Fundgrube-Auktion am 12. Mai: Hinterglas, Hündchen, Künstlerbriefe
Eine Sammlung von rund 60 Hinterglasbildern, die quer durch Epochen, Regionen und Kontinente die ganze Bandbreite dieser Volkskunst aufzeigt, markiert einen der Höhepunkte der Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 12. Mai. Wie stets bietet das Haus am Münchner Goetheplatz in allen gängigen Kategorien viele Entdeckungen auch für den kleinen Geldbeutel. Besonders reich bestückt sind diesmal die Rubriken Porzellan, Skulpturen, Gemälde des 19. Jahrhunderts sowie Kunsthandwerk-Varia, in deren Rahmen auch die Hinterglassammlung angeboten wird.
Klassische Hinterglaskunst aus dem süddeutschen Raum
Die vielseitige Privatsammlung umfasst zunächst die typischsten Spielarten der Hinterglaskunst im süddeutsch-österreichisch-böhmischen Raum: Da sind die detailreichen, in Aufbau und Ausführung an die Ölgemälde italienischer Meister erinnernden Arbeiten, wie sie vor allem in Zentren entlang der Handelsstraßen in den Süden entstanden, in denen Stiche berühmter Gemälde kursierten.
Ein Beispiel dafür: eine Position mit zwei Bildern aus dem 18./19. Jahrhundert, die die Heiligen Anna und Joachim zeigen, wie sie Maria unterrichten (Schätzpreis 300 Euro). Auf beiden Objekten sind die Falten der Gewänder wie auf italienischen Renaissancegemälden plastisch und entsprechend der Körperkonturen durchgebildet, die Fliesen der Fußböden wurden in Zentralperspektive angeordnet; der Hintergrund ist mit einer in vielen Farbschattierungen angelegten Wolkenlandschaft gestaltet.
Arbeiten aus dem Staffelseeraum, etwa eine Position mit einem Maria-Hilf-Bild und einer Darstellung des Heiligen Joseph (siehe ganz oben, Schätzpreis 200 Euro), verbinden die durch Stiche gewonnene Inspiration häufig mit einer volkstümlich kräftigen Farbigkeit und einer Schematisierung von Gesichtszügen und Details.
Vollkommen einer bäuerlichen Bildauffassung zuzuordnen sind Hinterglas-Arbeiten aus dem im Niederösterreichisch-böhmischen Grenzgebiet gelegenen Buchers Sandl. Dies ist gut an einem Gnadenstuhl, einem Abendmahl und einer „Anna lehrt Maria das Lesen“-Szene abzulesen, die alle gemeinsam für 220 Euro angeboten werden.
Weitere Hinterglaszentren Europas
Darüber hinaus umfasst die Sammlung Hinterglasbilder aus europäischen Regionen, die diesbezüglich nur Kennern geläufig sind: Spanien etwa, wo in Cadiz Hinterglasbilder aus Süddeutschland für den Überseehandel verschifft wurden. Als kriegerische Wirren im 19. Jahrhundert den Handel über Ländergrenzen immer wieder unterbrachen, setzte eine exportorientierte, eigene Produktion ein. In der Fundgrube- Auktion sind zwei religiöse und ein profanes Motiv in der für Spanien typischen, lebhaften Farbigkeit zu einer auf 80 Euro taxierten Position zusammengefasst.
Rumänische Künstler nutzten die im 17. Jahrhundert durch reisende Mönche eingeführte Technik gemäß ihrer orthodoxen Glaubensausrichtung, um ikonenartige Bilder zu gestalten. Auch die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu Schätzpreisen zwischen 80 und 200 Euro angebotenen Marien- und Heiligendarstellungen aus dem Balkanland stehen in dieser Tradition.
Hinterglaskunst aus Fernost
Fernöstliche Hinterglasbilder bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung: Fünf auf 120 bis 200 Euro taxierte Positionen zeigen typische chinesische Arbeiten.
Ins Reich der Mitte war die Hinterglasmalerei im 17. Jahrhundert durch Jesuiten gelangt. Zunächst hatten chinesische Künstler für den Export gemalt, im 19. Jahrhundert setzten sich Hinterglasbilder auch im eigenen Land als Wandschmuck durch – entsprechend wandelten sich die Motive: Beliebt waren Blumenstillleben, aber auch Bilder mit kleinen Knaben und Fruchtbarkeitssymbolen.
In Indien, das mit vier Positionen vertreten ist, nährt sich die Hinterglasmalerei nicht nur aus europäischen Einflüssen, die u.a. bei drei Hinterglasbildern mit Gottheiten sichtbar werden (Schätzpreis 300 Euro), sondern auch aus der persischen Miniaturtradition, sichtbar etwa bei „Krishna im Kreis der Gopis“ (Schätzpreis 120 Euro).
Das wohl exotischste Stück der Sammlung ist eine Arbeit aus Indonesien, wohin die Maltechnik vermutlich durch holländische Kaufleute gelangte. Das Bild zeigt, typisch für die Hinterglaskunst Balis und Javas, eine Szene des Schattentheaters Wayang.
Künstlerbriefe von Eduard Grützner
Den Maler Eduard Grützner (1846 – 1925) kennen die meisten wegen seiner Darstellungen von Mönchen, die sich in Weinkeller oder Speisekammer selbstvergessen leiblichen Genüssen hingeben. Weniger bekannt ist, dass der zu den bedeutendsten Münchner Genremalern zählende Künstler von Jugend an naturwissenschaftliche und mineralogische Objekte sammelte, später auch eine umfassende Sammlung spätgotischer und fernöstlicher Kunst aufbaute. Zudem war er Mittelpunkt eines lebhaften künstlerischen Freundeskreises.
Von seinen vielfältigen Interessen und seinem regen Austausch mit Gleichgesinnten zeugen auch drei Briefe mit einem skizzierten Stillleben sowie hübschen und detailgetreuen Pflanzen- und Blütendarstellungen. Sie werden zum Schätzpreis von jeweils 200 Euro angeboten.
Ein Bild von einem (Schoss-)Hund
Bologneser Hündchen waren im 18. Jahrhundert nicht nur bei stilbildenden und mächtigen Damen wie Madame de Pompadour, Katharina der Großen oder Kaiserin Maria Theresia groß in Mode.
Die kleine, leichte Hunderasse mit den langen, oft verwuschelt abstehenden Haaren inspirierte auch Meissens Meister-Modelleur Johann Joachim Kändler (1706 – 1775) zu einer ganzen Reihe possierlicher Porzellanfiguren. Zwei Varianten davon bietet SCHEUBLEIN Art & Auktionen in an Kändler angelehnten Ausführungen einer Thüringer Porzellanmanufaktur an. Die Schätzpreise liegen bei 120 und 150 Euro.
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