Nachlese zur Dezemberauktion (I): Von Tierfigur bis Taschenuhr

Unter reger Beteiligung von über 500 Bietern im Saal, am Telefon und im Internet fand am Freitag, 30. November, die Weihnachtsauktion von SCHEUBLEIN Art und Auktionen statt, die Nikola Scheublein pünktlich um 13 Uhr eröffnete. Bereits im Vorfeld standen Kunsthandwerk aus dem Orient, Tierfiguren aus Porzellan sowie eine Sammlung mit fast 40 Taschenuhren im Blickpunkt des Bieterinteresses – eine Tendenz, die der Verlauf der Auktion bestätigte.

Lebensechte Tierfiguren aus Meissen und Nymphenburg

Meissen Rudolf Löhner Panther Leopard Auktion München Scheublein

Panther, mit einem leopard Kämpfend. meissen, vor 1924. Modell: Rudolf Löhner. Ergebnis: 4.500 Euro*.

Sie stammen beide aus der Glanzzeit der kleinformatigen Tierplastik, wurden von renommierten Bildhauern gestaltet und in den beiden wichtigsten deutschen Manufakturen hergestellt. Zwei Tierfiguren beherrschten in der 43. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen das Bild beim Porzellan. Die eine, ein fast lebensgroßer Ara (ganz oben), ist ein Klassiker von Nymphenburg und geht auf ein Modell von Theodor Kärner (1884 – 1966) aus dem Jahr 1913 zurück, einer Zeit, in der der Tierbildhauer in einer Festanstellung an der Porzellanmanufaktur im Münchner Westen tätig war. Die in der Auktion angebotene Ausführung stammt aus dem Jahr 1922; für die farbliche Gestaltung zeichnet der Maler Robert Böck verantwortlich. Die Vogelstatue kletterte im Verlauf der Auktion von 3.500 Euro Schätzpreis bis auf 8.100 Euro*. Für 4.500 Euro* wurde ein mit einem Leoparden kämpfender Panther verkauft, der vor 1924 in Meissen entstand. Das Modell der Figur stammt aus der Hand des Tierplastikers und Bildhauers Rudolf Löhner (1890 – 1971), der später auch Denkmäler und Bauplastiken im Auftrag der DDR gestaltete.

Das Besteck eines Fürsten

Besteck Tafelbesteck Vermeil Auktion München Scheublein

Je zwölf Löffel, Gablen und Dessertmesser, Straßburg, 1782/83. Ergebnis: 6.300 Euro*.

Für 6.300 Euro* kam ein ungewöhnlich großer und gut erhaltener Satz von Tafelbesteck aus Vermeil unter den Hammer. Die jeweils zwölf Löffel, zwölf Gabeln und zwölf Dessertmesser entstanden 1782/1783 in der Werkstatt der Catherine Marguerite Fritz in Straßburg und müssen einst zur Ausstattung eines größeren Hofs gehört haben. Denn die Benutzung vergoldeten Bestecks war nach Auffassung des 18. Jahrhunderts einzig regierenden Fürsten vorbehalten.

Taschenuhren: Die schönste Zeit

Taschenuhr Savonette IWC Auktion München Scheublein.

Savonette von IWC mit gehfähigem Ankerwerk und Schwanenhalsfeinregulierung. Ergebnis: 1.390 Euro. Die Uhr wurde in der Auktion vom 30. November bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigert.

Vollständig verkauft werden konnte eine Sammlung von fast vierzig Taschenuhren, die für insgesamt 18.900 Euro* neue Besitzer fanden. Die höchsten Preise erzielten eine um 1900 gefertigte Savonette von IWC mit gehfähigem Ankerwerk und Schwanenhalsfeinregulierung (Ergebnis 1.390 Euro*), eine Savonette von Elgin Watch Co., datiert auf 1880, mit aufwendig rankengraviertem Gehäuse (Erebnis 1.200 Euro*) sowie eine silberne Taschenuhr des deutschen Uhrenherstellers Lange & Söhne aus der Zeit um 1920 (Ergebnis 760 Euro*).

Savonette Elgin Watch Auktion München Scheublein

Savonette von Elgin Watch Co, um 1880. Ergebnis: 1.200 Euro. Die Uhr wurde in der Auktion vom 30. November bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigert.

Taschenuhr Lange & Söhne Glashütte Auktion München Scheublein

Taschenuhr, Silber, Lange & Söhne, Glashütte, um 1920. Ergebnis: 760 Euro. Die Uhr wurde in der Auktion vom 30. November bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigert.

Ein weiteres Highlight aus der Kategorie Schmuck und Uhren war ein zeitgenössisches, dreiteiliges Schmuckset der Manufaktur Wellendorf, das für 8.820 Euro* verkauft wurde.

Schwerpunkt der Fundgrube-Auktion: Lauter Katzen

Gleich 25 Objekte aus dem Angebot der Fundgrube-Auktion am 26. Januar künden von einer Jahrtausende alten Beziehung: dem Band zwischen Mensch und Katze. Unter den Hammer kommen lauter Huldigungen an die Schönheit der samtpfötigen Hausgenossen – Schmuckstücke, Glasobjekte, Gemälde oder Porzellan- und Keramikfiguren (oben: drei Katzen aus der Keramikmanufaktur Zsolnay/Pécs, um 1900, mattweiß bzw. mit irisierender Eosinglasur, Schätzpreise 120 bis 200 Euro).

