Lauter Überraschungen: Auktionsergebnisse der Fundgrube-Auktion vom 12. Mai

Ein bis zum Schluss vollbesetzter Saal ersteigerte rund 80 Prozent der über 800 angebotenen Objekte. Fast alle Kategorien liefen gut, zuvorderst Altmeister, Asiatika, Skulpturen, Möbel und Silber. Obwohl zu sehr moderaten Preisen Schätzpreisen angesetzt, konnte eine ganze Reihe von Stücken nach intensiven Bietergefechten auffallend gute Auktionsergebnisse erzielen.

Spitzenlos war ein achteckiger Tisch mit Tatzenfüßen, einem vasenförmigen Schaft und geschnitzten Maskerons an Girlanden (Abbildung oben). Er konnte sich auf ein Vielfaches seines Schätzpreises steigern und kletterte auf 4.000 Euro, bevor der Hammer fiel.

Auktionsergebnisse Asiatika

Auktionsergebnisse Asiatika München China Bronze Bodhisattva

Hoch im Kurs standen chinesische Bronzen. Die Toplose: ein sitzender Bodhisattva…

Auktionsergebnis Asiatika München China Wächterfigur

… und eine Wächterfigur.

Zuwächse um mehr als das Zehnfache des Schätzpreises waren auch bei den Asiatika zu verzeichnen. Ein bronzener Sitzender Bodhisattwa aus China, angesetzt mit 120 Euro, wurde schließlich bei 2.200 Euro zugeschlagen. Den gleichen Preis erzielte auch eine bronzene, grün patinierte Wächterfigur, ebenfalls aus China. Sie war ursprünglich auf 150 Euro taxiert worden.

Gutes Resultat für Gemälde von Josef Loher

Auktion München Gemälde 20. Jahrhundert

Josef Loher, Allee mit Bäumen. Das Bild erzielte eines der besten Auktionsergebnisse bei den Gemälden.

Ein ebenfalls überraschend gutes Ergebnis erzielte das Gemälde “Landschaft mit Straße” des aus München stammenden Malers Josef Loher. Der Künstler (1907 – 2002) gehört zu jener “verschollenen Generation” von Malern, die in den 20er Jahren ihre Ausbildung absolvierten, ihre Karriere dann aber nicht mehr entfalten konnten, weil ihre künstlerische Auffassung mit den Maximen des nationalsozialistischen Regimes kollidierte. Loher musste sich mit seiner Familie auf ein Anwesen in Anzing bei München zurückziehen und einige Jahre als Selbstversorger leben. Als er nach 1945 sein künstlerisches Arbeiten wieder aufnahm, war es schwer, an die Karriere aus der Vorkriegszeit anzuknüpfen. erst 1964 erhielt sein Schaffen seitens der Stadt München eine späte Würdigung. Das Bild, das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigert wurde, war 1966 in der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst gezeigt worden. In der Fundgrube-Auktion vom 12. Mai 2017 kletterte es von einem Schätzpreis von 400 bis auf 1.500 Euro.

Weitere Auktionsergebnisse der Fundgrube-Auktion

Auktionsergebnisse München Skulptur: Hausaltar, 18. Jahrhundert

Von 550 auf 1.300 Euro kletterte der teilweise geschnitzte, teilweise gedrechselte Hausaltar aus dem 18. Jahrhundert. Er enthält eine Bildtafel “Anna und Joachim mit Maria”, der Giebelabschluss zeigt die Heilige Dreifaltigkeit.

Alte Meister Altmeister Ecce Homo Scheublein Auktion München

Das “Ecce Homo” eines unbekannten Meisters, gemalt im Stil des 16. Jahrhunderts wurde für 1.100 Euro versteigert.

 

 

In der Fundgrube-Auktion am 12. Mai: Naive Malerei aus Serbien und Kroatien

Ein weiterer Schwerpunkt der Fundgrube-
Auktion am 12. Mai liegt auf einem Sammelgebiet,
das sonst nicht oft in Auktionskatalogen
auftaucht: naive Kunst (oben: Stjepan Večenaj, Blumenstilleben, Hinterglasbild, Schätzpreis 200 Euro).

