Top-Ergebnisse der Sommer-Auktion (II): Porzellansammlung, Glas, Silber

Die private Sammlung eines Münchner Porzellanliebhabers markierte nicht nur im Hinblick auf die vor allem aus Nymphenburg stammenden Manufakturobjekte des 18. bis 20. Jahrhunderts ein absolutes Highlight der Auktion am 1. Juli. Die Kollektion, die Stücke quer durch die Geschichte der einstmals königlichen Porzellanmanufaktur enthielt, konnte zu 75 % verkauft werden. Sie erbrachte in der Summe über 60.000 Euro*.

Kratervasen, Ansichtentassen und ein Altmeister

Besonders eindrucksvolle Steigerungen verzeichneten ein Paar Kratervasen mit königsblauem Fond aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das für 4.300 Euro* in den internationalen Kunsthandel ging, sowie diverse ebenfalls auf diese Zeit zurückgehende Ansichtentassen.

Kratervasen Porzellan Nymphenburg Auktion Scheublein

Ein Paar Kratervasen. Nymphenburg, 1. Hälfte 19. Jh. :Vase Nr. 20 mit Frauenkopfhenkeln. Ergebnis 4.300 Euro*

Besonders hervorzuheben sind hier eine auf 250 Euro taxierte Bouillontasse mit der Darstellung eines Münchner Stadtpalais, die bis auf 1.270 Euro* kletterte, sowie ein Bouillonbecher mit Ansicht des Starnberger Sees, der sich von 120 bis auf 700 Euro* steigerte.

Ansichtentasse Nymphenburg Auktion München Scheublein

Ansichtentasse “Münchner Stadtpalais” mit Untertasse. Porzellanmanufaktur Nymphenburg, wohl 1840. Ergebnis 1.270 Euro*

Ansichtentasse Nymphenburg Auktion München Scheublein

Ansichtentasse “Starnberger See” mit Untertasse. 1. Viertel 19. Jh., Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Ergebnis 700 Euro*.

Zwei Mokkatassen mit textil anmutenden Dekoren verdreifachten ihren Schätzpreis und wurden für 460 Euro* zugeschlagen.

Mokkatassen textiles Dekor Nymphenburg Auktion München Scheublein

Zwei Mokkatassen mit textil inspirierten Dekoren. Porzellanmanufaktur Nymphenburg, Ergebnis 460 Euro*.

Das Spitzenlos der Sammlung allerdings war kein Porzellanobjekt, sondern ein altmeisterliches Gemälde: Ein Herrenporträt, das möglicherweise den Prinzen Johann Theodor von Bayern zeigt, konnte seinen Schätzpreis verachtfachen und ging für 11.000 Euro* in den musealen Bereich.

Johann Theodor Prinz von Bayern Auktion Scheublein

Herrenporträt (Bildnis des Johann Theodor Prinz von Bayern), 18. Jh. Ergebnis 11.000 Euro*

Überraschung beim Glas

Zu den Überraschungslosen der Auktion gehörte eine in ihrer Farbgebung fast impressionistisch anmutende Jugendstilvase aus der experimentierfreudigen Glasmanufaktur Daum Frères in Nancy. Das knapp 15 Zentimeter hohe, unten bauchige Gefäß aus weiß und grün unterfangenem Glas mit orangen und gelben Aufschmelzungen konnte für ein vielfaches seines Schätzpreises zugeschlagen werden. Es erlöste knapp 14.000 Euro* und ging an einen privaten Liebhaber.

Vase Jugendstil Daum Auktion München Scheublein

Vase “Tulipes”, Daum, Nancy. Ergebnis 14.000 Euro*.

Gefäße zum Staunen beim Silber

Gleich das erste Los der Auktion, ein um 1700 in Tilsit angefertigter Münzdeckelhumpen, entwickelte sich zum Spitzenlos der Kategorie Silber. In die mit einer floralen Blattrankengravur verzierten Wandung, den Deckel und den Boden des Prunkgefäßes wurden insgesamt 14 Münzen eingelasssen, darunter Silbertaler des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen sowie von Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol.
Für 10.800 Euro* ging das kostbare Stück in den Kunsthandel.

Münzhumpen Auktion München Scheublein

Münzhumpen mit Deckel, Tilsit, um 1700. Silber, tlw. vergoldet. Ergebnis 10.800 Euro*. 

Ein silberner, in Augsburg zwischen 1805 und 1806 geschmiedeter Empire-Samowar ging für 8.300 Euro* ebenfalls in den Kunsthandel.

 

Samowar Silber Auktion München Scheublein

Empire-Samowar, Silber. Augsburg, 1805 – 1806. Ergebnis 8.300 Euro*

* Alle Angaben der Zuschlagspreise inkl. Aufgeld (27%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.

Top-Ergebnisse der Sommerauktion (I): Altmeister, Gemälde, Möbel

Silber, Möbel, Teppiche und Alte Meister gehörten zu den gesuchtesten Objekten der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 1. Juli. Knapp 700 Bieter beteiligten sich im Saal, am Telefon, mit schriftlichen Geboten oder waren live im Internet zugeschaltet. Die Spitzenlose der Auktion waren bei den Gemälden und den Alten Meistern zu finden.

Altmeister: Zwei Gemälde aus der Nachfolge Guardis

Bei letzteren waren es zwei Venedig-Ansichten aus der Nachfolge von Francesco Guardi (1712 – 1793), um die besonders intensive Bietergefechte entbrannten. Beide repräsentieren eindrücklich die Bildauffassung des letzten großen Meisters der venezianischen Vedutenmalerei, die sich trotz ähnlicher Sujets von der seines Lehrmeisters und Vorgängers Canaletto (1697 – 1768) maßgeblich unterscheidet. Zum einen belebte Guardi Fassaden und Wasserflächen mit sorgfältig studierten Licht- und Schatteneffekten. Zum anderen veränderte er zu Gunsten einer gesteigerten Bildwirkung bisweilen die topographischen Gegebenheiten seiner Motive. Ein solcher Effekt ist bei der vermutlich San Giorgio dei Greci zeigenden Ansicht gut zu beobachten (oben): Zwischen Kirche und Campanile, die in Wirklichkeit nah beisammen stehen, wurde noch ein Häuserblock eingeschoben. Dieses Gemälde erzielte 16.500 Euro*.

