Im Blickpunkt am 3. Februar: Cloisonné aus China und Japan / Jugendstilglas

Mit einer breiten Auswahl an Trouvaillen auch für den kleinen Geldbeutel startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen ins Auktionsjahr 2023. Die Fundgrube-Auktion am 3. Februar bietet Entdeckungen in allen gängigen Kategorien, besonders reich bestückt sind die Rubriken Schmuck und Silber sowie Graphik, Gemälde und Möbel. Der dort für 800 Euro angebotene, intarsierte Nussholz-Sekretär gehört zugleich zu den Spitzenlosen
der Auktion.

Wie das Cloisonné nach Asien kam

Eine Auswahl an Objekten aus der Kategorie Asiatika wirft ein spannendes Schlaglicht auf die Entwicklung der Cloisonné-Technik in Fernost: Bereits in der Ming-Zeit war die im europäischen Mittelalter und im islamischen Raum weit verbreitete Dekortechnik nach China gekommen, hatte dort aber erst im 15. Jahrhundert eine erste Blüte erlebt.

 

In den Jahrhunderten darauf entwickelte China nach anfänglicher Skepsis gegenüber der „Ware aus dem Teufelsland“, wie Cloisonné-Objekte genannt wurden, eine ausgesprochene Meisterschaft in der Herstellung von Schmuckobjekten und gehobenen Gebrauchsgegenständen mit in Draht gefassten Emaille-Dekoren.

Cloisonné China Auktion München Scheublein

Vase mit Blütendekor. China. Cloisonné.
H. 13,5 cm, Schätzpreis 170 Euro.

Von China nach Japan

Vom Reich der Mitte strahlte die Cloisonné-Begeisterung auch in andere ostasiatische Länder, vor allem nach Japan. Mit der Modernisierung und Öffnung des Landes gegenüber dem Westen in der Meiji-Zeit (1868 – 1912) gelangten Cloisonné-Objekte als potentielle Exportwaren in den Fokus des Interesses. Speziell der deutsche Ingenieur Gottfried Wagener (1831 – 1892), der ab 1884 die keramische und glastechnische Abteilung der Kunst- und Gewerbeschule von Tokio aufbaute, brachte die spezifisch japanische Ausprägung der Cloisonné-Technik entscheidend voran.

Cloisonné Japan Auktion München Scheublein

Fünf kleine Vasen und ein Teekännchen. Cloisonné. H. 9,5 cm bis 16 cm, Schätzpreis 160 Euro.

Eine eigene Spielart: Ginbari-Cloisonné

Unter seiner Ägide entwickelte sich unter anderem die Sonderform des Ginbari-Cloisonné, bei dem der Glasschmelz statt über eine von Metallstegen unterteilte Fläche über eine bossierte Silberfolie ausgegossen wird, wodurch die Farbe in sich strukturiert und lebendig erscheint. SCHEUBLEIN Art & Auktionen präsentiert neben diversen chinesischen Cloisonné-Objekten auch einige Werkstücke aus Japan, darunter eine kleine Ginbari-Vase mit Kranichdekor.

Ginbari Cloisonné Auktion München Scheublein

Kleine Vase mit Kranichdekor, Japan. Ginbari-Cloisonné, Silber, H 12.5 cm, Schätzpreis 80 Euro.

Jugendstilglas: Daum, Muller Frères, Loetz Witwe

In den Kategorien Glas und Einrichtung werden gleich eine ganze Reihe von dem Jugendstil zuzurechnenden Objekten aufgerufen, die zu günstigen Schätzpreisen angeboten werden.

Jugendstil tischlampe Muller Frères Auktion München Scheublein

 Kleine Tischlampe
Wohl Luneville, Muller Frères, nach 1919. Farbloses Glas, Einschmelzungen,
H. 30, 5 cm. Schätzpreis 180 Euro. 

Darunter befinden sich unter anderem zwei Tischlampen aus der Manufaktur Muller Frères (Taxen 200 und 180 Euro), zwei Vasen von Daum Nancy (Taxen 450 und 300 Euro) sowie zwei weitere Vasen von Johann Loetz Witwe (Schätzpreise 150 und 270 Euro).

Jugendstil Vase Loetz Witwe Auktion München Scheublein

Vase. Wohl Loetz Witwe
Farbloses und grünes Glas, irisierend überfangen. H. 11 cm, Schätzpreis 270 Euro. 

Jugendstil Vase Daum Auktion München Scheublein


 Vase, Daum Nancy. Farbloses Glas, Zwischenschicht mit Pulverglaseinschmelzungen
H. 30,5 cm, Schätzpreis 300 Euro.

