Auktionsergebnisse vom 28. Juni: Altmeister, Gemälde nach 1800, Aktdarstellungen

Eine vermutlich auf das 15. Jahrhundert zurückgehende, venezianische Madonna mit Kind entwickelte sich zum Toplos bei den Alten Meistern. Deutlich zu erkennen ist auf dem Gemälde die Übergangssituation von der mittelalterlichen Kunstauffassung zur Renaissance: (mehr …)

Nachlese zur Auktion vom 25.10.: Silber, Asiatika und eine venezianische Nacht

Unter intensiver Beteiligung von Bietern im Saal und im Internet verlief am 25. Oktober die Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Besonders großes Interesse rief dabei das Angebot an Silber, Schmuck, Glas und Porzellan hervor, die nahezu vollständig verkauft wurden. Viele Spitzenlose waren beim Kunsthandwerk und den Gemälden des 19. Jahrhunderts zu finden; gleich eine ganze Reihe an Top-Zuschlägen konnte die Kategorie Asiatika verzeichnen.

Toplos: Eine Holzstele mit Buddha und Fabelwesen

Hier wurde auch der insgesamt höchste Preis dieser Auktion erzielt: Eine große, geschnitzte Holzstele mit roter und goldfarbener Fassung, die einen Buddha, umgeben von Drachen und Fabelwesen zeigt, konnte ihren Schätzpreis verzehnfachen. Sie kletterte bis auf 6.300 Euro*, bevor der Hammer fiel.

Ebenfalls gefragt: Rotlack-Schnitzerei und Keramik

Eine chinesische Rotlackvase in Doppelkürbisform wurde für 4.800 Euro* zugeschlagen.

Rotlackvase. China. Doppelkürbisform mit Deckel. Blumen- und Vogeldekor. Ergebnis: 4.800 Euro*. 

Das aufwendig gearbeitete Objekt ist ein eindrucksvolles Beispiel für die berühmten, höchst kunstvoll gearbeiteten Schnitzlackarbeiten aus dem Reich der Mitte: Auf einen Trägerkörper werden unzählige Lacklagen aufgetragen, die in der Summe eine Tiefe von mehr als einem Zentimeter erreichen können. In diese Lackschichten werden dann mehrere Millimeter tiefe Muster und Figuren eingeschnitten, die sich zu einem reliefartigen Bild vereinen. Diese Technik verlangt von dem ausführenden Kunsthandwerker ungeheure Präzision, da Korrekturen praktisch unmöglich sind und ein einziges Abgleiten des Messers ein komplettes Werkstück verderben kann.

Große Deckelvase. Keramik, polychrom bemalt. Ergebnis: 1.500 Euro*.

Ein drittes Toplos der Kategorie Asiatika war eine große Deckelvase aus bemalter Keramik mit einem Fo-Hund als
Deckelknauf. Sie wurde für 1.500 Euro* verkauft.

Erleuchtung beim Kunsthandwerk

Im Blickpunkt beim Kunsthandwerk stand ein geschnitzter Elfenbein-Kerzenschirm, der seinen Schätzpreis mehr als verdoppeln konnte und fast 1.900 Euro* erlöste. Solche Diaphanien mit figürlichen Reliefdarstellungen, die vor Kerzen gestellt wurden und dann ein vielschichtiges, leuchtendes Bild preisgaben, wurden im Lauf des 19. Jahrhunderts sehr populär, nachdem bereits im späten 18. Jahrhundert erste Lichtschirme aus Porzellan gefertigt worden waren. Im Unterschied zu diesen waren Diaphanien aus anderen lichtdurchlässigen Materialien – wie etwa, beim vorliegenden Objekt, Elfenbein – erheblich plastischer ausgearbeitet und erfüllten nicht nur in hinterleuchtetem Zustand, sondern auch bei Tageslicht dekorative Zwecke.

Kerzenschirm, 19. Jh. Elfenbein, geschnitzt. Ergebnis 1.890 Euro*. Das Objekt kam in der Auktion am 25.10.19 bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen München zur Versteigerung.

Auch die als Motiv gewählte Schutzengel-Darstellung ist für derartige Kerzenschirme typisch: Sie zeigten meist fast naive, religiös inspirierte Szenen, wie sie der Geisteshaltung der Biedermeierzeit entsprachen. Das vorliegende Objekt ging in den europäischen Kunsthandel.

Eine Nacht in Venedig

Den besten Preis bei den Gemälden
erzielte eine nächtliche Venedig-Ansicht von Conrad Hoff (1816 – 1883).

Hoff Conrad Hoff Venedig Gemälde Auktion München Scheublein

Conrad Hoff (1816 – 1883), Nacht in Venedig. Ergebnis: 3.500 Euro*. Das Objekt kam in der Auktion am 25.10.19 bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen München zur Versteigerung.

