Die spannendsten Lose der 48. Kunstauktion (III): Silber von M.T. Wetzlar, München

Das Highlight in der Kategorie Silber markiert eine Sammlung mit Bechern, Schalen, Platten und einer Dose, die nicht nur für die exquisite Silberschmiedekunst des Art Déco stehen. Die in insgesamt neun Positionen zusammengefassten Objekte erzählen auch ein ganz besonderer Kapitel deutsch-jüdischer und Münchner Geschichte. Denn sie stammen aus der bis 1938 hoch angesehenen Silberschmiede M.T. Wetzlar.

Wetzlar-Silber: Für Fürsten, Magnaten und hohe Beamte

Bereits ab 1875 betrieb die Familie Wetzlar ein Geschäft für feine Silberwaren; ab 1903 florierte es dermaßen, dass es in einen der Läden in der noblen Maximilianstraße umziehen konnte. Zunächst geführt vom Geschäftsgründer Moses, wurde die Silberschmiede und -handlung ab 1925 von dessen beiden Söhnen Alexander (1893 – 1957) und Heinrich (1891 – 1974) übernommen. Zur Kundschaft der von Kronprinz Rupprecht zum Hoflieferanten ernannten Wetzlars gehörten die Fürstenhäuser Europas, aber auch Industrielle und höhere Beamte.

Dramatische Wende nach der “Machtergreifung”

Bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zählte der Betrieb zu den führenden Häusern des süddeutschen Raums. Ab 1933 wurden die Umsätze wegen der „Juden-Boykotte“ rückläufig, blieben jedoch bis 1938 in einem Umfang, dass die Gebrüder Wetzlar immer noch 15 Angestellte beschäftigen konnten. Nach der Reichskristallnacht am 9. November 1938 aber wurden Alexander und Heinrich Wetzlar verhaftet und vier Wochen lang im Konzentrationslager Dachau interniert; noch während ihrer Haft wurden sie gezwungen, ihr Geschäft samt Material- und Warenlager zu einem Spottpreis an zwei „arische“ Interessenten zu verkaufen.

Kriegsbomben zerstören eine Legende

Die Brüder Wetzlar waren gezwungen, 1939 völlig mittellos nach London zu emigrieren. Heinrich zog nach dem Krieg nach München zurück und leitete bis Anfang der 1970er Jahre die Porzellanmanufaktur Nymphenburg; Alexander blieb bis zu seinem Tod in Großbritannien.
Ihr von den neuen Besitzern unter dem Namen der Aufkäufer „F. & L. Kleemann“ weitergeführtes Silbergeschäft in der Maximilianstraße fiel im Krieg dem Bombenhagel zum Opfer.

M.T. Wetzlar, Wetzlar, München Auktion Scheublein

Zwölf Teller aus der Münchner Silberschmiede M.T. Wetzlar, Schätzpreis 3.200 Euro. 

Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotenen Objekte – unter anderem eine Dose (Schätzpreis 250 Euro), fünf Schälchen (Schätzpreis 280 Euro), fünf Stangenbecher (siehe oben, Schätzpreis 400 Euro ) und zwölf Teller (Schätzpreis 3.200 Euro ) entstanden großenteils in den 1930er Jahren, auf alle Fälle aber vor der „Arisierung“ des Betriebs 1938. Sie stammen aus dem Besitz von Franz Josef Popp (1886 – 1954), dem ersten Generaldirektor der BMW.

Kunde trotz aller Boykotte

Zwar war Popp, wie andere Wirtschaftsmagnaten auch, 1933 in die NSDAP eingetreten, hatte sich aber nie vollkommen hinter die Parteilinie gestellt. 1942 wurde er von den NS-Behörden beurlaubt, weil er sich weigerte, die Produktion der Motorenwerke ausschließlich auf die Kriegsrüstung auszurichten. Bereits 1936 drohte ihm der Ausschluss aus der Partei, weil er an seinem jüdischen Hausarzt festhielt. Insofern scheint es auch plausibel, dass er sich durch die Machtergreifung nicht beirren ließ, weiter bei der nun als jüdisch verfemten besten Silberschmiede Münchens einzukaufen – dem Hause Wetzlar.

