Netsuke Meiji Auktion München Scheublein

Highlights der Juli-Auktion (III): Netsuke

Bei den Asiatika sticht eine Sammlung von über 40 Netsukes hervor, die fast alle in Elfenbein gearbeitet sind. Sie gehen großenteils auf die Meiji-Zeit  (1868 – 1912) zurück, eine Phase des Umbruchs, während der  Japan seine 1853 begonnene Öffnung nach Westen fortsetzte. Forscher, Diplomaten und Handlungsreisende kamen ins Land, das Land nahm an den Weltausstellungen in Paris und Wien teil; viele Japaner begannen, sich westlich zu kleiden.

Ein Wandel, im Großen wie im Kleinen

Auch für die zu diesem Zeitpunkt etwa ein Jahrhundert alte Kunst des Schnitzens von Netsuke – kleinen Anhängern, mit denen Taschen am Obi, dem Gürtel des Kimono befestigt werden konnten – bedeutete diese Epoche eine tiefgreifende Veränderung: Die funktionale Bedeutung dieser Skulpturen en miniature ging zurück, dafür entdeckten westliche Sammler wie die Schriftsteller Edmond und Jules de Goncourt, der Hofjuwelier des Zaren, Carl Fabergé oder der Verleger Albert Brockhaus die Figürchen als Objekte der Liebhaberei und Inspiration.

Auch Netsuke aus anderen Materialien sind in der Sammlung enthalten: obere Reihe: Eber / Shishi / Katze auf Fisch / Kröte auf Blatt. Japan, Meiji-Zeit. Elfenbein, tlw. wohl maritim / Bein / Holz. Schätzpreis 250 Euro. Untere Reihe: Widder / Büffel, Holz geschnitzt, Schätzpreis 200 Euro. 

Netsuke in gängigen und ungewöhnlichen Formen

Die vorliegende Sammlung umfasst vor allem Netsuke aus kostbarem, widerstandsfähigem Elfenbein, das aus Thailand und Indien importiert und vor allem von Schnitzern in Osaka, Kyoto und Edo verarbeitet wurde; daneben sind auch Objekte der ebenfalls gängigen Materialien Holz (Kat-Nr. 233, 257) und Bein (Kat.-Nr. 233) vertreten.

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Manju-Netsuke / Lotosblüte. Japan, Meiji. Wohl maritimes Elfenbein. Schätzpreis 200 Euro. 

Die meisten Stücke wurden in der gebräuchlichsten, kompakten katabori-Form angefertigt, eine Position weist aber auch Objekte der flachen Manju-Form auf (Kat-Nr. 240), eine weitere ist eine Kagamibuta, eine Dose mit Deckel (Kat-Nr. 234).

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Drachen-Netsuke / Dose. Japan, wohl Meiji. Elfenbein, geschnitzt, geschwärzt. Schätzpreis 200 Euro. 

Die Motiv-Vielfalt der Netsuke

Von den dargestellten Motiven her reflektiert die vorliegende Sammlung das klassische Spektrum, das auch angefertigt wurde, als Netsuke noch als Kleidungsstücken getragen wurden – vor allem Kaufleute schmückten sich gerne mit kostbaren und ausgefallenen Netsuke, da es ihnen als niedrigster gesellschaftlicher Klasse nicht erlaubt war, anderen Schmuck zu tragen.

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Mutter mit Kind. Japan, wohl Meiji. Elfenbein, geschnitzt, braun akzentuiert. Schätzpreis 120 Euro. 

Es gibt Figuren des täglichen Lebens – Handwerker (Kat-Nr. 247) und Bauern (Nr. 246), Mütter (u.a. Kat-Nr. 244) und Kinder (u.a. Nr. 254), Musiker (Kat-Nr. 251) und Tänzer (Kat-Nr. 242).

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Zwei Elfenbein-Netsuke: Trommler / Tänzer. Japan, wohl Taisho-Zeit. Schätzpreis 150 Euro. 

Götter wurden genauso dargestellt wie Sagengestalten (u.a. Kat-Nr. 253, 248).

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Zwei Ebisu und ein Bishamon. Japan, wohl Taisho-Zeit. Elfenbein, geschnitzt und farbig gefasst. Schätzpreis 180 Euro. 

Ein besonderes Interesse galt Tierdarstellungen, sowohl nach der Natur (Kat-Nr. 224, 231) wie auch als Glücks-Symbol (Kat-Nr. 227).

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Links: Sich putzende Katze. Japan, 19. Jh. Elfenbein geschnitzt. Schätzpreis 400 Euro. Rechts: Zwei Frösche auf einem Seerosenblatt. Japan, wohl Meiji. Elfenbein, geschnitzt. Schätzpreis 120 Euro. 

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Ratte mit Früchten auf Lotosblatt / Zwei Welpen und Karpfen. Japan, wohl Taisho-Zeit. Elfenbein, geschnitzt, farbig staffiert. Schätzpreis 300 Euro.

Diverse Objekte zeigen auch japanische Tierkreiszeichen – Pferde (Kat-Nr. 220, 221.222), Ochsen (Kat-Nr. 228), Wildschweine (Kat-Nr. 230), Ratten (Kat-Nr. 232) oder Tiger (Kat-Nr. 225) – die in dem Jahr getragen wurden, in dem das jeweilige Tierkreiszeichen herrschte. So konnte man einst schon mit einem winzigen Figürchen zeigen, dass man immer mit der Zeit ging.

Netsuke Elfenbein Meiji Auktion München Scheublein.

Netsuke mit Figuren des asiatischen Tierkreises. Von links: Wildschwein, wohl Meiji, Schätzpreis 150 Euro. Pferd, Japan, 19. Jh., Schätzpreis 350 Euro. Ochse, Japan wohl Meiji, Schätzpreis 150 Euro. Tiger, Japan, wohl Meiji, Schätzpreis 150 Euro. 

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