Dem gebürtigen Schweriner fehlten in jungen Jahren die finanziellen Mittel, um seine Ausbildung an der Kunstakademie in Dresden abzuschließen; deshalb verdingte sich Hoff als Illustrator für Buchverlage und bei verschiedenen Auftragsarbeiten, unter anderem in Wien. Von dort aus unternahm er eine ausgedehnte Studienreise nach Venedig. Die dort entstandenen Skizzen bildeten später die Basis diverser Venedig-Ansichten, gerne in nächtlicher Stimmung, wie beim vorliegenden Bild. Es wurde für 3.500 Euro* zugeschlagen.

Nachlese Fundgrube-Auktion: Von Söldnern, Kutschern und dem Auge Gottes

Mit durch die Bank reger Beteiligung im Saal wie auch im Internet schloss die Fundgrube-Auktion vom 26. Oktober nach sechst packenden Stunden und 844 aufgerufenen Objekten. Besonders gut nachgefragt waren diesmal Silber und Schmuck; auch generell stieß das Angebot auf großes Interesse: Über 70 Prozent der Positionen wurden verkauft. Gleich zwei der Toplose stammten aus der Kategorie Fayence, weitere aus den Bereichen Skulpturen und Kunsthandwerk.

Eine Soldtruhe aus Eisen

Den höchsten Zuschlag erhielt eine zylinderförmige Soldtruhe mit einem in Eisen gearbeiteten, blaugrün gefassten und durch Bänder verstärkten Korpus. Sie wurde für 3.780 Euro* zugeschlagen.
Kassen, um die Soldaten zu bezahlen, wurden bereits seit dem späten Mittelalter von den Heeren mitgeführt, als sich zum einen die Geldwirtschaft gegen die zuvor weit verbreitete Naturalientauschwirtschaft durchsetzte und zum anderen die feudalen Lehensheere mehr und mehr von Söldnertruppen abgelöst wurden. Um diese zu bezahlen, mussten nun im Tross jedes Regiments große, gut verschließbare Kassen transportiert werden.

Soldtruhen bis zum 1. Weltkrieg in Gebrauch

Nach dem hauptsächlich durch Söldner ausgefochtenen 30-Jährigen Krieg etablierten sich zwar mit den Nationalstaaten auch allmählich stehende Heere, die die je nach Bedarf angeheuerten Landsknechtsverbände ersetzten. Dennoch bekamen bis zum ersten Weltkrieg nur Offiziere ein monatliches, fixes Gehalt. Unteroffiziere und Mannschaft erhielten ihren Sold weiterhin in bar aus der Regimentskasse ausbehalt.
Was genau sich in der vorliegenden Soldtruhe befindet, wird auch dem neuen Besitzer Rätsel aufgeben: Zwar befindet sich in der Mitte der Oberseite ein zentrales Schlüsselloch. Der Schlüssel dazu aber verlor sich in den Wirren der Zeit.

Der Ranzen eines Kutschers

Ein mit Metallstiften dekorierter Ranzen sowie zwei paar Hosenträger mit Federkielstickerei kletterten bis auf 2.770 Euro*, bevor der Hammer fiel. Das Hauptinteresse der engagierten Bieter galt dabei mutmaßlich dem überaus aufwendig gearbeiteten Ranzen.

Soldtruhe Ranzen Auktion München Scheublein

Ranzen und zwei Paar Hosenträger mit Dekor aus Metallstiften bzw. Federkielstickerei.
Ergebnis: 2.770 Euro*.

Ranzen waren einst Geldgürtel

Kunstvoll verzierte Gurte wie dieser wurden ursprünglich von Schiffern, Flößern und Viehhändlern, aber auch von Fuh leuten als Geldgürtel getragen. Die Motivik des Dekors, das unter anderem auch Pferdekutschen zeigt, könnte ergo auf den Berufsstand des ursprünglichen Besitzers hinweisen.

Gleich zwei Toplose aus dem Bereich Fayence

Unter der Liste der Top-Zuschläge ist die Kategorie Fayence gleich zwei mal vertreten: Zum einen mit italienischen Apothekerflaschen aus Majolika, die möglicherweise um 1570/80 in Venedig entstanden. Die beiden mit Porträtmedaillons, Ranken und Blüten verzierten Gefäße erlösten 2.140 Euro*.

Soldtruhe Apothekerflaschen Venedig Auktion München Scheublein

Zwei Apothekerflaschen, Italien, möglicherweise Venedig um 1570/80, Majolika.
Ergebnis: 2.140 Euro*.

Zwei ebenfalls aus Italien stammende Henkelkrüge mit Doppelkopf-Adlern, von denen einer die Jahreszahl 1778 trägt, wurden für 1.760 Euro* verkauft.

Soldtruhe Henkelkrüge Fayence Doppelkopfadler Auktion München Scheublein

Zwei Henkelkrüge mit Doppelkopfadlern, Italien, Fayence. Ergebnis: 1.760 Euro*.

Das Auge Gottes wacht

Zum Highlight bei den Skulpturen entwickelte sich ein geschnitztes und gefasstes „Auge Gottes“ im Barockstil, das sich im Verlauf eines packenden Bietergefechts von 400 Euro Schätzpreis bis auf 1.510 Euro* steigerte.

