Fundgrube-Auktion am 12. Mai: Hinterglas, Hündchen, Künstlerbriefe
Eine Sammlung von rund 60 Hinterglasbildern, die quer durch Epochen, Regionen und Kontinente die ganze Bandbreite dieser Volkskunst aufzeigt, markiert einen der Höhepunkte der Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 12. Mai. Wie stets bietet das Haus am Münchner Goetheplatz in allen gängigen Kategorien viele Entdeckungen auch für den kleinen Geldbeutel. Besonders reich bestückt sind diesmal die Rubriken Porzellan, Skulpturen, Gemälde des 19. Jahrhunderts sowie Kunsthandwerk-Varia, in deren Rahmen auch die Hinterglassammlung angeboten wird.
Klassische Hinterglaskunst aus dem süddeutschen Raum
Die vielseitige Privatsammlung umfasst zunächst die typischsten Spielarten der Hinterglaskunst im süddeutsch-österreichisch-böhmischen Raum: Da sind die detailreichen, in Aufbau und Ausführung an die Ölgemälde italienischer Meister erinnernden Arbeiten, wie sie vor allem in Zentren entlang der Handelsstraßen in den Süden entstanden, in denen Stiche berühmter Gemälde kursierten.

Zwei Hinterglasbilder: Joachim und Anna lehren Maria. Süddeutsch, 18./19. Jh. 25 x 20 cm bzw. 25,5 x 20 cm. Schätzpreis 300 Euro
Ein Beispiel dafür: eine Position mit zwei Bildern aus dem 18./19. Jahrhundert, die die Heiligen Anna und Joachim zeigen, wie sie Maria unterrichten (Schätzpreis 300 Euro). Auf beiden Objekten sind die Falten der Gewänder wie auf italienischen Renaissancegemälden plastisch und entsprechend der Körperkonturen durchgebildet, die Fliesen der Fußböden wurden in Zentralperspektive angeordnet; der Hintergrund ist mit einer in vielen Farbschattierungen angelegten Wolkenlandschaft gestaltet.
Arbeiten aus dem Staffelseeraum, etwa eine Position mit einem Maria-Hilf-Bild und einer Darstellung des Heiligen Joseph (siehe ganz oben, Schätzpreis 200 Euro), verbinden die durch Stiche gewonnene Inspiration häufig mit einer volkstümlich kräftigen Farbigkeit und einer Schematisierung von Gesichtszügen und Details.

Drei Hinterglasbilder: Gnadenstuhl / Abendmahl / Anna lehrt Maria das Lesen. Buchers/Sandl, 19./20. Jh. 30,5 x 19,5 cm bis 40 x 30 cm. Schätzpreis 220 Euro
Vollkommen einer bäuerlichen Bildauffassung zuzuordnen sind Hinterglas-Arbeiten aus dem im Niederösterreichisch-böhmischen Grenzgebiet gelegenen Buchers Sandl. Dies ist gut an einem Gnadenstuhl, einem Abendmahl und einer „Anna lehrt Maria das Lesen“-Szene abzulesen, die alle gemeinsam für 220 Euro angeboten werden.
Weitere Hinterglaszentren Europas
Darüber hinaus umfasst die Sammlung Hinterglasbilder aus europäischen Regionen, die diesbezüglich nur Kennern geläufig sind: Spanien etwa, wo in Cadiz Hinterglasbilder aus Süddeutschland für den Überseehandel verschifft wurden. Als kriegerische Wirren im 19. Jahrhundert den Handel über Ländergrenzen immer wieder unterbrachen, setzte eine exportorientierte, eigene Produktion ein. In der Fundgrube- Auktion sind zwei religiöse und ein profanes Motiv in der für Spanien typischen, lebhaften Farbigkeit zu einer auf 80 Euro taxierten Position zusammengefasst.

Hl. Haralambius; Hinterglasbild Rumänien, 19./20. Jh.; 43 x 39 cm; Angeboten in einer Doppelposition mit einem Hinterglasbild des Heiligen Demetrios. Schätzpreis 200 Euro.
Rumänische Künstler nutzten die im 17. Jahrhundert durch reisende Mönche eingeführte Technik gemäß ihrer orthodoxen Glaubensausrichtung, um ikonenartige Bilder zu gestalten. Auch die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu Schätzpreisen zwischen 80 und 200 Euro angebotenen Marien- und Heiligendarstellungen aus dem Balkanland stehen in dieser Tradition.
Hinterglaskunst aus Fernost
Fernöstliche Hinterglasbilder bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung: Fünf auf 120 bis 200 Euro taxierte Positionen zeigen typische chinesische Arbeiten.

