Herbstauktion: Prunkvoller Schmuck
Die Kategorie Schmuck ist in der September-Auktion mit 94 Losen ein echter Hochkaräter. Besonders im Blickpunkt steht eine Demi Parure, bestehend aus einem Collier und Ohrhängern, die um 1880 entstand, am Höhepunkt der Gründerzeit. Sie wird zu einem Schätzpreis von 4.500 Euro angeboten.
Eine Zeit des Aufbruchs
In diesen auf die Reichsgründung 1871 folgenden Jahren wurden zahlreiche Banken und Wirtschaftsunternehmen neu aufgebaut. Und die hohen Reparationszahlungen, die Frankreich nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 an Deutschland leisten musste, beflügelten sowohl eine Umgestaltung der Innenstädte mit wuchtigen historistischen Bauten, wie auch den wirtschaftlichen Boom und die fortschreitende Industrialisierung des Landes.
Formen aus alten Zeiten
Im Zuge dieser Entwicklungen etablierte sich, neben dem Adel, das Großbürgertum als zweite äußerst zahlungskräftige Kundenschicht für Architekten und Meubleure, Modeschneider und Goldschmiede.
Die verschiedenen eklektischen Stilströmungen, die in dieser Epoche das Bauwesen prägten, hinterließen auch in der Mode- und Schmuckgestaltung ihre Züge. Die vorliegende Demi-Parure erinnert stilistisch an Halsgehänge dem Manierismus, dem auch viele öffentliche Bauten der 1880er Jahre verpflichtet sind.

Der Vorplatz des Münchner Hauptbahnhofs, um etwa 1900. Links im Bild der um die Flügelbahnhöfe erweiterte Bau von Friedrich Bürklein, rechts prunkvolle Gründerzeit-Fassaden.
Private Öffentlichkeit
Auch ein weiteres Merkmal jener Zeit spiegelt sich nicht nur in der Raumausstattung, sondern auch in Schmuckstücken wie dem hier vorgestellten: Die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Rahmen begannen zu verwischen – Repräsentationsräume in Privathaushalten sollten nun zugleich auch behagliche Züge tragen, und umgedreht Räume für eigentlich private Zwecke nun auch der Selbstinszenierung dienen. Die Interieurs wurden wandlungsfähiger.

Detail der Demi Parure: gezeigt ist der Mittelteil des Colliers, der zudem sowohl als große, wie auch als kleine Brosche getragen werden kann.
Auch das vorliegende, mit feinen Ziselierungen aufwendig gearbeitete Schmuckstück ist nicht allein für das Tragen bei großen Abendanlässen gedacht: Der Anhänger des Colliers lässt sich ebenso als große oder kleine Brosche auf einem Tageskleid tragen, die Ohrringe können durch Abnehmen der Hängeelemente verkürzt und auf diese Weise ebenfalls weniger formellen Anlässen angepasst werden.
Weitere Highlights beim Schmuck

Armband, Juwelier Schott, Nürnberg, um 1980. 18 Karat Weißgold, umlaufend besetzt mit acht runden, facettierten Saphiren, 140 Brillanten und 42 Diamantnavetten. Schätzpreis: 16.000 Euro.

Gürtelschließe, 18 Karat Gelbgold. Rechteckige, borkenartig strukturierte Form. Dorn aus Stahl.
Schätzpreis: 3.000 Euro. Schätzpreis: 3.000 Euro.

Zigarettenetui, Österreich, um 1950. 18 Karat Gelbgold. Querovale, allseitig satinierte Form mit Klappdeckel. Schätzpreis: 2.600 Euro.
Fundgrube-Auktion: Jugendstil- und Art Déco-Schmuck aus Österreich
Österreichischer Schmuck aus der Zeit des Jugendstil und des Art Déco bildet eines der Highlights bei der Fundgrube-Auktion am 26. Januar mit Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel, quer durch alle Kategorien. Die Objekte bestechen nicht nur durch ihre Schönheit und handwerkliche Verarbeitung, sie erzählen auch vom Wandel des Frauenbildes in den Jahren unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg.
Eine Wende in der Schmuckgestaltung hatte sich in Wien bereits seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts abgezeichnet. Zuvor war Schmuck für die gehobenen Schichten vor allem als Wertschmuck mit möglichst großen, kostbaren Steinen hergestellt worden. Nun setzten sich, dank der in der Donaumetropole führenden Juweliere Franz Hauptmann und Gustav Fischmeister – beide Schüler von René Lalique – französische Einflüsse durch, die vor allem vom Floralismus und Japonismus geprägt waren. „Der Wert der künstlerischen Arbeit und
die Idee sollen wieder erkannt und geschätzt
werden“, postulierte der Architekt und Design-Vordenker Josef Hoffmann
1905 in Bezug auf eine zeitgemäße Schmuckgestaltung.

