Alte Meister in der Fundgrube-Auktion am 12. Mai
Unter den bemerkenswertesten Objekten bei den Gemälden vor 1800 findet sich ein sehr selten dargestelltes Bildmotiv: Ein wohl spanisches Ölgemälde aus dem 17./18. Jahrhundert zeigt eine Szene aus dem Leben des Heiligen Ignatius von Loyola, „Dem kranken Ignatius erscheint der Heilige Petrus“ (Schätzpreis: 400 Euro).
Geschildert wird eine frühe Begebenheit aus der Vita des Gründers des Jesuitenordens, die dennoch den zentralen Wendepunkt seines Lebens markiert: Der baskische Adelige (1491 – 1556) galt zunächst als wenig sittenstrenger Lebemann und kam sogar mit dem Gesetz in Konflikt, bevor er sich 1517 entschloss, eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Doch während des ersten Kriegs des spanischen Königs Karls V. gegen Frankreich wurde er 1521 bei der Verteidigung der Stadt Pamplona durch eine Kanonenkugel am Bein verwundet. Der Verletzte wurde auf das Schloss seiner Eltern gebracht. Während die Wunde langsam heilte, las Ignatius vor allem theologische Literatur und Heiligenviten – ein Moment, der seinem Leben die entscheidende Wendung gab. Denn durch die intensive Beschäftigung mit seiner Lektüre hatte er mehrere mystische Erlebnissen – u.a. eine Erscheinung des Heiligen Petrus und der Gottesmutter, die auf dem vorliegenden altmeisterlichen Gemälde dargestellt sind. Daraufhin beschloss er, sein Leben zu ändern, und ging nach seiner Genesung ins Kloster auf dem Monserrat im katalanischen Monistrol, um in der Abgeschiedenheit und Askese Klarheit über seine weitere Berufung zu gewinnen.
Weitere Highlights aus der Kategorie “Alte Meister”

Porträt einer Adeligen. Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert, 61 x 51 cm (im Oval), mit Rahmen. Schätzpreis: EUR 450

“Ecce Homo” eines unbekannten Meisters, gemalt im Stil des 16. Jahrhunderts. Öl auf Holz, 97 x 71 cm, Schätzpreis: 500 Euro

Eine italienische “Maria mit Kind” aus dem 18. Jahrhundert. Öl / Lwd., 64 x 51 cm, Schätzpreis: 350 Euro

