Ergebnisse der September-Auktion (II): Silber, Schmuck, Porzellan, Möbel

Topergebnisse waren bei der Auktion vom 25. September auch in kunsthandwerklichen Kategorien wie Silber, Schmuck und Möbeln zu verzeichnen. Das Spitzenlos beim Silber kann sogar eine spannende Geschichte aufweisen.

Das Besteck einer Opernlegende

Das spektakuläre, 215-teilige Silberbesteck in einem massiven Holzkasten, das knapp 23.000 Euro* erzielte, stammt aus dem Besitz der Opernsängerin Selma Kurz von Halban (1869 – 1933, Abbildung oben), die im Wien der Jahrhundertwende sämtliche großen Rollen ihrer Zeit sang.

Die Geliebte Gustav Mahlers

Die aus einer armen schlesischen Familie stammende Sängerin wurde mit 16 Protegée des Fürsten Nikolaus Esterházy, der ihr eine Ausbildung in Wien und Paris ermöglichte. 1899 wurde die Sopranistin vom jungen Gustav Mahler an die Wiener Hofoper engagiert, wirkte unter anderem bei der Wiederentdeckung von Mozarts „Così fan tutte“ mit und führte mit Mahler eine kurze, aber stürmische Beziehung. Dass sie in die Brüche ging, war einer Regelung geschuldet, derzufolge Mitglieder der Hofoper untereinander nicht heiraten durften. Und ihre gerade begonnene Karriere wieder aufgeben wollte Selma Kurz nicht. Zehn Jahre später heiratete sie den später geadelten Wiener Gynäkologen Josef Halban und brachte in den Folgejahren zwei Kinder zur Welt. Danach nahm sie, nochmals mit großem Erfolg, ihre Karriere wieder auf.

 

Kurz von Halban Klinkosch Auktion münchen Scheublein

Besteck, 215-tlg., aus dem Besitz der Sängerin Selma Kurz von Halban (links).
Wien, vor 1918, Klinkosch, Silber, tlw. Stahlklingen. L. (Messer) 25 cm,
Kasten: 39 x 58 x 45 cm. Ergebnis 22.900 Euro*

Das umfangreiche Silberbesteck für zwölf Personen aus ihrem Besitz, das neben einem Speise- und Desserbesteck unter anderem Fisch- und Obstmesser und -gabeln, Eis-, Kaffee- und Mokkalöffel sowie sechs Salzgefäße samt zugehöriger Löffel umfasst, wurde von einem privaten Liebhaber ersteigert.

Märchenhafter Schmuck

Zu den spannendsten Losen der fast 140 Positionen umfassenden Schmuck-Offerte gehörte ein Anhänger mit Collier des Ausnahme-Juweliers Dieter Treusch (1939 – 2018). Der gelernte Goldschmied, der von seinem Juweliergeschäft in der Heidelberger Altstadt aus internationales Ansehen errang und 1966 in New York mit dem „Diamond‘s International Award“ die weltweit wichtigste Auszeichnung des Schmuckhandwerks erhielt, war auch als Kunstsammler und -händler tätig.

Treusch Heidelberg Auktion München Scheublein

Anhänger an Collier. Juwelier Treusch. 18 K GG, Perlen u.a. H 12,5 cm, L. 76 cm. Ergebnis
11.430 Euro*

Besonders in Silberobjekten und Kleinskulpturen des Jugendstil und Art Déco fand er auch für seine Juwelen-Kreationen vielfältige Inspiration. Dies zeigt auch das vorliegende, phantasievolle Objekt, das mit Barock- und Zuchtperlen, Brillanten, Farbsteinen, Gelbgold und Silber eine auf einem Pferd reitende Nixe darstellt. Für knapp 11.500 Euro* ging es an eine private Sammlerin.

Porzellan als Marmor

Auf die Zeit, in der in Meissen der Klassizismus Einzug hielt, gehen zwei Positionen mit Figuren zurück, die sich in der September-Auktion beim Porzellan besonders gut entwickelten. Sie wurden in der Zeit entworfen, als Camillo Marcolini (1739 – 1814) die berühmte Porzellan-Manufaktur leitete.

Marcolini Meissen Auktion München Scheublein

Zwei mythologische Figuren (Meleager und Bacchus). Meissen, 1774 – 1814, H. ca. 20,5 cm, Ergebnis 2.800 Euro*

Inspiriert durch eine generelle Hinwendung zu einer klasisch schlichten Stilistik nach den überbordenden Jahren des Rokoko, die durch die fortschreitenden Ausgrabungen in Pompeji noch befeuert wurde, entstanden dort Figuren, die nicht nur ohne jede Bemalung auskamen, sondern auch in unglasiertem Biskuit-Porzellan gefertigt wurden.

Marcolini Meissen Auktion München Scheublein

Vier mythologische Figuren (weiblicher Halbakt mit Apfel, wohl Aphrodite, Diadumenos, Minerva, Leda). Meissen, 1774 – 1814, H. ca. 20,5 cm, Ergebnis 4.300 Euro*

So konnten sie den fast marmorartigen Charakter ihres Materials unterstreichen. Eine Position mit zwei antikisierenden Figuren wurde für 2.800 Euro* zugeschlagen, eine weitere mit vier Porzellanstatuetten kletterte sogar bis auf 4.300 Euro*. Beide gingen an eine private Sammlerin.

Meissen X-Form Auktion München Scheublein

Kaffee- und Teeservice, Meissen, überwiegend Pfeifferzeit, X-Form mit Streublümchen
und reicher Goldstaffage. H. der Kannen 20 und 26 cm. Ergebnis 7.600 Euro*

Ein 45-teiliges Kaffee- und Tee-Service in der X-Form mit Streublümchen und reicher Goldstaffage, überwiegend aus der Pfeifferzeit, wurde für 7.600 Euro* verkauft.

Prunkvolle Möbel

Ein prunkvoller Tabernakelsekretär mit für das 18. Jahrhundert typischen Stilelementen wie geschweiften Fronten oder Schmuckvoluten entwickelte sich zum Spitzenobjekt bei den Möbeln.

Tabernakelsekretär Auktion München Scheublein

Tabernakelsekretär, 18. Jh., Nuss- und Vogel-
ahornholz, ca. 225 x 143 x 83 cm.
Ergebnis 5.100 Euro*

Das in Nuss- und Wurzelaugenahorn gearbeitete und mit Faden- und Bandeinlagen verzierte Stück ging für 5.100 Euro* an einen privaten Interessenten. Ein im gleichen Jahrhundert in Süddeutschland entstandener Wellenschrank mit auffallend schönen Furnieren wechselte für 3.800 Euro* den Besitzer.

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

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