Franz Seidel, Scheublein, Auktion, München

Ausstellung: Franz Seidel (1818 – 1903) – Maler, Poet, Grenzgänger

Vorschau: Ab Freitag, 6. Juli, präsentieren wir in den Räumen im Vorderhaus eine Ausstellung der Forschungsstelle August Seidel: “Franz Seidel – Maler, Poet, Grenzgänger” ist die erste Einzelausstellung überhaupt zum Oeuvre des Münchner Malers, der 1903 unter tragischen Umständen starb. Die Werkschau ist bis einschließlich 24. Juli zu sehen.

Eine vielschichtige Persönlichkeit

Hochbegabter Schüler, Studienabbrecher im Fach Jura, geachteter Landschaftsmaler,
Schriftsteller, „Unheilbarer“ in der Irrenabteilung des Münchner Nikolai-Spitals – das alles
war der 1818 als Sohn eines „Revisors der fahrenden Posten“ geborene Franz Seidel. Anlässlich seines 200. Geburtstages bietet die Einzelausstellung in den Räumen von SCHEUBLEIN Art & Auktionen einen guten Überblick über sein Schaffen.  Veranstalter dieser Ausstellung ist die Forschungsstelle August Seidel, eine durch den Physiker Robert Schmucker gegründete Institution, die sich mit Münchner Landschaftsmalern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und insbesondere natürlich mit Franz Seidels bekannterem Bruder August Seidel beschäftigt.

Franz Seidel, Ausstellung, Scheublein Art & Auktionen, München

Franz Seidel, Landschaft mit Blick auf den Jochberg, Öl / Leinwand. Provenienz: Privatbesitz.

Franz, der mittlere der insgesamt drei Seidel-Brüder, ist seit seinem 15. Lebensjahr leidenschaftlich und rastlos auf Reisen – insbesondere in die Alpenwelt. Lange bleibt er hin- und hergerissen zwischen der Aufsteiger-Laufbahn seines Vaters und seinem ureigenen Weg als Künstler. Als hochbegabter Absolvent des Münchner Wilhelmsgymnasiums schlägt er zunächst die ihm vorbestimmte Juristenlaufbahn ein; 1841 wechselt er auf die Münchner Akademie der bildenden Künste, stellt ab 1843 im Kunstverein aus, entwickelt aber nie die notwendige Produktivität, um als typischer Kunstvereinsmaler auch finanziell erfolgreich zu
sein.

Arkadien in Bayern

Zwischen 1842 und 1845 bereist er die Gegend zwischen Starnberger See, Polling
und Ammersee, wo er zusammen mit seinem Bruder Naturstudien in Öl und zahlreiche
Bleistiftskizzen anfertigt. Ab etwa 1850 zeigt er sich außerdem stark von Carl
Rottmann beeinflusst.

Franz Seidel, Ausstellung, Scheublein Art & Auktionen, München

Franz Seidel, Schäfer bei aufziehendem Sturm, Öl/ Leinwand. Provenienz: Privatbesitz.

Zu Beginn der 1850er Jahre bis mindestens 1855 unterhält er Beziehungen zu den
belgischen Landschaftsmalern Edmond de Schampheleer und Francois Roffiaen,
deren Kolorismus ihn beeindruckt und mit denen er Ausflüge ins bayrische Gebirge
unternimmt. In den Folgejahren wächst seine Anerkennung. 1866 und 1867 ist Franz
Seidel Vorsitzender des Schiedsgerichts im Münchner Kunstverein.

Franz Seidel, Scheublein Art & Auktionen, München, Ausstellung

Franz Seidel, Kuhhirten. Schwarze Kreide / bräunliches Papier, weiß gehöht. Provenienz: Privatbesitz

Anschluss an die Avantgarden

Danach brechen die Ankäufe seiner Bilder durch den Kunstverein allerdings ein. Ein letztes Mal sucht er im Rahmen einer Parisreise 1871 Anschluss an die Avantgarden der Gegenwart.

Das tragisches Lebensende von Franz Seidel

Danach lässt ihm sein geistiger Gesundheitszustand kaum noch Zeit für weiteres Schaffen. 1903 stirbt Franz Seidel geistig umnachtet als „Unheilbarer“ im Münchner Nikolaispital.

Nie gezeigte Werke

Die Werkschau im Juli fokussiert neben noch nie gezeigten Ölstudien aus den
1840er Jahren die repräsentativen Hauptwerke seiner künstlerischen Blütezeit um 1850. Während die Ölstudien einen Einblick in die beinahe unerforschte bayrische Freiluftmalerei der Künstlerkolonien in Eberfing und Polling gewähren, zeigen die Ausstellungsgemälde den Geschmack einer sich gerade formierenden bürgerlichen Käuferschicht und repräsentieren gleichzeitig Franz Seidels ganz persönliche Natursehnsucht und -vergötterung.

Franz Seidel, Ausstellung, Scheublein Art & Auktionen München

Franz Seidel: Landschaft mit Schäfern. Öl/ Leinwand. Provenienz: Privatbesitz.

Eine umfassende Würdigung des Werkes von Franz Seidel ist längst überfällig, der Künstler selbst – nicht zuletzt wegen seines frühen krankheitsbedingten Rückzuges – völlig vergessen. Die Jubiläumsausstellung zu seinem 200. Geburtstag wird hoffentlich dazu beitragen, ihn wieder in seine Rechte einzusetzen.

  • Kategorien

  • Beliebteste Beiträge