Ergebnisse der Juni-Auktion (III): Möbel und mehr

Die 37. Kunstauktion am 30. Juni 2017 bot noch einmal eine große Bühne für unseren “Kaffee trinkenden Mohr”: Der überaus kunstvoll gefertigte Musikpuppenautomat, der auch das Cover unseres Katalogs zierte, wurde für 10.080 Euro* verkauft. Auch München stand bei den Top-Ergebnissen im Vordergrund, doch diesmal nicht so sehr mit Malerei der Münchner Schule, als mit Jugendstil-Möbeln und Porzellan aus der kunstsinnigen Weltstadt an der Isar.

Großer Auftritt für den Mohren

Musikautomat Paris Auktion München

Musikautomat “Kaffee trinkender Mohr”, wohl Paris, Anfang 20. Jh., verkauft für 10.080 Euro*.

Das Meisterwerk mechanischer Handwerkskunst, das Anfang des 20. Jahrhunderts im für derlei Luxusobjekte berühmten Pariser Viertel Marais entstanden war, ging an einen privaten Sammler. Mehr zum historischen Hintergrund solcher Musikautomaten lesen Sie im Archiv unseres Blogs.

Run auf Jugendstil-Raritäten

Ein intensives Bietergefecht ging auch dem Zuschlag für das Tagesbett und den Armlehnstuhl des Architektenduos Henry Helbig und Ernst Haiger voraus, die das Bild der Jugendstil-Epoche in München bis heute prägen (mehr dazu im Archiv unseres Blogs).

Henry Helbig Ernst Haiger Möbel Jugendstil Auktion München Scheublein

Selten tauchen Möbel der Jugendstilarchitekten Henry Helbig und Ernst Haiger im Kunsthandel auf. Der Armlehnsessel und das Tagesbett wurden getrennt angeboten, aber beide vom gleichen Käufer ersteigert – für 7.300 Euro*

Nymphenburger Service vorne

Was beim Porzellan gar nicht so oft vorkommt: Die besten Preise erzielten keine figürlichen Objekte, sondern drei Service, die auch noch alle drei aus der wohl idyllischsten Manufaktur Deutschlands stammen: Nymphenburg. Spitzenlos war ein 152-teiliges Kaffee- und Speiseservice in Weiß-Porzellan der Form “Gerippt”. Diese Service-Form gilt schon längst als Design-Klassiker: Bereits 1971 wurde sie in den Bestand der Neuen Sammlung München aufgenommen, dem ältesten Design-Museum der Welt.

Porzellan Nymphenburg Service Auktion München

Am 30. Juni für 2.650 Euro*  versteigert: 152-teiliges Kaffee- und Speiseservice der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, Form “Gerippt”.

Porzellan Service Nymphenburg Scheublein Auktion München

Für 2.400 Euro* zugeschlagen wurde ein 82-teiliges Speiseservice der Form “Korb” mit Purpurfarbenem Blumendekor, auch aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.

Nymphenburg Porzellan Service Auktion München Scheublein

Mit 1.500 Euro* einen weiteren guten Preis erzielte last but not least dieses äußerst dekorative, 64-teilige Kaffee- und Teeservice. Es stammt ebenfalls aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, hat einen schwarzen Fond mit ausgesparten Vierpass-Reserven mit purpurfarbenen Blumen.

Highlights der Juni-Auktion (VI) – Musikautomaten und Spieluhren

Ungewöhnliches Highlight der Auktion am 30. Juni ist eine Passage mit Musikautomaten, Spieluhren und Musikspielzeugen. Das frappanteste Stück daraus: Der Musik-Puppenautomat “Kaffee trinkender Mohr” aus dem frühen 20. Jahrhundert (oben). Das auf dem Kunstmarkt äußerst seltene Stück wird zu einem Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten. Ein kurzer Film mit dem Automaten “in Aktion” ist auf unserer Facebook-Seite zu sehen.

Wunder der Mechanik

Wenn er die Lippen bewegt, und genussvoll die Augenbrauen zusammenzieht, während er seine Kaffeetasse zum Mund führt, ist dieser „Afrikanische Kaffeetrinker“ ein Automat im besten Sinne dessen, was der Begriff im Ursprung bedeutet: Eine Maschine in Form eines organischen Wesens, die Leben simuliert.

Kleine Sensationen

Als Spielzeug allerdings waren solche Figuren nie gedacht. Musikautomaten sorgten in der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts auf den Weltausstellungen für Sensationen, lockten in den Schaufenstern der neumodischen Kaufhauspaläste Kunden an und sorgten für Gesprächsstoff in den vornehmen Salons.

Pariser Flair für alle Welt 

Für die Oberschicht zwischen Moskau und Madrid, New York und Buenos Aires, Istanbul und Jaipur waren die vor allem im Pariser Viertel Marais gefertigten Automaten ein begehrter Luxusgegenstand. Ihr Stern sank erst mit dem Ersten Weltkriegs. Der Zusammenbruch der alten Gesellschaftssturkturen, aber auch das Aufkommen der Elekrizität bereitete der Nachfrage nach diesen Wunderwerken der Mechanik ein Ende. Die Faszination aber, die von ihnen ausgeht und selbst Erwachsenen kindliches Staunen entlockt, ist bis heute ungebrochen. Noch bis einschließlich Donnerstag, 29. Juni, kann der “Kaffee trinkende Mohr” in den Räumen von SCHEUBLEIN Art & Auktionen besichtigt werden.

Weitere Spieluhren etc. aus der Auktion

Walzenspieluhr Auktion München

Walzenspieluhr mit Zithereffekt, spielt acht Melodien, u.a. aus “La Traviata”. Schätzpreis: 1.200 Euro

Drehorgel / Walzenklavier, Favenia Barcelona Auktion München

Drehorgel / Walzenklavier der Fa. Faventia, Barcelona, Schätzpreis: 300 Euro

Walzenspieluhr Schweiz Auktion München

Walzenspieluhr aus der Schweiz, spielt u. a. “Ting a ling ting day” und “Daisy Bell”. Schätzpreis: 1.400 Euro