Im Blickpunkt am 30. Juni (V): Die “Mannen-Brücke” von Hokusai

Der Farbholzschnit „Unter der Mannen-Brücke bei Fukagawa (Fukagawa Mannenbashi)“ von Katsushika Hokusai (1760 – 1849) gehört, gemeinsam mit anderen Blättern seiner Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“, zu den wohl einflussreichsten Bildern der neueren Kunstgeschichte.

Die charakteristische, hochgewölbte Brücke findet sich unter anderem in Gemälden Claude Monets und wurde eine Ikone jener Japan-Begeisterung, die europäische Künstler nach der Öffnung des asiatischen Inselstaats gegenüber dem Westen in den 1850er Jahren erfasste. Das Blatt wird in der Sommer-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen zum Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten.

Kunst aus einem abgeschotteten Land

Als Hokusai in bereits fortgeschrittenem Alter ab 1830 begann, an diesem insgesamt 48 Drucke umfassenden Mammutwerk zu arbeiten, war Japan allerdings, wie auch die zurückliegenden 200 Jahre, fast vollständig gegenüber ausländischen und vor allem westlichen Einflüssen abgeriegelt. Lediglich die Niederländer durften, von einer Plattform im Hafen von Nagasaki aus, mit dem abgeschotteten Land Handel treiben. Dennoch manifestierten sich in der japanischen Kunst auch europäische Einflüsse, die möglicherweise mit dazu beitrugen, dass Hokusais Drucke nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch in Europa einen Sturm der Begeisterung auslösten.

Zentralperspektive und Preussisch Blau

Zum einen arbeiteten die Künstler, wie auch an den Uferbebauungen bei der „Mannen-Brücke“ ersichtlich, mit einer europäischen Stichen entlehnten Zentralperspektive. Zum anderen war ab den 1820er Jahren auch in Japan das in Berlin entwickelte Preussisch Blau, das seinen kräftigen Ton auch unter Lichteinfluss nicht verlor, zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Hokusai benutzte die intensive Farbe als „Leitton“ seiner Landschafts-Holzschnitte, für die er ausnutzte, dass der 3.776 m hohe Fuji, an klaren Tagen überall zwischen den gut 300 Kilometer auseinander liegenden Städten Edo (Tokyo) und Nagoya gut zu sehen war und sich damit als Leitmotiv für eine Fülle von Landschafts- und Genreszenen anbot. Die Darstellung der Mannen-Brücke, mit ihrem weiten Blick in die Landschaft und den eingestreuten Fischern im Vordergrund, ist ein Beispiel für eine von Hokusai häufig ausgeführte Verbindung beider Gattungen. 

Detail: die Brücke mit Blick auf den Fuji. Heute liegt sie, ersetzt durch eine Stahlkonstruktion, mitten im Häusermeer von Tokyo.

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