Nachbericht zur Auktion vom 3. Juli (1): Toplos, Porzellan, Silber

Mit fast 250 Positionen prägte eine umfassende Schmuckofferte das erste Drittel unserer Sommer-Auktion vom 3. Juli. Toplose waren jedoch nicht nur in diesem Bereich vertreten, sondern unter anderem auch bei der Kunst nach 1945 und den Gemälden nach 1800 zu finden. Besonders gefragt bei den Bietern im Saal, am Telefon und auf vier Online-Plattformen waren Uhren, Porzellan und Skulpturen. Hier wurden jeweils nahezu alle angebotenen Objekte verkauft. Das Spitzenlos der Versteigerung vom 3. Juli jedoch stammt aus der breiten Schmuckauswahl und verbindet modisches Stilgefühl mit hohem materiellen Wert: Eine in Goldgeflecht in 18 K GG gearbeitete Abendtasche mit Brillantbesatz wurde für 40.000 Euro* einem Saalbieter zugeschlagen.

Cooles für den Abend

Abendtasche Gold Auktion München Scheublein

Abendtasche, 18 K GG und WG, Brillantbesatz. Ihr Innenleben besteht aus Kamm, Puderdose, Lippenstifthülle, Zigarettenetui und Feuerzeug. 9 x 18,5 x 2,5 cm. Ergebnis 40.000 Euro*

Das elegante Objekt offenbart beim Öffnen ein reiches, nicht weniger kostbares Innenleben: Zur Tasche mit Innenspiegel gehören ein passender, direkt vor dem Innenspiegel fixierter Kamm, außerdem ein Feuerzeug, ein Zigarettenetui, eine Puderdose und eine Lippenstifthülle, die ebenfalls in Goldgeflecht gearbeitet sind. Nach einem intensiven Bietergefecht ging das stylische Stück in den Handel.

Einblick in die Porzellan- und Teegeschichte

Teekännchen Meissen Auktion München Scheublein

Teekännchen, Meissen, 18. Jh. Mit aufgemalten Singvögeln und Schuppendekor in Purpur. H. 12 cm. Ergebnis 1.150 Euro*

Den Auftakt der Kategorie Porzellan bildete in der Auktion am 3. Juli eine private Sammlung mit Kännchen und anderen Objekten vor allem zum Teegenuss, die überwiegend auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Die Geschirrstücke aus den ersten Jahrzehnten der Porzellanproduktion im mitteleuropäischen Raum boten zugleich einen Einblick in die Methoden der Teezubereitung in dieser Zeit: Die Teekannen waren noch vergleichsweise klein, weil die nach chinesischem Vorbild direkt in die Kanne gestreuten Teeblätter mit jeweils nur wenig heißem Wasser überbrüht und nach kurzer Ziehzeit weiterverteilt wurde, woraufhin die Blätter ein weiteres Mal mit heißem Wasser übergossen wurden.

Teekännchen Meissen Auktion München Scheublein

Teekännchen, Meissen, 18. Jh. mit seladongrünem Fond. H. 9,5 cm. Ergebnis 1.150 Euro*

Die reich dekorierten Kannen und Gefäße stießen auf überaus großes Bieterinteresse und wurden so gut wie vollständig verkauft. Die 37 Positionen erlösten insgesamt 22.100 Euro*. Besonders gefragt war Teegeschirr aus Meissen, das zugleich den größten Teil der Sammlung ausmachte: Ein Kännchen mit Singvögeln und purpurnem Schuppendekor ging für 1.500 Euro* in den Kunsthandel.

Teekännchen Meissen Auktion München Scheublein

Teekännchen, Meissen, Punktzeit, mit blauem Schuppenfond. Ergebnis 1.100 Euro*

Private Bieter sicherten sich ein seladongrünes Kännchen mit Blumenkartusche und ein Kännchen mit blauem Schuppenfond und Obst- und Blütendekor für 1.150 Euro* bzw. 1.100 Euro*. Ein weiterer privater Sammler ersteigerte einen fünfteiligen Tee-Solitär aus der Meissener Punktzeit für 2.800 Euro*.

Teesolitär Meissen Auktion München Scheublein

Tee-Solitär mit Landschaftskartuschen, Meissen, Punktzeit. H. (Milchkännchen) 9,5 cm. Ergebnis 2.800 Euro*

 

Ein Fass, das es in sich hat

Silber Nürnberg Aukion München Scheublein

Doppelbecher, Silber mit Resten von Vergoldung, Nürnberg, um 1560/70, Caspar I. Bauch. H 12 cm. Ergebnis 9.525 Euro*

Mit einem Zuschlag von 9.525 Euro * verkaufte sich ein höchst ungewöhnlicher Doppelbecher, der um 1560/70 vom Nürnberger Silberschmiedemeister Caspar I. Bauch gefertigt worden war. Das kostbare, außen wie ein Fass gestaltete Gefäß weist im Inneren zwei Medaillen mit Bezug zur griechischen Mythologie auf.

Die Medaillen im Inneren des Bechers zeigen links Pallas Athene und rechts das Urteil des Paris.

Die eine zeigt das Urteil des Paris: Der Schäfer soll unter den Göttinen Hera, Aphrodite und Pallas Athene die schönste küren und entscheidet sich schließlich fatalerweise für die Liebesgöttin. Im 16. Jahrhundert wurde dieses Motiv auch nördlich der Alpen beliebt und vor allem als Warnung vor falschen Entscheidungen eingestzt. Eine Handlungsempfehlung hinsichtlich der besseren Wahl liefert der Becher gleich mit: Die zweite Medaille zeigt Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, der klugen Strategie und der Künste. Der Doppelbecher voller Lebensklugheit ging in den Kunsthandel.

Der Doppelbecher in aufgeklapptem Zustand.

*alle Preisangaben inkl 27 % Aufgeld

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