Zwei Hinterglasbilder: Kind mit Lotus / Kind mit Koi; China, 19./20. Jh. Ca. 49 x 34 cm bzw. 28 x 44 cm. Schätzpreis 200 Euro.
Ins Reich der Mitte war die Hinterglasmalerei im 17. Jahrhundert durch Jesuiten gelangt. Zunächst hatten chinesische Künstler für den Export gemalt, im 19. Jahrhundert setzten sich Hinterglasbilder auch im eigenen Land als Wandschmuck durch – entsprechend wandelten sich die Motive: Beliebt waren Blumenstillleben, aber auch Bilder mit kleinen Knaben und Fruchtbarkeitssymbolen.

Drei Hinterglasbilder: Sarasvati / Krishna / Edelmann (?); Indien, 19./20. Jh. Je ca. 20 x 15,5 cm. Schätzpreis 300 Euro.
In Indien, das mit vier Positionen vertreten ist, nährt sich die Hinterglasmalerei nicht nur aus europäischen Einflüssen, die u.a. bei drei Hinterglasbildern mit Gottheiten sichtbar werden (Schätzpreis 300 Euro), sondern auch aus der persischen Miniaturtradition, sichtbar etwa bei „Krishna im Kreis der Gopis“ (Schätzpreis 120 Euro).
Das wohl exotischste Stück der Sammlung ist eine Arbeit aus Indonesien, wohin die Maltechnik vermutlich durch holländische Kaufleute gelangte. Das Bild zeigt, typisch für die Hinterglaskunst Balis und Javas, eine Szene des Schattentheaters Wayang.
Künstlerbriefe von Eduard Grützner
Den Maler Eduard Grützner (1846 – 1925) kennen die meisten wegen seiner Darstellungen von Mönchen, die sich in Weinkeller oder Speisekammer selbstvergessen leiblichen Genüssen hingeben. Weniger bekannt ist, dass der zu den bedeutendsten Münchner Genremalern zählende Künstler von Jugend an naturwissenschaftliche und mineralogische Objekte sammelte, später auch eine umfassende Sammlung spätgotischer und fernöstlicher Kunst aufbaute. Zudem war er Mittelpunkt eines lebhaften künstlerischen Freundeskreises.

Eduard Grützner: Brief mit Nelken-Skizzen
Datiert 20.4.1900; Mischtechnik. Auf Vorder- und Rückseite beschrieben und mit Skizzen von Nelken versehen. BA: ca. 15,5 x 16 cm.
Schätzpreis 200 Euro
Von seinen vielfältigen Interessen und seinem regen Austausch mit Gleichgesinnten zeugen auch drei Briefe mit einem skizzierten Stillleben sowie hübschen und detailgetreuen Pflanzen- und Blütendarstellungen. Sie werden zum Schätzpreis von jeweils 200 Euro angeboten.
Ein Bild von einem (Schoss-)Hund
Bologneser Hündchen waren im 18. Jahrhundert nicht nur bei stilbildenden und mächtigen Damen wie Madame de Pompadour, Katharina der Großen oder Kaiserin Maria Theresia groß in Mode.

Sitzendes Bologneser Hündchen; Thüringen.
Porzellan, farbig staffiert; H. 23 cm. Schätzpreis 150 Euro
Die kleine, leichte Hunderasse mit den langen, oft verwuschelt abstehenden Haaren inspirierte auch Meissens Meister-Modelleur Johann Joachim Kändler (1706 – 1775) zu einer ganzen Reihe possierlicher Porzellanfiguren. Zwei Varianten davon bietet SCHEUBLEIN Art & Auktionen in an Kändler angelehnten Ausführungen einer Thüringer Porzellanmanufaktur an. Die Schätzpreise liegen bei 120 und 150 Euro.
Ergebnisse der Frühjahrsauktion: Silber, Skulpturen, moderne Kunst
Generell sehr gefragt war in der Auktion am 24. März die Kategorie Silber. Zu Spitzenlosen allerdings entwickelten sich zwei Objekte, die eine große Ungewöhnlichkeit auszeichnet: Ein versilbertes Tablett der französischen Post-Surrealistin Claude Lalanne (1925 – 2019) mit einem applizierten Bambushalm in vergoldeter Bronze ging für 10.750 Euro* in den Kunsthandel. Ein privater Sammler begeisterte sich für ein Rechaud, das einst die Tafel des sächsischen Kurfürsten und späteren Königs Friedrich August III. von Sachsen (1750 – 1827) geziert hatte. Gravuren an der Unterseite des Objekts verweisen darauf, dass das Stück zur Dresdner Silberkammer gehörte, deren Bestand nach Ende des Zweiten Weltkriegs primär nach Russland gelangte; nur vereinzelte Objekte blieben in Deutschland zurück. Eines davon ist das vorliegende Rechaud, das nun 8.300 Euro* erzielte.

