41. Kunstauktion: Ein Ausflug in die Auktionsgeschichte
Zu den interessantesten Objekten aus dem Angebot der 41. Kunstauktion zählen zwei Gemälde des in London lebenden Japaners Nozomu Ishiyama aus dem Jahr 1978 (Schätzpreis: je 1.200 Euro). Denn an ihnen lässt sich deutlich ablesen, wie sehr sich der Kunstmarkt in den letzten vierzig Jahren gewandelt hat.
Im Schlaraffenland der Klassischen Moderne
Was heute zu einer hochtechnisierten Veranstaltung geworden ist, mit einer Vielzahl an Interessenten im Saal, und Internet-Teilnehmern rund um den Erdball, war damals einem kleinen, sehr elitären Sammlerkreis vorbehalten, dem sonore Herren mit weißen Handschuhen die zu ersteigernden Pretiosen präsentierten. Entsprechend erlesen sind auch die Gemälde an den Wänden – nach heutigem Empfinden ein Schlaraffenland des Surrealismus und der Klassischen Moderne: Dalìs „Mae West“, Miròs „Bleu II“, Mondrians „Komposition II“ von 1929, Werke von Hartung und Poliakoff, dazwischen auch mal ein Turner…
In die Welt der Auktionshäuser wurde Nozomu Ishiyama durch seinen Galeristen eingeführt; der 1945 in Kyoto geborene Maler hatte sich nach einer ausgedehnten Europareise 1976 in London niedergelassen. In den Auktionssälen von Sotheby‘s und Christie‘s fertigte Ishiyama unzählige Skizzen an, die er später zu den vorliegenden Ölgemälden verwob.
Ein Höhenflug des Kunstmarkts
Die Zeit, in der sich der Künstler mit dem Thema Auktionen auseinandersetzte, hätte spannender nicht sein können. Ende der 1970er Jahre setzte der internationale Kunstmarkt zu einem nie dagewesenen Höhenflug an. Hauptbeteiligte an dieser bis heute legendären Preisentwicklung waren Sammler aus Japan: Sie waren, dank Wirtschaftswachstumsraten von bis zu 11 Prozent, schon seit den 1960er Jahren immer häufiger auf dem internationalen Parkett vertreten. 1969 hielt Christie‘s die erste Auktion in Tokio ab. Es folgten nicht nur weitere Versteigerungen im Land, sondern auch ausgedehnte Ausstellungstourneen mit Werken des Impressionismus und der Klassischen Moderne, die die Kunstbegeisterung in Japan immer weiter anheizten. Allein zwischen 1973 und 1987 entstanden dort an die 500 Museen für Kunst aus Europa.
Den Gipfelpunkt erreichte dieser bis heute unvergleichliche internationale „Kunst-Rush“ im Mai 1990 mit vem Verkauf von Renoirs „La Moulin de la Galette“ für 78,10 Millionen und van Goghs „Porträt des Dr. Gachet“ für 82,5 Millionen US-Dollar. Käufer war in beiden Fällen der japanische Industrielle Ryoei Saito.
Vor dem freien Fall
Danach erlebte der internationale Kunstmarkt eine drastische Rezession. Über zehn Jahre sollte es dauern, bis das Preisniveau von 1980 wieder erreicht wurde.
Ishiyamas Bilder führen zurück in die Zeit vor dieser „Kunst-Blase“, zu der der Blick auf Kunstauktionen noch geprägt war von ungetrübter Faszination.
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