Highlights der Dezember-Auktion (I): Es weihnachtet …
Dass das Christfest vor der Tür steht, ist bei unserer Dezember-Auktion nicht nur an einer breiten Auswahl an geschenktauglichen Silberobjekten und Schmuck sowie einer Reihe von Vintage-Accessoires vor allem von Hermès zu spüren. Die Kategorie Kunsthandwerk wird gleich von einer ganzen Reihe an Krippen und Krippenfiguren eröffnet. Sie zeigen die verschiedene Ausprägungen der Krippenkultur in Mittel- und Südeuropa auf und schlagen einen geographischen Bogen von Sizilien bis hinauf ins Erzgebirge.
Eine Münchner Krippe aus dem 18./19. Jahrhundert
Angeführt wird diese Passage von einer 44-teiligen Münchner Krippe aus dem 18./19. Jahrhundert. Sie ist mit einem Schätzpreis von 10.000 Euro zugleich das Spitzenlos der Auktion vom 4. Dezember und steht repräsentativ für die ganz besondere Krippentradition, die sich in der bayerischen Hauptstadt entwickelt hat.

Große Münchner krippe, Bayern/München, 18./19. Jhd und später. Holz, geschnitzt, bemalt, bekleidet. Schätzpreis 10.000 Euro. Hier: die Heilige Familie.
Krippenverbote in Österreich und Bayern
Ebenso wie in vielen anderen katholischen Gebieten im süddeutschen Sprachraum hatte sich im Lauf des 17. und 18. Jahrhunderts das Aufstellen von Krippen vor allem in Kirchen und deren Besuch zwischen den Adventstagen und Mariä Lichtmess zu einem festen Teil des weihnachtlichen Brauchtums entwickelt. Nach neapolitanischer Tradition wurde die Darstellung von Christi Geburt, der Anbetung der Hirten und der Ankunft der Heiligen Drei Könige mit immer opulenteren und phantasievolleren Alltagsszenen angereichert, um eindrücklich darzustellen, dass das Christuskind mitten unter ganz normalen Menschen zur Welt gekommen und für Jedermann ein heilsbringendes Geschenk war. Gegen diese immer weiter ausufernden Darstellungen ging 1782 bereits der österreische Kaiser Joseph II. vor: Er fand, dass vor lauter Erzählfreude die Konzentration auf das Wesentliche verloren ging und verbot deshalb jegliche öffentliche Aufstellung von Krippen. In Bayern folgten 1803, im Zuge der Säkularisation, ähnliche Erlasse: Unter anderem in München, wo die Kirchen über eine besonders stattliche Sammlung an Krippen verfügten, durften sie in Gotteshäusern nicht mehr aufgestellt oder anderweitig Besuchern zugänglich gemacht werden.
Das Bürgertum als Retter der Krippen
Dies hatte jedoch, ähnlich wie auch 20 Jahre zuvor in Österreich, nicht etwa zur Folge, dass die Krippen verschwanden. Vielmehr ließen auch in München die bürgerlichen Haushalte die Tradition weiterleben, retteten teilweise die kirchlichen Krippen vor der Zerstörung und ließen sogar neue, eigene anfertigen. Sie etablierten auch den Brauch des „Krippenschauens“, für den Privathaushalte in der Weihnachtszeit ihre Türen für Krippenliebhaber öffneten. Als Ludwig I. ab 1825 begann, neben anderen Einschnitten durch die Säkularisation auch das Krippenverbot rückgängig zu machen, hatte sich in München längst ein ganz eigener Krippentypus entwickelt: Er reduzierte zwar rein inhaltlich die dargestellten Szenen wieder auf die Kernelemente. Bei deren Ausgestaltung aber waren, wie auch die vorliegende Münchner Krippe eindrücklich zeigt, der Phantasie kaum Grenzen gesetzt.
Krippenkultur aus Neapel und den Alpen
Eine Reihe von neapolitanischen Krippenfiguren, ebenfalls aus dem 18./19. Jahrhundert (Schätzpreise zwischen 300 und 400 Euro) lässt in der Auktion auch die überbordende Lebendigkeit dieses Krippentypus erahnen. Aus dem Alpenraum mit seiner vor allem auf die Schnitzkunst fokussierten Tradition werden zu Schätzpreisen zwischen 200 und 320 Euro vor allem Tierfiguren angeboten.
Kompakt unter Glas: Die Krippentradition des Erzgebirges

Weihnachtskrippe. Erzgebirge, 19. Jh., Geschnitztes und bemaltes Holz, Glassturz. Schätzpreis 400 Euro
In eine noch einmal ganz andere Krippen-Welt entführen vier Objekte, die im 19. und zum Teil im 20. Jahrhundert im Erzgebirge entstanden: Sie werden nicht, wie neapolitanische, alpenländische oder Münchner Krippen, vollkommen frei auf einem Tisch oder einer Kommode aufgebaut, sondern sind mit ihrem auf mehreren Ebenen angeordneten Heilsgeschehen kompakt in Kästen oder für das Aufstellen unter Glasstürzen gefertigt.

Kastenkrippe. Wohl Erzgebirge, 19. Jh. Holz geschnitzt, gemalt, verglaster Kasten. Schätzpreis 400 Euro
Auch bei ihnen fällt die deutliche Einbeziehung des Alltagsgeschehens auf – mit Stadtkulissen, Bauern und Handwerkern, vor allem aber mit den im Erzgebirge jener Zeit allgegenwärtigen Bergleuten und Bergwerksszenarien. Taxiert werden diese Krippen auf 240 bis 400 Euro.
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