Die spannendsten Lose der 48. Kunstauktion (IV): Bilder des Expressionisten Gert Wollheim
Vier Arbeiten des heute fast vergessenen Expressionisten Gert Heinrich Wollheim (1894 – 1974) aus dem Besitz seiner ersten Ehefrau, der Pianistin Leni Stein markieren ein weiteres Highlight der März-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen.
Vom “jungen Wilden” zum mondänen Großbürger
Bereits als junger Künstler hatte der aus Dresden stammende Wollheim in Düsseldorf Furore gemacht, drastische Szenarien aus dem Ersten Weltkrieg vorgelegt und sich 1920 mit anderen Avantgardisten – unter anderem Max Ernst und Otto Dix – zur Künstlergruppe Junges Rheinland zusammengeschlossen.
1925 übersiedelte der rebellische Maler nach Berlin, um, wie der Kunsthistoriker und Kurator Eberhard Roters schreibt, seinen wilden Jahren „mondäne Jahre“ folgen zu lassen. Nun lebte der ursprünglich aus vermögendem Hause stammende Wollheim großbürgerlich und fertigte, neben fast tableauhaft-surrealistischen Gemälden mit altmeisterlicher Note, auch eine ganze Reihe von Porträts von Schriftstellern und Schauspielern wie Gerhart Hauptmann, Alfred Polgar und Heinrich George an.
Freundschaft mit Otto Dix
Stilistisch zeigen Wollheims Arbeiten aus den Berliner Jahren, vor allem die Porträts – wie auch die bei SCHEUBLEIN angebotenen Aquarelle „Dame mit Pelzkragen“ (Schätzpreis 1.500 Euro) und „Herr mit Zylinder und Dame mit gelben Handschuhen“ (Oben, Schätzpreis 500 Euro) – eine Nähe zu Otto Dix, die sowohl in der Zeit fußt, als sich beide Maler in Düsseldorf ein Atelier teilten, wie auch in der Freundschaft, die die Berliner Jahre prägte.
Stilistische Vielfalt
Fast akademisch mutet der in Öl auf Holz gemalte „Rauchende Junge“ von 1934 (Schätzpreis 2.800 Euro) sowie eine wohl ebenfalls aus den frühen 1930er stammende „Landschaft“ in gleicher Technik an (Schätzpreis 2.800 Euro).
Verschwundene Gemälde
Beide Bilder legen nicht nur Zeugnis über das äußerst breite stilistische Repertoire Wollheims ab. Sie besitzen auch insofern Seltenheitswert, als – wie Eberhard Roters nachweist – von den 168 im Werkverzeichnis gelisteten Gemälden der Berliner Zeit gerade einmal 53 nachweislich erhalten sind. 115 Bilder gelten als verschollen – teils fielen Sie der Beschlagnahmung im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer, teils verbrannten sie bei einem Bombenangriff. Wollheim selbst floh nach Paris, später in die Schweiz, wurde 1939 verhaftet, entkam 1942 und versteckte sich in den Pyrenäen. 1947 emigrierte er in die USA.