Unbekannter Altmeister: “Wäscherinnen an einem Brunnen”. Das wohl aus dem 18. Jahrhundert stammende Ölgemälde trägt auf der Rückseite die Bezeichnung “Rembrandt van Ryn fecit Amsterdam 16..” Schätzpreis: 300 Euro
Zwei spannende Zeitzeugen: Josef Loher und Norman Lloyd
Gemälde von zwei Malerpersönlichkeiten, deren Biographien untrennbar mit den Wirrungen des 20. Jahrhunderts verflochten sind, gehören zu den Highlights der Fundgrube-Auktion am 12. Mai.
Das erste, “Allee mit Bäumen”, stammt von Josef Loher (1907 – 2002), einem Münchner Künstler der “Verlorenen Generation”. Nach einem Zeichenstudium an der Technischen Universität wechselte Loher an die Münchner Kunstakademie zu Karl Caspar. Mit dessen Unterstützung fand er zu seiner zeitlebens beibehaltenen Malweise im Stil des expressiven Realismus. Nach ersten vielversprechenden Ausstellungen geriet Loher in Konflikt mit der vom nationalsozialistischen Regime propagierten Kunstauffassung. Aus Solidarität mit dem im Dritten Reich verfemten Karl Caspar verließen auch Loher und seine ebenfalls als Künstlerin tätige Frau Gretel Schmeck die Münchner Kunstakademie. Josef Loher entging, nachdem er denunziert worden war, sogar nur knapp einer Internierung im Konzentrationslager Dachau.
Wohl auch vor diesem Hintergrund zog sich das Ehepaar mit dem kleinen Sohn nach Frotzhofen bei Anzing im München benachbarten Landkreis Ebersberg zurück. Über einige Jahre hinweg lebte die Familie in einem 200 Jahre alten Anwesen vor allem als Selbstversorger vom eigenen Gemüsegarten und den beim Haus gehaltenen Hühnern und Ziegen. Nach Kriegsende nahm das Paar seine künstlerische Tätigkeit wieder auf.
Josef Loher erhielt 1964 von der Stadt München eine späte Würdigung. Das bei SCHEUBLEIN versteigerte Bild “Allee mit Bäumen” wurde 1966 in der Großen Kunstausstellung in München gezeigt.
Von Australien nach “Good old Europe”
Auch Norman Lloyds (1895 – 1983) Leben war geprägt von den umwälzenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts, auch wenn er eigentlich fernab von den Hauptschauplätzen der beiden Weltkriege geboren wurde: im australischen Newcastle. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine künstlerische Ausbildung in Sydney; Lloyd verpflichtet sich für die britische Armee, kämpfte 1916 bis 1918 in Europa und wurde schwer verwundet. Nach der Rückkehr ins eine Heimat nahm er zunächst seine künstlerische Tätigkeit wieder auf; 1930 allerdings übersiedelte er nach London und eröffnete eine Künstlerpension. Sie wurde nicht nur von Gesinnungsgenossen aus seiner Heimat frequentiert, unter die Gäste mischten sich auch so illustre Figuren wie H.G. Wells und George Bernard Shaw. Ab den fünfziger Jahren verbrachte er zudem immer wieder längere Zeitabschnitte in Zentralfrankreich, wo er sich ab 1974 auch ständig niederließ. Bei SCHEUBLEIN kommt aus seiner Hand eine “Landschaft mit Stadt” zum Aufruf, die mit 150 Euro sehr niedrig angesetzt ist.
Top-Ergebnisse der 36. Auktion (IV): Ein Flirt mit der Schönheit
Die Highlights bei Porzellan, Silber und Schmuck
Ein großes Augenmerk galt dem Covermotiv des Auktionskatalogs: einer Meissener Porzellanfigur, die Paul Scheurich 1913 nach Motiven des “Ballets Russes”-Ballets “Karneval” gestaltete hatte. Sie konnte ihren Schätzpreis von 1.800 Euro auf einen Zuschlag bei 3.600 Euro verdoppeln.

Bestes Objekt beim Porzellan: “Das Jagdfrühstück”, Frankenthal. Es erzielte das Siebenfache seiner Taxe (600 Euro).
Das mit 4.500 Euro höchste Gebot dieser Kategorie auf eine um 1767 in der Manufaktur Frankenthal gefertigte Figur: “Das Jagdfrühstück” nach einem Modell des in Meissen ausgebildeten Porzellankünstlers Carl Gottlieb Lück.
Sowohl die Meissener wie auch die Frankenthaler Figur gingen in den europäischen Kunsthandel.
Auch bei den Servicen konnten einige Nummern ihren Schätzpreis vervielfachen: Sechs Kaffeegedecke der berühmten “Flora Danica” von Royal Copenhagen stiegen von 600 Euro Taxe bis auf 3.300 Euro Zuschlagspreis.
Das purpurfarbene Textilmuster des Kaffee- und Teeservices aus der Manufaktur Nymphenburg, Dekor 852, fand ebenfalls bietfreudige Interessenten: Es kletterte von einem Schätzpreis von 480 Euro bis auf 2.200 Euro.
Die Highlights beim Silber
Beim Silber entwickelte sich ein Bowlegefäß aus der bis heute an der Prannerstraße bestehenden Münchner Silberschmiede Carl Weishaupt zum Toplos. Das innen vergoldete Objekt, entstanden im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, steigerte sich von 1.000 Euro Schätzpreis bis auf 4.800 Euro.
Starke Steigerungen konnten auch russische Silberobjekte verzeichnen: Eine Trompe l’oeil-Dose von Pawel Fedorowitsch Sasikow, entstanden 1866/67, kletterte von 2.400 auf 3.000 Euro. Eine Moskauer Servierschale von 1787, bei 1.500 Euro angesetzt, erlöste 3.800 Euro.
Weitere Ergebnisse beim Silber
Die Highlights beim Schmuck

Ohrgehänge mit Brillanten, Kleindiamanten und Diamant-Baguetten. Ergebnis: 4.000 Euro (Taxe: 2.200 Euro)

