Fundgrube-Auktion: Jugendstil- und Art Déco-Schmuck aus Österreich

Österreichischer Schmuck aus der Zeit des Jugendstil und des Art Déco bildet eines der Highlights bei der Fundgrube-Auktion am 26. Januar mit Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel, quer durch alle Kategorien. Die Objekte bestechen nicht nur durch ihre Schönheit und handwerkliche Verarbeitung, sie erzählen auch vom Wandel des Frauenbildes in den Jahren unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg.

Eine Wende in der Schmuckgestaltung hatte sich in Wien bereits seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts abgezeichnet. Zuvor war Schmuck für die gehobenen Schichten vor allem als Wertschmuck mit möglichst großen, kostbaren Steinen hergestellt worden. Nun setzten sich, dank der in der Donaumetropole führenden Juweliere Franz Hauptmann und Gustav Fischmeister – beide Schüler von René Lalique – französische Einflüsse durch, die vor allem vom Floralismus und Japonismus geprägt waren. „Der Wert der künstlerischen Arbeit und
die Idee sollen wieder erkannt und geschätzt
werden“, postulierte der Architekt und Design-Vordenker Josef Hoffmann
1905 in Bezug auf eine zeitgemäße Schmuckgestaltung.

Jugendstilschmuck Wien Jugendstil Schmuck Auktion München Scheublein

Ein Highlight der Schmuck-Offerte:  Wiener Jugendstil-Collier mit Diamanten und Diamantrosen. Schätzpreis: 300 Euro

Die sich gerade herausbildenden Zentren
einer zeitgemäßen Schmuckgestaltung,
die reformierte Kunstgewerbeschule und
die Wiener Werkstätten, schlossen sich
dieser Auffassung begeistert an und entwickelten
sie zu einer ganz eigenständigen Formsprache weiter.

Kunst statt Klunker

Dies ermöglichte
eine weit filigranere, vielfältigere Gestaltungsweise.
Nicht mehr der Materialwert
eines Schmuckstücks stand im
Vordergrund, sondern dessen Gestalt
und künstlerische Aussage. Binnen
weniger Jahre wurde Schmuck, ebenso
wie die reformierte Mode, wie sie unter
anderem im Salon der Schwestern Flöge
präsentiert wurde, zum individuellen
Ausdruck der Persönlichkeit der Trägerin.

Vom Wertschmuck zum Jugendstil

Diese Entwicklung mündete nicht
nur in den weltberühmten Schmuckstücken
Josef Hoffmanns, Koloman Mosers
oder Dagobert Peches, sondern auch
in einem generellen Wandel österreichischen
Schmuckschaffens, wie es auch
das vorliegenden Collier mit Diamanten
und Diamantrosen beweist, das für 300
Euro aufgerufen wird.

Jugendstilschmuck Jugendstil Schmuck Österreich Wien Auktion München Scheublein

Ebenfalls vom Jugendstil geprägt:  Ring, Österreich, Weißgold, mit einem Saphir und Altschliffdiamanten. Schätzpreis: 250 Euro

Die Trends der Schmuckgestaltung in
den Jahren nach dem ersten Weltkrieg
zeigten sich in Österreich stilistisch weit
weniger eindeutig: Zum Teil blieben
die Stücke, wie am Beispiel eines Rings
mit Saphir und Altschliff-Diamanten
(Schätzpreis: 250 Euro) zu erkennen
ist, noch Jugendstil-Formen verpflichtet.

Schmuck Art Déco Österreich Auktion München Scheublein

Hier bricht sich der Formenschatz des Art Déco Bahn: Ring und Ohrgehänge mit Rubinen und Diamantrosen, Österreich, nach 1925. Schätzpreis: 300 Euro

Teils griffen sie aber auch bereits die für das Art Déco typische Vorliebe
für geometrische Formen auf (Ring und
Ohrringe mit Rubinen und Diamantrosen,
Schätzpreis 300 Euro).

Schmuck Jugendstil Art Déco Österreich Auktion München Scheublein

Auch Mode-Steine der Art Déco-Zeit wie Onyx wurden in den österreichischen Schmuckstücken verarbeitet. Hier:  Zwei Ringe mit Altschliffdiamanten auf Onyxplatten. Schätzpreis: 300 Euro

Moden wie die
Verwendung von Onyx fanden im österreichischen
Schmuck ebenfalls ihren Niederschlag,
beispielsweise in den beiden
Ringen, die zusammen mit einer Taxe von
200 Euro angesetzt sind.

Art Déco Schmuck Österreich Wien Auktion München Scheublein

Für die moderne Frau:  Gold-Armreif mit reliefiertem Mittelteil und Diamantrose. Schätzpreis: 250 Euro.