Francesco Guardi Auktion München Scheublein

Francesco Guardi (Nachfolge), Venedigansicht. Öl auf Lwd., Ergebnis 12.700 Euro*. 

Eine weitere Ansicht der Lagunenstadt kletterte bis auf 12.700 Euro*. Beide Bilder gingen in den europäischen Kunsthandel. Auch eine Elemente eines Jüngsten Gerichts aufgreifende Sterbeszene aus dem Jahr 1638, die wohl im süddeutschen Raum entstanden war, gehörte zu den Spitzenlosen im Altmeister-Bereich. Sie erzielte 5.700 Euro*.

Jüngstes Gericht Altmeister Auktion München Scheublein

Sterbebett mit heiligen Fürbittern. 1638, wohl süddeutsch. Öl auf Lwd. auf Holz. Ergebnis 5.700 Euro*. 

Möbel: Objekte im Stil von Spätbarock und Louis XV

Eine überaus aufwändig furnierte und mit zahlreichen, minutiös gearbeiteten Messingbeschlägen und -verzierungen gearbeitete Nussholz-Kommode aus dem 18. Jahrhundert war das gefragteste Stück des Angebots im Bereich Möbel und Einrichtung. Das auf 1.600 Euro geschätzte Objekt kletterte bis auf 13.300 Euro* und ging ebenfalls in den Kunsthandel.

Kommode Barock Auktion München Scheublein

Kommode, 18. Jh., Nussholz furniert, Messingbeschläge. Ergebnis 13.300 Euro*. 

Auch ein ovales Salontischchen im Louis-XV-Stil gehörte zu den Überraschungslosen der Auktion. Es entwickelte sich von einem Schätzpreis von 350 Euro bis zu einer Zuschlagssumme von über 4.000 Euro*.

Salontischchen, Louis-XV-Stil Auktion München Scheublein

Ovales Salontischchen. Louis-XV-Stil. Nussholz, Messingapplikationen, Marmor. Ergebnis 4.070 Euro*.

Gemälde: Der Bruder des Porträtisten

Bei den Gemälden stand das allerletzte Los der Auktion besonders im Blickpunkt des Bieterinteresses: das Bildnis einer unbekannten Dame aus der Hand von Hermann Winterhalter (1808 – 1891), des jüngeren Bruders des zur Zeit des Zweiten Kaiserreichs europaweit gefragten Porträtmalers Franz Xaver Winterhalter.

Winterhalter Auktion München Scheublein

Hermann Winterhalter: Damenporträt. Öl auf Lwd. Ergebnis 16.500 Euro*. 

Hermann war nach seiner eigenen künstlerischen Ausbildung 1840 zu seinem Bruder nach Paris gezogen und mit in dessen florierendes Atelier eingestiegen. Auch das vorliegende Bild dürfte dort entstanden sein, es entspricht laut Winterhalter-Spezialist Eugene Barilo dem typischen Stil von Hermann Winterhalters Arbeiten in den 1850er Jahren. In der Auktion kletterte das Bild bis auf 16.500 Euro* und wurde von einem Museum angekauft.

Ebenfalls beachtlich entwickelte sich ein “Weihnachtsmarkt” des Malers Detlev Nitschke (*1935). Er wurde für 10.400 Euro* zugeschlagen und ging an eine private Liebhaberin.

 

Detlev Nitschke Auktion München Scheublein

Detlev Nitschke (*1935): Weihnachtsmarkt. Öl auf Lwd. auf Holz. Ergebnis 10.400 Euro*.

* Alle Angaben der Zuschlagspreise inkl. Aufgeld (27%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.

Im Blickpunkt am 1. Juli: Eine Sammlung mit seltenem Nymphenburg-Porzellan

Eine erlesene Sammlung aus dem Nachlass eines Münchner Porzellansammlers bildet das in sich geschlossene Highlight der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Speiseporzellanen und Dekor-Objekten, die die Entwicklung der Porzellanmanufaktur Nymphenburg von den Anfängen bis in die Zeit des Art Déco hinein widerspiegeln.

Von Neudeck nach Nymphenburg

Eine Reihe von Tellern reicht sogar noch in die Zeit zurück, in der die 1747 gegründete, kurfürstlich bayerische Porzellanmanufaktur noch gar nicht im eigens für sie errichteten nördlichen Schlossrondell von Nymphenburg ansässig war, sondern im heute zum Stadtteil Au gehörenden Neudeck direkt am Auer Mühlbach. Das Modell eines Desserttellers mit reliefiertem, grün staffiertem Flechtwerk (Schätzpreis 1.200) beispielsweise gehört zu den ersten Geschirren, die in Neudeck entstanden und wurde zu allen wichtigen Servicen hergestellt sowie passend bemalt.

Teller Nymphenburg 1760 Auktion München Scheublein

Dessertteller mit Korbrelief. Nymphenburg (Neudeck), um 1760 – 65. Schätzpreis 1.200 Euro. 

Bekannt sind bislang allerdings vor allem Teller in flacher und nicht in der vorliegenden tiefen Form. Sie wurde so selten gefertigt, dass anzunehmen ist, dass sich bei dem vorliegenden Teller um das einzig bekannte Exemplar handelt.

Das späte 18. Jahrhundert: Kuriositäten und Chinoiserien

Teller Nymphenburg 1760 Porzellan Auktion München Scheublein

Zwei Dessertteller mit Korbrelief. Nymphenburg, um 1760 – 70. Schätzpreis 700 Euro. 

In die Zeit des Umzugs in die bis heute existierenden Räumlichkeiten am Nymphenburger Schloss fallen zwei weitere Dessertteller mit Korbreliefdrei Teller (ganz oben, Schätzpreis 1.200 Euro) oder auch zwei ovale Schalen mit grünem Landschaftsdekor.