Ein Rechaud aus dem Dresdner Hofsilber. Ø 23 cm. Ca. 1.700 g inklusive Holzgriff. Es erzielte in der Frühjahrsauktion 8.300 Euro*
Skulpturen: Schönstes Art Déco
Optisch gesehen ist er zwar eher ein Salonlöwe als ein Tiger, dafür aber prägt die ungemein elegante Tierskulptur des Bildhauers Fritz Behn (1878 – 1970) die kühle, linienstarke Ästhetik der Art-Déco-Epoche durch und durch. Auch zahlreiche Bieter begeisterten sich für die 45 cm hohe Bronze und steigerten ihren Preis bis auf 15.200 Euro*, bevor ein privater Sammler den Zuschlag bekam.
Moderne Kunst: Eine minutiös ausgeführte Zeichnung
Zum Überraschungslos bei der zeitgenössischen Kunst entwickelte sich eine Zeichnung des Südtiroler Malers, Graphikers und Freskenspezialisten Karl Plattner (1919 – 1986). Der aus Mals im Oberen Vinschgau stammende Künstler arbeitete zunächst in seinem Heimatort sowie in der Bischofsstadt Brixen als Anstreicher, bevor er dort von dem Wiener Kunstprofessor Sebastian Fasal als Freskenmaler ausgebildet wurde. Nach einem Kunststudium ging er für rund zehn Jahre nach Brasilien. Danach trat er auch im Alpenraum verstärkt als Freskant in Erscheinung, beispielsweise im Salzburger Festspielhaus und in der Europakapelle an der Brennerautobahn. Ab Mitte der 1960er Jahre konzentrierte sich Plattner verstärkt auf Malerei und Graphik und lebte zwar in Mailand, fertigte aber auch in seiner Heimat zahlreiche Familienporträts an. Die Verbundenheit zwischen Plattner und Südtirol war auch in der Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu spüren: Viele Interessenten aus der Provinz Bozen beteiligten sich am Gefecht um das für eine Zeichnung ungewöhnlich großformatige, dennoch aber bis ins kleinste Detail ausgeführte Blatt „Der runde Tisch“. Nach einem hitzigen Bietergefecht wurde es schließlich für knapp 14.000 Euro* zugeschlagen.
Ergebnisse der Frühjahrsauktion: Gemälde nach 1800, Alte Meister
Auf ungewöhnlich großes Interesse stieß das Kunst- und Antiquitätenangebot der Frühjahrs-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Allein 60 Saalbieter hatten sich am 24. März in den Räumlichkeiten des Hauses am Münchner Goetheplatz eingefunden, weitere 1300 Bieter waren per Telefon und Internet zugeschaltet. Besonders gefragt waren Kunsthandwerk, Skulpturen, Moderne Kunst sowie Alte Meister, eine Kategorie, die gleich mehrere Spitzenergebnisse dieser Auktion verzeichnen konnte. (mehr …)
Highlights der März-Auktion: Graphiken von Heinrich Vogeler
Erst unlängst rückten ein aufwändig produzierter Dokumentarfilm und ein Roman das Leben und vor allem die frühe Werkphase des überaus vielseitigen Malers und Gestalters Heinrich Vogeler (1872 – 1942) wieder verstärkt in den Blickpunkt. SCHEUBLEIN Art & Auktionen freut sich, drei Graphiken aus der Worpsweder Zeit des Künstlers in seiner Frühjahrsauktion anbieten zu können. (mehr …)
Highlights der März-Auktion: Design-Klassiker des 20. Jahrhunderts
Gerade in der Ära des sachlicher werdenden Jugendstils, wie ihn die Wiener Werkstätte prägte, und während der Klassischen Moderne entstanden Möbel und Einrichtungsgegenstände, die wir bis heute als absolut zeitlos empfinden. SCHEUBLEIN Art & Auktionen freut sich, eine ganze Reihe davon in der Auktion am 24. März präsentieren zu können. Eines der Highlights: “Purkersdorfer Sessel” nach Entwürfen von Josef Hoffmann. (mehr …)
Highlights der März-Auktion: Gebirgslandschaften
Eine kleine private Sammlung mit 15 Gebirgslandschaften entführt bei der Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts – die Hochzeit des Alpinismus. Sie reflektiert auch den sich wandelnden Blick, den die Menschen auch angesichts der fortschreitenden Besteigung und Erschließung des Alpenraums auf die Bergwelt entwickelten. (mehr …)
Highlights der März-Auktion: Silberobjekte von Claude Lalanne und aus dem Dresdner Hofschatz
Die Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 24. März startet mit ein paar echten Highlights gleich in der Anfangskategorie Silber. Angeboten werden unter anderem zwölf Platzteller mit 30,5 cm Durchmesser aus massivem Silber (Schätzpreis 4.500 Euro), zwölf Medaillen mit Szenen aus dem alten Testament aus der Hand des Wiener Künstlers Ernst Fuchs (Taxe 2.000 Euro) oder eine silberne Spieluhr in Form eines Walzenklaviers (Taxe ebenfalls 2.000 Euro). Besonders im Blickpunkt aber stehen ein Tablett der Künstlerin Claude Lalanne und ein Rechaud aus der Dresdner Silberkammer.
Claude Lalanne: Das geheime Leben der Pflanzen

