Auktionsergebnisse der März-Auktion (II): Textilien, Schmuck, Waffen

Das zweithöchste Los der März-Auktion stammte aus einer Passage mit Priestergewändern und lithurgischen Textilien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die generell sehr gut angenommen wurde. Eine spektakuläre Kaselfront mit roter, floraler Samtmusterung auf beigefarbenem Leinen steigerte sich von 1.200 Euro Taxe bis auf einen Zuschlagspreis von 25.200 Euro*.

Hoch im Kurs: Kaseln

Kasel liturgische Gewänder Auktion liturgisches Gewand Scheublein Art & Auktionen München

Kaselteil aus Italien, Ende 16. / Anfang 17. Jahrhundert, gefertigt aus rotem Samt und beigefarbenem Leinen. Ergebnis: 25.200 Euro*

Ein Kasel-Rücken mit Heiligendarstellungen kam für 3.300 Euro* unter den Hammer, die zugehörige Front erbrachte 1.800 Euro*. Drei Kaselstäbe, wohl Spanien, 16./17. Jh., wurden für 2.000 Euro* zugeschlagen.

Kasel liturgische Gewänder Auktion liturgisches Gewand Scheublein Art & Auktionen München

Kaselrücken, Italien, 16. Jhd., mit Heiligendarstellungen (links), Ergebnis: 3.300 Euro*. Zugehörige Kaselfront (rechts), Ergebnis: 1.800 Euro*

Utta Danella-Nachlass brilliert

Ebenfalls sehr gefragt war der 22 Pretiosen umfassende Schmuck aus dem Nachlass der Bestsellerautorin Utta Danella (1920 – 2015).

Jugendstilschmuck Jugendstil Collier Schmuck Scheublein Art & Auktionen München

Jugendstil-Collier mit Diamanten und Farbsteinen. Ergebnis: 12.600 Euro*.

Mehr als 80 % der Schmuckstücke wurden verkauft; Spitzenlos war ein filigranes Diamant-Farbstein-Collier aus dem Jahr 1915. Es kam für 12.600 Euro* unter den Hammer.

Ohrclipse Diamant Brillant Rubin Tahiti-Zuchtperle Utta Danella Scheublein Auktion München

Ohrclipse mit Brillanten, Achtkantdiamanten und Rubinen (links), Ergebnis: 4.800 Euro*. Blütenförmige Ohrclipse mit Brillanten und je einer Tahiti-Zuchtperle, (rechts), Ergebnis: 5.000 Euro*. 

Weitere gute Preise erzielte eine Reihe von Ohrclipsen, beispielsweise in Blütenform mit Tahiti-Zuchtperlen (Ergebnis 5.000 Euro*), in Blattform mit Brillanten und einem Rubin (Ergebnis 4.800 Euro*) oder in Halbkreolenform mit im Rautenmuster angeordneten Edelsteinen (Ergebnis 3.800 Euro*).

Schmuck Ohrclipse Diamant Utta Danella Scheublein Auktion

Links: Tropfenförmige Ohrclipse mit einem Diamanten im Tropfenschliff, Ergebnis: 3.150 Euro*.  Rechts: Ohrclipse in Halbkreolenform mit rautenförmig angeordneten Edelsteinen, Ergebnis: 3.800 Euro*

Packende Ergebnisse bei den Waffen

Auf sehr hohes Bieterinteresse stieß auch die Passage mit Waffen, die zu nahezu 100 % verkauft wurde.

Schwert Persien Flyssa Marokko Waffen Auktion Scheublein München

Unten: Schwert mit Scheide, Persien, 19. Jhd., mit zweischneidiger Damastklinge. Ergebnis: 3.500 Euro*. Oben: Flyssa mit Scheide,, Marokko, 19. Jhd. Ergebnis: 300 Euro*. 

Bestes Los war ein persisches Schwert aus dem 19. Jahrhundert, das 3.500 Euro* erzielte. Für den gleichen Preis wurden auch drei balkantürkische Steinschloss-Pistolen, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, zugeschlagen.

Steinschloss-Pistole, Steinschlosspistole Auktion München Scheublein Art & Auktionen

Drei Steinschloss-Pistolen, wohl balkantürkisch, 19. Jh., mit floralen Silbereinlagen. Ergebnis: 3.500 Euro*.

Ein indonesischer Kris mit Elfenbeingriff und Scheide mit beschnitztem Elfenbein-Wrangka, wurde für 2.000 Euro* verkauft.

Kris indonesisch Auktion München Waffen Scheublein Art & Auktionen

Drei kunstvoll gearbeitete Kris aus Java und Indonesien: Unten: Mit gewellter Pamorklinge, Elofenbeingriff und Scheide, Ergebnis 2.000 Euro*. Mitte: Mit gewellter Damastklinge und Elfenbeingriff, Ergebnis 1.400 Euro*. Oben: Mit leicht gewellter Pamorklinge und Scheide. Ergebnis 180 Euro*.

Ein Kulah Khud mit zugehörigem Schild, beide Persien, 19. Jhd., steigerten sich bis auf jeweils 1.900 Euro*, zwei deutsche, um 1600 gefertigte Helmbarten auf jeweils 1.300 Euro*.

Kulah Khud Rundschild Persien Scheublein Auktion Waffen München

Kulah Khud, Persien, 19. Jhd., mit Ranken- und Blütendekor, sowie dazu gehöriges Rundschild. Ergebnis jeweils 1.900 Euro*.