 

Im Blickpunkt der März-Auktion: Jugendstil-Glas

Einen Höhepunkt der Auktion am 25. März bildet eine übe 30 Objekte umfassenden, privaten Sammlung von Jugendstil-Glas und Glaskunst des frühen Art Déco. Besonders im Blickpunkt dabei stehen zwei Positionen mit Gefäßen, die jene besondere technische Innovations- und Experimentierfreude repräsentieren, wie sie die Zeit um 1900 prägte: Fünf um 1905 gefertigte, metallisch irisierende Likörbecher von Amédée de Caranza sowie eine um 1910/15 entstandene Vase mit aufgelegten Libellen aus der Manufaktur der Gebrüder Daum.

Amédée de Caranza, ein vergessener Künstler

Das Verfahren, auf Glasflächen metallisch schimmernde Dekore und Glasuren aufzuschmelzen, hatte sich der in Konstantinopel geborene, heute fast vergessene Franzose de Caranza (1843 – 1914) bereits 1883 patentieren lassen. Vorangegangen war eine Tätigkeit als Keramiker und Fayence-Spezialist, bei der der Künstler sein Augenmerk vor allem auf orientalische Dekortechniken richtete, aber auch auf chemisch-technische Versuche. Ohne Unterlass experimentierte de Caranza mit pulverisierten Metallen, auch wenn die Beschaffung der dafür nötigen Rohstoffe Unsummen verschlang und die meisten seiner geschäftlichen Partnerschaften deshalb rasch in die Brüche gingen. Ab 1896 aber hatte er sein Verfahren so weit verfeinert, dass die damit gestalteten Glaskreationen von sich Reden machten und den Zeitgeschmack trafen.

Später Ruhm mit Jugendstil-Glas

So schwärmte die Vicomtesse de Réville, Herausgeberin der eleganten, ab 1901 erscheinenden Zeitschrift „Le Mode et le Bijou“: „Es gibt einige Caranzas mit ihren übers Glas gelaufenen, metallisch schimmernden Glasuren, die uns von jenen pompeijanischen Vasen träumen lassen, wie wir sie so sehr im Museum von Neapel bewundern.“

de Caranza Jugendstil Auktion München Scheublein

Fünf Likörbecher, Amédée de Caranza, Paris, um 1905. Schätzpreis 1.300 Euro

Einen Höhepunkt erreichte die Beachtung von de Caranzas Schaffen 1903 mit der Ausstellung „Cristaux métallisés“ (metallisiertes Kristallglas); bald darauf sind auch die vorliegenden Likörbecher entstanden, die zum Schätzpreis von 1.300 Euro angeboten werden. Obwohl nur wenige Zentimeter hoch, lässt sich an ihnen die verblüffende, changierende Wirkung dieser einzigartigen Dekortechnik doch eindrücklich beobachten.

Die dritte Dimension

Auch die zur École de Nancy gehörende Glashütte Daum vermochte es über 30 Jahre hinweg, immer wieder mit bahnbrechenden Neuerungen in der Glasgestaltung zu überraschen. Ein Beispiel dafür ist auch die um 1910/15 entstandene, auf 800 Euro taxierte Vase „Libellen und gelbe Blumen“.

Daum Vase Auktion München Scheublein

Die Vase “Libellen und gelbe Blumen”, Daum, nancy, um 1910/1915. Schätzpreis 800 Euro.

Ihre Gestaltung entspringt der Zusammenarbeit der Gebrüder Daum mit dem Keramiker und Glaskünstler Amalric Walter (1870 – 1959). Walter absolvierte zunächst eine Ausbildung in der Porzellanmanufaktur in Sèvres, wo er sich auch mit Emailliertechniken beschäftigte. Ab 1900 begann er, mit der Zusammensetzung von Glas- und Emaillepasten (Pâtes de verre) zu experimentieren und 1903 erste Resultate im Salon der Société nationale des Beaux-arts zu präsentieren.

Von Daum zu Gallé

Dort wurde Antonin Daum auf ihn aufmerksam und bot ihm sofort eine Tätigkeit in seinen Glaswerkstätten in Nancy an. In der Folge entstanden über 100 Modelle, bei denen auf die Glaskörper plastische, aus Pâte de verre geformte Elemente aufgelegt wurden – entweder für überbordende, fast skulpturale Effekte oder, wie bei dem vorliegenden Objekt, als dezente, dreidimensionale Akzentuierung eines hochgeätzten Blätter- und Blütendekors.

Jugendstil Glas Gallé Auktion München Scheublein

Vase “Paysage lacustre”, Emile Gallé, Nancy (links). Dazu: Vase, wohl Emile Gallé, mit Weigelien-Blüten. Schätzpreis: 500 Euro. 

Weitere Highlights der Sammlung sind Vasen und Lampen unter anderem von Gallé und Muller Frères, die mit Schätzpreisen zwischen 160 und 1.200 Euro angesetzt sind.

Jugendstil Glas Muller Frères Auktion München Scheublein

Vase mit Landschaftsdekor, Muller-Frères, Luneville, wohl um 1920. Schätzpreis 450 Euro.