoi (mehr über Repins Leben und Porträtkunst lesen Sie im Archiv unseres Blogs). Sie wurde für 4.540 Euro verkauft.
Bestverkauftes Los beim Silber waren die als komplettes Ensemble erhaltenen Den Haager Kerzenleuchter aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden für 7.560 Euro* zugeschlagen.
Eine Mondsichelmadonne, gefertigt in der 1890 gegründeten Silberschmiede Neresheim in Hanau, erzielte 5.040 Euro*. Die silberne, teilvergoldete Figur mit Elfenbeinelementen geht auf einen bereits in der Gotik bekannten, vor allem aber im Zuge der Gegenreformation beliebt gewordenen Madonnentypus zurück: Hierin wird das Bild der Mutter Gottes mit dem Jesuskind mit dem des “Apokalyptischen Weibs” aus der Offenbarung des Evangelisten Johannes verquickt. Maria als Lichtgestalt ist von Sonne, Mond und Sternen umkleidet. Das Böse kann ihr und allen, die sich unter ihren Schutz begeben, nichts anhaben.
Und noch ein weiteres Traditionshaus konnte bei der Juni-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen punkten: Die 1810 gegründete Silbermanufaktur Wilkens in Bremen. Zehn Teller mit poliertem Rosenblattrand wurden für 3.780 Euro* verkauft.

Ein weiteres Highlight beim Silber: Der historistische Akelei-Deckel-Pokal mit dem russischen Doppeladler verkaufte sich für 3.280 Euro*.

Das noble 134-teilige Silber-Besteck mit Besteckkasten aus Edinburgh kaum für 3.280 Euro* unter den Hammer.
Der Besteckkasten enthält je acht Tafelmesser und -gabeln, Menümesser, -gabeln, Teelöffel, Kaffeelöffel, Kuchengabeln und 30 Vorlegebesteckteile inkl. Wetzstahl.
Ergebnisse der Juni-Auktion (III): Möbel und mehr
Die 37. Kunstauktion am 30. Juni 2017 bot noch einmal eine große Bühne für unseren “Kaffee trinkenden Mohr”: Der überaus kunstvoll gefertigte Musikpuppenautomat, der auch das Cover unseres Katalogs zierte, wurde für 10.080 Euro* verkauft. Auch München stand bei den Top-Ergebnissen im Vordergrund, doch diesmal nicht so sehr mit Malerei der Münchner Schule, als mit Jugendstil-Möbeln und Porzellan aus der kunstsinnigen Weltstadt an der Isar.
Großer Auftritt für den Mohren
Das Meisterwerk mechanischer Handwerkskunst, das Anfang des 20. Jahrhunderts im für derlei Luxusobjekte berühmten Pariser Viertel Marais entstanden war, ging an einen privaten Sammler. Mehr zum historischen Hintergrund solcher Musikautomaten lesen Sie im Archiv unseres Blogs.
Run auf Jugendstil-Raritäten
Ein intensives Bietergefecht ging auch dem Zuschlag für das Tagesbett und den Armlehnstuhl des Architektenduos Henry Helbig und Ernst Haiger voraus, die das Bild der Jugendstil-Epoche in München bis heute prägen (mehr dazu im Archiv unseres Blogs).

Selten tauchen Möbel der Jugendstilarchitekten Henry Helbig und Ernst Haiger im Kunsthandel auf. Der Armlehnsessel und das Tagesbett wurden getrennt angeboten, aber beide vom gleichen Käufer ersteigert – für 7.300 Euro*
Nymphenburger Service vorne
Was beim Porzellan gar nicht so oft vorkommt: Die besten Preise erzielten keine figürlichen Objekte, sondern drei Service, die auch noch alle drei aus der wohl idyllischsten Manufaktur Deutschlands stammen: Nymphenburg. Spitzenlos war ein 152-teiliges Kaffee- und Speiseservice in Weiß-Porzellan der Form “Gerippt”. Diese Service-Form gilt schon längst als Design-Klassiker: Bereits 1971 wurde sie in den Bestand der Neuen Sammlung München aufgenommen, dem ältesten Design-Museum der Welt.

Am 30. Juni für 2.650 Euro* versteigert: 152-teiliges Kaffee- und Speiseservice der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, Form “Gerippt”.

Für 2.400 Euro* zugeschlagen wurde ein 82-teiliges Speiseservice der Form “Korb” mit Purpurfarbenem Blumendekor, auch aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.

