Im September im Blickpunkt: Glas von Loetz Witwe und aus dem Dresdner Hofschatz

Vier irisierende Glasobjekte (Kat.-Nr. 197 bis 200) repräsentieren nicht nur die absolute Blütezeit der im Böhmerwald gelegenen Glashütte Johann Loetz Witwe. Sie zeigen auch beispielhaft, wie es einem bestehenden Großbetrieb gelang, sich in der zunächst vor allem von einzelnen, herausragenden Künstlerpersönlichkeiten geprägten Stilwelt des Jugendstil einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. (mehr …)

Im Blickpunkt am 3. Februar: Cloisonné aus China und Japan / Jugendstilglas

Mit einer breiten Auswahl an Trouvaillen auch für den kleinen Geldbeutel startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen ins Auktionsjahr 2023. Die Fundgrube-Auktion am 3. Februar bietet Entdeckungen in allen gängigen Kategorien, besonders reich bestückt sind die Rubriken Schmuck und Silber sowie Graphik, Gemälde und Möbel. Der dort für 800 Euro angebotene, intarsierte Nussholz-Sekretär gehört zugleich zu den Spitzenlosen
der Auktion.

Wie das Cloisonné nach Asien kam

Eine Auswahl an Objekten aus der Kategorie Asiatika wirft ein spannendes Schlaglicht auf die Entwicklung der Cloisonné-Technik in Fernost: Bereits in der Ming-Zeit war die im europäischen Mittelalter und im islamischen Raum weit verbreitete Dekortechnik nach China gekommen, hatte dort aber erst im 15. Jahrhundert eine erste Blüte erlebt.

 

In den Jahrhunderten darauf entwickelte China nach anfänglicher Skepsis gegenüber der „Ware aus dem Teufelsland“, wie Cloisonné-Objekte genannt wurden, eine ausgesprochene Meisterschaft in der Herstellung von Schmuckobjekten und gehobenen Gebrauchsgegenständen mit in Draht gefassten Emaille-Dekoren.

Cloisonné China Auktion München Scheublein

Vase mit Blütendekor. China. Cloisonné.
H. 13,5 cm, Schätzpreis 170 Euro.

Von China nach Japan

Vom Reich der Mitte strahlte die Cloisonné-Begeisterung auch in andere ostasiatische Länder, vor allem nach Japan. Mit der Modernisierung und Öffnung des Landes gegenüber dem Westen in der Meiji-Zeit (1868 – 1912) gelangten Cloisonné-Objekte als potentielle Exportwaren in den Fokus des Interesses. Speziell der deutsche Ingenieur Gottfried Wagener (1831 – 1892), der ab 1884 die keramische und glastechnische Abteilung der Kunst- und Gewerbeschule von Tokio aufbaute, brachte die spezifisch japanische Ausprägung der Cloisonné-Technik entscheidend voran.

Cloisonné Japan Auktion München Scheublein

Fünf kleine Vasen und ein Teekännchen. Cloisonné. H. 9,5 cm bis 16 cm, Schätzpreis 160 Euro.

Eine eigene Spielart: Ginbari-Cloisonné

Unter seiner Ägide entwickelte sich unter anderem die Sonderform des Ginbari-Cloisonné, bei dem der Glasschmelz statt über eine von Metallstegen unterteilte Fläche über eine bossierte Silberfolie ausgegossen wird, wodurch die Farbe in sich strukturiert und lebendig erscheint. SCHEUBLEIN Art & Auktionen präsentiert neben diversen chinesischen Cloisonné-Objekten auch einige Werkstücke aus Japan, darunter eine kleine Ginbari-Vase mit Kranichdekor.

Ginbari Cloisonné Auktion München Scheublein

Kleine Vase mit Kranichdekor, Japan. Ginbari-Cloisonné, Silber, H 12.5 cm, Schätzpreis 80 Euro.

Jugendstilglas: Daum, Muller Frères, Loetz Witwe

In den Kategorien Glas und Einrichtung werden gleich eine ganze Reihe von dem Jugendstil zuzurechnenden Objekten aufgerufen, die zu günstigen Schätzpreisen angeboten werden.

Jugendstil tischlampe Muller Frères Auktion München Scheublein

 Kleine Tischlampe
Wohl Luneville, Muller Frères, nach 1919. Farbloses Glas, Einschmelzungen,
H. 30, 5 cm. Schätzpreis 180 Euro. 

Darunter befinden sich unter anderem zwei Tischlampen aus der Manufaktur Muller Frères (Taxen 200 und 180 Euro), zwei Vasen von Daum Nancy (Taxen 450 und 300 Euro) sowie zwei weitere Vasen von Johann Loetz Witwe (Schätzpreise 150 und 270 Euro).

Jugendstil Vase Loetz Witwe Auktion München Scheublein

Vase. Wohl Loetz Witwe
Farbloses und grünes Glas, irisierend überfangen. H. 11 cm, Schätzpreis 270 Euro. 

Jugendstil Vase Daum Auktion München Scheublein


 Vase, Daum Nancy. Farbloses Glas, Zwischenschicht mit Pulverglaseinschmelzungen
H. 30,5 cm, Schätzpreis 300 Euro.