Weitere Wetzlar-Pretiosen aus dem Besitz von Franz Josef Popp: Ein Paar Schälchen, Schätzpreis250 Euro, eine Dose, Schätzpreis 250 Euro und fünf Schälchen, Schätzpreis 280 Euro. 

Highlights Auktion 5. Juli: München-Aquarelle von August Seidel

Ein Glanzlicht bei der Graphik des 19. Jahrhunderts setzen bei der Sommerauktion am 5. Juli  35 Aquarelle von August Seidel (1820 – 1904). Sie zeigen Eindrücke aus der Innenstadt Münchens, den Vorstädten und den umliegenden Weilern, bevor sich die beschauliche Residenzstadt durch den wirtschaftlichen und kulturellen aufschwung der Prinzregentenzeit in eine pulsierende Metropole mit 500.000 Einwohnern verwandelte. Oben abgebildet: Ein Blick vom Giesinger Berg aus über die Mariahilfkirche hin zur Silhouette der Münchner Innenstadt, Schätzpreis 800 Euro.

August Seidel München-Ansichten Maximilianeum Monacensia Auktion München Scheublein

Am Maximilianeum. Aquarell über Bleistift. Schätzpreis 600 Euro. 

Monacensia: Eine Sammlung mit Bildern vom dörflichen München

August Seidel München Ansichten Viktualienmarkt Auktion München Scheublein

Am Viktualienmarkt mit Blick auf die Heilig-Geist-Kirche. Aquarell über Bleistift, Schätzpreis 800 Euro. 

Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu Schätzpreisen zwischen 500 und 800 Euro angebotenen Blätter gehörten zumindest teilweise zu jenen 200 Aquarellen mit verschwundenen Ecken Münchens, die Regierungsrat Philipp Pfister in den 1880er-Jahren für seine Monacensia-Sammlung ankaufte. Sie waren ausnahmslos von Malern gefertigt, die auch mit Wehmut auf das Verschwinden von Höfen und Herbergen, Werkstätten und Mühlen, Floßländen und Auen blickten.

August Seidel München-Ansichten Fraunhoferstraße Auktion München Scheublein

Fraunhoferstraße mit dem ehemaligen kurfürstlichen Jägerhaus. Aquarell über Bleistift, Schätzpreis 600 Euro. 

August Seidel München ansichten Glockenbach Auktion München Scheublein Monacensia

Holzstraße mit Ansicht der alten Schmiede vom Glockenbach aus. Aquarell über Bleistift, Schätzpreis 500 Euro. 

August Seidel: Ein Künstler auf der Suche nach der Stadt-Idylle

Diesen Geist fängt auch das Vorwort des Katalogs ein, der anlässliche des Verkaufs der Monacensia-Sammlung im 1904 herausgegeben wurde.

August Seidel München-Ansichten Tal Monacensia Auktion München Scheublein

Die Fleischbank im Thal (abgebrochen 1884, innere Ansicht). Aquarell über Bleistift. Schätzpreis 500 Euro. 

“Seidel hatte sein Künstlerauge (…) bei aller Wahrheit, doch ohne alle Vedutenhaftigkeit auf die Physiognomie des früheren kleinbürgerlichen Stadtbildes geworfen”, heißt es im Vorwort dieses Katalogs. “Dazu gehörten die kleinen, den echten Philister so anheimelnden, jetzt ganz verschollenen Wirtschaften (…), die Tagwerker- und Wäscherinnen-Häuschen in den abrasierten Vorstädten und die letzten jener “Keller”, wo die Halle so schmucklos, der Garten so schattig und das Bier noch so gut war.”

August Seidel München Ansicht Monacensia Auktion München Scheublein

Gasthaus mit Biergarten. Aquarell über Bleistift. Schätzpreis 600 Euro. 