Tablett “Bambus”. Paris um 1980, Claude Lalanne (1925 – 2019). Bronze, vergoldet, Metall, versilbert. 41,5 x 28 cm. Schätzpreis 4.000 Euro.
Das Tablett aus versilbertem Metall ist vollkommen schlicht. Doch an einem Ende wölben sich gebogenen Bambushalme in vergoldeter Bronze zu einem Griff: Derart spielerischer Umgang mit den Formen und Strukturen des Pflanzenreichs ist typisch für das Werk der Bildhauerin Claude Lalanne (1924 – 2019), die vor allem in Zusammenarbeit mit ihrem Mann François-Xavier (1927 – 2008) als Duo „Les Lalanne“ ab den 1980er Jahre im Blickpunkt der Kunst- und Interior-Szene stand.

Detail aus dem “Bambus”-Tablett von Claude Lalanne. Die Pflanzenapplikation ist ein typisches Gestaltungselement der postsurrealistischen Künstlerin.
Denn die Lalannes bildeten mit ihrer augenzwinkernden Fortschreibung der Ansätze der Surrealisten einen hoch ästhetischen Gegenpol zu jedweden radikalen Abstraktionstendenzen der 1960er- und 1970er-Jahre. Beide ergänzten sich in ihrer künstlerischen Arbeit eher als dass sie einen kompletten Schaffensprozess gemeinsam durchliefen. François-Xavier ließ sich stärker von der Tierwelt inspirieren, Claude nahm Pflanzen in den Fokus: So entstanden Sekretäre in Form eines Nashorns, brusthohe Wirsingköpfe mit Hühnerfüßen, aber auch die efeubewachsenen Elefanten oder säulengetragenen Beton-Riesenblätter für den Pariser Jardin d‘aventures Les Halles. Das vorliegende „Bambus“-Tablett steht beispielhaft für die großen dekorativen Qualitäten, die der Arbeit Claude Lalannes ebenfalls innewohnte.
Vom Glanz der Wettiner