Mit 1.500 Euro* einen weiteren guten Preis erzielte last but not least dieses äußerst dekorative, 64-teilige Kaffee- und Teeservice. Es stammt ebenfalls aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, hat einen schwarzen Fond mit ausgesparten Vierpass-Reserven mit purpurfarbenen Blumen.
Ergebnisse der Juni-Auktion (II): Wein und Asiatika
Die bei der Juni-Auktion 2017 erstmals vertretene Kategorie Wein gehörte auf Anhieb zu einer der Rubriken, bei denen die größten Steigerungen zu verzeichnen waren. Auch eine Gruppe tibetischer und tibetochinesischer Statuen aus feuervergoldeter Brone erzielten Top-Ergebnisse.
Spitzenresultate für Weine der Domaine de la Romanée-Conti

Eine Flasche Romanée-Conti Grand Cru der Domaine de la Romanée-Conti, Jahrgang 1971, verkauft zusammen mit einer Flasche Pommard, Auxey-Meursalt, Jahrgang 1985, Ergebnis: 10.080 Euro*

Domaine Romanée Conti, Drei Flaschen La Tâche, davon zwei Flaschen aus dem Spitzenjahrgang 1978, eine aus dem sehr guten Jahrgang 1976. Ergebnis: 6.050 Euro*

Domaine Romanée Conti, Vier Flaschen Richebourg, Zwei Flaschen des Spitzenjahrgangs 1978, zwei Flaschen des sehr guten Jahrgangs 1976. Ergebnis: 5.420 Euro*

Domaine de la Romanée-Conti, Sechs Flaschen Grand Échezéaux. Zwei Flaschen des Spitzenjahrgangs 1978, drei Flaschen des sehr guten Jahrgangs 1978 und eine Flasche des guten bis sehr guten Jahrgangs 1966. Ergebnis: 4.915 Euro*
Top-Ergebnisse für Asiatika aus Tibet
Das am höchsten bebotene Los bei den Asiatika war ein nur 16,5 cm hoher Sitzender Lama aus dem tibetochinesischen Raum, der wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die in vergoldeter Bronze gearbeitete Figur zeigt einen Lama im Meditationssitz auf drei unterschiedlich gemusterten Kissen, über die ein Teppich gebreitet ist. Links und rechts der Arme ragt je eine Lotusblüte auf, deren Stielende in den Händen des Lama liegt. Die Statue erlöste 10.080 Euro.*

Highlight der Asiatika: Ein sitzender Lama, tibetochinesisch, wohl 18. Jahrhundert. Auktionsergebnis: 10.080 Euro*

Ebenfalls einen Spitzenpreis erzielte ein Acala (?), Tibet, wohl 19. Jahrhundert. Bronze, vergoldet, mit Türkiseinlagen und Resten roter und blauer Bemalung. Die Statue stellt eine zornvolle Schutzgottheit mit drei Augen und einer Krone dar, die mit dem rechten Fuß und dem linken Knie auf zwei Menschenleiber tritt. Sie wurde für 6.050 Euro* verkauft.

Caturbhuja Manujushri, Tibet, wohl 19. Jh., Bronze, vergoldet. Versteigert in der Kategorie Asiatika am 30.06.2017 bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen, München. Ergebnis: 4.160 Euro*