Schalen Nymphenburg 1770 Auktion München Scheublein

Zwei ovale Schalen. Nymphenburg, um 1770. Form “Rokoko” mit buntem Dekor und “Grüner Landschaft”. Schätzpreis 1.200 Euro.

Bei einem Teekännchen mit Tasse und Untertasse imitiert ein Trompe-l’oeil-Dekor eine Holzoberfläche, auf die in Rosé-Tönen gehaltene Ansichten geheftet wurden.

Teeservice Trompe l'oeil Dekor Nymphenburg Auktion München Scheublein

Teekännchen, Tasse und Untertasse mit Trompe-l’oeil-Dekor. Nymphenburg, Ende 18. Jh. Schätzpreis 800 Euro. 

Dieses wie auch ein Weißporzellan-Rechaud  reflektieren die Lust des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts an Kuriositäten und von Chinoiserien inspirierten Formen. 

Rechaud Porzellan Nymphenburg Auktion München Scheublein

Rechaud, Nymphenburg, 1. Viertel 19. Jh. Weißporzellan. Schätzpreis 600 Euro. 

Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg im 19. Jahrhundert

Kratervasen Porzellan Nymphenburg Auktion Scheublein

Ein Paar Kratervasen. Nymphenburg, 1. Hälfte 19. Jh. :Vase Nr. 20 mit Frauenkopfhenkeln. Schätzpreis 1000 Euro.

Kratervasen mit königsblauem Fond und Golddekorationen oder ein Kühlgefäß sind dem Formen- und Ornamentschatz des Empire bzw. des Klassizismus verpflichtet.

 

Kratervasen Nymphenburg Porzellan Auktion München Scheublein

Ein Paar Kratervasen. Nymphenburg, um 1830/40. “Vase No. 21” mit Frauenkopfhenkeln. Schätzpreis: 900 Euro. 

Nymphenburg Porzellan Auktion München Scheublein

Kühlgefäß, Nymphenburg. “Eistopfgestell No 2” mit Einsatzschüssel und Aufsatz. Schätzpreis 600 Euro.

Der Bogen spannt sich weiter über Ansichten- und Dekortassen aus diversen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts – besonders hervorzuheben ist eine um 1810 gefertigte Tasse mit dem in Biskuitporzellan geformten Porträt der Königin Caroline von Bayern – bis hin zur Jugendstilzeit.

Medaillontasse Nymphenburg Auktion München Scheublein

Tasse mit Biskuitporträt-Medaillon und Untertasse. Nymphenburg, um 1810. Medaillon mit Brustbild der Königin Caroline von Bayern. Schätzpreis 450 Euro. 

Jugendstil und Art Déco am Schlossrondell

Jugendstil Porzellan Nymphenburg Auktion München Scheublein

Sechs Jugendstil-Serviceteile. Nymphenburg, Entwurf Max Rossbach, um 1900. Form “Kugel”, Dekor 646. Schätzpreis 300 Euro.

Designer und Künstler wie Max Rossbach, der nur vier Jahre für Nymphenburg tätig war, in dieser Zeit aber bis heute ikonische Service und Dekore schuf – von ihm sind sechs Serviceteile mit violettem Blütendekor in der vorliegenden Sammlung enthalten – oder François Levallois stehen für einen neuen Gestaltungswillen und ein nie gekanntes, fließendes Ineinandergreifen von Form und Dekor.

Terrine Nymphenburg Porzellan Auktion München Scheublein

Terrine mit Unterplatte. Nymphenburg, 1903. Entwurf und Ausführung: Francois Levallois. Schätzpreis 500 Euro. 

Das bis heute ikonische „Adonis“-Service von Wolfgang von Wersin (1882 – 1976)– hier mit seltenem rotem Bambusdekor  oder eine mit einem Dekorentwurf von Paul Ludwig Troost (1878 – 1934) gestaltete Deckelvase zeigen beispielhaft die Rückkehr zu ruhigeren, klassischeren Formen in der Zeit des Art Déco .

Teeservice Wersin Nymphenburg Auktion München Scheublein

Teeservice, 21tlg., Nymphenburg, Formentwurf: Wolfgang von Wersin (1932). Form “Adonis”, roter Bambusdekor. Schätzpreis 450 Euro.

Deckelvase Troost Nymphenburg Auktion München Scheublein

Deckelvase. Nymphenburg, ab 1919. Dekorentwurf: Paul Ludwig Troost. Schätzpreis 1.800 Euro. 

Nymphenburgs Weg in die Gegenwart

Kaffeeservice Wersin Nymphenburg Auktion München Scheublein

Kaffeeservice “Juno”, 11tlg. Nymphenburg, Entwurf Wolfgang von Wersin (Form: 1955/56) und Paul mariel (Dekor: 1963). Schätzpreis 300 Euro.

Ein weiteres Service von Wolfgang von Wersin und eine Bildplatte mit Harlekonmotiv schließlich geben einen Ausblick auf die Weiterentwicklung der Manufaktur in den 1950er Jahren.

Bildplatte Nymphenburg Porzellan Auktion München Scheublein

Bildplatte “Arlequin”, Nymphenburg, Dekor: V. S. Algora, 1959. Schätzpreis: 400 Euro. 

Abgerundet wird die Sammlung an Speiseporzellanen von einigen seltenen Porzellanfiguren, handverlesenen Bestecken, weiteren Silberobjekten sowie Möbeln, Teppichen und einigen Gemälden.

Frühe Porzellanfigur Nymphenburg Auktion München Scheublein

Die Zeit entführt die Schönheit. Nymphenburg, um 1755 – 1780. In der Auktion angeboten werden zwei Varianten dieser Figurengruppe; der Putto zu Füßen der “Zeit” trägt einmal einen Spiegel, einmal einen Hammer. Schätzpreis jeweils 400 Euro. 

