Ergebnisse der Auktion vom 30.6. (II): Skulptur, Steinzeug, Varia

Gleich zwei Toplose der Sommerauktion konnte die Kategorie Skulptur verzeichnen: Bis auf 10.200 Euro* steigerte sich eine wohl deutsche Thronende Madonna. Die aus Walnussholz geschnitzte Figur aus dem 14. Jahrhundert ist im seit dem frühen Mittelalter verbreiteten Typus des Sedes Sapientiae, des „Throns der Weisheit“ gestaltet. Die frontal auf einem Thron sitzende Madonna hält ein stehendes, meist ebenfalls frontal dargestelltes Christuskind, das schon in diesem zarten Alter alle Weisheit der Welt repräsentiert. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts war das Kind bekleidet, erst danach trägt es meist nur noch ein Tuch oder eine Windel. Bei der vorliegenden Plastik sind weder Mutter noch Kind mit Attributen ausgestattet, dafür ist ein Arm des Jesuskinds liebevoll auf den oberen Brustbereich der Mutter gestützt.

Thronende Madonna Auktion München Scheublein

Thronende Madonna. Wohl deutsch, 14. Jh. Walnuss, geschnitzt, Fassungsreste. H. 82 cm. Ergebnis 10.200 Euro*

Neoklassizismus als Exportschlager

Das zweite Spitzenlos ist eine neoklassizistische Frauenbüste von der Art, wie sie bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein international überaus gefragt waren. Der Bildhauer, der diese „Damenbüste als Flora“ 1857 geschaffen hat, Giovanni Maria Benzoni (1809 – 1873), blieb sein Leben lang dem von Canova und Thorvaldsen zu Beginn des Jahrhunderts geprägten Stil treu und führte in Rom eine große Werkstatt mit vielen Assistenten.

Benzoni Auktion München Scheublein

Giovanni Maria Benzoni: Damenbüste als Flora. Marmor, H. 66 cm. Ergebnis 8.900 Euro*

Dem Geschmack seiner vor allem britischen und amerikanischen Kunden entsprechend fertigte er neben höchst dekorativen neoklassizistischen Arbeiten auch Skulpturen an, die diese Stilistik mit etwas mehr Sentiment unterlegten. Dass dies auch heute noch sehr gesucht ist, bewies die vorliegende Büste, die für 8.900 Euro* in den europäischen Kunsthandel ging.

Westerwälder Steinzeug gefragt

Bei den Objekten der Kategorie „Fayence und Keramik“ stand eine Passage mit Westerwälder Steinzeug besonders im Blickpunkt. Insgesamt sieben zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert entstandene Krüge zeichneten im Angebot der Auktion vom 30. Juni die Geschichte der ab 1590 weit über die regionalen Grenzen hinaus gefragten Töpferwaren eindrücklich nach. Damals hatten sich Meister aus Siegburg sowie aus dem jetzt zu Belgien gehörenden Raeren auf dem Gebiet der heutigen Stadt Höhr-Grenzhausen niedergelassen.

Westerwälder Steinzeug Auktion München Scheublein

Krug, Westerwald, 17. Jh. Graues Steinzeug, salzglasiert, blau staffiert. Ergebnis 2.160 Euro*

Der Einfluss von Meistern aus jenem Töpferrevier nahe Aachen ist unter anderem an zwei frühen, nur leicht gebauchten Kannen mit einer in Bogenfelder unterteilten mittleren Zone spürbar. Ein solcher Krug mit Landsknecht-Dekor, das auch darauf hinweist, dass die Region im ausgehenden 16. Jahrhundert immer wieder von kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert wurde, kletterte bis auf 2.160 Euro* und ging an eine Sammlerin in Übersee. Ein ebenfalls dieser Frühzeit zuzurechnender Kurfürstenkrug erzielte 830 Euro* und wurde einem hierzulande lebenden Liebhaber zugeschlagen.

Westerwälder Steinzeug Auktion München Scheublein

Kurfürstenkrug, Westerwald, 17. Jh. Graues Steinzeug, salzglasiert, blau staffiert. Ergebnis 830 Euro*

Er ersteigerte auch einen auf 1690 datierten Kugelbauchkrug mit markanter Mangan-Staffierung und großflächigen Blumenranken, dessen Mittelkartusche das Wappen von Amsterdam zeigt. Er wechselte für 1.270 Euro* den Besitzer.

Westerwälder Steinzeug Auktion München Scheublein

Kugelbauchkrug. Westerwald, 17./18. Jh.. Graues Steinzeug, Salzglasiert, blau und mangan staffiert. Ergebnis 1.270 Euro*

Stein mit magischer Wirkung

Ein Kunstkammer-Kuriosum entwickelte sich zu einem der Spitzenlose in der Kategorie Kunsthandwerk-Varia: ein auf einem versilberten Metallständer ruhender Bezoar, ein „Stein“ aus verklumpten Haaren oder Fell, die sich im Magen von Greifvögeln, Katzen, Ziegen, Gämsen oder Steinböcken bilden. Die Tiere würgen die Klumpen nach einiger Zeit wieder hoch und spucken sie aus. Bezoare wurden seit der Antike als Medizin, aber auch zum Neutralisieren von Giften eingesetzt, die etwa Getränken beigemischt waren. Auch in Kunst- und Wunderkammern wurden sie gerne präsentiert. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotene Exemplar konnte für 3.050 Euro* zugeschlagen werden.

Bezoar Auktion München Scheublein

Bezoar, Durchmesser ca. 5,5 bis 7 cm. Ergebnis 3.050 Euro*

Weitere Ergebnisse

SCHMUCK / UHREN:
Biedermeier-Parure mit Chrysoprasen, wohl Nürnberg, um 1829 5.100 Euro*
Rolex Oyster Perpetual Submariner, um 1966 7.600 Euro*

PORZELLAN:
Meissen: Lamagruppe. Knaufzeit, Entwurf Otto Pilz 3.800 Euro*

MÖBEL:
Kommode, Paris, um 1790/1800, wohl Georges Kintz, Joseph Muller 4.200 Euro*
Bäuerliche Eck-Aufsatzkommode, Irschenberg, 19. Jh. 5.100 Euro*

GEMÄLDE:
Carl Friedrich Gröger (1766 – 1838), Porträt Adolf von Bülow 7.000 Euro*
August Löffler (1822 – 1866), Ägyptische Landschaft 5.300 Euro*
Paul Matthias Padua (1903 – 1981), Kleiner Bub mit Blumen 6.400 Euro*
Charles Vetter (1858 – 1941), Gaststätte Chinesischer Turm 5.600 Euro*

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

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