Gasslschlitten Auktion München Scheublein

Im Blickpunkt am 2. Februar: Ein Gasselschlitten

Ein ganz besonderes, auch gut in die Jahreszeit passendes Objekt wartet bei der winterlichen Fundgrube-in der Kategorie Kunsthandwerk / Varia auf einen neuen Liebhaber: Ein um 1800 entstandener Gasselschlitten.

Solche kleinen, pferdegezogenen Schlitten waren vor allem in Österreich spätestens seit dem späten Mittelalter in Gebrauch. Die kompakten, wendigen Gefährte wurden vor allem für winterliche Jagden eingesetzt und waren so konstruiert, dass man mit ihnen auch mit höherer Geschwindigkeit gut über den Schnee gleiten konnte. Auf dem länglichen Sitz konnten ein bis zwei Personen im Reitersitz sitzen. Die Schlittenkufen, die sich gerade oder zusammenlaufend nach oben bogen, waren häufig kunstvoll geschmückt.

Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert setzte der Adel, der in der Regel auch das Privileg des Jagens hatte, die Gasselschlitten nicht nur zu diesem Zweck ein, sondern veranstaltete auch prachtvolle Schlittenausfahrten, sogenannte Schlittagen, die rasch Teil der verschwenderischen Kultur adeliger Festivitäten im Jahreslauf wurden. Für diese Anlässe wurden auch besonders prunkvoll verzierte Gasselschlitten gebaut.

Im 19. Jahrhundert dann wurden Gasselfahrten zu einem bürgerlichen Event. An Gasselstrecken in Rudolfsheim und anderen Wiener Vororten fanden sich viele  Schaulustige ein, die die Schlittenrennen verfolgten; die Gasselschlitten wurden eingesetzt wie winterliche Sulkys. Auch für die Anfänge des winterlichen Tourismus in Österreich spielten Gasselschlitten eine nicht zu unterschätzende Rolle: Ähnlich wie beim um 1900 im Engadin eingeführten Ski-Jöring, bei denen sich Skifahrer von Pferden ließen, konnten sich Urlaubsgäste auch am Bewältigen eines sportlichen Gassel-Parcours versuchen.

Der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Schlitten dürfte noch der Zeit adeliger Schlittenvergnügen zuzuordnen sein. Dafür sprechen die in in Resten vorhandene Feuer- und Blattvergoldung sowie die beiden als Türken gestalteten Schlittenköpfe. Der Gasselschlitten wird mit einem Schätzpreis von 900 Euro aufgerufen.

 

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