Art Deco Besteck Auktion München Scheublein

35 Teile Art-Déco-Besteck, Kopenhagen, um 1935, Evald Nielsen. Silber. Schätzpreis 550 Euro.

Im Blickpunkt am 1. Juli (II): Eine Zeichnung des Trajansforums um 1575

Die vorliegende, auf 1.600 Euro geschätzte Federzeichnung „Das Trajansforum in Rom mit der Trajanssäule“ spiegelt einen span­nenden Abschnitt römischer Stadtge­schichte. Denn sie entführt ins späte 16. Jahrhundert – eine Zeit, in der das Zentrum der Antiken Welt und der katholischen Christenheit nach seinem Niedergang während des Schisma zwar langsam wieder mehr Bedeutung erlangte, in seinem kulturellen und politischen Ein­fluss aber noch immer hinter Zentren wie Florenz oder Mailand zurückstand.

Ein Überblick über das Trajansforum. Am linken Bildrand sind die auf der vorliegenden Zeichnung dargestellten Bauwerke erkennbar: die Kirche Sta Maria di Loreto und die Trajanssäule. Foto: wikipedia / Wolfgang Moroder

Am Trajansforum: Eine Spurensuche

Aufgrund der baulichen Situation auf und rund um das Trajansforum, das letzte und prächtigste der als Erweiterung des Forum Romanum ab 54 v. Chr. angelegten Kaiserforen, kann die vorliegende Darstellung zeitlich präzise eingeordnet werden: Zum einen trägt die monumentale, 112/113 n. Chr. zu Ehren der militärischen Erfolge Kaiser Trajans errichtete Säule noch nicht die 1587 auf ihr platzierte Säule des Petrus. Zum anderen bietet auch der im Hintergrund gezeigte Kirchenbau klare Anhaltspunkte: Es handelt sich um Santa Maria di Loreto, erbaut ab 1522 nach Ent­würfen von Antonio da Sangallo d.J. Auf der Zeichnung gezeigt ist die zwischen 1565 bis 1573 entstandene Kuppel, die hier aber noch keine Laterne trägt.

Sta Maria di Loreto mit der Trajanssäule und der im 18. Jahrhundert erbauten Zwillingskirche Santissimo Nome die Maria. Foto: Carlomorino / Wikipedia

Detailansicht der Fassade von Sta Maria di Loreto mit Kuppel und Laterne.

Mit großer Wahrscheinlichkeit benutz­te der französische Radierer Etienne du Pérac (1520 – 1604) die vorliegende Zeich­nung als Grundlage für den 1575 in seinem Sammelwerk „I vestigi dell‘antichità di Roma“ erschienenen Stich.

Zerfall und Neubeginn

Aus diesem, vor allem aber aus der vorlie­genden Zeichnung lässt sich eine Haltung ablesen, die die Kunsthistorikerin Marlise Hoff als typisch für den Blick französischer und flämischer Künstler auf die städte­bauliche Situation Roms und sein zerfal­lendes antikes Erbe identifiziert. „Befreit von seinem funktionalen Wert als Bau­material oder Studienobjekt wurde das antike Fragment bewusst und betont als Ruine (…) dargestellt“, schreibt sie, „und auch mit entsprechendem symbolischem Gehalt aufgeladen.“ Im Vergleich zu vielen anderen Monumenten ist die Trajanssäule im ausgehenden 16. Jahrhundert immer noch gut erhalten. Doch auch hier zeigt der Urheber der Zeichnung den „Zahn der Zeit“: Nur ein Teil des Säulensockels wurde freigelegt, der Rest ist noch von den Sedi­menten vieler Jahrhunderte bedeckt. Nahezu wuchtig wirkt demgegenüber der Neubau der Kirche, fast so, als wolle die neue Baukunst und damit das neu entstehende, manieristisch-barocke Rom das fragile Erbe der Antike mit Gewalt übertrumpfen.

Im Blickpunkt am 1. Juli: Ein Münzhumpen und ein Silber-Samowar

Die Sommer-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 1. Juli startet mit zwei absoluten Highlights beim Silber: Einem um 1700 in Tilsit entstandenen Münzhumpen mit Deckel und einem silbernen Samowar im Empirestil.

Von Bechern und Pokalen zu Münzhumpen

Der auf 8.000 Euro geschätzte Humpen steht ganz in der Tradition von Silbergefäßen mit eingearbeiteten Münzen, wie sie seit dem angehenden 16. Jahrhun­dert in Deutschland zunehmend populär wurden. Zu­nächst wurden in Goldschmiede-Zen­tren wie Nürnberg, Augsburg, Straßburg oder Lüneburg vor allem Becher und Po­kale angefertigt, in deren Wandungen originale oder nachgegossene antike Münzen eingearbei­tet wurden.

Münzkannen und -humpen wurden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts häufiger, wie der für das Germanische Nationalmu­seum in Nürnberg tätige Spezialist Klaus Pechstein schreibt. „Es fällt auf, dass aus dem Rheinland etwa sehr wenige Beispiele erhalten sind, dagegen gibt es in Preußen und im Osten Deutschlands (…) nun viele überlieferte Beispiele von Humpen und Kannen, die zumeist große territorial be­zogene, oft zeitgenössische Münzen, mit Vorliebe große Schautaler, auf ihren Wan­dungen zeigen.“

Münzhumpen Auktion München Scheublein

Münzhumpen mit Deckel, Tilsit, um 1700. Silber, tlw. vergoldet. Schätzpreis 8.000 Euro. 

Der vorliegende Humpen ist für diese Phase der Gestaltung schwerer Silberge­fäße durchaus typisch: In Wandung, De­ckel und Boden sind insgesamt 14 Münzen eingelassen, darunter ein Silbertaler des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrichs des Großmütigen (1503 – 1554) und ein auf 1632 datierter Silbertaler Leopolds V. von Österreich-Tirol. Die zwischen den Münzen freibleibenden Flächen weisen, ebenfalls charakteristisch für die Münzhumpen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, ein gravier­tes Dekor auf; beim vorliegenden Objekt zeigt es florale Blattranken.