Soldtruhe Auge Gottes Barock Auktion München Scheublein

Das Auge Gottes mit Wolkenkranz und Puttenköpfen. Holz geschnitzt, farbig und gold gefasst.
Ergebnis: 1.510 Euro*.

Uralter Bildtypus

Die Darstellung greift einen Bildtypus auf, der schon in vorchristlichen Mythologien anzutreffen ist und vor allem seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Einzug in evangelische wie auch katholische Kirchenausstattungen hielt. Das in ein Dreieck eingebettete, von einer Gloriole umstrahlte menschliche Auge wurde vor allem durch die 1682 erschienene Werkausgabe der Schriften des pantheistischen Mystikers Jakob Böhme (1575 – 1624) populär.

Freimaurer und Dollarzeichen

Dort ist das mit Dreieck und Lichtkranz dargestellte „Auge Gottes“ unter anderem auch von Symbolen mit alchemistischer Bedeutung umgeben. Hierin wurzelt nicht nur die rein religiöse, sondern auch die anderweitige Benutzung des Motivs durch die Freimaurer, und sogar auf der Rückseite des Siegels der Vereinigten Staaten von Amerika. Seit 1935 ziert es auch die Rückseite der ,Ein-Dollar-Note‘. Die in der Fundgrube-Auktion am 26. Oktober verkaufte Darstellung mit ihren Putten und Wolkenbändern und der eingearbeiteten Platte zum Abstellen einer Monstranz ist indes rein dem christlich- religiösen Kontext zuzuordnen.

 

Mit dem Auge reisen: Landschaften in der Fundgrube-Auktion

Unter den Highlights der Fundgrube-Auktion am 12. Mai findet sich bei den Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine ganze Reihe an qualitativ hochwertigen, zu niedrigen Schätzpreisen angesetzen Landschaften.

O. Tornäs frühlingshafte “Bachlandschaft mit Obstbäumen und Kindern” (oben), datiert auf das Jahr 1876, ist nur ein Beispiel dafür. Die präzise eingefangene Frühjahrsstimmung mit hingetupft weiß blühenden Bäumen und einer im ersten frischen Grün stehenden Wiese, über der sich ein Gewitter verheißender Himmel spannt, wird zu einer Taxe von 600 Euro angeboten.

Die Magie des Lichts

Auktion München Scheublein Heilmayer Gemälde 19. Jahrhundert Landschaft

Die magische Lichtstimmung am Königssee aus der Hand des Münchner Malers Karl Heilmayer (1829 – 1908) ist mit einem Schätzpreis von 800 Euro angesetzt.

Nebel- und Mondscheinlandschaften waren die Spezialität des Münchner Malers Karl Heilmayer (1829 – 1908). Der Sohn des Hofschauspielers und Landschaftsmalers Emil Heilmayer studierte zunächst an der königlichen Akademie der Künste in München, bevor er sich als Autodidakt weiterbildete und auf der Suche nach malerischen Landschaften Südtirol und Italien, Frankreich und Belgien durchreiste. Auch in Oberbayern fand er immer wieder Motive, die allen Kriterien eines romantischen und sublimen Motivs entsprachen. Diese faszinierende Lichtstimmung am Königssee, taxiert auf 800 Euro, ist ein Beispiel dafür.

Auktion München Landschaft Gemälde 19. Jahrhundert Halberg-Krauss

Auktion München Landschaft Gemälde 19. Jahrhundert Halberg-Krauss

Das Zusammenspiel von Licht, Luft und Wolken  war das Lebensthema von Fritz Halberg-Krauss (1874 – 1951). Von ihm werden gleich zwei Gemälde in der Fundgrube-Auktion angeboten, “Schäfer mit Herde” (oben, Schätzpreis: 160 Euro) und “Landschaft” (Schätzpreis 140 Euro).

Der gebürtige Unterfranke, der nie eine Malschule absolvierte, bildete sein künstlerisches Auge an den Landschafts- und Lichtstimmungen im Münchner Umland. Großen Einfluss auf sein Werk hatte die Schule von Barbizon und die dort etablierte   Plein-Air-Malerei. Halberg-Kraus gilt als letzter wirklicher Repräsentant der alten Münchner Schule; er starb 1951 in Prien am Chiemsee. In der Fundgrube-Auktion werden gleich zwei von Wolkenstimmungen geprägte Landschaftsgemälde angeboten, sie sind mit Schätzpreisen von 140 und 160 Euro angesetzt.

Weitere Highlights aus dem Bereich Landschaftsmalerei

Auktion München Gemälde 19. Jh. Landschaft

Monogrammist C.W. (Carl Wuttke, 1849 – 1927): Landschaft mit Häusern, datiert 1892. Schätzpreis: 400 Euro

 

Auktion München Malerei 19. Jahrhundert Landschaft See

“Prozession am Seeufer” aus der Hand eines unbekannten Künstlers. Erste Hälfte 20. Jahrhundert, Schätzpreis: 400 Euro

 

Auktion München Malerei 19. Jahrhundert Venedig

Arden (?): Ansicht von Venedig, 19./20. Jahrhundert, Schätzpreis: 300 Euro