Nachlese zur Frühjahrsauktion (I): Altmeister und Gemälde
Mit einer Zuschlagsquote von fast 80 Prozent schloss am Freitag, 29. März, die 736 Nummern umfassende Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Besonders reges Interesse der Bieter im Saal, am Telefon und im Internet fanden Objekte der Kategorien Schmuck, Porzellan, Glas, Möbel und Dosen; letztere wurden nahezu vollständig verkauft. Die höchsten Preise wurden vor allem bei den Gemälden erzielt.
Von Hildburghausen an den Obersee
Generell hoch in der Gunst der Bieter stand eine Passage mit elf halb- bis ganzfiguriger Porträts unterschiedlicher Provenienz, die bei den Altmeistern angeboten wurde. Eine schon im Vorfeld zu den Highlights der Auktion gerechnete Darstellung des Prinzen Friedrich Wilhelm Eugen von Sachsen-Hildburghausen, die Johann Valentin Tischbein (1715 – 1768) zugeschrieben wird, entwickelte sich zum Spitzenlos. Im Verlauf eines intensiven Bietergefechts kletterte das auf 8.000 Euro taxierte Gemälde bis auf 25.200 Euro. Das Gemälde zeigt den zweitgeborenen Sohn des Herzogs von Sachsen-Hildburghausen, der sich nach der obligatorischen Kavalierstour für eine Militärkarriere entschieden hatte, und später in seiner Heimat eine Porzellanmanufaktur gründete. Dieses Werk besteht immer noch, allerdings produziert es heute vor allem technische Porzellane.
Ein aus dem 18. Jahrhundert stammende Bildnis eines Ansbacher Adligen im Kürass wechselte für 11.300 Euro* den Besitzer.
Wahlmünchner und Münchner Schule
Zwei Gemälde aus der Münchner Schule erzielten Spitzenergebnisse im Bereich der Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts:
Für Eduard von Grützners auf 1895 datierten „Fidelen Landsknecht“ wurden 18.900 Euro* geboten. Grützner, der sich in seinen Gemälden vor allem pflichtvergessenen Mönchen widmet, die im Weinkeller oder über einer verlockenden Brotzeit irdischen Genüssen zusprechen, zeigt hier einen weltlichen Protagonisten, allerdings ebenfalls beim unbeschwerten Weingenuss. Die Ölskizze „Auf der Bastei“ seines Künstlerfreundes Carl Spitzweg (1808 – 1885) wurde für 16.400 Euro* zugeschlagen – hier gibt es insofern eine innere Verbindung zu Grützner, als auch der dargestellte, seine Pfeife schmauchende Soldat, längst jegliche Pflichten vergessen hat.
Auf den höchsten Preis in dieser Kategorie kam ein Gemälde des in Darmstadt geborenen Wahlmünchners Julius Lange (1817 – 1868). Seine „Fahrt auf dem Obersee“ ging für 20.160 Euro* an eine Privatsammlung.