Im Blickpunkt am 3. Juli: Keramik von Pablo Picasso

Ein ganz besonderes Highlight bei unserer Sommerauktion sind zwei Servierplatten mit Bemalung von Pablo Picasso. Beide stammen aus seiner Zusammenarbeit mit der Manufaktur Madoura in Vallauris.

Pablo Picassos “Arkadien”

Es war im Sommer 1946, als der fast 65-jährige Pablo Picasso (1881 – 1973) – wieder einmal – einen persönlichen und künstlerischen Jungbrunnen entdeckte: Der Zweite Weltkrieg und damit die Zeit der inneren Emigration und Isolation in Paris lagen seit mehr als einem Jahr zurück. In der Malerin Françoise Gilot hatte er eine neue, vierzig Jahre jüngere Lebensgefährtin gefunden, mit der er auch bald eine neue Familie gründete. Bei den Reisen nach Südfrankreich fühlte er sich der antiken Wiege der mediterranen Kultur nahe.

Die erste Begegnung mit Suzanne Ramié

Bei einem Strandausflug an die Côte d’Azur stellte ihm ein befreundeter Fotograf Georges und Suzanne Ramié vor, die seit den 1930er Jahren in Vallauris die Keramik-Manufaktur Madoura betrieben. Sie luden Picasso und Françoise Gilot ein, die Werkstatt zu besichtigen. Der umtriebige Künstler war sofort elektrisiert: Denn die Ramiés arbeiteten zwar auch mit einem elektrischen Brennofen, der Großteil ihrer Produkte aber wurde in einem holzbefeuerten Ofen gebrannt, der nach dem gleichen Prinzip arbeitete wie die Öfen, die bereits die Römer zum Brennen von Amphoren benutzt hatten.

Ein Genie als Schüler

Ein Jahr später kehrten Picasso und Gilot nach Vallauris zurück, und ab da besuchte der Künstler die Ramiés in ihrer Werkstatt fast täglich. Er ließ sich von Suzanne Ramié die Techniken erklären und begann zu experimentieren, sowohl indem er selbst plastisch mit Ton arbeitete, als auch, in dem er Rohlinge für Standard-Teller, -Platten und -Vasen aus dem Madoura-Sortiment auf höchst eigenwillige Weise bemalte.

Die größten Herausforderungen

Gerade der Umgang mit Farben bedeutet für Einsteiger eine enorme Herausforderung, da der ungebrannte Ton sie sofort aufsaugt, und das wirkliche farbliche Ergebnis erst sichtbar wird, wenn das Stück aus dem Brennofen kommt. Und der energetische Picasso brannte zwar darauf, auf Grundlage dieser uralten Zivilisationstechniken ganz neue Gestaltungswege zu erkunden, war aber nicht besonders geduldig:

„Die Umstände wollten es, dass wir diejenigen waren, die versuchten, sein treuester Dolmetscher im Dialog mit dem eigenwilligen Genie der Flammen zu werden, und so gab uns der Zufall die höchst zweischneidige Aufgabe, einen Meister auszubilden.“

erinnerte sich Suzanne Ramié später an die Zusammenarbeit.

Die Strahlkraft von Picassos Keramik

Picasso Keramik Auktion München Scheublein

Pablo Picasso, Platte: Joueur de Diaule. Keramik, bemalt mit Engobe. Schätzpreis 8.000 Euro. 

Was allerdings aus den Brennöfen von Madoura kam, war nicht weniger als eine künstlerische Sensation: Kunsthändler, die Picassos Arbeit mit Keramik anfangs für eine amüsante Spielerei gehalten hatten, wurden spätestens 1948 eines besseren belehrt, als Picasso seine Keramiken erstmals in Paris ausstellte. Die Objekte beflügelten Kollegen von Georges Braque bis Joan Mirò, sich ebenfalls im Umgang mit Ton zu versuchen, und machten Vallauris zum gesuchten Treffpunkt für Künstler und vermögende Kundschaft.

Picasso Keramik Auktion München Scheublein

Pablo Picasso, Platte: Visage noir putoisé. Keramik mit Engobe-Bemalung. Schätzpreis 7.000 Euro. 

In den Jahren zwischen 1947 und 1971 schuf Pablo Picasso über 3.500 Keramiken. Ein Schwerpunkt dabei blieb die Gestaltung schlichter Teller und Platten mit in der Antike fußenden Motiven, von denen zwei – ein auf blauen Grund gesetztes, Faun-artiges Gesicht und ein Doppelflöten-Spieler – bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegen.

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