Ein Rechaud aus dem Dresdner Hofsilber. Ø 23 cm. Ca. 1.700 g inklusive Holzgriff. Schätzpreis 2.500 Euro.
Das Eröffnungslos der Frühjahrsauktion, ebenfalls aus der Kategorie Silber, ist eine echte Rarität: Ein Rechaud aus einem Silberservice des sächsischen Kurfürsten und späteren Königs Friedrich August III. (1750 – 1827), das in den Werkstätten der ab 1724 in Dresden tätigen Goldschmiedefamilie Schrödel entstand. Die Gravuren auf der Unterseite des Rechauds verweisen nicht nur auf die Kurfürsten-Zeit Friedrich Augusts III. vor 1806, sie umfassen auch eine Inventarnummer der Dresdner Silberkammer. Sie zählte, neben den Hofsilberkammern von München und Wien, zu den bedeutendsten Sammlungen von Silberobjekten in Besitz eines deutschen Fürstenhauses. Mit dem Zweiten Weltkrieg ging sie für Dresden vollständig verloren – alle Stücke, die sich noch in Besitz des Hauses Wettin befunden hatten, gelangten als Kriegsbeute nach Russland. Einzelne Stücke aus dem einstigen Bestand wurden zwar mittlerweile wieder von den Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens angekauft; die meisten Objekte jedoch sind bis heute vertstreut oder verschollen.
Im Blickpunkt am 3. Februar: Cloisonné aus China und Japan / Jugendstilglas
Mit einer breiten Auswahl an Trouvaillen auch für den kleinen Geldbeutel startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen ins Auktionsjahr 2023. Die Fundgrube-Auktion am 3. Februar bietet Entdeckungen in allen gängigen Kategorien, besonders reich bestückt sind die Rubriken Schmuck und Silber sowie Graphik, Gemälde und Möbel. Der dort für 800 Euro angebotene, intarsierte Nussholz-Sekretär gehört zugleich zu den Spitzenlosen
der Auktion.
Wie das Cloisonné nach Asien kam
Eine Auswahl an Objekten aus der Kategorie Asiatika wirft ein spannendes Schlaglicht auf die Entwicklung der Cloisonné-Technik in Fernost: Bereits in der Ming-Zeit war die im europäischen Mittelalter und im islamischen Raum weit verbreitete Dekortechnik nach China gekommen, hatte dort aber erst im 15. Jahrhundert eine erste Blüte erlebt.
In den Jahrhunderten darauf entwickelte China nach anfänglicher Skepsis gegenüber der „Ware aus dem Teufelsland“, wie Cloisonné-Objekte genannt wurden, eine ausgesprochene Meisterschaft in der Herstellung von Schmuckobjekten und gehobenen Gebrauchsgegenständen mit in Draht gefassten Emaille-Dekoren.
Von China nach Japan
Vom Reich der Mitte strahlte die Cloisonné-Begeisterung auch in andere ostasiatische Länder, vor allem nach Japan. Mit der Modernisierung und Öffnung des Landes gegenüber dem Westen in der Meiji-Zeit (1868 – 1912) gelangten Cloisonné-Objekte als potentielle Exportwaren in den Fokus des Interesses. Speziell der deutsche Ingenieur Gottfried Wagener (1831 – 1892), der ab 1884 die keramische und glastechnische Abteilung der Kunst- und Gewerbeschule von Tokio aufbaute, brachte die spezifisch japanische Ausprägung der Cloisonné-Technik entscheidend voran.
Eine eigene Spielart: Ginbari-Cloisonné
Unter seiner Ägide entwickelte sich unter anderem die Sonderform des Ginbari-Cloisonné, bei dem der Glasschmelz statt über eine von Metallstegen unterteilte Fläche über eine bossierte Silberfolie ausgegossen wird, wodurch die Farbe in sich strukturiert und lebendig erscheint. SCHEUBLEIN Art & Auktionen präsentiert neben diversen chinesischen Cloisonné-Objekten auch einige Werkstücke aus Japan, darunter eine kleine Ginbari-Vase mit Kranichdekor.
Jugendstilglas: Daum, Muller Frères, Loetz Witwe
In den Kategorien Glas und Einrichtung werden gleich eine ganze Reihe von dem Jugendstil zuzurechnenden Objekten aufgerufen, die zu günstigen Schätzpreisen angeboten werden.

Kleine Tischlampe
Wohl Luneville, Muller Frères, nach 1919. Farbloses Glas, Einschmelzungen,
H. 30, 5 cm. Schätzpreis 180 Euro.
Darunter befinden sich unter anderem zwei Tischlampen aus der Manufaktur Muller Frères (Taxen 200 und 180 Euro), zwei Vasen von Daum Nancy (Taxen 450 und 300 Euro) sowie zwei weitere Vasen von Johann Loetz Witwe (Schätzpreise 150 und 270 Euro).

Vase. Wohl Loetz Witwe
Farbloses und grünes Glas, irisierend überfangen. H. 11 cm, Schätzpreis 270 Euro.

