Spitzenlos Scheublein Auktion München

Jahresrückblick 2025: Unsere 10 Top-Lose

Der sinnliche Flügelknabe dürfte vielen noch in bester Erinnerung sein: Der im September bei den Altmeistern angebotene Zufallsfund entwickelte sich zum überragenden Spitzenlos des zurückliegenden Auktionsjahrs: Der bei einer Entrümpelungsaktion aufgetauchte „Amor“ aus dem Italien des 17. Jahrhunderts kletterte in der Versteigerung am 25. September bis auf 190.000 Euro*.

Das geflügelte Knäblein zeigt den üppigen Körperbau und auch den verklärt-verzückten Gesichtsausdruck, wie er sich auf vielen Bildern des italienischen Frühbarocks beobachten lässt. Das Gemälde von beeindruckender Qualität ging in den internationalen Kunsthandel.

2. Wahrer Glamour für den Abend

Abendtasche mit Kamm, Puderdose, Lippenstift, Zigarettenetui und Feuerzeug. 18 K GG und WG, Brillantbesatz, 9 x 18,5 x 2,5 cm. Versteigert am 3. Juli 2025. Ergebnis 40.000 Euro*

Das Toplos der Auktion im Hochsommer entstammte der darin angebotenen, sehr breiten Schmuckauswahl und verband modisches Stilgefühl mit einem hohen materiellen Wert: 40.000 Euro* erlöste eine in Goldgeflecht in 18 K GG gearbeitete Abendtasche mit Brillantbesatz.
Das elegante Objekt offenbarte beim Öffnen ein reiches, nicht weniger kostbares Innenleben: Zur Tasche mit Innenspiegel gehörten ein passender, direkt vor dem
Innenspiegel fixierter Kamm, außerdem
ein Feuerzeug, ein Zigarettenetui, eine Puderdose und eine Lippenstifthülle, die ebenfalls in Goldgeflecht gearbeitet waren. Nach einem intensiven Bietergefecht ging das stylische Stück in den Handel.

3. Eine mitfühlende Prinzessin

Grüne Tara, sinotibetisch, 18./19. Jh. (wohl). Bronze, tlw. vergoldet. H. 31,5 cm. Versteigert am 27. März 2025. Ergebnis 30.500 Euro*

Das Jahresspitzenlos bei den Asiatika knüpfte noch einmal an den überwältigenden Erfolg einer ganzen Reihe sinotibetischer Götterstatuen im Jahr 2024 an. Eine ebenfalls aus diesem Raum stammende, wohl im 18./19. Jahrhundert entstandene „Grüne Tara“ wurde nach langem Bietergefecht für 30.500 Euro* an einen Bieter im ostasiatischen Raum verkauft.
Die dargestellte Prinzessin, die gemäß einer Legende aus einer Träne des Bodhisatta Avalokiteshvara inkarnierte, gilt bis heute als Essenz des Mitgefühls und soll sich der Sorgen der Gläubigen annehmen.
Die kommt auch in der Gestik der vorliegenden Statue zum Ausdruck: Die Haltung ihrer linken Hand steht für Belehrung, die der rechten für die Gewährung eines Wunsches. Gefertigt wurde die Figur aus vergoldeter Bronze, sie trägt zudem Reste von roter und blauer Bemalung.

4. Tafeln wie ein Opernstar

Besteck, 215-tlg. aus dem Besitz der Sängerin Selma Kurz von Halban (links). Wien, vor 1918, Klinkosch, Silber, tlw. Stahlklingen. L. (Messer) 25 cm, Kasten: 39 x 58 x 45 cm. Versteigert am 25. September 2025, Ergebnis 22.900 Euro*