Katzen sind Lieblinge No. 1

Längst hat hierzulande die Katze den Hund als beliebtestes Haustier abgelöst:  58% aller Menschen, die mit einem Tier leben, umgeben sich mit einer oder mehreren Katzen.

Katze Wiener Kunstkeramische Werkstätte Scheublein Auktion München

Sitzende Katze, Busch & Ludescher, Wiener Kunstkeramische Werkstätte, ca. 1910 – 1930, Steingut. Schätzpreis: 200 Euro.

Obwohl die Zärtlichkeit, von der solche Beziehungen heute getragen werden, erst vor ein- bis zweihundert Jahren in die Beziehung zwischen Mensch und Katze einkehrte, liegt der Beginn dieses Zusammenlebens an die 10.000 Jahre zurück.

Uralte Gemeinschaft

Den Beleg dafür liefert ein 9.500 Jahre altes Grab, das 2004 auf Zypern entdeckt worden war, enthielt neben Muscheln, polierten Steinen und anderen Grabbeigaben, einen Menschen mit seiner Katze.

Katze Geschichte Hauskatze Porzellanfigur Rosenthal Theodor Kärner Auktion München Scheublein

Liegende Katze, Rosenthal, nach Entwurf von Theodor Kärner. Der Porzellanbildner hatte  nach seiner Ausbildung zum Porzellanmodelleur gezielt Tierbildhauerei und Tiermalerei studiert, bevor er zunächst für Nymphenburg, später u.a. für Rosenthal Tierfiguren gestaltete. Die hier gezeigte Katze wurde um 1928 im von Philipp Rosenthal zunächst privat betriebenen Zweigwerk am Bahnhof Selb hergestellt. Schätzpreis: 140 Euro.

Dennoch war das Verhältnis über tausende von Jahren zunächst ein Zweckbündnis: Katzen hatten sich den Menschen angeschlossen, als diese begannen, sesshaft zu werden und Ackerbau zu betreiben.

Verwöhnte Jäger

Diese Vorräte lockten, sehr zum Entsetzen dieser ersten Landwirte, eine Unzahl von Mäusen und Ratten an – ein Festmahl für Katzen, die ihre Beute nun nicht mehr mühsam suchen mussten, sondern praktisch auf dem Präsentierteller serviert bekamen.

Katze Siamkatze Hutschenreuther Auktion München Scheublein

Zwei Figuren: sitzende Siamkatze. Hutschenreuther, nach Entwurf von  Gunther Granget (1932 – 2010), der von 1984 bis 1996 die Kunstabteilung der Porzellanfabrik in Selb leitete. Schätzpreis: 120 Euro

Die stark von der Landwirtschaft geprägte Kultur des Alten Ägypten billigte Katzen eine so hohe Bedeutung zu, dass sich bald eine kultische Verehrung der Tiere herausbildete.

Die Katze als Göttin

Zeugnis hierfür ist die Katzengöttin Bastet, der man Einfluss auf Fröhlichkeit, Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit zuschrieb. Griechen und Römer indes hielten sich zunächst lieber Frettchen, um das Haus von Mäusen frei zu halten. Erst im 3. Jahrhundert verbreitete sich die Hauskatze auch im Römischen Reich.

Katze Porzellan Hauskatze Geschichte Bing & Gröndahl, Auktion München Scheublein

Diese Sitzende Katze, entstanden um 1970 – 83, stammt aus der dänischen Porzellanmanufaktur Bing & Gröndahl, die 1987 mit der dänisch Königlichen porzellan-Manufaktur zu Royal Copenhagen fusionierte. Schätzpreis: 60 Euro. 

Das Mittelalter begegnete der Katze zwiegespalten: Auf der einen Seite breiteten sich mit der Ausweitung der Seehandelswege auch die auf diese Weise eingeschleppten Vorratsschädlinge Wanderratte, Hausratte und Hausmaus immer weiter aus – zu deren Bekämpfung immer mehr Hauskatzen eingesetzt wurden.

Von Katzen und Hexen

Auf der anderen Seite wurden Katzen im Zuge der Hexenjagden immer stärker dämonisiert. Freundschaftliche Beziehungen zu einer Katze galten schließlich sogar als Gotteslästerung.

Diese Vorurteile nahmen ab dem 16. und 17. Jahrhundert wieder ab; mit dem Wachstum der Städte nahm auch die Anzahl der Hauskatzen weiter stetig zu.

Vom Nutz- zum Heimtier

Doch erst mit der beginnenden industriellen Revolution stiegen die Katzen von ihrem vorherigen Status als reine Nutztiere zum richtigen “Heimtier” auf. Sie wurden Gefährten, Schönheitsidole, Musen – und nicht selten aufgrund ihres eigenwilligen Wesens auch Projektionsfläche für manch menschlichen Charakterzug.

Katzen Wiener Bronzen Geschichte Hauskatze Auktion München Scheublein.

Katze mit Tasche / Katze mit Posaune: Zwei sog. Wiener Bronzen, wie sie vor allem in der Gründerzeit von 80 einschlägigen Gewerbebetrieben produziert wurden. Häufig zeigten sie Tiere in menschlichen Haltungen, mit entsprechenden Attributen oder Kleidung.