Ein Samowar im Empirestil

Ebenfalls im Blickpunkt beim Silber steht ein im frühen 19. Jahrhundert in Augsburg hergestellter Samowar (Schätzpreis 6.000 Euro), der unmittelbar nach dem Münzdeckelhumpen aufgerufen wird. Die Legende will es, dass es Peter der Große (1672 – 1725) war, der im Rahmen einer Bestellung von 300 Hellebarden in der für ihre Schmiedekunst bekannten Stadt Tula auch den Anstoß für die Entwicklung des Samowars gab. Die ältesten, nach dem bis heute bewährten Prinzip funktionierenden Heißwasserbereiter zur Zubereitung von Tee jedenfalls gehen auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Rasch wurden die in Tula gefertigten Samoware in allen russischen Haushalten, die sich den damals sehr kostspieligen Genuss von Tee überhaupt leisten konnten, zum unverzichtbaren Gerät bei Tisch und auch auf Reisen.

Samowar Silber Auktion München Scheublein

Empire-Samowar, Silber. Augsburg, 1805 – 1806. Schätzpreis 6.000 Euro. 

Ihr Ruhm reichte bald auch über die Grenzen Russlands hinaus: Auch den Fürstenhöfen anderer europäischer Länder ließ man sich, um mit der Zeit zu gehen, Samoware anfertigen – längst nicht mehr nur aus Eisen, sondern auch in edlen Metallen. Der vorliegende, von dem Augsburger Meister Gustav Friedrich Gerich gefertigte Samowar im Empirestil ist ein prunkvolles Beispiel dafür.

 

Im Blickpunkt der Auktion am 13. Mai: Historische Medizin-Geräte

Ein reichhaltiges Angebot an Silber, Porzellan, Möbeln und Gemälden steht im Fokus der Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 13. Mai. Wie stets hält die Auswahl quer durch alle Kategorien auch zahlreiche Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel bereit. Ein besonderes Augenmerk dürfte sich diesmal auf die Kategorie Kunsthandwerk / Varia richten: Dort wird eine kleine Sammlung an medizinischen und wissenschaftlichen Geräten angeboten, die zugleich einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Medizin im 19. Jahrhundert nachzeichnen.

Historische Medizin-Geräte spiegeln Geschichte

Eine Position mit zwei Schröpfschneppern und einem medizinischen Bohrer (Schätzpreis 120 Euro) verweist noch auf die Situation, wie sie bis etwa 1840 vorherrschte: Ärzte diagonstizierten Leiden mittels der bis auf die Antike zurückreichende Lehre vom Gleichgewicht der Körpersäfte und versuchten unter anderem mittels Schröpftherapien, diesbezügliche Störungen wieder ins Lot zu bringen.

Medizinische Instrumente Auktion München Scheublein

Zwei Schröpfschnepper und ein medizinischer Bohrer, u.a. von John Weiss & Son, London. Schätzpreis 120 Euro. 

Im Blickpunkt der Chirurgie: Amputationen

Chirurgische Eingriffe waren, auch aufgrund der immens hohen Sterberate der Patienten, auf Ausnahmen beschränkt und fanden vor allem in Form von Amputationen im militärischen Bereich statt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein blieben sie ein zentrales Tätigkeitsfeld der Chirurgen, was auch erklärt, wieso gleich zwei der Positionen mit Gerätschaften für die Operation Knochensägen und Amputationsbesteck enthalten.

Chirurgischer Instrumentenkasten historisch Auktion München Scheublein

Chirurgischer Instrumentenkasten mit Knochensäge. John Weiss & Son, Millikin & Lawley u.a. Holz, Bein u.a. Schätzpreis 150 Euro. 

Medizinische Geräte historisch Auktion München Scheublein

Konvolut medizinischer Instrumente, 18tlg. 19./20. Jh., aus Holz, Zinn, Glas, Metall u.a. Darunter eine Amputationssäge, drei Amputationsmesser, ein Stethoskop, ein Fiberthermometer und fünf Spritzen für Einläufe und Spülungen. Schätzpreis 180 Euro. 

Mikroskope bringen Wende

Eine Wende brachte die im 19. Jahrhundert stetig voranschreitende Entwicklung der Mikroskop-Technik, die sich auch an zwei Reisemikroskopen aus dem Auktionsangebot ablesen lässt: Basierend auf den Forschungen von Ignaz Semmelweis zu Hygienemaßnahmen gelang es Dank der Mikroskope zu entdecken, dass die Ursache für Wundinfektionen in krankheitserregenden Keimen lag. Daraus leiteten die Ärzte Erkenntnisse über die ideale Operationsumgebung ab: Desinfizierte Räume und Kleidungsstücke sowie sterilisierte Werkzeuge machten chirurgische Eingriffe wesentlich sicherer.

Mikroskope historisch Auktion München Scheublein

Ein Trommel- und ein Reisemikroskop, wohl 19. Jh., mit Schatulle, auf die das Reisemikroskop zur Verwendung aufgeschraubt wird. Schätzpreis 180 Euro. 

Geräte zeigen Weg zur modernen Medizin

Ein weiterer, zentraler Punkt für die Entwicklung hin zur modernen Medizin war die ebenfalls in den 1840er Jahren eingeführte Äthernarkose, die der neben Infektionen und Blutungen dritten häufigen Todesursache bei Operationen entgegenwirkte: dem Schock durch Schmerz. Jedoch konnte auch die Narkose Todesfälle verursachen, da die Gefahr bestand, dass Patienten erstickten, weil während der Operation beispielsweise Speichel in die Lunge gelangte. Abhilfe schaffte u.a. ein Aspirationsgerät, das der französische Arzt Pierre Potain (1825 – 1901) entwickelte: Mit ihm konnte die Flüssigkeit abgesaugt und in Verbindung mit einem weiteren Apparat Luft zugeführt werden. Auch ein solches Aspirationsgerät wird im Rahmen einer Position mit medizinischen Instrumenten angeboten. Sie und alle weiteren Lose der Sammlung sind mit Schätzpreisen zwischen 120 und 180 Euro angesetzt.