Ursprünge in Frankreich

Nachdem die phantasievolle Malerei von
Laien – zum Beispiel die Bilder des als Zöllner
tätigen Henri Rousseau – um die Wende
zum 20. Jahrhundert von den Künstlern
der anbrechenden Moderne als Inspirationsquelle
entdeckt worden war, erlangte
diese unter dem Oberbegriff „naiv“ zusammengefasste
Kunst Anfang der 30-er Jahre
eine größere Bekanntheit.

Zentren in Serbien und Kroatien

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg
waren es vor allem Künstler aus zwei Zentren
in Jugoslawien, die der naiven Malerei
zu großer Popularität verhalfen: Kovačica
in Serbien und Hlebine im kroatischen
Drautal.
In letztgenanntem Dorf hatte der Maler
Krsto Hegedusić bereits in den dreißiger
Jahren ein künstlerisches Experiment gestartet:
Er hatte einer Gruppe von Bauern
ohne jegliche akademische Vorbildung die
Malerei nahegebracht. Seine Bemühungen
fielen auf überaus fruchtbaren Boden:
In Hlebine etablierte sich eine Schule mit
gleich mehreren bäuerlichen Malerfamilien,
darunter die Večenajs.

Auktion München Naive Malerei Serbien Kroatien

Josip Joska Horvat, “Die Pilzsammlerin”, Hinterglasbild, Schätzpreis:  240 Euro

AUF DEN WURZELN DER VOLKSKUNST

Sie griffen Techniken
der bereits damals im Verschwinden
begriffenen Volkskunst auf – zum Beispiel
Hinterglasmalerei – und stellten mit ihnen
humorvolle Alltagsszenen der dörflichen
Lebenswelt, aber auch von Fabelwesen
bevölkerte ländliche Szenarien dar. Wie in
anderen Kunsthandwerksgattungen auch
wurden Techniken und Kunstkniffe innerhalb
der Familien weitergegeben.

Auktion München Naive Malerei Kroation

Franjo Filipovic, “Erdbeerpflanzen”, Hinterglasbild, Schätzpreis: 180 Euro

Bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen kommen
im Rahmen der Fundgrube-Auktion
Gemälde
und Hinterglasbilder u.a. von Stjepan
Večenaj, Franjo Klopotan, Franjo Filipovic und Josip
Joska Horvat (Kroatien) sowie von Jano
Knjazovic und Milan Rašić (Serbien) mit
niedrigst angesetzten Schätzpreisen von
ca. 200 Euro zum Aufruf.

Alte Meister in der Fundgrube-Auktion am 12. Mai

Unter den bemerkenswertesten Objekten bei den Gemälden vor 1800 findet sich ein sehr selten dargestelltes Bildmotiv: Ein wohl spanisches Ölgemälde aus dem 17./18. Jahrhundert zeigt eine Szene aus dem Leben des Heiligen Ignatius von Loyola, „Dem kranken Ignatius erscheint der Heilige Petrus“ (Schätzpreis: 400 Euro).

Geschildert wird eine frühe Begebenheit aus der Vita des Gründers des Jesuitenordens, die dennoch den zentralen Wendepunkt seines Lebens markiert: Der baskische Adelige (1491 – 1556) galt zunächst als wenig sittenstrenger Lebemann und kam sogar mit dem Gesetz in Konflikt, bevor er sich 1517 entschloss, eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Doch während des ersten Kriegs des spanischen Königs Karls V. gegen Frankreich wurde er 1521 bei der Verteidigung der Stadt Pamplona durch eine Kanonenkugel am Bein verwundet. Der Verletzte wurde auf das Schloss seiner Eltern gebracht. Während die Wunde langsam heilte, las Ignatius vor allem theologische Literatur und Heiligenviten – ein Moment, der seinem Leben die entscheidende Wendung gab. Denn durch die intensive Beschäftigung mit seiner Lektüre hatte er mehrere mystische Erlebnissen – u.a. eine Erscheinung des Heiligen Petrus und der Gottesmutter, die auf dem vorliegenden altmeisterlichen Gemälde dargestellt sind. Daraufhin beschloss er, sein Leben zu ändern, und ging nach seiner Genesung ins Kloster auf dem Monserrat im katalanischen Monistrol, um in der Abgeschiedenheit und Askese Klarheit über seine weitere Berufung zu gewinnen.