Ein spektakuläres, 215-teiliges Besteck in einem massiven Holzkasten entwickelte sich zum Spitzenlos 2025 in der Kategorie Silber. Neben seiner schönen Gestaltung und dem Materialwert bestach auch die Provenienz: Es stammte aus dem Besitz der Opernsängerin Selma Kurz von Halban (1869 – 1933), die im Wien der Jahrhundertwende sämtliche großen Rollen ihrer Zeit sang.
Die aus einer armen schlesischen Familie stammende Sängerin wurde mit 16 Protegée des Fürsten Nikolaus Esterházy, der ihr eine Ausbildung in Wien und Paris ermöglichte. 1899 wurde die Sopranistin vom jungen Gustav Mahler an die Wiener Hofoper engagiert und führte mit ihm eine kurze, aber stürmische Beziehung. Dass diese in die Brüche ging, war einer Regelung geschuldet, derzufolge Mitglieder der Hofoper untereinander nicht heiraten durften. Und ihre gerade erst begonnene Karriere wieder aufgeben wollte Selma Kurz nicht. Zehn Jahre später heiratete die Sängerin den später geadelten Wiener Gynäkologen Josef Halban und brachte in den Folgejahren zwei Kinder zur Welt. Danach nahm sie, nochmals mit großem Erfolg, ihre Karriere wieder auf.
Das umfangreiche Silberbesteck für zwölf Personen aus ihrem Besitz, das neben einem Speise- und Desserbesteck unter anderem Fisch- und Obstmesser und -gabeln, Eis-, Kaffee- und Mokkalöffel sowie sechs Salzgefäße samt zugehöriger Löffel umfasst, wurde von einem privaten Liebhaber für knapp 23.000 Euro* ersteigert.

5. Eine Madonna aus Alabaster

Madonna Flandern Alabaster Auktion München Scheublein

Madonna mit Kind. Wohl Flandern, 15. Jh., Alabaster. H. 19 cm. Versteigert am 25. September 2025. Ergebnis 11.430 Euro*

Ein Bieter aus dem musealen Bereich erhielt den Zuschlag für das Toplos bei den Skulpturen: eine wohl aus Flandern oder den Niederlanden stammende, in Alabaster gearbeitete Madonna mit Kind.
Die 19 cm hohe Figur entstand im 15. Jahrhundert, als die Arbeit mit dem sehr weichen, mit Messern und Bohrern bearbeitbaren Kalkgestein nach der Antike eine erste Renaissance erlebte. Denn während des Früh- und Hochmittelalters war Alabaster als Material für Skulpturen nahezu in Vergessenheit geraten. Ab Ende des 14. Jahrhunderts aber wurde das Mineral zunächst in England und dann auch in Deutschland, vor allem entlang des Rheins, wiederentdeckt. Es entstanden, da sich das Material wegen seiner Beschaffenheit kaum für Großplastiken eignet, vor allem kleinformatige, mit vielen Feinheiten gearbeitete Andachtsfiguren. Die bei SCHEUBLEIN für 11.430 Euro* versteigerte Madonna ist ein eindrückliches Beispiel dafür.

6. Biomorpher Schmuck

Henning Koppel Splash Auktion München Scheublein

Armband “Splash”, Entwurf von Henning Koppel für Georg Hensen, 1946. 18 K 66, L 20 cm. Versteigert am 27. März 2025. Ergebnis 14.600 Euro*

Ganz am Anfang der legendären Zusammenarbeit des dänischen Gestalters Henning Koppel (1918 – 1981) mit der Silberschmiede Georg Jensen standen nicht die ikonischen Silberkrüge und -schalen, sondern eine Schmuckserie.
Koppel hatte in Kopenhagen und Paris Zeichnen und Bildhauerei studiert, bevor er vor den Nationalsozialisten nach Schweden floh, als Produktdesigner für die Glashütte Orefors und den Einrichtungsspezialisten Svenskt Tenn arbeitete und sich mit Schmuckentwürfen beschäftigte. Dies brachte ihn 1945, als er nach Kopenhagen zurückkehrte, auch mit Georg Jensen in Kontakt: Es entstand die von den Skulpturen Hans Arps und Constantin Brancusis inspirierte Serie „Splash“, aus der in der Frühjahrsauktion ein Armband versteigert wurde. Eine private Bieterin ersteigerte das Jahres-Toplos im Design-Bereich für
14.600 Euro*.