 

Fundgrube-Auktion am 1. Februar: Jugendstilglas aus Böhmen

Mit einem breit aufgestellten Angebot an Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel
startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 1. Februar ins Auktionsjahr 2019. Besonders
stark vertreten sind diesmal die Kategorien Silber, Schmuck, Kunsthandwerk und
Gemälde des 19. Jahrhunderts. Ein spezielles Highlight im Angebot sind diverse
Positionen mit böhmischem Glas des Jugendstil und des Art Déco.

Jugendstilglas im Stil der Wiener Werkstätte

Aus der für avantgardistische, gerne silbrig-
glänzende Jugendstilobjekte bekannten
Manufaktur Johann Loetz Witwe stammen
zwei aparte Schalen aus rosafarben
unterfangenem farblosen Glas (oben) mit Füßen
und Applikationen aus schwarzem Glas
(Schätzpreis: 150 Euro). Die Gefäße sind
um 1916 entstanden und gehen wohl auf
einen Entwurf des Architekten Hans Bolek
(1890 – 1978) zurück. Bolek war zwar nicht
Mitglied der Wiener Werkstätte, stand ihr
aber, schon durch sein Studium bei Josef
Hoffmann, stilistisch nahe. Seine Werke
für Loetz Witwe im nahe der Grenze zu
Bayern gelegenen Klostermühle zählen zu
Boleks bekanntesten Glasentwürfen.

Steinschönau, ein Zentrum der Glasveredelung

Aus Steinschönau im heutigen Dreiländereck
zwischen Tschechien, Polen und
Deutschland stammen zwei weitere Positionen
mit Glas aus der Zeit zwischen ca.
1900 und 1925.

Jugendstilglas Steinschönau Auktion München Scheublein.

Vier Objekte Jugendstilglas, wohl Glasfachschule Steinschönau, um 1915. Gestaltet mit Schwarzlot- und transparenter blauer und gelber Emailmalerei. Schätzpreis 150 Euro. 

Glasgewerke, vor allem im
Bereich der Glasveredelung, begannen sich
hier bereits in der Zeit des 30-Jährigen Krieges niederzulassen. Parallel dazu entwickelte
sich in dem Örtchen am Südhang
des Lausitzer Gebirges auch ein reges
Zentrum des Glashandels, das im 19. Jahrhundert
unmittelbar mit so prominenten
Häusern wie Lobmeyr in Wien zusammenarbeitete.
Zu dieser Zeit erlebte die Glasfabrikation
in Steinschönau nochmals einen
kräftigen Aufschwung.

Boomender Glashandel, kreative Manufakturen

Nicht wenige Glashandelshäuser
ließen in den großenteils
kleinen Werkstätten Objekte exakt nach
den Wünschen und Vorgaben ihrer Abnehmer
fertigen und gaben sie dann in den Export
– die über 20 in Steinschönau ansässigen
Glashandelshäuser hatten um 1880
Filialen in Wien, Triest, Konstantinopel und
Izmir sowie Agenturen in England, Spanien,
Ägypten und Amerika.
Allerdings wuchs Mitte des 19. Jahrhunderts
auch die Konkurrenz.

Vom Glasschliff bis zum Lüster

Die Steinschönauer
Glasproduzenten entschieden sich,
diesem Druck mit einer Erhöhung ihrer
Qualität zu begegnen und hierzu gezielt
eigenen Nachwuchs auszubilden: 1856
wurde die Glasfachschule Steinschönau
gegründet, das älteste derartige Institut in
ganz Mitteleuropa. Zunächst gab es an der
bis heute existierenden Schule nur traditionelle
Abteilungen für Glasschliff und
Glasmalerei, später kamen Zweige für die
Konstruktion und Gestaltung von Lüstern
und Lampen sowie für Glasgravur hinzu.
SCHEUBLEIN Art & Auktionen bietet in der
Fundgrube-Auktion eine Sammelposition
mit drei Gläsern und einer Glasschale mit
Schwarzlot- und Emailmalerei an, die wohl
um 1915 bzw. 1925 an der Glasfachschule
entstanden sind (weiter oben, Schätzpreis 150 Euro).

Jugendstilglas Steinschönau Haida Auktion München Scheublein

Zwei Glasschalen aus der Glasfachschule Steinschönau oder der Glasfachschule Haida. Schätzpreis 80 Euro. 

Zwei weitere, zusammen auf 80 Euro taxierte
Schälchen mit Goldkontur bzw. polychromer Emailmalerei stammen ebenfalls
von dort, oder aus der 13 Jahre später
gegründeten Glasfachschule im wenige
Kilometer entfernt gelegenen Haida, die
1926 mit der Steinschönauer Glasfachschule
zusammengelegt wurde.

Von Böhmen nach Tirol

Aus den ebenfalls nordböhmischen Werken
von Joseph Riedel, des Gründers der heute
in Tirol ansässigen Glasdynastie Riedel,
stammt die vierte Position Jugendstilglas
in der Fundgrube-Auktion: Zwei viereckige
Vasen aus schwarzem Glas mit Emailmalerei
in Gold, Grün, und Weiß. Sie werden auf
80 Euro taxiert.

Jugendstilglas Joseph Riedel Polaun Auktion Scheublein München

Ein Paar kleine Jugendstilglas-Vasen, wohl Joseph Riedel, Polaun, um 1900. Schätzpreis: 80 Euro.