Ohrgehänge, Fa. Adler, Genf, mit Amethysten im Schachbrett-Schliff. Ergebnis: 1.500 Euro (Taxe: 1.000 Euro)
Top-Ergebnisse der 36. Auktion (III)
Fuchs, Ex Voto und eine Bauernkommode
Die Highlights bei Skulpturen, Möbeln, Teppichen und Kunsthandwerk
Eine Bronze des Bildhauers Fritz Röll (1879 – 1956) entwickelte sich zum Spitzenlos in der Kategorie “Skulptur”: Sein aus der Jugendstilzeit stammender „Sandalenbinder“ von 1910 kletterte von einer Taxe von 1.500 Euro bis auf einen Zuschlagspreis von 6.000 Euro.
Gut entwickelten sich auch die insgesamt vier Metallplastiken des Wiener Universalkünstlers Ernst Fuchs (1930 – 2015). Sein Bronzenpaar „Daphne und Apoll“ kam für 2.000 Euro unter den Hammer. Seine „Silbersphinx“ erlöste 1.500 Euro.
Den größten Sprung machte „Maria Prophetissa“ aus dem Jahr 1991: Sie kletterte von 200 Euro Schätzpreis bis auf 1.200 Euro.
Weitere Resultate bei den Skulpturen

Erich Schmidt-Kestner: “Amazone mit Pferd”, patinierte Bronze, 27 x 20,5 x 9,5 cm. Ergebnis: 2.000 Euro.
Die Highlights beim Kunsthandwerk
Große Preissprünge konnten die Top-Objekte der Kategorie “Kunsthandwerk – Varia” verzeichnen. Ein hölzerner Opferstock mit schmiedeeisernen Beschlägen und Rosettendekor versechsfachte seinen Schätzpreis von 600 Euro und wurde nach einem packenden Bietergefecht für 3.600 Euro zugeschlagen. Das wohl süddeutsche, aus dem 17. oder 18. jahrhundert stammende Objekt ging in den Kunsthandel.
Ein schmiedeeisernes, aus dem süddeutschen Raum stammendes Gedenkkreuz aus dem 18. Jahrhundert kletterte von 250 auf 1.100 Euro.
Unter den Ex Voto konnten einige ihren Schätzpreis verdrei- und vervierfachen.
Zwei Beispiele:

Zwei Ex Votos mit dem Gnadenbild Maria Hilf, angesetzt für 150 Euro, wurden für 750 Euro zugeschlagen.
Die Toplose bei den Möbeln
Hier avancierte ein besonders aufwändig gearbeitetes Stück bäuerlicher
Handwerkskunst zum Spitzenobjekt: Die auf 1841 datierte, wohl aus Irschenberg
stammende Aufsatzkommode ging nach einem intensiven Bietergefecht für 3.400
Euro (Schätzpreis: 800 Euro) an einen privaten Besitzer.
Weitere Highlights:
Teheran bei Teppichen top
Mit einem Zuschlagspreis von 5.600 Euro avancierte ein Teheran-Teppich aus dem
frühen 20. Jahrhundert zum Spitzenlos in der Kategorie Teppiche. Das Stück, das zu
einem Schätzpreis von 1.400 Euro angesetzt war, ging in den Handel.
Pferde voraus: Weitere Highlights der 36. Kunstauktion
Reiter und Pferde dominierten die Top-Ergebnisse der Frühjahrsauktion in den Kategorien Malerei des 19. Jahrhunderts und Graphik.
Eines der beiden bestverkauften Lose bei der Malerei des 19. Jahrhunderts, eine prachtvoll gewandete Schimmelreiterin (siehe oben) aus der Hand von Frederick August Wenderoth (1819 – 1884), kletterte von 6.000 Euro Taxe bis auf einen Zuschlagspreis von 9.000 Euro. Wenderoth, in Kassel geboren, verließ 1845 das heimatliche Hessen und ließ sich zunächst in Paris nieder, bevor er mit seinem Malerfreund Charles Christian Nahl in die Vereinigten Staaten auswanderte. Beide wurden vom großen Goldrausch von San Francisco angesteckt. Sie wurden zwar nicht als Goldgräber reich, konnten sich aber als Porträtisten von Bergleuten etablieren und mit Graphiken von Bergbauszenen einen Namen machen. Später unternahm Wenderoth ausgedehnte Reisen in die Südsee und Australien und ließ sich schließlich 1858 in Philadelphia nieder. Dort etablierte er sich als Daguerrotypist, Maler und Illustrator für die Wochenzeitschrift “Harpers Weekly”.

