Nachbericht zur 41. Kunstauktion – Von Persien in den Westerwald
Ein safawidischer Mash’al (Lampenfuß), zwei Nine Peaches-Vasen sowie Westerwälder Steinzeug gehörten zu den Top-Losen der 41. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 29. Juni. Auch Altmeister, Skulpturen und Gemälde des 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren bei der Sommerauktion besonders gefragt (hierzu mehr demnächst). Das bestverkaufte Objekt war der Mash’al, der im Verlauf eines hitzigen Bietergefechts unter Interessenten im Saal, am Telefon und im Internet, bis auf 58.000 Euro* kletterte.
Die Geheimnisse des Mash’al
Der Mash‘al aus Messing mit flächenfüllendem Arabesken- und Blütenrankendekor auf kreuzschraffiertem Grund stammt aus dem Persien der Safawidenzeit. Fackelständer dieser Form wurden im späten 16. Jahrhundert üblich, als sich unter Schah Abbas I. nicht nur das Reich konsilidierte, sondern sich auch eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte zu entwickeln begann.
Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Förderung hochwertigen Kunsthandwerks – Shah Abbas I. erkannte das wirtschaftliche Potential, das schon damals im Export hochkarätiger Teppiche, Keramiken und Metallarbeiten lag.
Vornehme Raumbeleuchtung
Solche kunstvoll dekorierten Fackelständer, wie derjenige, der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen für knapp 60.000 Euro den Besitzer wechselte, wurden mit Öl befüllt und dienten ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts vor allem auch in Persien selbst zur Beleuchtung von Räumen. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde ihre Ausgestaltung künstlerisch immer raffinierter und erlangte die Form, der auch der hier vorliegende Lampenfuß entspricht. Das Objekt ging in den internationalen Kunsthandel.
Glück und Fruchtbarkeit: Nine Peaches-Vasen.
Zwei Nine Peaches-Vasen standen bei den Asiatika besonders hoch in der Bietergunst. Eine Vase mit Pfirsichen, Blütenzweigen und Fledermäusen in Famille-rose-Dekor und roter apokrypher Vierzeichenmarke in der Art von Quianlong wurde für 13.860 Euro* verkauft.
Die zweite Vase, ebenfalls in Famille rose-Dekor, mit Pfirsichen und lingzhi-Pilzen sowie apokrypher Sechszeichenmarke in der Art von Quianlong erzielte 7.800 Euro*.
Das bis heute beliebte Dekormotiv vereint verschiedene Symbole der chinesischen Ikonographie zu einer kraftvollen und glückverheißenden Komposition.
Pfirsiche an sich stehen für Langlebigkeit und Unsterblichkeit; eine Bedeutung, die das „Nine Peaches“-Motiv noch dadurch unterstreicht, dass es zugleich Pfirsichblüten und Früchte darstellt und somit den immerwährenden Kreislauf der Fruchtbarkeit impliziert.
Sehr gefragt: Westerwälder Steinzeug
Ebenfalls zu Toplosen avancierten drei Gefässe aus grauem, salzglasiertem Steinzeug aus dem Westerwald, die im frühen 17. Jahrhundert gefertigt wurden.
Ein Krug, auf dessen Mittelfries unter Rundbogenarkaden Szenen aus der Geschichte von Judith und Holofernes dargestellt sind, kletterte bis auf 4.030 Euro*.
Ein Westerwälder Krug aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der mit einem von Steinzeug aus dem belgischen Raeren übernommenen Soldatenfries dekoriert ist, erzielte 1.640 Euro*.
Ein Walzenkrug mit den Wappen der Reichsstädte Bern, Basel, Zürich, Strassburg, Nürnberg, Augsburg und Regensburg wurde für 1.400 Euro* zugeschlagen.