38. Kunstauktion: Highlights bei den Altmeistern
Eine ganze Reihe an Entdeckungen ermöglicht bei der 38. Kunstauktion die Rubrik “Alte Meister”.
Albrecht Dürer und ein ganz besonderes Motiv
Ein in exzellenter Qualität ausgeführtes Ölgemälde auf Holz zeigt ein vor der Reformation kaum dargestelltes Motiv aus der Passions- und Osterzeit: Christus in der Vorhölle, nach einer Stichvorlage aus Albrecht Dürers “Kupferstichpassion” (Öl / Holz, 36 x 26,5 cm, Schätzpreis: 700 Euro).
Dabei ist es weder Markus, noch Matthäus, nicht Lukas, und auch nicht Johannes, der davon berichtet, wo sich Jesus in der Zeit zwischen Kreuzigung und Auferstehung aufhielt. Vielmehr ist es ein Evangelist namens Nikodemus, der beschreibt, wie Christus in einen Raum vor dem eigentlichen Höllentor hinabsteigt und die dort ausharrenden Seelen der Gerechten aus dem Alten Testament erlöst, darunter Adam und Eva.
Nikodemus‘ Text wurde nie in den offiziellen biblischen Kanon aufgenommen, er zählt zu den sogenannten ,apokryphen‘ Schriften, denen die Kirche absprach, wahre Überlieferungen aus dem Leben Christi zu sein. Dennoch blieben einige Motive daraus noch über Jahrhunderte hinweg im volkstümlichen Gedächtnis verankert.
Christus in der Vorhölle ist ein besonders bekanntes Beispiel für ein solches apokryphes Motiv. Besonders häufig wurde es zur Reformationszeit dargestellt. Allein Albrecht Dürer nahm es nicht nur in seine Kupferstichpassion, sondern auch in seine Große und Kleine Holzschnittpassion auf. Auch viele andere Zeitgenossen widmeten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts diesem Thema, markiert es doch wie wenige andere biblische Sujets den Wandel von einem mittelalterlichen zu einem neuzeitlichen Gottesbild: Aus dem strafenden, die Seelen der Sünder in die Hölle entsendenden Gott wurde der gütige Vater, der durch die Entsendung seines Sohnes den Menschen Erlösung von Tod und Fegefeuer sowie ewiges Leben verspricht.
Ein Maler im Schatten seines Bruders
Mit der „Anbetung der Könige“ von Mathieu Frédeau (ca. 1580 – ca. 1642/54) begegnen wir einem noch nicht so bekannten, doch bemerkenswerten Künstler des 17. Jahrhunderts. Wie auch seine Brüder Jean und Ambroise stammte er aus einer Künstlerfamilie des 16. und 17. Jahrhunderts, die vermutlich aus dem Norden Frankreichs stammte und dann nach Paris gezogen war. Während Jean Frédeau Bildhauer und Architekt wurde, ließ sich Mathieu, ebenso wie sein bekannterer Bruder Ambroise, zum Maler ausbilden. Erhalten sind Darstellungen biblischer Motive von großer Detailfreude und atmosphärischer Dichte. Das in der Auktion am 22. September angebotene, in Öl auf Kupfer gemalte Bild ist mit einem Schätzpreis von 1200 Euro angesetzt.
Neue Facetten eines berühmten Kupferstechers
Noch von einem weiteren Künstler offenbart die Herbstauktion eine bislang kaum bekannte Facette. Von dem eher als Kupferstecher bekannten Niederländer Jan Popels (1590 – 1663), den Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich gemeinsam mit David Teniers mit der Erarbeitung eines Katalogs der italienischen Meister in seiner Gemäldesammlung beauftragt hatte, wird das Gemälde „Bacchus mit zwei Göttinen“ versteigert (Taxe: 800 Euro), das zeigt, dass er ein nicht weniger exzellenter Maler war.