Buddha Shakyamuni, Bronze, vergoldet, versteigert in der Kategorie Asiatika bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen, München. Ergebnis: 3.780 Euro*
Ergebnisse der Juni-Auktion (I): Gemälde von Alten Meistern bis Impressionismus
Die Auktion vom 30.06. endete mit einem dramatischen Bietergefecht: Für die vorletzte Nummer, Carl Ferdinand Wimars “Indianer mit Pferden” (oben, Öl/Lwd., 32 x 39,5 cm) überboten sich Interessenten im Saal und an über zehn Telefonen. Der Hammer fiel schließlich bei 115.000 Euro, was einem finalen Verkaufspreis von 144.900 Euro entspricht*. Das Bild ging in den internationalen Kunsthandel. Hintergrund-Informationen zu diesem Gemälde finden Sie im Archiv unseres Auktionsblogs.
Bei den Ergebnissen punkten vor allem Alte Meister, Asiatika und Graphik
Insgesamt wurden bei der rund fünfstündigen Kunstauktion, die Nikola Scheublein pünktlich um 14 Uhr eröffnete, knapp 650 Objekte
aufgerufen und rund 70 Prozent davon zugeschlagen. Die Versteigerung erzielte nicht nur bei den Gemälden des 19. und 20. Jahrhunderts insgesamt gute Ergebnisse, sondern auch bei den Alten Meistern, den Asiatika und der Graphik sowie in der erstmals in das Angebot aufgenommenen Kategorie Wein. Mehr zu letzteren lesen Sie in den nächsten Tagen.
Zweites Toplos: Griffiers “Eisvergnügen”
Das kleinteilig gestaltete Gemälde (Öl/Kupfer, 42 x 54 cm) des in England geborenen niederländischen Landschaftsmalers Robert Griffier (1675 – 1760) mit einer pittoresken Winterlandschaft war mit einem Schätzpreis von 28.000 Euro angesetzt worden. Es ging, ebenfalls nach einem packenden Bietergefecht, in den europäischen Kunsthandel. Zum spannenden kulturhistorischen Hintergrund des Gemäldes lesen Sie mehr im Archiv unseres Auktionsblogs.
Gutes Ergebniss auch für Slevogt-Ölskizze
Auch die Ölskizze “Pfälzer Landschaft” (Öl / Karton, 20 x 37 cm) aus der ,Neukasteler Periode’ des deutschen Impressionisten Max Slevogt verkaufte sich weit über ihrem Schätzpreis und ging für 22.680 Euro* an einen privaten Sammler. Der in Landshut geborene Slevogt (1868 – 1932) hatte auf Ölskizzen wie dieser bei Streifzügen durch die Umgebung von Landau in der Pfalz die Landschaft als Motiv für sich entdeckt. Auch hierzu finden Sie Interessantes im Archiv unseres Blogs.
WEITERE TOP-ERGEBNISSE GEMÄLDE
Fedor Pavlovich Briullov: Porträt eines jungen Mannes, 4.660 Euro*
Carl Spitzweg zugeschrieben: Landschaft mit Windmühlen und einem Bauernhaus, 4.540 Euro*
Franz Walde: Winter in den Bergen, 4.285 Euro*
Highlights der Juni-Auktion (VIII) – Ein Blick in die russische Seele
Fünf faszinierende Objekte aus Russland stellen ein weiteres Highlight der morgen stattfindenden Sommer-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen dar. Drei davon sind mit Ilja Efimovich Repin verbunden, darunter sein mit Kreide gezeichnetes Selbstporträt (oben), das auf der Rückseite mit 1887 datiert ist und mit einem Schätzpreis von 2.500 Euro aufgerufen wird.
Repins Realismus
Berühmt geworden sind von Ilja Repin (1844 – 1930) vor allem realistische Bilder, wie die sich erschöpft am Ufer entlangschleppenden „Wolgatreidler“. Mit ihnen erregte der junge Maler auf der Wiener Weltausstellung 1873 internationales Aufsehen, noch bevor er seine Ausbildung an der Akademie der Künste in Sankt Petersburg abgeschlossen hatte.
Durchdringender Blick
Sein scharfer, durchdringender Blick prägt aber auch die Porträts berühmter Zeitgenossen, die ihm Modell saßen – Maxim Gorki, Modest Mussorgski, Eleonora Duse oder der Schriftsteller Lev Tolstoi, mit dem Repin auch eine enge Freundschaft verband. Repin zeigt ihn in der Gewandung eines Bauern,wie sie der eigentlich aus einem Adelsgeschlecht stammende Tolstoi (1828 – 1910) gerne trug.

Porträt von Lev Nikolaevich Tolstoi, barfuß, nach Ilja Efimovich Repin (1844 – 1930), Kreidezeichnung, auf Karton aufgezogen. St. Petersburg, 184,8 x 90,2 cm.
Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotene Kreidezeichnung entstand nach einem Gemälde aus dem Jahr 1901, das sich heute im Staatlichen Kunstmuseum in Sankt Petersburg befindet. Doch selbst in der Kreidezeichnung wird fassbar, was ein Zeitgenosse, der Philosoph Wassili Rosanow, über Repin als Porträtisten schrieb: „Es ist wirklich schrecklich, unter Repins Pinsel zu kommen. Wen er ,abgetastet‘ hat, der kann seine Seele nicht verbergen. Seine Bilder sind großartige Oper und geheime Untersuchung darüber, was in Russland war und ist.“

Porträt einer lesenden Dame, nach Ilja Efimovich Repin (1844 – 1930). Rechts unten kyrillisch bezeichnet “I. Repin 1891”. Öl auf Leinwand, 14,3 x 21 cm
Ein weiteres Bild nach Repin, das Gemälde “Porträt einer lesenden Dame”, stammt lt. Datierung von 1891 und ist auf 1.000 Euro taxiert. Es stammt, wie auch die beiden graphischen Arbeiten aus dem “Russian Sale“, den Christie’s London am 30. November 2005 abhielt.
Ebenfalls aus der Provenienz des “Russian Sale” stammt das Gemälde “Kosakenlager am Waldrand”, das im 19. Jahrhundert entstand (Schätzpreis: 2.500 Euro).
Ein weiteres Highlight aus Russland wartet in der Rubrik Silber: Ein Messkelch aus Moskau, entstanden um 1867, mit Heiligendarstellungen und reliefiertem Bandwerkdekor mit Blüten. Der Schätzpreis: 400 Euro.
Highlights der Juni-Auktion (VII) – Silber von barock bis modern
Eine Rarität markiert in der Auktion am 30. Juni den Höhepunkt der Kategorie Silber: Ein Ensemble von vier massiven Kerzenleuchtern aus dem 18. Jahrhundert aus Den Haag. Sie sind 19,5 cm hoch und wiegen 1.490 g. Aufgerufen werden sie zu einem Schätzpreis von 9.000 Euro.
Daneben gibt es noch ein weiteres Ensemble von Kerzenleuchtern aus dem 18. Jahrhundert. Sie stammen aus Venedig und entstanden in der 2. Hälfte des Jahrhundert.

