Auktionsergebnisse 29. November (I): Asiatika, Skulptur, Gemälde, Graphik

Eine fast vollständig verkaufte Passage mit knapp 40 Positionen Wein stand bei der 47. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen ebenso im Zentrum des Bieterinteresses wie die Kategorien Graphik, Gemälde und Skulpturen. Üerflügelt allerdings wurde alles von einem Los der Kategorie Asiatika: Es umfasste drei Miniaturen aus dem persischen bzw. indopersischen Raum, die auf das 17./18. Jahrhundert zurückgehen. Sie kletterten im Verlauf eines packenden Bietergefechts mit Interessenten im Saal, am Telefon und im Internet bis auf einen Zuschlagspreis von 32.800 Euro*.

Asiatika: Indopersische Illustrationen

Zwei der drei in herausragender Qualität gearbeiteten Blätter zeigen Liebesszenen, wie sie vor allem für die persische Miniaturkunst des 17. Jahrhunderts üblich waren, während sich im 18. Jahrhundert ein neues Genre mit Blumen- und Vogelmotiven herausbildete.

Generell erhielt die persische Miniaturmalerei über Jahrhunderte hinweg ihre ursprüngliche Aufgabe bei, Mythologie und Dichtkunst zu illustrieren; deshalb fielen ihre Blütezeiten stets mit besonders fruchtbaren Phasen der persischen Literaturgeschichte zusammen.

Auch bei den vorliegenden erotischen Szenen ist anzunehmen, dass sie im Kontext zeitgenössischer Liebesliteratur stehen. Die drei Blätter gingen in den internationalen Kunsthandel.

Drei Miniaturen. Persisch/ indopersisch, 17./18. Jh.
Deckende und lasierende
Farben, tlw. mit Gold,
auf Papier. Ergebnis 32.800 Euro*.

 

Skulptur: Thronende Madonna mit Mondsichel

Eine in Süddeutschland entstandene Muttergottes aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich zum ‚Spitzenobjekt bei den Skulpturen. Sie stieg von ihrem mit 5.000 Euro angesetzten Schätzpreis bis auf 9.500 Euro*, bevor der Hammer fiel.

Thronende Muttergottes mit Kind. Süddeutsch, 2. Hälfte 17. Jahrhundert. Holz, geschnitzt.
Ergebnis 9.500 Euro*.

Die in Holz geschnitzte Skulptur entspricht dem klassischen Typus der thronenden Madonna. Durch die Mondischel, auf die die sitzende Figur ihren Fuß setzt, wird sie aber zugleich auch in die Nähe der meist stehend dargestellten „Mondsichelmadonnen“ gerückt – ein Bildtypus, bei dem die Muttergottes mit dem „Apokalyptischen Weib“ der Johannes-Apokalypse verschmolz.

Gemälde: Chiemsee, Kühe und ein Blumenstrauss

Drei Ölskizzen von Malern, die München und Oberbayern sehr verbunden waren, bildeten die Spitzenlose bei den Gemälden des 19. und 20. Jahrhunderts.

Adolf Heinrich Lier, Chiemseefischer. Öl / Karton, 17 x 25,5 cm. Ergebnis 6.950 Euro*.

Ein auf 800 Euro taxierter „Chiemseefischer“ des an der Kunstakademie in München ausgebildeten Adolf Heinrich Liehr (1826 – 1882 ) kletterte bis auf 6.950 Euro*.

Roman Kochanowski: Kühe auf der Weide. Öl / Karton, 19,5 x 26.5 cm. Ergebnis 5.700 Euro*

Die Landschaftsdarstellung „Kühe auf der Weide“ des gebürtigen Krakauers Roman Kochanowski (1856 – 1945), der ab 1880 in München lebte, wurde für 5.700 Euro* zugeschlagen.

Wilhelm Trübner: Blumenstilleben. Öl / Karton, 29 x 25,5 cm. Ergebnis 5.300 Euro*

Ein Blumenstilleben des dem Leibl-Kreis zuzurechnenden Malers Wilhelm Trübner (1851 – 1917) schließlich erlöste 5.300 Euro*.