7. Die Schönheit einer Vollmondnacht

Johann Heinrich Schilbach (wohl): Vollmondnacht. Öl auf Leinwand. Versteigert am 3. Juli 2025. Ergebnis 8.600 Euro*

Ein sehr typisches Motiv der Romantik, eine helle Mondnacht, wurde zum Spitzenobjekt bei den Gemälden nach 1800. Auf Leinwand gebannt hat sie wohl Johann Heinrich Schilbach (1798 – 1851), Schüler eines Darmstädter Theatermalers, der zwischen 1823 und 1828 sehr viel Zeit in Italien verbrachte, vor allem in Rom.
Dort entwickelte er sich zum gefragten Darsteller italienischer Landschaften und Stadtansichten, bevor er 1828 nach Darmstadt zurückkehrte und selbst Hoftheatermaler wurde. Seine „Vollmondnacht“ in einem pittoresken Städtchen zeugt von Schilbachs Gespür für Lichtstimmungen. Für 8.600 Euro* ging sie an eine private Kunstsammlung.

8. Klassizismus im Kleinformat

Marcolini Meissen Auktion München Scheublein

Vier mythologische Figuren (weiblicher Halbakt mit Apfel, wohl Aphrodite, Diadumenos, Minerva, Leda). Meissen, 1774 – 1814, H. ca. 20,5 cm. Versteigert am 25. September 2025, Ergebnis 4.300 Euro*

Auf die Zeit, in der der Klassizismus in Meissen Einzug hielt, geht das interessanteste Los des Jahres 2025 im Bereich Porzellan zurück. Sie wurden in jener Phase entworfen, in der Camillo Marcolini (1739 – 1814) die berühmte Porzellan-Manufaktur leitete. Inspiriert durch eine generelle Hinwendung zu einer klassisch schlichten Stilistik nach den überbordenden Jahren des Rokoko, die durch die fortschreitenden Ausgrabungen in Pompeji noch befeuert wurde, entstanden dort Figuren, die nicht nur ohne jede Bemalung auskamen, sondern auch in unglasiertem Biskuit-Porzellan gefertigt wurden. Dessen samtig-raue Oberfläche konnte den fast marmorartigen Charakter des Materials Porzellan noch unterstreichen. Eine Position mit vier Porzellanstatuetten, die sich an mythologischen Figuren und den Posituren antiker Statuen orientierten, kletterte bis auf 4.300 Euro* und ging an eine private Sammlerin.

9. Franz von Stucks Tochter

Franz von Stuck: Tochter Mary. Pastell, 54 x 49 cm. Versteigert am 27. März 2025. Ergebnis 12.700 Euro*

Ein im Frühjahr versteigertes Porträt, das der Münchner Malerfürst Franz von Stuck (1963 – 1928) von seiner Tochter Mary anfertigte, blieb das ganze Jahr über das Toplos im Bereich Graphik. Das Mädchen, unehelich geboren, dann aber von Franz von Stuck und dessen Frau adoptiert, gehörte in den Jahren zwischen 1904 und 1917 zu seinen liebsten Modellen. Der Maler hielt Marys ebenmäßiges Gesicht mit den aufgeweckten dunklen Augen auf zahlreichen Fotografien und Gemälden ebenso fest wie in Pastellzeichnungen oder Druckgraphiken.
Die rege Nachfrage, die dieses Motiv am Kunstmarkt auslöste, dürfte neben dem väterlichen Stolz ein weiterer Grund gewesen sein, warum Franz von Stuck Mary häufig darstellte. Das Pastell, das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorlag, basiert – wie auch eine sehr ähnliche Zeichnung im Bestand der Villa Stuck – auf der Fotografie „Tochter Mary mit Kirschen“ aus dem Jahr 1905. Es ging für 12.700 Euro* in den Kunsthandel.

10. Keramik von Picasso

Es war im Sommer 1946, als der fast 65-jährige Pablo Picasso (1881 – 1973) die Keramik für sich entdeckte. In Zusammenarbeit mit der Keramik-Manufaktur Madoura in Vallauris entstanden in den Folgejahren eine Vielzahl von handgefertigten Gefäßen und mit vor allem arkadischen Motiven bemalten Tellern und Platten. SCHEUBLEIN Art & Auktionen konnte in diesem Sommer und Frühherbst gleich mehrere Keramikobjekte aus der Hand des Jahrhundertgenies anbieten. Den höchsten Zuschlag erzielte im Juli die Platte „Joueur de Diaule“, die für 8.300 Euro* verkauft wurde.

 

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld

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