Medizinische Instrumente historisch Auktion München Scheublein

Konvolut medizinischer Instrumente, England bzw. Frankreich u.a., 19./20. Jh. Enthalten sind u.a. eine Schatulle mit einem Aspirationsgerät nach Pierre Potain und einem Gerät zur Magenspülung. Schätzpreis 180 Euro.

Skalpelle historisch Auktion München Scheublein

18 Skalpelle, John Weiss & Son, London, 19./20. Jh., Bein, Metall. Schätzpreis 150 Euro. 

Nachlese zur Auktion vom 25. März: Silber, Altmeister, Gemälde

Auch in weiteren Kategorien konnten ungewöhnliche und geschichtsträchtige Objekte während der Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen beachtliche Preise erzielen.

Silber: Vogelgezwitscher und Mme Mère

In der Kategorie Silber gehörte eine wohl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angefertigte Singvogeldose zu den gesuchtesten Objekten. Sie erzielte 7.000 Euro*. Der hohe Preis, den die mit großer Wahrscheinlichkeit bei dem hierauf spezialisierten Schwarzwälder Unternehmen Karl Griesbaum gefertigten Spieldose erreichte, beruht nicht nur auf dem kunstvollen, mit winzigen Blasebälgern und einer die Tonhöhe modulierenden Pfeife ausgestatteten Spielwerk, sondern auch auf der minutiösen optischen Gestaltung der Dose mit Emailmalerei.

Vermeil Schale Napoleon Bonaparte Auktion Scheublein München

Vermeil-anbietschale aus dem Service Maria Letizia Bonapartes, der Mutter Napoleons. Paris, 1806 – 1808, Jean-Baptiste Claude Odiot. Ergebnis 4.600 Euro*

Ein weiteres Spitzenobjekt dieser Kategorie war eine Vermeil-Anbietschale aus einem Service von Napoleons Mutter Letizia Bonaparte, die Jean-Baptiste Claude Odiot zwischen 1806 und 1808 gestaltete. Für 4.600 Euro* ging das vergoldete Geschirrstück in den internationalen Kunsthandel. Ein paar Karaffen aus blauem Glas mit Silbermontierung (Frankreich, 19./20. Jh.), kletterten bis auf 9.500 Euro*.

Altmeister: Eine manieristische Madonna

Eine aus einem schottischen Adelssitz stammende „Madonna mit Kind und Johannesknaben“ aus der Hand des florentiner Manieristen Francesco Brini (1540 – 1586) entwickelte sich zum Toplos im Bereich Altmeister.

Francesco Brini Auktion München Scheublein

Francesco Brini, Madonna mit Kind und Johannesknaben. Öl auf Holz, Ergebnis 12.100 Euro*. 

Im Lauf eines packenden Bietergefechts kletterte das in einem kunstvoll geschnitzten Goldrahmen angebotene Gemälde bis auf 12.100 Euro*, bevor der Hammer fiel. Es ging an einen privaten Sammler.

Gemälde des 19. Jahrhunderts: Landschaften punkten

Zwei Bilder des Chiemseemalers Joseph Wopfner (1843 – 1927) zeigten bei der Frühjahrsauktion im Bereich der Gemälde des 19. Jahrhunderts eine besonders interessante Entwicklung: Das in Öl auf Holz gemalte Bild „Fischer und Heuboot auf dem Chiemsee“, das das Bemühen der Anrainer zeigt, Fang und Heuernte zu sichern, bevor das bereits aufziehende Gewitter losbricht, erzielte 17.800 Euro*.

Joseph Wopfner Auktion München Scheublein

Joseph Wopfner, Fischer und Heuboot auf dem Chiemsee. Öl auf Holz. Ergebnis. 17.800 Euro*. 

Eine für Wopfner ungewöhnliche Landschaft mit Fischern am Walchensee steigerte sich von 800 Euro Schätzpreis bis auf 3.600 Euro*.

Joseph Wopfner Auktion München Scheublein

Joseph Wopfner: Fischerboot auf dem Walchensee. Öl auf Lwd. auf Karton, 30,5 x 41,3 cm. Ergebnis 3.600 Euro*. 

Auch eine “Gewitterlandschaft” des Münchner Malers Eduard Schleich (1812 – 1874) gehörte mit einem erzielten Preis von 5.600 Euro* zu den Spitzenlosen in diesem Bereich.

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

Nachlese zur Auktion vom 25.März: Toplos der Auktion, Skulpturen, Glas, Hinterglaskunst

Silber, Porzellan, Asiatika und Skulpturen standen im Blickpunkt der diesjährigen Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Rund 600 Kunstinteressierte waren bei der alle gängigen Kategorien umspannenden Versteigerung im Saal zugegen oder per Telefon und im Internet zugeschaltet. Objekte mit bemerkenswerten Preisen waren in nahezu allen Kategorien zu verzeichnen. Zum Spitzenlos entwickelte sich ein geschnitzter, in Weiß und Gold gefasster Heiliger Augustinus aus dem 18. Jahrhundert (s.u.) Besonders intensiv umkämpft war das kunsthistorisch wohl bedeutendste Stück der Auktion: Ein Hinterglasbild, das mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit im Almanach „Der Blaue Reiter“ abgebildet war.

Hinterglas: Eine kunsthistorische Sensation

Die im 19. Jahrhundert in Raimundsreut als Rußbild entstandene, heute restaurierte „Pietà“ gleicht bis auf ein winziges Detail in der Mundpartie Mariens und den fehlenden Faltenwurf des Mantels exakt einer Abbildung in der bahnbrechenden Publikation, deren Vorlage über viele Jahrzehnte als verschollen galt.

