
Im Blickpunkt am 3. Juli: Tierfiguren aus Porzellan, v.a. aus Meissen
Wie der Mensch aufs Tier blickt, lässt sich – auch – an Porzellanfiguren ablesen. Deren Auswahl in der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen spannt hier den Bogen vom 18. Jahrhundert bis ins weit fortgeschrittene 20. Jahrhunderts. Vertreten sind, neben der berühmten Affenkapelle, vor allem Möpse, unter anderem ein Paar 22 bis 25 cm hoher Möpse nach Entwürfen von J.J. Kaendler (oben, Schätzpreis 1.400 Euro)
Tierfiguren zeigen menschliche Schwächen: die affenkapelle
Menschliches, Allzumenschliches lässt sich entdecken, wenn man seinen Blick über die 21 Figuren aus der Meissener Affenkapelle (Schätzpreis 7.000 Euro) schweifen lässt. Da sind die beiden Sängerinnen – die eine strotzend vor Selbstbewusstsein, die andere etwas verschüchtert. Der Triangelspieler, der sich geriert, als spiele er die erste Geige. Die beiden dumpf gebeugten, mit ihrem Instrument verwachsen scheinenden Cellisten. Oder der Dirigent, der mit großer, eitler Geste versucht, sein Ensemble aus Selbstdarstellern zusammenzuhalten.

21 Figuren der Affenkapelle. Meissen, nach Entwürfen von J.J. Kaendler. H. 8 cm bis 18, 5 cm. Schätzrpeis 7.000 Euro.
Die Herangehensweise Johann Joachim Kaendlers, mit Tierfiguren menschliche Schwächen, Eitelkeiten oder sonst wie prägnante Charakterzüge zu karikieren, war für den Blick dieser Zeit auf die Tierwelt durchaus typisch. Für die Affenkapelle fand der Meissener Meistermodelleur im höfischen Leben sogar unmittelbare Vorbilder: Zur Belustigung der Hofgesellschaft wurden Affen nicht selten in menschliche Kleider gesteckt.
Drolliger Begleiter, treuer Freund: der Mops
Doch auch wenn die Vereinnahmung nicht immer so weit ging, fanden Tiere im 18. Jahrhundert vor allem in Verbindung mit der menschlichen Einflusssphäre Beachtung, was sich in der bei SCHEUBLEIN vorliegenden Porzellanauswahl auch an einer Reihe von Mops-Figuren zeigt.

Sitzende Mops-Dame mit Schellenband und Welpen. Meissen, Knaufzeit, nach Entwurf von J.J. Kaendler. H 18,5 cm. Schätzpreis 300 Euro.
Die Katalog-Nummern 395 bis 399 gehen ebenfalls auf Kaendler zurück und zeigen samt und sonders deutliche Spuren der Domestizierung: Die beliebten Schoßhündchen tragen schmucke Hals- oder Schellenbänder und sind in Haltungen gezeigt, die der Mensch als hübsch oder drollig empfand. Um wirkliche Tierbeobachtung ging es bei diesen Mopsfiguren keineswegs.

Sitzender Mops mit Schellenband. Meissen, nach Entwurf von J.J. Kaendler. H 13,5 cm. Schätzpreis 300 Euro.
Dies änderte sich erst bei späteren Darstellungen, beispielsweise Kat-Nr. 401: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen sich Künstler für das Tier an sich zu interessieren und wilde, aber auch Haustiere in ihrem natürlichen Verhalten zu studieren. Das lässt sich auch an der vorliegenden Mopsgruppe beobachten: Die Hunde tragen keine Halsbänder und sind auch in ihrem Verhalten natürlicher wiedergegeben.
Außerdem fällt auf, dass sich ihr Körperbau im Vergleich zu den Möpsen des 18. Jahrhunderts verändert hat, aber auch unserem heutigen Bild eines Mopses nicht entspricht. Dies allerdings liegt weniger an der Beobachtungsgabe der jeweiligen Künstler, als an der Tatsache, dass die Rasse durch Züchtung im Lauf der letzten knapp 300 Jahre stark gewandelt hat.
20. Jahrhundert: Der Blick weitet sich
Dass auch kleine, oft als Schädlinge empfundene Tiere wie Mäuse, Ratten oder auch Insekten ohne Voreingenommenheit studiert und dargestellt wurden, setzte erst mit der Wende zum 20. Jahrhundert ein und wurzelt großenteils in der ab etwa 1880 einsetzenden Auseinandersetzung mit asiatischer Kunst, in der dies Gang und Gäbe war.

Schale mit Maus. Frankfurt a. M., Juwelier Friedrich | Porzellan, Achat, Saphircabochons, Gold 18 K. 15 x 18,5 x 18 cm. Schätzpreis 600 Euro.
In der Tradition dieses veränderten Blicks steht auch eine hübsche Schale mit einer stehenden Maus, die von der Höchster Porzellanmanufaktur in Kooperation mit dem Porzellanmaler Andreas Knobl und dem Schmuckhaus Juwelier Friedrich gefertigt wurde (Kat-Nr. 393). Auf die gleiche Kooperation geht auch ein mit einer französischen Bulldogge geschmückter Aschenbecher zurück (Nr. 394). Beim Schmuck sind ebenfalls einige Objekte des traditionsreichen Frankfurter Juwelenhauses zu finden, unter anderem Katalog-Nr. 121, 209, 284 und 287.
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