Emil Adam, “Scheuende Pferde”. Das Bild kletterte von 5.800 Euro Taxe bis auf einen Zuschlagspreis von 9.000 Euro.
Ein weiteres Top-Ergebnis bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts erzielten Emil Adams “Vor Hundewelpen scheuende Pferde im Stall”. Sie steigerten sich von 5.800 Euro Schätzpreis bis auf ebenfalls 9.000 Euro. Der Münchner Maler (1843 – 1924), Sohn eines Tiermalers, beschäftigte sich sein Leben lang mit Pferdebildern, Reiterporträts und Jagdszenen.
Weitere Ergebnisse bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts
Ein Liebermann trumpft bei der Graphik auf
Zurück zu den Pferden: Die kleinformatige Tuschzeichnung von Max Liebermann (1874 – 1935), die für das eindrucksvollste Ergebnis bei der Graphik sorgte, zeigt ebenfalls Menschen hoch zu Ross.

Max Liebermanns Tuschzeichnung “Reiter und Reiterin”, auf 800 Euro geschätzt, wechselte für 8.000 Euro den Besitzer.
Das nur 10,3 x 13.3 cm große Blatt mit einer weiblichen und einem männlichen Reiter, steigerte sich auf das zehnfache seines Schätzpreises und ging für 8.000 Euro an einen privaten Sammler.
Weitere Ergebnisse bei der Graphik
Viktor Mihailovich Vasnetsov: Menükarte des Krönungsbanketts von Zar Nikolaus II., Ergebnis: 3.100 Euro.
Dal Soles “Magdalena” ist Toplos der Frühjahrsauktion
Die Grisaille des Bologneser Barockmalers Giovan Gioseffo dal Sole (1654 – 1719) steigerte sich im Rahmen der 36. Kunstauktion am 24. März von 2.200 Euro Schätzpreis auf ein Ergebnis von 14.500 Euro. Das Ölbild in Grautönen steht in Zusammenhang mit einem Gemälde, das Dal Sole für die Kirche S. Maria Maddalena in Modena geschaffen hat, und das heute in der Galleria Estense in Modena gezeigt wird. Eine Entwurfszeichnung dafür befindet sich im Royal Collection Trust.
36. Kunstauktion generell sehr erfolgreich
SCHEUBLEIN Art & Auktionen konnte sich nach der gut fünfstündigen Auktion über einen sehr erfolgreichen Verlauf freuen. „Viele Objekte erlösten ein Vielfaches ihres Schätzpreises. In fast allen Kategorien konnten wir Highlights verzeichnen“, bilanziert Auktionatorin Nikola Scheublein. Sie führt das Münchner Familienunternehmen gemeinsam mit ihren Eltern Michael Scheublein und Martina Neumeister-Scheublein. Die gut fünfstündige Auktion fand vor durchwegs vollbesetztem Saal statt; beteiligt waren mehr als 600 Bieter, viele steigerten am Telefon mit.
Die Highlights bei den Altmeistern
Neben der Grisaille von Giovan Gioseffo Dal Sole wurden bei den Alten Meistern noch weitere Top-Ergebnisse verzeichnet.

Antoine Pesne (Nachfolge), Damenporträt, wohl Elisabeth Christine von Preußen, Ergebnis: 10.500 Euro.
Auch ein Gemälde aus der Nachfolge des preußischen Hofmalers Antoine Pesne (1683 – 1757) wurde in der 36. Kunstauktion für eine eindrucksvolle Summe zugeschlagen: Ein Damenporträt, das mit großer Wahrscheinlichkeit die Ehefrau Friedrichs II. zeigt, Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715 – 1797), die große Teile ihres Lebens im Berliner Schloss Schönhausen verbrachte – mit dem Tod seines Vaters und seiner Thronbesteigung lebte Friedrich II. von seiner Frau getrennt.
Ihr Porträt, mit 4.000 Euro angesetzt, wurde in der Frühjahrsauktion für 10.500 Euro verkauft und ging an einen privaten Sammler.
Ebenfalls einen guten Preis erzielte ein Ölgemälde aus dem Umkreis des holländischen Tiermalers Govert Dircksz Camphuysen (1623/24 – 1642). Sein Bild “Der Viehmarkt” kam für 4.000 Euro unter den Hammer.