41. Kunstauktion: Altmeister präsentieren ungewöhnliche Sicht auf Adam und Eva
Im Blickpunkt bei den Alten Meistern stehen bei der Kunstauktion am 29. Juni Gemälde, die sich mit der Geschichte von Adam, Eva und ihren Nachkommen beschäftigen. Das Besondere bei sämtlichen dieser Bilder ist ihre ungewöhnliche ikonographische Herangehensweise. Das Toplos ist eine Darstellung von Adam und Eva mit Kain und Abel aus dem Italien des 17. Jahrhunderts (Schätzpreis 12.000 Euro). Am 24. März 1961 wurde es bei Christie’s, London, als Guercino angeboten.
Adam und Eva in familiärer Idylle
Hier ist das erste Menschenpaar weder beim Sündenfall noch bei der Vertreibung aus dem Paradies oder aber beim Beklagen der Ermordung Abels durch Kain gezeigt, sondern in einer fast arkadisch anmutenden Szene mit beiden Söhnen in frühkindlichem Alter.
Der auf die italienische Malerei des 17. Jahrhunderts spezialisierte Kunsthistoriker Erich Schleier betont in einem Aufsatz über eine der wenigen vergleichbaren Darstellungen aus der Hand von Nicola Vaccaro (1640 – 1709) nicht nur die Seltenheit dieser Motivwahl, sondern auch, dass Eva durch diesen Bildtypus in die Nähe zu römischen Gottheiten wie Diana, Venus, Juno und Minerva gerückt wird.
Aus dem Paradies in den Olymp
Auch bei dem vorliegenden Bild ist eine solche Querverbindung sowohl für Eva wie auch für Adam mehr als denkbar.
Bemerkenswert ist weiterhin, dass über dieser ersten Familie der Menschheitsgeschichte scheinbar nichts von der finsteren Mühsal lastet, die Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies erwartete.
Erfüllende Freiheit
Stattdessen wirkt die Szene entspannt und ungezwungen, fast schon im Sinne jener erfüllenden Freiheit, die der englische Schriftsteller John Milton in seinem 1667 entstandenen Epos “Paradise Lost” den aus dem Paradies vertriebenen ersten Menschen mit auf den Weg gibt: “Vor ihnen lag die ganze Erde, ihren Ort zu wählen, von Gottes Vorsehung geführt.”
Serie: Von der Erschaffung Adams zu Kain und Henoch
Auch ein weiteres Highlight unter den Altmeistern beschäftigt sich mit Sequenzen aus der Schöpfungsgeschichte: Vier Gemälde, wohl aus dem 17. Jahrhundert, entstanden nach Stichvorlagen von Johann Sadler (1550 – 1600 / 1608), der seinerseits Marten de Vos’ (1532 – 1603) Serie “Boni et mali scientia / Die Geschichte der ersten Menschen” aus dem Jahr 1583 graphisch umsetzte. Dargestellt sind, jeweils in Simultandarstellungen, vier Passagen der Schöpfungsgeschichte:
Bei der “Erschaffung der Eva” ist links im Hintergrund Gottvater bei der Erschaffung der Tiere sowie rechts im Hintergrund bei der Erschaffung Adams zu sehen.
Das “Opfer Kains und Abels” zeigt im Vordergrund die nur kümmerlich brennende Opferstätte Kains, im Hintergrund das prachtvolle Opfer Abels, sowie rechts im Hintergrund Szenen zur Vorbereitung der Opfer sowie in der Mitte, direkt hinter der Rauchsäule Abels, den Brudermord.
Auch dieses Motiv ist eine ikonographische Besonderheit: Nur selten wird das weitere Los Kains nach dem Mord an seinem Bruder Abel überhaupt dargestellt. Nach der Genesis wurde Kain nach seiner Tat von Gott verflucht: “Der Herr sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mor vom Ackerboden. So bist du verflucht, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Ackerboden bestellst, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein.” Trotz dieses Fluchs gelingt es Kain, eine Familie zu gründen und in einer unfruchtbaren Gegend sesshaft zu werden; sein Geschlecht wendet sich der weltlichen Kunst und der Wissenschaft zu. Für seinen Sohn Henoch baut Kain schließlich eine Stadt, die er nach ihm benennt. Dieser mühevolle Städtebau, und im Vordergrund Kain und sein Sohn, sind hier dargestellt.
Jedes der vier Gemälde wird zu einem Schätzpreis von 2.000 Euro angeboten.