 

August Seidel München Ansichten Theresienwiese Monacensia Pfister Auktion München Scheublein

Heuernte auf der Theresienwiese. Aquarell über Bleistift. Schätzpreis 700 Euro. 

Highlights der 43. Kunstauktion: Weihnachtskrippen aus Papier und im Kasten

Zwei Krippen aus Tirol und Böhmen sorgen bei der Auktion am 30. November 2018 für weihnachtliche Akzente. Besonders prominent dabei ist eine Papierkrippe aus dem Tiroler Krippenbau-Dorf Thaur.

Aus Groß wird Klein

Solche Papierkrippen waren für den Ort zwischen Innsbruck und Hall in Tirol nicht unüblich. Ihre Geschichte beginnt allerdings  im großen Format: Als um 1700 die Blütezeit der Krippen mit bekleideten Figuren einsetzte, begannen Klosterkirchen im süddeutschen Sprachraum als Gegenstück zu den Heiligen Gräbern der Osterzeit großfigurige Bretterkrippen aufzustellen. Deren Figuren waren nicht plastisch ausgebildet, stattdessen wurden sie auf Bretter oder Blech gemalt und ausgeschnitten.

Vom Brett zum Papier

Als Miniaturanfertigungen dieser großen Bretterkrippen entstanden auch Krippen mit Papierfiguren. Das Dekret von Kaiser Josef II. aus dem Jahr 1782, das generell das Aufstellen von Krippen in den Kirchen verbot, führte nicht nur zu einer raschen Verbreitung von kunstvollen Holzkrippen in Privathaushalten und damit zur Blüte des Krippenbaus im Dorf Thaur bei Hall in Tirol.

Erschwingliche Krippen

Es verhalf auch den Papierkrippen zu einem veritablen Aufschwung, waren sie doch deutlich kostengünstiger und damit für eine wesentlich breitere Bevölkerungsschicht erschwinglich. Die papierenen Krippenfiguren wurden mit kräftigen Temperafarben bemalt; angeklebte Stahlstifte sorgten für Stabilität und machten es möglich, die Figuren pittoresk in der Geburtshöhle und auf der diese umgebenden Bergkulisse anzuordnen.

Empfindliches Material

Einen Nachteil allerdings hatten die erzählfreudigen Papierkrippen: Die empfindlichen Figuren gingen leichter kaputt oder verloren als ihre robusteren Artgenossen aus Holz. Nur noch sieben vollständige Krippen sind beispielsweise von einem der prominentesten Thaurer Papierkrippen-Bauer, Josef Kramer, vulgo „Mundler“, erhalten, von dem wohl auch die vorliegende Krippe stammt. Umso schöner, dass dieses Ensemble mit seiner reichen Schar an Hirten, Melkern und Kraxenträgern die Zeiten überdauert hat.

Krippenkunst aus Böhmen

Krippe Kastenkrippe Weihnachtskrippe Böhmen Auktion Scheublein München

Kastenkrippe, Grulich/Böhmen, wohl um 1900. Schätzpreis: 800 Euro. 

Ähnlich wie in Thaur entfaltete sich auch im Ort Grulich (heute Králiky) nach dem Krippendekret Kaiser Josefs II. von 1782 eine rege kunsthandwerkliche Tätigkeit im Bereich Krippenbau. Die dortigen “Mannlmacher” waren meist Saisonarbeiter, die im Sommer auf Wanderschaft gingen oder sich im nahen, holzreichen Adlergebirge als Holzknechte verdingten. Frauen und Kinder übernahmen die Bemalung der geschnitzten Figuren. Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts bewirkten die aufkommende Industrialisierung sowie die schlechte Bezahlung den rapiden Niedergang der Krippenschnitzerei in Nordböhmen. Aus dieser letzten Phase stammt auch die vorliegende Krippe – mit ihrem Kasten, dem oben auf dem Krippenberg angebrachten phantastischen Stadtbild von Bethlehem und der vielfigurigen Darstellung des Weihnachtsgeschehens sowie der “Bringemannln” – der Heiligen Drei Könige – ist typisch für die Grulicher Krippenproduktion.