Helmbarte Hellebarde Waffen Scheublein Auktion München

Drei Helmbarten, alle Deutsch, um 1600.  Ergebnisse, von links: 1.300 Euro*, 1.300 Euro*, 1000 Euro*.

Uralte Traditionen – März-Auktion: Priestergewänder und liturgische Textilien

Ein besonders Augenmerk ruht bei der Auktion am 16. März auf einer Reihe von liturgischen Gewändern, Textilien und anderen liturgischen Dekorationsobjekten. Besonders interessant ist eine Reihe von Kaselteilen, an denen sich die Wandlung des priesterlichen Obergewands der katholischen Kirche vom 14. bis zum 16. Jahrhundert deutlich ablesen lässt.

Gekleidet wie im Alten Rom

Die Ursprünge der Kasel, wie auch der anderen katholischen Priestergewändern, sind in der antiken römischen Alltagskleidung zu suchen. Speziell die Kasel leitet ihre Urform von einem in der römischen Kaiserzeit üblichen Radmantel für Wind und Wetter ab, der Paenula.  Entsprechend trugen die Priester bis ins 13. Jahrhundert hinein weite, faltenreiche, ringsum geschlossene Mäntel ohne Armöffnungen, nach ihrer Form „Glockenkasel“ benannt.

Von der Glocke zur Geige

Ab dem 14. Jahrhundert allerdings wurden die voluminösen Mäntel beschnitten, sowohl wegen besserer Handhabung, wie auch um Stoff zu sparen. So enstand eine zweite. in Vorder- und Rückenteil gegliederte Form, die „Geigenkasel“, die ihre Gestalt seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr wesentlich veränderte. Während das während des Gottesdienstes der Gemeinde zugewandte Rückenteil gerade blieb, wurde die Vorderseite immer stärker bogig ausgeschnitten, bis Ende des 16. Jahrhunderts die Form der bis heute üblichen „Geigenkasel“ erreicht war.

Figur und Dekor

Diese Entwicklung ist an den vorliegenden Kaseln ebenso gut zu beobachten wie der Wandel in ihrer dekorativen Gestaltung: Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert wurden die Besätze, oft sogar die gesamte Kasel, mit figürlichen Stickereien verziert, wie bei der Kaselfront (Schätzpreis: 180 Euro) und dem Kaselrücken (Schätzpreis: 200 Euro) aus dem Italien des 16. jahrhunderts, auf deren Kaselstab die Muttergottes mit Kind, Johannes der Täufer, der Heilige Jakobus (Rücken) sowie die Heiligen Paulus und Andreas (Front) dargestellt sind.

Kasel liturgische Gewänder Auktion liturgisches Gewand Scheublein Art & Auktionen München

Kaselfront und -rücken, Italien, 16. Jhd., mit figürlichen Heiligendarstellungen. Schätzpreise 180 Euro (Front) bzw. 200 Euro (Rücken)

Ab dem 17. Jahrhundert setzte sich stattdessen eine reiche ornamentale Gestaltung durch, die beispielsweise auch die italienische Kaselfront aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert prägt (Schätzpreis: 1.200 Euro). In rotem Samt und beigefarbenem Leinen ist ein aufwändiges florales Muster mit zentralem Sonnenmotiv gearbeitet.

Kasel liturgische Gewänder Auktion liturgisches Gewand Scheublein Art & Auktionen München

Kaselfront aus Italien, Ende 16. / Anfang 17. Jahrhundert mit floralem und Sonnenmuster in Samt und Leinen. Schätzpreis: 1.200 Euro

Wende in den 60er Jahren

Diese Form des Priestergewandes blieb bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ungebrochen erhalten. Erst die liturgischen Reformen der 60-er Jahre und die damit verbundene Zuwendung des Priesters zur Gemeinde lief der traditionellen Konzeption der Geigenkasel mit ihrer Akzentuierung der Rückseite entgegen. Tatsächlich sind moderne Priestergewänder deshalb wieder eher der altrömischen Glockenform entlehnt.

Weitere liturgische Textilien und Dekorobjekte

Kasel liturgische Gewänder Auktion liturgisches Gewand Parament Scheublein Art & Auktionen München

Links: Parament, 2. Hälfte 18. Jhd. mit floraler Silberfadenstickerei (Schätzpreis 250 Euro). Mitte: Kaselfront aus rotem Samt, datiert 1727, in einer Position angeboten mit einem  Parament aus grünem Samt (rechts) mit Silberborte. Schätzrpeis für beide: 350 Euro.

 

Antependium liturgische Textilien Parament Auktion Scheublein Art & Auktionen München

Antependium, um 1740, aus rotem Samt mit floraler Gold- und Silberfadenstickerei. Schätzpreis: 700 Euro.

 

liturgisches Gerät Reliquien Altarpyramiden Auktion Scheublein Art & Auktionen München

Zwei Altarpyramiden mit vergoldetem Holzgehäuse und Wachsmedaillons mit Heiligendarstellungen. Schätzpreis: 1.200 Euro

liturgisches Gerät Reliquien Altarpyramiden Auktion Scheublein Art & Auktionen München

Zwei Altarpyramiden mit vergoldetem Holzgehäuse und Reliquien in Drahtarbeit. Schätzpreis: 1.200 Euro.