Herbstauktion: Ein Rumäne im Wald von Barbizon

Zu einer Reise vom tiefsten rumänischen Hinterland über Bayern bis nach Massachusetts laden die Highlights der 42. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 21. September ein. Besonders hochkarätig besetzt sind diesmal die Kategorien Schmuck, Möbel und Einrichtung, Graphik sowie Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts. Letzterem Bereich ist auch eines der beiden Toplose dieser Auktion zuzuordnen: Ein „Ochsengespann auf sonniger Landstraße“ aus der Hand des rumänischen Malers Nicolae Ion Grigorescu (1838 – 1907). Das Bild ist mit einem Schätzpreis von 12.000 Euro angesetzt.

Ländliches Leitmotiv

Ochsenfuhrwerke sind im gesamten Schaffen von Grigorescu ein Leitmotiv. Immer wieder zeigt sie der Maler als Sinnbild des ländlichen Rumänien – einer Lebenswelt, die ihm auch selbst von Kindesbeinen an vertraut war. Grigorescu wuchs im Bezirk Dambovita nahe Bukarest unter ärmlichsten Umständen auf und begann seine Malerkarriere, indem sonntags auf dem Markt selbst gemalte Ikonen verkaufte. Bald folgten Aufträge von Kirchen und Klöstern, schließlich, Dank eines Stipendiums, ein Studienaufenthalt in Paris. Doch statt an der Kunstakademie verbrachte Grigorescu diese Jahre im Wald von Fontainebleau: Er schloss sich der Schule von Barbizon an, weil ihn sowohl die Techniken der Freilichtmalerei wie auch die auf Natur und bäuerliches Leben ausgerichtete Motivwahl der Künstler stärker anzogen als der erstarrte akademische Betrieb.

Nicolae Ion Grigorescu (1838 – 1907)

 

Unterbrochen von Heimataufenthalten blieb Grigorescu bis 1877 in Frankreich, wechselte allerdings seinen Aufenthaltsort von Barbizon in denNachbarort Marlotte. Der Grund: Grigorescu
hatte sich in eine der Töchter von Jean-
François Millet verliebt.

Unglückliche Liebe

„Vielleicht wäre
auch ich ihr nicht gleichgültig geblieben,
hätte ich länger dort verweilt“, schreibt er
später. „Aber ich dachte daran, dass sie die
Tochter eines großen Künstlers sei, dass
ich meinen Platz auf der Welt noch nicht
gefunden habe, (….) und ich sagte mir, es
käme der Tat eines unehrlichen Menschen
gleich, sie zu veranlassen, meine Nöte mit
auf sich zu nehmen.“

Bescheiden trotz Erfolg

Diese grundehrliche
Bescheidenheit zeichnete Nicolae Ion
Grigorescu auch dann noch aus, als sich
ab 1868 Erfolge einstellen. Sein Leben lang
blieb er bei seinen zentralen Motiven aus
dem bäuerlichen Leben Rumäniens: Hirtengespanne,
Bäuerinnen, blühende Bäume –
und, in immer neuen Varianten, Ochsenkarren.
So prägnant sind seine Schilderungen
des walachischen Landlebens, dass der
mit Grigorescu befreundete Schriftsteller
Alexandru Vlahuta (1858 – 1919) einem französischen
Maler riet: „Wenn Sie Rumänien
wirklich kennenlernen wollen, dann vertiefen
Sie sich in das Studium von Grigorescus
Werk.“

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