Hinterglas Auktion Scheublein München Blauer Reiter

Rußbild “Pietà” (Maria Taferl), Raimundsreut, 19. Jhr., abgebildet im Almanach “Der Blaue Reiter”. Ergebnis: 5.300 Euro*

Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky hatten sie als eine von wenigen Volkskunstarbeiten für eine ganzseitige Abbildung ausgewählt, und zwar an überaus prominenter Stelle: In der Bebilderung von Arnold Schönbergs Aufsatz „Das Verhältnis zum Text“ leitet es eine der aufsehenerregendsten Bildfolgen des gesamten Almanachs ein: Auf die „Pietà“ folgen Robert Delaunays „Tour Eiffel“ und El Grecos „St. Johannes“.
Der Bedeutung dieses mit 800 Euro angesetzten Hinterglasbilds entsprechend entbrannte ein intensives Bietergefecht, an dem sich Interessenten im Saal, am Telefon und im Internet beteiligten. Den Zuschlag bekam schließlich ein privater Sammler im europäischen Ausland, der erzielte Preis lag bei 5.300 Euro*

Skulpturen: Barocke Eleganz

Zum Spitzenlos der Frühjahrsauktion avancierte ein Objekt aus dem Bereich Skulpturen: Ein geschnitzter, weiß und gold gefasster Heiliger Augustinus aus dem 18. Jahrhundert.

Hl. Augustinus Auktion München Scheublein

Halbfigur des Heiligen Augustinus, Süddeutschland, 18. Jh. Holz, geschnitzt und gefasst. Ergebnis 20.300 Euro*.

Die in Süddeutschland entstandene Halbfigur zeigt den Kirchenvater, der von 354 bis 430 in Nordafrika lebte, als Bischof mit einem seiner typischsten Attribute, einem flammenden Herzen als Symbol göttlicher Liebe. Die Plastik ging für 20.300 Euro* in den musealen Bereich.

Putten Auktion MÜnchen Scheublein

Zwei geflügelte Putten mit Totenkopf bzw. Sanduhr. Ergebnis 3.800 Euro*.

Den gleichen Weg nahmen auch zwei geflügelte Putten, die in der Tradition der „Memento Mori“-Darstellungen einen
Totenkopf und eine Sanduhr tragen. Sie erzielten 3.800 Euro*.

Glas: Floraler Jugendstil

Besonders im Blickpunkt beim Glas stand die um 1910/15 entstandene Vase „Libellen und gelbe Blumen“ aus der zur École de Nancy gehörenden Manufaktur Daum.

Daum Jugendstilglas Auktion MÜnchen Scheublein

Vase “Libellen und gelbe Blumen”, Daum, Nancy, um 1910/1915. Ergebnis 4.000 Euro*

Das Objekt ist ein eindrückliches Beispiel für die Zusammenarbeit der Gebrüder Daum mit dem Keramiker und Glaskünstler Amalric Walter (1870 – 1959). Walter experimentierte mit Glas- und Emailpasten und entwickelte in Zusammenarbeit mit der in Nancy ansässigen Glashütte über hundert Modelle, bei denen auf die Glaskörper plastische Elemente aufgelegt wurden. Die vorliegende Vase zeigt den aus dem Verfahren resultierenden, zwischen zwei- und dreidimensionalem Dekor changierenden Effekt besonders deutlich. Für 4.000 Euro* ging das Stück an einen privaten Sammler.

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

Im Blickpunkt der März-Auktion: Ein Hinterglasbild aus dem Almanach “Der Blaue Reiter”

Hinter einem kleinen, auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkenden Rußbild „Pietà“ (Maria Taferl) aus dem Angebot der Frühjahrsauktion verbirgt sich ein kunstgeschichtliches Schwergewicht: Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um eine jener Volkskunstarbeiten, die Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky für ihren Almanach “Der Blaue Reiter” auswählten, der die Kunstrezeption des 20. Jahrhunderts profund veränderte.

Faszinierende Volkskunst

Bis auf ein winziges Detail in der Mundpartie Mariens und den fehlenden Faltenwurf des Mantels gleicht das Hinterglasbild exakt der Abbildung der bahnbrechenden, 1912 in vier Ausgaben erschienenen Publikation. Da das vorliegende Bild restauriert wurde, ist mehr als plausibel, dass es sich dabei tatsächlich um die über viele Jahrzehnte verschollen geglaubte Volkskunst-Arbeit handelt, die die vier Künstler bei der Zusammenstellung des Bebilderungsprogramms für den Almanach nachdrücklich faszinierte.

Prominenteste Hinterglasarbeit im Almanach

Denn sie ist unter den insgesamt elf volkstümlichen Spiegel- und Hinterglasbildern, die Eingang in die finale Auswahl fanden, nicht nur eines der lediglich drei Bilder, denen eine ganze Buchseite gewidmet ist. Auch ihre Position innerhalb des Almanachs ist mehr als prominent: Platziert im Aufsatz „Das Verhältnis zum Text“ von Arnold Schönberg gegenüber einer auf einer halb mit Text gefüllten Seite mit der Abbildung einer Schnitzerei von den Marquesas-Inseln aus dem Ethnographischen Museum in München leitet das Rußbild jene Sequenz ein, die die „Blaue Reiter“-Spezialistin Annegret Hoberg als „spektakulärste aller ohnehin frappierenden Gegenüberstellungen“ von Kunstwerken in dem gesamten Almanach bezeichnet: das Nebeneinander von Robert Delaunays „Tour Eiffel“ und El Grecos „St. Johannes“.