Vase, Daum Nancy. Farbloses Glas, Zwischenschicht mit Pulverglaseinschmelzungen
H. 30,5 cm, Schätzpreis 300 Euro.
Im Blickpunkt am 2. Dezember (III): Münchner Jugendstil
Die Kategorien Silber und Schmuck sind, auch im Hinblick auf das herannahende Weihnachtsfest, mit jeweils über 80 Positionen überaus reichhaltig bestückt. Einige Positionen hier, aber auch aus anderen Bereichen, haben darüber hinaus auch einen unmittelbaren Bezug zur Jugendstil- und Art Déco-Zeit in München.
Jugendstilschmuck von Karl Rothmüller

Collier. Karl Rothmüller, um 1920. 14 K GG und WG mit Barockperlen, Peridots, kleinen Rubinen und Diamantrosen. Schätzpreis 2.000 Euro.
Beim Schmuck stammen diverse um 1920 gefertigte Broschen und ein Collier mit Barockperlen, Peridots, Rubinen und Diamantrosen aus der Werkstatt des eleganten, noch heute bestehenden Juwelierhauses Karl Rothmüller. Die Broschen werden auf 300 bis 400 Euro, das Collier auf 2.000 Euro taxiert.
Ein Besteck von Richard Riemerschmid
Das 78teilige, zeitlose Besteck „CWM“ des ebenfalls bis heute agierenden Münchner Silberspezialisten Weishaupt (Schätzpreis 1.400 Euro) geht auf einen Entwurf zurück, den der vor allen Dingen als Jugendstil-Pionier bekannte Richard Riemerschmid (1868 – 1957) 1911 entwickelte.

Besteck Modell “CWM”, 78tlg., München, Entwurf: Richard Riemerschmid für Weihaupt. Silber, Stahl. Schätzpreis 1400 Euro.
Olaf Gulbransson und die “andere Fee”
Riemerschmid entstammte der gleichnamigen Schnapsfabrikanten-Dynastie, die ihre Werke auf der Praterinsel errichtet hatte und auch noch auf ganz andere Weise der Münchner Kunstszene verbunden war: Bereits 1910 hatte Richards Neffe Robert den zartgrünen Kräuterlikör Escorial kreiert. Ihren endgültigen Durchbruch erlebte die Spirituose 13 Jahre später, als Absinth in Deutschland verboten wurde und Simplicissimus-Zeichner Olaf Gulbransson (1873 – 1958) für die Neugestaltung des Etiketts verpflichtet wurde.
Gulbransson ersann, in gezielter Anspielung auf Absinth, den Beinamen „Die andere Fee“ und entwickelte hierzu auch eine Plakatkampagne. Bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen wird ein mit Tinte und Kreide gearbeiteter Entwurf hierzu angeboten (Schätzpreis 600 Euro), außerdem ein humoristisch illustrierter Brief, in dem er sich für eine Kiste mit Spirituosen bedankt (Schätzpreis 300 Euro).

Olaf Gulbransson: Brief “Brennerei Riemerschmid”. Schwarze Tinte, tlw. laviert. Schätzpreis 300 Euro
Silberobjekte aus der Werkstatt M.T. Wetzlar

Teeservice, 4tlg., München, 20. Jh., M.T. Wetzlar und Schwäbisch Gmünd, Gebrüder Kühn. Silber, tlw. Innen vergoldet. Schätzpreis 800 Euro.
Zwei große Silbertabletts, diverse Servierobjekte für Kaffee und Tee sowie ein vierteiliges Teeservice, angesetzt mit Schätzpreisen zwischen 420 und 800 Euro, stammen aus dem zwischen 1875 und 1938 bestehenden Silberschmiede-Atelier Wetzlar. Es residierte in der noblen Münchner Maximilianstraße und gestaltete Silberobjekte für den bayerischen Königshof und internationale Fürstenhäuser.

Kaffee- und Teekanne, Zuckerdose und zwei Milchkännchen. München, um 1930 (?). M.T. Wetzlar. Silber, tlw. innen vergoldet. Schätzpreis 650 Euro.
Erst nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die Umsätze bei M.T. Wetzlar wegen der „Juden-Boykotte“ rückläufig, blieben aber dennoch bis 1938 dennoch in einem Umfang erhalten, dass die geschäftsführenden Brüder Alexander (1893 – 1957) und Heinrich (1891 – 1974) 15 Angestellte beschäftigen konnten. Nach der Reichskristallnacht am 9. November 1938 jedoch wurden sie gezwungen, ihr Geschäft samt Material- und Warenlager zu einem Spottpreis zu verkaufen; beide Brüder emigrierten mit ihren Familien mittellos nach London.