Sechs Kerzenleuchter, Venedig, 2. Hälfte 18. Jahrhundert. Höhe 19 cm bis 21 cm, Durchmesser des Fußes: 10 cm bis 11,5 cm. Gewicht: 2.560 g. Schätzpreis: 1.200 Euro
Daneben werden auch noch weitere exquisite und zugleich nützliche Objekte aufgerufen:

Neuzeitliches Silber-Besteck aus Edinburgh für acht Personen, 134 Teile. Griffe mit reliefierten Ranken und Voluten. Graviertes Monogramm “S”. Schätzpreis: 3.000 Euro.
Der Besteckkasten enthält je acht Tafelmesser und -gabeln, Menümesser, -gabeln, Teelöffel, Kaffeelöffel, Kuchengabeln und 30 Vorlegebesteckteile inkl. Wetzstahl.

Krug von Georg Jensen, gefertigt nach 1954 nach einem Entwurf von Johan Rohde. Höhe 19 cm, Gesamtgewicht 480 g. Silber, Griff mit Elfenbein-Mittelstück. Schätzpreis: 380 Euro

Muschelpokal aus der 330 Jahre alten Hanauer Manufaktur J.D. Schleissner & Söhne. Silber, teilvergoldet, Kuppa in Muschelform mit einem Segelschiff als Bekrönung. Schaft in Form eines Delphins. Höhe 26 cm, Gewicht: 455 g. Schätzpreis: 300 Euro

Die Messgarnitur aus vergoldetem Silber stammt aus der Hand des Pariser Goldschmieds Hippolyte Puche, der von 1847 bis 1858 tätig war. Höhe: 17,5 cm. Gewicht: 680 g. Schätzpreis: 350 Euro.

Schöpfkelle von Johann Christoph Berns, Magdeburg, 2. Hälfte 18. Jahrhundert. Die silberne Kelle ist innen vergoldet. Länge ca. 36 cm, Gewicht: 280 g
Highlights der Juni-Auktion (VI) – Musikautomaten und Spieluhren
Ungewöhnliches Highlight der Auktion am 30. Juni ist eine Passage mit Musikautomaten, Spieluhren und Musikspielzeugen. Das frappanteste Stück daraus: Der Musik-Puppenautomat “Kaffee trinkender Mohr” aus dem frühen 20. Jahrhundert (oben). Das auf dem Kunstmarkt äußerst seltene Stück wird zu einem Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten. Ein kurzer Film mit dem Automaten “in Aktion” ist auf unserer Facebook-Seite zu sehen.
Wunder der Mechanik
Wenn er die Lippen bewegt, und genussvoll die Augenbrauen zusammenzieht, während er seine Kaffeetasse zum Mund führt, ist dieser „Afrikanische Kaffeetrinker“ ein Automat im besten Sinne dessen, was der Begriff im Ursprung bedeutet: Eine Maschine in Form eines organischen Wesens, die Leben simuliert.
Kleine Sensationen
Als Spielzeug allerdings waren solche Figuren nie gedacht. Musikautomaten sorgten in der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts auf den Weltausstellungen für Sensationen, lockten in den Schaufenstern der neumodischen Kaufhauspaläste Kunden an und sorgten für Gesprächsstoff in den vornehmen Salons.
Pariser Flair für alle Welt
Für die Oberschicht zwischen Moskau und Madrid, New York und Buenos Aires, Istanbul und Jaipur waren die vor allem im Pariser Viertel Marais gefertigten Automaten ein begehrter Luxusgegenstand. Ihr Stern sank erst mit dem Ersten Weltkriegs. Der Zusammenbruch der alten Gesellschaftssturkturen, aber auch das Aufkommen der Elekrizität bereitete der Nachfrage nach diesen Wunderwerken der Mechanik ein Ende. Die Faszination aber, die von ihnen ausgeht und selbst Erwachsenen kindliches Staunen entlockt, ist bis heute ungebrochen. Noch bis einschließlich Donnerstag, 29. Juni, kann der “Kaffee trinkende Mohr” in den Räumen von SCHEUBLEIN Art & Auktionen besichtigt werden.