Ergebnisse der Dezember-Auktion: Kleinmöbel, ein Stieler und mehr
In bester Kauflaune zeigten sich bei der vorweihnachtlichen Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen die zahlreichen Kunden, die sich im vollbesetzten Saal eingefunden hatten oder per Telefon und auf vier Online-Plattformen mitboten. Nahezu 80 Prozent der über 650 Lose wurden verkauft. Und gerade in den besonders breit aufgefächerten Kategorien wie dem Schmuck (183 Positionen), Möbeln und Einrichtung (81 Positionen) und Silber (82 Positionen) lagen die Zuschlagsquoten bei 85, beim Silber sogar bei 100 Prozent.
Miniaturmöbel stehen hoch im Kurs
Im Blickpunkt stand unter anderem eine Passage mit 24 Kästchen und Miniaturmöbeln, die auf überaus großes Bieterinteresse stieß und insgesamt über 30.000 Euro* erlöste. Über Jahrhunderte galten solche Kleinstmöbel nicht nur als besondere Blüte der Tischlerkunst, sondern erfüllten als Aufbewahrungsort für Dokumente und Pretiosen, als mit Geheimfächern ausgestattetes Reisegepäck für Diplomaten oder als mobiler, auf jedweder Konsole oder Kommode aufstellbarer Arbeitsplatz auch ganz konkrete Aufgaben.

Kabinettkästchen in Truhenform, Nussbaum und andere Hölzer, 44 x 105 x 43,3 cm, Ergebnis 5.800 Euro*.
Historisches Diplomatengepäck
Ein Kabinettkästchen in Truhenform mit vielfältigen Schüben, Geheimfächern und zwei zentralen Klapptürchen entwickelte sich zum Spitzenlos der Passage. Für 5.800 Euro* ging es in den Kunsthandel.

Römhilder Kästchen, Thüringen, 1. Hälfte 17. Jh., ebonisiertes Holz, Alabaster, 18 x 34 x 22 cm, Ergebnis 1.270 Euro*.
Ein mit Alabasterelementen verziertes „Römhilder Kästchen“, dessen sechs Geheimfächer sowie der zum einfachen Transport mittig an der Oberseite angebrachte Griff auf seine einstige Funktion als Diplomatengepäck schließen lassen, wechselte für 1.270 Euro* den Besitzer.
Ein besonders aufwändig intarsiertes Kabinettschränkchen, das im frühen 19. Jahrhundert in Deutschland entstand, wurde für 2.300 Euro* zugeschlagen.

Miniaturkommode, Deutschland, 19./20. Jh, mit Porzellaneinlagen, 28 x 31,5 x 20,5 cm, Ergebnis 1.270 Euro*
Weitere bemerkenswerte Ergebnisse erzielten eine in für den praktischen Einsatz gerade noch geeigneten Maßen ausgestaltete Miniaturkommode aus dem 18. Jahrhundert (1.500 Euro*) sowie ein wohl auf das 17. Jahrhundert zurückgehender Kabinettkasten aus Süddeutschland oder Tirol (1.270 Euro*).
Minischränkchen für die Vitrine
Ebenfalls hoch in der Bietergunst standen Stücke, die als Miniaturausgaben großer Möbel angefertigt worden und keinem konkreteren Zweck zugedacht waren, als dem Möbeltischler als Ausstellungsstück zu dienen oder dekorativ in einer Vitrine zu stehen. Ein um 1900 angefertigter Miniatur-Aufsatzrollsekretär ging für 3.000 Euro* genauso an eine private Sammlerin wie ein für 1.800 Euro* zugeschlagener Kleiderschrank en miniature.
Ein Porträt von Stieler
Sie war die letzte Frau, die Joseph Karl Stieler (1781 – 1858) für die berühmte Schönheitengalerie Ludwigs I. porträtierte: die Münchner Schneiderstochter Maria Dietsch. Nachdem der Hofmaler 1847 wegen des bestellten Porträts der spanischen Tänzerin Lola Montez mit dem bayerischen König gewaltig aneinandergeraten war, griff er 1850 – der Herrscher hatte inzwischen abgedankt – für dessen Sammlung mit Porträts besonders schöner Frauen doch noch einmal zum Pinsel und schuf ein Bildnis des damals erst 15-jährigen Mädchens.

Joseph Karl Stieler (zugeschr.): Porträt der Maria Dietsch. Öl/Lwd., 72 x 60 cm, Ergebnis 7.600 Euro*
Ein Jahr später malte Stieler Maria Dietsch erneut, dunkel, aber vornehm gekleidet und in einer Umgebung, die an eine Kirche oder Klosterschule erinnert. Bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen fanden zahlreichen Interessenten Gefallen an dem Bild: Es entwickelte sich zum Top-Los der Gemälde nach 1800 und wurde für 7.600 Euro* von einem privaten Bieter ersteigert.
Der König des Cabochons
Privat galt Albrecht „Burschi“ Heiden (1930 – 2007) als Partylöwe und Zentrum des Münchner Gesellschaftslebens in den 1950er- bis 1990er Jahren. Beruflich hatte der Goldschmied, der ab den Nachkriegsjahren im elterlichen Betrieb – dem traditionsreichen Juwelengeschäft Theodor Heiden – arbeitete, den Ruf, der „König des Cabochons“ zu sein. Runde, unfacettiert geschliffene Steine, seien es Rubine, Saphire oder Smaragde, waren seine
Spezialität, vor allem in Verbindung mit Panzerarmbändern.
Armband, München, 20. Jh., Theodor Heiden. 18 K GG mit fünf Korallencabochons, L. 21 cm. Ergebnis 8.500 Euro*
Ein besonders schönes Beispiel von Heidens Schliff- und Goldschmiedekunst lag in der Dezemberauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen vor: ein Panzerarmband in 18 K GG und fünf lachsroten Korallencabochons. Für 8.500 Euro* ging es an eine private Schmuckliebhaberin.
Strahlende Frauen
Frauenbildnisse in leuchtenden Farben, ein bisschen keck, provokant und erotisch – sie sind seit je her ein Markenzeichen der international renommierten deutschen Künstlerin Elvira Bach (*1951). Eine solche Arbeit ist auch die 2010 entstandene, gelb leuchtende Gouache „Frau mit Banane“, die bei SCHEUBLEIN in der vorweihnachtlichen Auktion bei der Kunst nach 1945 angeboten wurde. Das Bild wechselte nach einem intensiven Bietergefecht für 6.600 Euro* den Besitzer.
Im Rokoko-Idyll

Jean-Frédéric Schall (zugeschr.): Höfische Gesellschaft im Park. Öl/Lwd., 63 x 51 cm, Ergebnis 5.600 Euro*
Galante Szenen in idealen Landschaften oder eleganten Interieurs waren die Spezialität des in Straßburg geborenen Malers Jean-Frédéric Schall (1752 – 1825). Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte, ihm zugeschriebene Gemälde „Höfische Gesellschaft im Park“ bildet da keine Ausnahme. In bester Rokoko-Manier vergnügt sich eine Runde modisch gekleideter Männer und Frauen am Fuß einer Statue in einem Boskett eines barocken Parks, unterhalten von einem Gitarre spielenden Harlekin. Gleich eine ganze Reihe von Bietern zeigten im Saal, am Telefon und im Internet großes Interesse. Den Zuschlag für 5.600 Euro* erhielt schließlich eine private Bieterin aus dem europäischen Ausland.
* Alle Angaben von Zuschlagspreisen inkl. Aufgeld (27%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
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