Hinterglas-Kunst Seehausen Hinterglasbild Auktion Scheublein München

Highlights der Auktion am 18. September (I): Höchste Hinterglas-Kunst

Ein ganzes Füllhorn hochkarätiger Objekte aus Kunst und Kunsthandwerk bietet das Münchner Auktionshaus SCHEUBLEIN Art & Auktionen anlässlich seiner 50. Kunstauktion am 18. September. Das Spektrum reicht von handverlesenem Schmuck bis zu einer ganzen Passage mit Beckenschlägerschüsseln, von einer breiten Auswahl an moderner Graphik und einer reichen Auswahl an Möbeln bis zu einer Sammlung von Netsukes aus der späten Edo- und Meji-Zeit. Zu den absoluten Highlights zählt aber auch Hinterglas-Kunst von höchster Qualität.

Die Strahlkraft der Hinterglas-Kunst

Das meisterliche Stück fertigte der Seehausener Maler Josef Gege (1860 – 1919) an: Das nach einem Stich nach Rubens gemalte „Gastmahl des Herodes“ verbindet auf einzigartige Weise große Erzählfreude mit der für Hinterglasbilder typischen Strahlkraft der Farben und immenser Liebe zum Detail. Angeboten wird es zu einem Schätzpreis von 4.000 Euro.

Hinterglas-Kunst Hinterglasbild Seehausen Auktion München Scheublein

Detail aus dem “Gastmahl des Herodes” von Josef Gege: Die Gesichter zeigen verschiedene Reaktionen auf den Auftritt Salomés – vom Entsetzen bei Herodes bis zum neugierigen Gaffen. 

Enorme Erzählfreude

Sorgfältig hat Gege die Regungen in den einzelnen Gesichtern angesichts von Salome mit dem Kopf Johannes des Täufers studiert und ausformuliert:  vom blanken Entsetzen des Herodes über die distanzierte Beobachtungshaltung der Herodias bis zu den verschiedenen Arten des Gaffens bei  Umsitzenden.

Hinterglas-Kunst Seehausen Hinterglasbild Auktion München Scheublein

Die immense Qualität des Bilds von Josef Gege zeigt sich auch in Details wie dem gebratenen Pfau…

Minutiös hat er selbst Nebensächlichkeiten wiedergegeben: Den gebratenen Pfau, der hereingetragen wird. Die Obstschale. Selbst die Instrumente der puttenartigen Musikanten auf der Balustrade.

Hinterglas-Kunst Seehausen Hinterglasbild Auktion München Scheublein

… oder den puttenartigen Musikern auf der Balustrade.

Liebe zu Details

Auch auf Materialien und Stoffe legte Gege großes Augenmerk. Das beginnt bei der enormen Plastizität des als Repoussoir an den linken Bildrand gesetzten Vorhangs, geht weiter bei der samtigen Textur des Baldachins und endet bei den Lichtreflexen im in einem Flügelglas dargereichten Wein.

Hinterglas-Kunst Seehausen Hinterglasbild Auktion München Scheublein

Auch in der Textur der dargestellten Stoffe zeigt sich die absolute Meisterschaft Josef Geges. 

Die große Tradition der Seehausener Hinterglas-Kunst

Das Ungewöhnliche liegt jedoch nicht allein in der großen Qualität dieses Bildes. Besonders ist auch die Tatsache, dass es zu einer Zeit entstand, in der die Hinterglas-Kunst am Staffelsee bereits im Niedergang begriffen war. Die Blüte, während der – basierend auf Stichen, die über die Augsburger Handelswege nach Seehausen gekommen waren – Gemälde dieses Niveaus entstanden waren, lag um 1900 bereits gut hundert Jahre zurück. Im Lauf des 19. Jahrhunderts waren Hinterglasbilder zum kostengünstigen Wandschmuck für Kleinbürgerhaushalte und zu Souvenirs für den aufkommenden Tourismus geworden. Der künstlerische Anspruch trat allmählich zurück hinter dem Bestreben, Bilder schnell und in großen Stückzahlen herzustellen.

Ein einsamer Meister seines Fachs

Hinterglas-Kunst Seehausen Hinterglasbild Auktion München Scheublein

Selbst das für das Bildthema völlig irrelevante Detail eines spielenden Knaben hinter Salomes Rock führt Josef Gege mit meisterlicher Präzision aus. 

Josef Gege jedoch, Abkömmling einer ganzen Dynastie von Hinterglasmalern, bündelt noch einmal das ganze Wissen und die ganze Kunstfertigkeit, die seine Vorfahren an ihn weitergegeben hatten. Den ganzen Glanz eines Genres, das sich um 1900 bereits an der Schwelle zu Vergessenheit befand, lässt er in diesem Bild noch einmal lebendig werden.

  • Kategorien

  • Beliebteste Beiträge