Kraftvoller optischer Dreiklang

Betrachtet man den Eindruck, den das Blättern durch die Folge aller drei ganzseitigen Abbildungen erzeugt, so entsteht ein überaus kraftvoller Dreiklang, der eine Essenz dessen bildet, was die Künstler mit der Bebilderung des Almanachs eindringlich darlegen wollten: „Die Auswahl der gezeigten Bilder folgt dem Leitgedanken, dass Formfragen für die eigentliche künstlerische Qualität eines Kunstwerks äußerlich sind“, schreibt Hoberg im Begleitband zur 2009 erschienenen Reedition der „Museumsauflage“ des Almanachs. „Dieser Pluralismus, die Variationsbreite der Form, etwa von naiv-gegenständlich wie bei Kinderzeichnungen oder populären Hinterglasbildern bis hin zu fast gänzlich abstrakt wie bei Kandinskys ,Komposition V‘ zeichnet auch die Offenheit der Redakteure (Marc und Kandinsky) gegenüber den akuellsten Produktionen ihrer Kollegen aus, die sie in den Almanach einbezogen.“

Teil einer Revolution

Zur Gesamtwirkung dieses Bildkanons resümiert Hoberg: „Kein gemeinsamer Formenkanon, sondern das geistige Prinzip, oder die ,mystisch-innerliche Konstruktion‘ bildet im Kunstwerk das verbindende Moment, das den Almanach mit seinem komplizierten Geflecht von Texten und Bildern vielstimmig durchziehen soll. Durch diesen offenen Stilbegriff, der – oft unter Berufung auf ,primitive‘ Kunst – nur ,das Echte‘ und ,innerlich Notwendige‘ gelten lassen will, werden sämtliche traditionelle Formgesetze auf noch radikalere, weil grundsätzlichere Weise als von den bisherigen Avantgarden über Bord geworfen.“ Das vorliegende, auf 800 Euro taxierte Hinterglasbild fungiert als wichtiger Teil dieser Schrift gewordenen künstlerischen Revolution.

Im Blickpunkt der Märzauktion: Kaiserlicher Prunk bei Silber und Schmuck

Zwei Objekte aus dem Angebot der Auktion am 25. März gehen auf zwei ungewöhnlich prominente Vorbesitzer zurück: Madame Mère, die Mutter Napoleons und Zar Nikolaus II. von Russland.

Eine Vermeilschale aus dem Hause Odiot

Im Falle Maria Letizia Bonapartes (1750 – 1836)  ist es eine Vermeilschale, die  Jean-Baptiste Claude Odiot (1763 – 1850)  zwischen 1806 und 1808 als Teil eines mehrteiligen Services aus vergoldetem Silber schuf. Zu dieser Zeit lebte die korsische Patriziertochter nach ärmlichen Flüchtlingsjahren in Marseille zwar längst im für die Mutter eines Kaisers gebührenden Pomp.

Vermeil Schale Napoleon Bonaparte Auktion Scheublein München

Vermeil-Anbietschale aus dem Service Maria Letizia Bonapartes, der Mutter Napoleons. Paris, 1806 – 1808, Jean-Baptiste Claude Odiot. Schätzpreis 3.000 Euro. 

Von zu Repräsentationszwecken unumgänglichen Investitionen wie dem Service, aus dem die vorliegende Schale stammt, oder einem von der Luxusmarke Odiot bis heute aufgelegten Vermeil-Besteck, blieb die bodenständige Persönlichkeit  dem plötzlichen Ruhm und Reichtum gegenüber eher skeptisch.

Kluge Voraussicht

„Pourvou que cela doure“ – „Hoffen wir, dass das alles so bleibt“, soll sie häufig gesagt und sicherheitshalber den Großteil ihres Vermögens auf die Seite gelegt haben. Diese kluge Voraussicht kam nach dem Sturz Napoleons ihren Kindern und Enkeln zu Gute: Die nun verarmten Angehörigen konnten sich auf die Unterstützung Madame Mères verlassen.

Vermeil Schale Napoleon Bonaparte Auktion Scheublein München

Draufsicht der Schale mit dem kaiserlichen Wappen: ein Adler unter einer Krone und dem Krönungsmantel sowie dem Buchstaben “M” für “Madame Mère”. 

Die vorliegende Schale mit dem kaiserlichen Wappen legt von besseren Zeiten im Leben Letizia Bonapartes Zeugnis ab. Sie wird mit einem Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten.

Der Uhrmacher des Zaren

Eine Geschenk-Savonette mit aufgelegtem russischem Doppeladler und Zarenkrone zeugt nicht nur von der Liebe Nikolaus’ II. zu kostbaren Juwelen und Uhren. Sie erzählt auch von einem Stück russisch-schweizerischer Uhrmachergeschichte.

Zar Uhr Nikolaus II Auktion München Scheublein

Geschenk-Savonette des Russischen Zaren Nikolaus II, sog. Zarenuhr. Uhrmacher Paul Buhré, um 1900. Schätzpreis 2.000 €. 

Schon 1815 hatte der Vater Paul Buhrés, ein Schweizer Uhrenspezialist, in St. Petersburg ein Geschäft eröffnet. Doch die Chronometer, die der begabte Sohn anzufertigen verstand, waren so raffiniert, dass sie nicht nur am Zarenhof gefragt waren. Buhré unterhielt ab etwa 1850 ein zweites Ladengeschäft in Moskau und belieferte unter anderem die Eisenbahnen und die russische Regierung.

Ein internationales Unternehmen

Um die große Nachfrage befriedigen zu können, kooperierte die Marke Paul Buhré ab 1880 mit einer etablierten Uhrenwerkstätte in Le Locle in der Schweiz, wo künftig das Gros der Paul Buhré-Uhren gefertigt und auch mit zahlreichen Chronometriepreisen ausgezeichnet werden. Die Verteilung der ursprünglich nur in Russland ansässigen Firma auf mehrere Standorte erwies sich als visionärer Schachzug: Er sicherte der Marke das Überleben, als die Niederlassungen in St. Petersburg und Moskau von der Revolution überrannt wurden.

Luxusuhren bis 1988

Bis in die 1980er Jahre wurden unter dem Namen Paul Buhré luxuriöse Schmuckuhren produziert; erst 1988 wurde die Marke offiziell aufgelöst und geriet daraufhin in Vergessenheit. Die vorliegende, auf 2.000 Euro taxierte Taschenuhr erinnert an die glanzvollsten Zeiten dieses Unternehmens.

Zar Nikolaus II Uhr Auktion München Scheublein

Die aufgeklappte Zarenuhr. Weißes Zifferblatt mit schwarzen römischen Ziffern und kleiner Sekunde auf der sechs.