Graphik: Frauen und Elfen

Eine Zeichnung mit schwarzer Kreide aus dem wohl unstetesten Jahrzehnt in der Biographie von Gabriele Münter (1877 – 1962) entwickelte sich zum Toplos bei der Graphik. Das auf 1925 datierte Blatt „Ruhende“ wurde für 5.300 Euro* verkauft und ging in den Kunsthandel. Aquarellierte Elfen und Wichtel der Schweizer Künstlerin Mili Weber erfreuen sich anhaltend großer Beliebtheit. Die drei bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotenen Blätter erzielten insgesamt 6.800 Euro*; der höchste Preis wurde für einen „Kleinen Blumenelf im Mondenschein“ bezahlt, der für 3.000 Euro* zugeschlagen wurde.

 

Highlights der 47. Kunstauktion: Aquarelle von Mili Weber

Bei der Graphik wartet in der Weihnachts-Auktion am 29. November eine zauberhafte Überraschung auf Romantiker und Märchenliebhaber: Drei Aquarelle der Schweizer Malerin Mili Weber (1891 – 1978), deren Werk vielen Besuchern von Kindesbeinen an unbewusst vertraut sein dürfte. Ihre Blumenkinder, Elfen und Pilzwichtel schmücken seit Generationen unzählige Poesiealben, Bilderbücher oder Fleißbildchen aus der Grundschule.

Mili Weber: Liebe zum Reich der Phantasie

Tatsächlich studierte die schon als Mädchen phantasiebegabte Künstlerin aus der Uhrenstadt Biel nach einer Ausbildung zur Kindergärtnerin von 1912 bis 1914 Malerei an der renommierten Privatakademie von Heinrich Knirr in München. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte Weber in die Schweiz zurück, wo sie sich auf Ausmalbilder und Märchenillustrationen spezialisierte. Als ihr Bruder, der Architekt Emil Weber, 1917 in Sankt Moritz ein Haus mit Architekturbüro und Werkstätten, aber auch als Heim für seine ganze Familie baute, zog Mili Weber zu ihm.

Ein Haus wie ein Märchen

Von da an lebte die Malerin bis zu ihrem Tod in diesem Haus, das sie peu à peu in ein Gesamtkunstwerk verwandelte: Möbel, Decken, Wandvertäfelungen – selbst im Badezimmer – wurden von ihr mit Märchenfiguren und -szenen bemalt. Eine von der Künstlerin gestaltete Puppenstube nimmt einen ganzen Raum ein. Ein weiterer Raum ist mit einer Orgel gefüllt, die Mili Weber als Honorar für die Ausmalung eines Kinderzimmers erhielt.

Das Mili Weber-Haus – Ein bezauberndes Museum

Im Jahr nach ihrem Tod wurde das oberhalb des Sankt Moritzersees gelegene Haus als Museum eröffnet. Da die Zimmer sehr klein sind, kann es allerdings nur im Rahmen einer Führung besucht werden, für die man sich am besten vorher anmeldet. Bis 3. Dezember gibt es immer Mittwochs und Freitags eine Nachmittagsführung, ab 4. Dezember sind zwischen Mittwoch und Sonntag jeweils zwei nachmittägliche Führungen angesetzt. Zum hundertjährigen Jubiläum des Mili Weber-Hauses wurde zudem ein Spazierweg mit acht Stationen eingerichtet, auf dem man, mit herrlichem Blick auf See und Berge, verschiedene Stationen im Leben der Künstlerin nachvollziehen kann.

Mili Weber Blumenelf Auktion München Scheublein

Mili Weber: Blumenkind. Aquarell. Schätzpreis 800 Euro. 

Mili Weber-Aquarelle in der Weihnachtsauktion

Ganz ohne Führung besichtigen und ersteigern können Sie die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotenen Aquarelle “Blumenkind”, “Wintermärchen” und “Kleiner Blumenelf im Mondenschein” (oben, Schätzpreis 1.200 Euro). Sie  sind typische Beispiele für Mili Webers zarten, märchenhaften Stil und berühren nicht nur die Herzen von Kindergarten- oder Grundschulkindern.

Mili Weber Elfen Winter Auktion München Scheublein

Mili Weber: Wintermärchen. Aquarell. Schätzpreis 1.200 Euro.