Ein Highlight der Schmuck-Offerte: Wiener Jugendstil-Collier mit Diamanten und Diamantrosen. Schätzpreis: 300 Euro
Die sich gerade herausbildenden Zentren
einer zeitgemäßen Schmuckgestaltung,
die reformierte Kunstgewerbeschule und
die Wiener Werkstätten, schlossen sich
dieser Auffassung begeistert an und entwickelten
sie zu einer ganz eigenständigen Formsprache weiter.
Kunst statt Klunker
Dies ermöglichte
eine weit filigranere, vielfältigere Gestaltungsweise.
Nicht mehr der Materialwert
eines Schmuckstücks stand im
Vordergrund, sondern dessen Gestalt
und künstlerische Aussage. Binnen
weniger Jahre wurde Schmuck, ebenso
wie die reformierte Mode, wie sie unter
anderem im Salon der Schwestern Flöge
präsentiert wurde, zum individuellen
Ausdruck der Persönlichkeit der Trägerin.
Vom Wertschmuck zum Jugendstil
Diese Entwicklung mündete nicht
nur in den weltberühmten Schmuckstücken
Josef Hoffmanns, Koloman Mosers
oder Dagobert Peches, sondern auch
in einem generellen Wandel österreichischen
Schmuckschaffens, wie es auch
das vorliegenden Collier mit Diamanten
und Diamantrosen beweist, das für 300
Euro aufgerufen wird.

Ebenfalls vom Jugendstil geprägt: Ring, Österreich, Weißgold, mit einem Saphir und Altschliffdiamanten. Schätzpreis: 250 Euro
Die Trends der Schmuckgestaltung in
den Jahren nach dem ersten Weltkrieg
zeigten sich in Österreich stilistisch weit
weniger eindeutig: Zum Teil blieben
die Stücke, wie am Beispiel eines Rings
mit Saphir und Altschliff-Diamanten
(Schätzpreis: 250 Euro) zu erkennen
ist, noch Jugendstil-Formen verpflichtet.

Hier bricht sich der Formenschatz des Art Déco Bahn: Ring und Ohrgehänge mit Rubinen und Diamantrosen, Österreich, nach 1925. Schätzpreis: 300 Euro
Teils griffen sie aber auch bereits die für das Art Déco typische Vorliebe
für geometrische Formen auf (Ring und
Ohrringe mit Rubinen und Diamantrosen,
Schätzpreis 300 Euro).

Auch Mode-Steine der Art Déco-Zeit wie Onyx wurden in den österreichischen Schmuckstücken verarbeitet. Hier: Zwei Ringe mit Altschliffdiamanten auf Onyxplatten. Schätzpreis: 300 Euro
Moden wie die
Verwendung von Onyx fanden im österreichischen
Schmuck ebenfalls ihren Niederschlag,
beispielsweise in den beiden
Ringen, die zusammen mit einer Taxe von
200 Euro angesetzt sind.

Für die moderne Frau: Gold-Armreif mit reliefiertem Mittelteil und Diamantrose. Schätzpreis: 250 Euro.
Auch das neue
Selbstverständnis der Frau lässt sich an
der Entwicklung des Schmucks der 20-er
Jahre gut ablesen: Armreifen wie das bei
der Fundgrube-Auktion angebotene Stück
mit reliefiertem floralem Mittelteil und einer
Diamantrose (Schätzpreis: 250 Euro) behinderten
auch berufstätige und sportliche
Frauen bei keiner Tätigkeit.