 

Weitere Highlights aus der Kategorie “Alte Meister”

Altmeister Porträt Adelige Dame Fundgrube Auktion München Scheublein

Porträt einer Adeligen. Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert, 61 x 51 cm (im Oval), mit Rahmen. Schätzpreis: EUR 450

Alte Meister Altmeister Ecce Homo Scheublein Auktion München

“Ecce Homo” eines unbekannten Meisters, gemalt im Stil des 16. Jahrhunderts. Öl auf Holz, 97 x 71 cm, Schätzpreis: 500 Euro

Altmeister Alte Meister Italien 18. Jhd. Maria mit Kind, Scheublein Auktion München

Eine italienische “Maria mit Kind” aus dem 18. Jahrhundert. Öl / Lwd., 64 x 51 cm, Schätzpreis: 350 Euro

Altmeister Alte Meister Wäscherinnen Auktion München Scheublein 18. Jhd.

Unbekannter Altmeister: “Wäscherinnen an einem Brunnen”. Das wohl aus dem 18. Jahrhundert stammende Ölgemälde trägt auf der Rückseite die Bezeichnung “Rembrandt van Ryn fecit Amsterdam 16..” Schätzpreis: 300 Euro

Zwei spannende Zeitzeugen: Josef Loher und Norman Lloyd

Gemälde von zwei Malerpersönlichkeiten, deren Biographien untrennbar mit den Wirrungen des 20. Jahrhunderts verflochten sind, gehören zu den Highlights der Fundgrube-Auktion am 12. Mai.

Das erste, “Allee mit Bäumen”, stammt von Josef Loher (1907 – 2002), einem Münchner Künstler der “Verlorenen Generation”. Nach einem Zeichenstudium an der Technischen Universität wechselte Loher an die Münchner Kunstakademie zu Karl Caspar. Mit dessen Unterstützung fand er zu seiner zeitlebens beibehaltenen Malweise im Stil des expressiven Realismus. Nach ersten vielversprechenden Ausstellungen geriet Loher in Konflikt mit der vom nationalsozialistischen Regime propagierten Kunstauffassung. Aus Solidarität mit dem im Dritten Reich verfemten Karl Caspar verließen auch Loher und seine ebenfalls als Künstlerin tätige Frau Gretel Schmeck die Münchner Kunstakademie. Josef Loher entging, nachdem er denunziert worden war, sogar nur knapp einer Internierung im Konzentrationslager Dachau.

Wohl auch vor diesem Hintergrund zog sich das Ehepaar mit dem kleinen Sohn nach Frotzhofen bei Anzing im München benachbarten Landkreis Ebersberg zurück. Über einige Jahre hinweg lebte die Familie in einem 200 Jahre alten Anwesen vor allem als Selbstversorger vom eigenen Gemüsegarten und den beim Haus gehaltenen Hühnern und Ziegen. Nach Kriegsende nahm das Paar seine künstlerische Tätigkeit wieder auf.

Josef Loher erhielt 1964 von der Stadt München eine späte Würdigung. Das bei SCHEUBLEIN versteigerte Bild “Allee mit Bäumen” wurde 1966 in der Großen Kunstausstellung in München gezeigt.

Gemälde 20. Jhd. landschaft Stadt Norman Lloyd

Norman Lloyd, “Landschaft mit Stadt”, Schätzpreis 150 Euro

Von Australien nach “Good old Europe”

Auch Norman Lloyds (1895 – 1983) Leben war geprägt von den umwälzenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts, auch wenn er eigentlich fernab von den Hauptschauplätzen der beiden Weltkriege geboren wurde: im australischen Newcastle. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine künstlerische Ausbildung in Sydney; Lloyd verpflichtet sich für die britische Armee, kämpfte 1916 bis 1918 in Europa und wurde schwer verwundet. Nach der Rückkehr ins eine Heimat nahm er zunächst seine künstlerische Tätigkeit wieder auf; 1930 allerdings übersiedelte er nach London und eröffnete eine Künstlerpension. Sie wurde nicht nur von Gesinnungsgenossen aus seiner Heimat frequentiert, unter die Gäste mischten sich auch so illustre Figuren wie H.G. Wells und George Bernard Shaw. Ab den fünfziger Jahren verbrachte er zudem immer wieder längere Zeitabschnitte in Zentralfrankreich, wo er sich ab 1974 auch ständig niederließ. Bei SCHEUBLEIN kommt aus seiner Hand eine “Landschaft mit Stadt” zum Aufruf, die mit 150 Euro sehr niedrig angesetzt ist.