Becher und Milchkännchen. München, 20. Jh., M.T. Wetzlar. Silber, innen tlw. vergoldet. Schätzpreis 220 Euro.
Eine Jugendstilvitrine aus der Hofmöbelfabrik Moritz Ballin
Eine weitere dramatische Geschichte verknüpft sich mit der Hofmöbelfabrik der Familie Ballin, die auch den vorliegenden, auf 1.400 Euro geschätzten Jugendstil-Vitrinenschrank anfertigte. Nach ihrer Gründung im Jahr 1864 entwickelt sich die Möbelfabrikation mit repräsentativer Zentrale am Promenadeplatz rasch zu einem der bedeutendsten Anbieter für Möbel und Einrichtungsgegenstände in der bayerischen Hauptstadt. 1901 übergibt der Gründer Moritz Ballin die Geschäfte an seine Söhne Martin, Robert und Louis; die Firma gestaltet auf internationaler Ebene öffentliche Gebäude und Villen, in ihrer Möbelfabrik in Giesing sind über 300 Angestellte tätig.

Vitrinenschrank. München, Jugendstil, Moritz Ballin. Eiche, Glas, Eisenbeschläge. Schätzpreis 1.400 Euro.
Mit Aufkommen des Nationalsozialismus allerdings verschlechtern sich die geschäftlichen Perspektiven zusehends; dennoch gewährt die Familie Herrmann Göring Unterschlupf und Hilfe, als dieser 1923 während des Hitlerputsches angeschossen und von Kameraden in einen naheliegenden Hauseingang geschleppt wird – vor die Eingangstür von Robert Ballin und seiner Familie. Diese Verbindung kann zwar die Fabrik selbst nicht aufrecht erhalten; das als reinen Möbelverkauf weiterbetriebene Geschäft aber können die Ballins durch die Unterstützung Görings immerhin zu vergleichsweise günstigen Konditionen verkaufen, bevor sie 1942 emigrieren.
Im Blickpunkt am 2. Dezember (II): Eames Chairs
Zwei Eames Lounge Chairs und ein Lounge Chair mit Ottomane bilden für Designinteressierte bei der Auktion am 2. Dezember mit Sicherheit das Highlight bei den Möbeln. Kein geringerer als Kultregisseur Billy Wilder soll es gewesen sein, der dem Designerpaar Charles & Ray Eames (1907 – 1978 / 1912 – 1988) den seinerzeit den Anstoß zum Entwurf des bis heute geschätzten und gesuchten Relaxsessels gab: Von Erschöpfungszuständen während langer Drehpausen geplagt, wünschte sich Wilder einen Sessel, der so bequem war, dass man auch darin schlafen könne.
Zum Eames Chair kam es durch gemeinsame Projekte
Das Ehepaar Eames stand seit Mitte der 1950er Jahre mit dem umtriebigen Filmgenie in engem Kontakt: Ray Eames gestaltete 1957 für Wilders Liebeskomödie „Ariane – Liebe am Nachmittag“ mit Audrey Hepburn den Vorspann; Charles Eames assistierte ihm an verschiedenen Sets, unter anderem, ebenfalls 1957, für die Charles Lindbergh-Biographie „The Spirit of St. Louis“.
Schlaf-Sessel und Kultobjekt
Wilders Wunsch lenkte die kreative Arbeit mit gebogenem Schichtholz, mit dem das Design-Duo bereits seit Jahren experimentierte, noch einmal in eine neue Richtung: Ray und Charles Eames kombinierten, um wirklich Komfort und Geborgenheit zu erreichen, Schichtholz-Schalen mit drehbaren Stahlfüßen und abnehmbaren, per Clips befestigten Lederkissen. 1956 kam der Relax-Chair auf den Markt und entwickelte sich sofort zum Renner; Wilder schenkten Ray und Charles Eames einen Prototypen, auf dem der ruhelose Geist tatsächlich gut geschlafen haben soll. SCHEUBLEIN Art & Auktionen bietet zwei Chairs und einen Chair mit Ottomane in der Ausführung von Hermann Miller / Vitra an, die Schätzpreise liegen bei 1.500 bzw. 4.000 Euro.