Hieronymus Francken Auktion München Scheublein

Toplose am 3. Dezember: Eine “Anbetung” von Hieronymus III. Francken

Zu Beginn der Adventszeit richtet sich das Augenmerk bei der Auktion am
3. Dezember natürlich – auch – auf weihnachtliche Szenarien. Das Spitzenlos der Auktion aus der Kategorie Altmeister zeigt eine solche: eine in Öl auf Kupfer gemalte „Anbetung der Hirten“ aus Flandern. Sie ist mit einem Schätzpreis von 12.000 Euro angesetzt.

Hieronymus III. Francken: Teil eines künstlerischen “Familienbetriebs”

Erst seit einiger Zeit schreiben Experten das Genmälde nicht mehr dem Antwerpener Maler
Frans Francken II. (1581 – 1652) zu, sondern dessen zweitem Sohn, Hieronymus Francken III. (1611 – nach 1661). Die Nähe der Stile ist nicht nur darin begründet, dass Hieronymus in der Werkstatt seines Vaters
sein Handwerk erlernte, sondern dass er, ebenso wie seine Brüder und Onkel, dort mitarbeitete.

Hieronymus Francken Auktion München Scheublein

“Anbetung der Hirten” von Hieronymus III. Francken (Schätzpreis 12.000 Euro). Detail: Maria und das Kind.

Denn die Malerdynastie Francken, begründet von Hieronymus’ Urgroßvater Nicolas Francken (1526 – 1596), hatte sich in der größten Stadt Flanderns einen Ruf erworben, dem auch die wechselvollen Jahre des ausgehenden 16. Jahrhunderts nichts hatten anhaben können.

Wechselvolle Jahre für Antwerpen

Um 1600 begann sich die Stadt allmählich
von den Glaubensstreitigkeiten des späten 16. Jahrhunderts und der Belagerung durch spanische Truppen
1584/85 sowohl im Hinblick auf ihre Bevölkerungszahl wie auch wirtschaftlich zu erholen. Ab 1620 folgte eine erneute Blüte, die sich auf einen intensiven Handel mit Italien, Spanien und den Kolonien in Ost-und Westindien gründete. Dies etablierte den bürgerlichen Mittelstand als Zentrum ökonomischer und stadtpolitischer Macht, aber auch als Auftraggeber von Künstlern.

Hieronymus Francken Auktion München Scheublein

Weiteres Detail: Eine Frau mit Tochter und einem Korb mit Eiern. 

Für die Kunstkammern der Bürger

Entsprechend richteten krisenerprobte Ateliers wie das der Franckens ihre Produktion an den privaten Kunstkabinetten aus: Aus räumlichen Gesichtspunkten, aber auch im Hinblick auf eine möglichst
intime Betrachtung und die Erschwinglichkeit eines Bilds wurden kleinere Formate bevorzugt.

Hieronymus Francken Auktion München Scheublein

Versteckter Reiz für den aufmerksamen Betrachter: Unter den antiken Bogen fügte Hieronymus III. Francken ein winziges Haus im niederländischen Stil ein, das gerade von seinem Bewohner verlassen wird.

Gefragt: Weihnachtliche Motive

Auch war diese Käuferschicht weniger an künstlerischen Extravaganzen interessiert als an gängigen mythologischen oder biblischen Szenen. Bildthemen rund um die Geburt Christi, so die Kunsthistorikerin Ursula Alice Härting in ihrem Oeuvrekatalog zu Frans Francken II., gehörten zu den gefragtesten Motiven.

Die Zusammenarbeit Hieronymus’ III. Franckens mit seinem Vater Frans Francken II.

Um die Nachfrage decken zu können, beschäftigte Frans Francken II. nicht nur eine große Zahl an Lehrlingen; auch seine drei Söhne blieben selbst nach ihrer Ausbildung eng in den Atelierbettrieb eingebunden. Gerade die innerfamiliäre Zusammenarbeit bietet Forschern ein weites Feld.

Hieronymus Francken Auktion München Scheublein

Auch die Winterlandschaft, die die Anbetungsszene Hinterfängt, wurde von Hieronymus III. Francken mit Liebe zum Detail in typisch niederländischem Stil gemalt.

„Die Zusammenarbeit zwischen Frans II. und seinem Sohn Hieronymus III.“, so Härting, „war wohl sehr viel intensiver, als man vermutete und es bisher nur für das Verhältnis von Frans II. und Frans III. zugrunde
legte.“ Auch das vorliegende, nun Hieronymus III. zugeschriebene Bild legt von dieser Nähe ein beredtes Zeugnis ab.

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