Fundgrube-Auktion: Jugendstil-Keramik aus Bayern

Unter den Highlights der Fundgrube-Auktion befindet sich auch ein Bierseidel, der mitten hinein führt in die Geschichte des Münchner Jugendstil. Der dahinterstehende Künstler, der Münchner  Max von Heider
(1839 – 1920) gilt als Wegbereiter der Jugendstils-Keramik schlechthin.

Beruflicher Seitenwechsel

Als Sohn eines Chlorkalk-Fabrikanten war Heider zunächst
mehrere Jahre im kaufmännischen Bereich
der Zement- und Porzellanindustrie tätig
gewesen. Doch sein profundes Interesse
an den chemischen und künstlerischen
Prozessen, die hinter der Fertigung von
Keramikprodukten standen, führte dazu,
dass Heider mit über vierzig Jahren die
Seiten wechselte und eine keramische
und vor allem chemische Ausbildung absolvierte.

Innovative Verfahren

Dabei beobachtete er gerade in
letzterem Bereich profunde Defizite in der
gängigen keramischen Praxis. Also entwickelte
Heider innovative Verfahren für die
Herstellung von Tonmassen und Glasuren
und gründete Anfang der 1890er Jahre ein
eigenes Atelier, um damit zu experimentieren.

Umzug nach Schongau

1898 siedelte er mit seiner Werkstatt
nach Schongau im Pfaffenwinkel um
und erweiterte seine Firma mit Hilfe seiner
Söhne Fritz, Hans und Rudolf zu „Max von
Heider & Söhne“, die bald auch als „Lechtaler
Keramik“ bekannt wurde.

Lechtaler Keramik

Von Heiders
chemische Neuerungen legten, nicht nur
für die Lechtaler Keramik, die Grundlage
zu einem innovativen Umgang mit Massen
und Glasuren, der auch eine bislang nicht
gekannte Einheit von künstlerischem Entwurf
und handwerklicher Produktion ermöglichte.
Der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen
angebotene Bierkrug mit Adlerkopf-Knauf, der in der Fundgrube-
Auktion zu einem Schätzpreis von 80
Euro offeriert wird. ist ein prägnantes
Beispiel für diese neuartigen künstlerischen
Visionen, die dank der chemischen Forschungen
von Heiders auch eine adäquate
praktische Umsetzung erfuhren.

Weitere Keramik-Highlights aus München

Fayence Krug Walzenkrug Kiesslinger Wehner Keramik München Auktion Scheublein

Ein Walzenkrug mit springendem Hirsch, München, Kieslinger-Wehner-Keramik. Schätzpreis: 180 Euro.

 

Fundgrube-Auktion: Gemälde und Graphik der Dachauer Schule

Gemeinhin steht, sobald von der Dachauer Malerschule die Rede ist, vor allem die Künstlerkolonie im Blickpunkt, die sich ab 1875 als bedeutendes Zentrum der Plein-Air-Malerei in Deutschland herausbildete.  Drei Arbeiten, die in der Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 4. Mai angeboten werden, erzählen vom Los, das den Dachauer Künstlern der nachfolgenden Generation beschieden war, die die Tradition der Künstlerkolonie durch die schwierigen Zeiten ab dem Ausbruch des 1. Weltkriegs weitertrug. Die Offerte umfasst das Gemälde “Sitzende Frau, über ein Dorf blickend” (oben) von Carl Piepho (1869 – 1920), Giulio Bedas (1879 – 1954) “Blick über den Ammersee”, den wir auch als Bild für die Auktions-Ankündigung gewählt haben, sowie der Holzschnitt “Sendlinger Tor” von Carl Thiemann (1881 – 1966).

Piepho, der älteste in der Runde, stammte aus Frankfurt am Main und studierte an den Kunstschulen in Stuttgart und Karlsruhe sowie an der privaten Académie Julian in Paris, bevor er sich 1895 in München niederließ und um 1900 der Künstlerkolonie Dachau anschloss.