Auch das neue
Selbstverständnis der Frau lässt sich an
der Entwicklung des Schmucks der 20-er
Jahre gut ablesen: Armreifen wie das bei
der Fundgrube-Auktion angebotene Stück
mit reliefiertem floralem Mittelteil und einer
Diamantrose (Schätzpreis: 250 Euro) behinderten
auch berufstätige und sportliche
Frauen bei keiner Tätigkeit.

Top-Ergebnisse der 36. Auktion (IV): Ein Flirt mit der Schönheit

Die Highlights bei Porzellan, Silber und Schmuck

Ein großes Augenmerk galt  dem Covermotiv des Auktionskatalogs: einer Meissener Porzellanfigur, die Paul Scheurich 1913 nach Motiven des “Ballets Russes”-Ballets “Karneval” gestaltete hatte. Sie konnte ihren Schätzpreis von 1.800 Euro auf einen Zuschlag bei 3.600 Euro verdoppeln.

Frankenthal Jagdfrühstück

Bestes Objekt beim Porzellan: “Das Jagdfrühstück”, Frankenthal. Es erzielte das Siebenfache seiner Taxe (600 Euro).

Das mit 4.500 Euro höchste Gebot dieser Kategorie auf eine um 1767 in der Manufaktur Frankenthal gefertigte Figur: “Das Jagdfrühstück” nach einem Modell des in Meissen ausgebildeten Porzellankünstlers Carl Gottlieb Lück.

Sowohl die Meissener wie auch die Frankenthaler Figur gingen in den europäischen Kunsthandel.

Royal Copenhagen Flora Danica

Für die noble Kaffeetafel: Sechs ,Flora Danica’- Gedecke von Royal Copenhagen.

Auch bei den Servicen konnten einige Nummern ihren Schätzpreis vervielfachen: Sechs Kaffeegedecke der berühmten “Flora Danica” von Royal Copenhagen stiegen von 600 Euro Taxe bis auf 3.300 Euro Zuschlagspreis.

Nymphenburg Dekor 852 Textilmuster

Teestunde mit Chic:  Nymphenburger Service im Textilmuster.

Das purpurfarbene Textilmuster des Kaffee- und Teeservices aus der Manufaktur Nymphenburg, Dekor 852, fand ebenfalls bietfreudige Interessenten: Es kletterte von einem Schätzpreis von 480 Euro bis auf 2.200 Euro.

 

Die Highlights beim Silber

Bowle Carl Weishaupt Silber

Münchner Gastlichkeit: Ein  Bowlegefäß aus dem Traditionshaus Carl Weishaupt.

Beim Silber entwickelte sich ein Bowlegefäß aus der bis heute an der Prannerstraße bestehenden Münchner Silberschmiede Carl Weishaupt zum Toplos. Das innen vergoldete Objekt, entstanden im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, steigerte sich von 1.000 Euro Schätzpreis bis auf 4.800 Euro.

Sasikow Silber Russland Dose

Top-Los beim russischen Silber (I): eine Trompe l’oeil-Dose von Pawel Fedorowitsch Sasikow.

Starke Steigerungen konnten auch russische Silberobjekte verzeichnen: Eine Trompe l’oeil-Dose von Pawel Fedorowitsch Sasikow, entstanden 1866/67,  kletterte von 2.400 auf 3.000 Euro. Eine Moskauer Servierschale von 1787, bei 1.500 Euro angesetzt, erlöste 3.800 Euro.

Servierschale Moskau Auktionsergebnis

Top-Los beim russischen Silber (II) Eine Servierschale aus dem Jahr  1787.

 

Weitere Ergebnisse beim Silber

Service Silber England Barnard

Kaffee-/Teeservice von Edward Barnard & Sons. Ergebnis: 4.600 Euro

Salver Silber England Ker Reid

Großer Salver, London 1836/37, William Ker Reid. Ergebnis:  4.000 Euro

Becher Silber Friesland Jarich van der Lely

Becher, Leeuwarden, 17. Jh., wohl Jarich van der Lely: Ergebnis: 3.000 Euro

 

Die Highlights beim Schmuck

Ohrgehänge Diamant

Ohrgehänge mit Brillanten, Kleindiamanten und Diamant-Baguetten. Ergebnis:  4.000 Euro (Taxe: 2.200 Euro)

 

Armreif Mosaik Guido Reni

Armreif mit Mikromosaik nach Motiv von Guido Reni. Ergebnis: 1.300 Euro (Taxe: 600 Euro)

 

Manschettenknöpfe Opal Wien Auktionsergebnis

Manschettenknöpfe mit Opal-Cabochons, Wien, 1872 – 1922. Ergebnis:  1.800 Euro (Taxe: 250 Euro)

Ohrgehänge Adler Genf Amethyst

Ohrgehänge, Fa. Adler, Genf, mit Amethysten im Schachbrett-Schliff. Ergebnis: 1.500 Euro (Taxe: 1.000 Euro)