Ergebnisse 46. Kunstauktion: Altmeister, Skulptur und Graphik der Moderne

Eine Sammlung mit hochkarätigem Augsburger Silber aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, Graphik der klassischen Moderne und Hinterglasbilder aus der Staffelseeregion von herausragender Qualität standen im Zentrum der 46. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Fast 500 Bietern aus dem In- und Ausland beteiligten sich am 20. September im Saal, per Telefon und im Internet an der fast 600 Lose umfassenden Versteigerung. Besonders hoch kletterten ein nach dem Vorbild einer Ikone gestaltetes, altmeisterliches Gemälde sowie ein klassizistisches Marmorrelief, das Amor und Psyche zeigt.

Das Spitzenlos: Eine ikonenhafte Madonna

Zum Spitzenlos der Auktion entwickelte sich eine Mariendarstellung des 16./17. Jahrhunderts, entstanden wohl im italo-
dalmatischen Raum. Es zeigt die Gottesmutter mit Kind in typisch ikonenhafter Darstellung: Die auf teilweise punzierten Goldgrund gemalte Madonna mit dem dunkelblauen, goldgeränderten Schleier (Maphorion) und den drei ihre Jungfräulichkeit symbolisierenden Goldpunkten auf Kopf und Schultern hält das wie ein Erwachsener gekleidete und körperlich ausgebildete Christuskind auf dem rechten Arm; beide sind halb frontal dargestellt, halb einander zugewandt.

Madonna mit Kind, wohl Italo-Dalmatisch, 16./17. Jh., Öl (?)/ Holz, tlw. punzierter Goldgrund. Ergebnis: 21.400 Euro*

Damit ist das Gemälde eine Mischform aus einer Variante des wohl berühmtesten Ikonentypus, der „Hodegetria“, bei der die Gottesmutter ihren Sohn dem Betrachter als Weltherrscher und Erlöser präsentiert, und der „Eleousa“, bei der Mutter und Kind in inniger Verbundenheit dargestellt sind. Über Jahrhunderte hinweg prägten diese Ikonenformen nicht nur die byzantinische Kunst, sondern auch die Mariendarstellungen des westlichen Mittelmeerraums – eindrucksvoll nachzuvollziehen in den Florentiner Uffizien, wo an drei Madonnen von Cimabue, Duccio di Buoninsegna und Giotto die Übernahme dieser Vorbilder durch die italienische Kunst des Mittelalters unmittelbar sichtbar wird. Erst mit Aufkommen der Renaissance traten diese ikonographischen Chiffren hinter neue, freier gestaltete Marienbilder zurück. Das auf das 16./17. Jahrhundert zurückgehende Gemälde aus dem Angebot von SCHEUBLEIN Art & Auktionen ist der Ikonen-Tradition dagegen noch vollkommen verhaftet. Er kletterte bis auf 21.400 Euro* und ging in den internationalen Kunsthandel.

Skulpturen: Ewige Liebe

Ein klassizistisches Marmorrelief aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts greift ein beliebtes Sujet der Goethezeit auf: die Liebesgeschichte von Amor und Psyche. Das in großen Teilen äußerst minutiös gearbeitete Relief zeigt den Moment, in dem die von Windgott Zephyr zu einem ihr unbekannten Geliebten entführte Psyche dessen wahre Identität erkundet. Sie schleicht sich mit einer Öllampe zu dem schlafenden Amor. Entzückt von seiner Schönheit und bestärkt in ihrer Liebe tritt sie näher heran, um den Geliebten zu betrachten, wobei sie ihn mit Tropfen des heißen Öls aus der Lampe unabsichtlich verbrennt.

Relief “Psyche und der schlafende Amor”, Marmor, 1. Viertel 19. Jh. Ergebnis: 15.000 Euro. 

Dass sie ihm in der vorliegenden Darstellung auch einen Pfeil entwendet, symbolisiert, dass auch Amor in ewiger Liebe zu ihr entflammt ist. Das Relief kletterte bis auf 15.000 Euro* und ging in den Kunsthandel.

Graphik: Top-Preise für Picasso und Braque

Zwei Giganten der klassischen Moderne bestimmten das Bild bei der Graphik: George Braque (1882 – 1963) und Pablo Picasso (1881 – 1973). Braques über das Verhältnis von Fläche, Form und Struktur reflektierende, späte Farbradierung „Trois oiseaux en Vol (1961)“ wurde nach einem intensiven Bietergefecht für 5.900 Euro* zugeschlagen und ging an einen privaten Sammler.

Mit seinem Meisterdrucker Piero Crommelynck (1934 – 2001) sind die beiden Picasso-Blätter verbunden, die ebenfalls ausgezeichnete Ergebnisse erzielten. Ein radiertes Porträt des Druckexperten, der gemeinsam mit seinem Bruder seine Werkstatt extra in die Nähe von Picassos Villa in Mougins verlegte, um möglichst eng mit dem Kunstgenie zusammen arbeiten zu können, erzielte 3.400 Euro*; die in Aquatinta und Kaltnadel ausgeführte Szene „Dans l‘atelier“, die in Crommelyncks Werkstatt ausgeführt wurde, stieg bis auf 5.800 Euro*. Beide Picasso-Graphiken gingen in den Kunsthandel.

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