Typischer Kirchturm

Carl Piepho Dachau Dachauer Maler Scheublein Auktion München

Carl Piepho: Sitzende Frau, über ein Dorf blickend (Detail). Schätzpreis 200 Euro. 

Seine “Sitzende Frau, über ein Dorf blickend” zeigt im Hintergrund einen für die Gegend typischen, auf die Romanik zurückgehenden Kirchturm mit Giebeldach (Schätzpreis: 200 Euro). Die Gründung der bis heute bestehenden Künstlervereinigung Dachau im Jahr 1919 erlebte Piepho noch mit, doch er starb nur ein Jahr später, mit lediglich 51 Jahren.

Landschaftsmalerei Dachau Dachauer Maler Giulio Beda Ammersee

Verbreitet Sommerstimmung: “Blick auf den Ammersee” von Giulio Beda (1879 – 1954). Schätzpreis: 400 Euro.

Dem Himmel so nah

“Beda hat nur den Himmel gemalt”, heißt es, unter anderem bei der Chronistin der Dachauer Maler, Ottilie Thieman-Stoedtner, über Giulio Beda, Sohn eines Historienmalers aus Triest. Beda übersiedelte 1900, nach dem frühen Tod seines Vaters, nach München und schloss sich, auch wegen seines großen Interesses an der Freiluftmalerei, sieben Jahre später der Künstlerkolonie Dachau an. Sein Malerkollege Carl Thiemann berichtet in seinen “Erinnerungen eines Dachauer Malers”, wie oft er ihn in Gottes freier Natur irgendwo arbeitend getroffen habe. Besondere Aufmerksamkeit widmete Beda dabei den vielfarbigen Lichtstimmungen am Himmel, denen er in den meisten seiner Werke viel Raum einräumte, so auch in seinem “Blick über den Ammersee” (Schätzpreis: 400 Euro). Nur ein Drittel des Bildes ist von der Landschaft eingenommen; darüber spannt sich ein hitze-flimmernder, erst am oberen Bildrand von grellem Weiß endgültig ins Blau changierendes Himmelszelt.

Landschaftsmalerei Dachau Dachauer Maler Giulio Beda Ammersee

Detail aus Giulio Bedas Gemälde “Blick über den Ammersee” .

Lebensthema Dachau

Beda gehört zu den Gestalten, die die Dachauer Künstlerszene durch die schwierigen Zeiten des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs bis ins Wirtschaftswunder hinein begleiteten, ebenso wie der dritte Künstler, von dem SCHEUBLEIN Art & Auktionen in der Fundgrube-Auktion ein Bild anbietet: der Maler, Radierer und Holzschneider Carl Thiemann.

Carl Theodor Thiemann Dachau Sendlinger Tor Dachauer Maler Auktion München Scheublein

Carl Theodor Thiemann: Sendlinger Tor im Winter. Farbholzschnitt, Schätzpreis 150 Euro. 

Der aus dem böhmischen Karlsbad stammende Thiemann kam 1908 zusammen mit seinem Schul- und Malerfreund Walther Klemm nach Dachau und blieb dort bis an sein Lebensende 1966. An seiner Biographie lässt sich auch das Schicksal vieler um 1880 Geborener ablesen: Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich Thiemann sowohl einen künstlerischen Ruf wie auch ein solides Vermögen aufgebaut – sowohl der Krieg wie auch die Inflation von 1923 machten es komplett zunichte. Die von Thiemann mühsam aufgebauten Behziehungen zum internationalen Kunsthandel brachen nach 1933 abrupt ab: In den USA wird der Kauf deutscher Kunst grundsätzlich verboten; außerhalb des deutschen Reiches gibt es für seine Gemälde und Graphiken so gut wie keinen Absatzmarkt mehr. Erst in den sechziger Jahren erfährt sein Oeuvre eine späte Anerkennung. Bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen wird ein Farbholzschnitt angeboten, der nicht, wie für ihn typisch, eine Stadtansicht Dachaus, sondern das winterliche Sendlinger Tor in München zeigt. Der Schätzpreis liegt bei 150 Euro.