Ergebnisse der September-Auktion (I): Altmeister, Skulpturen, Gemälde, Moderne

Silber, Skulpturen und Wein – das waren die Kategorien, die bei der September-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen mit Zuschlagsquoten von über 80 Prozent auf besonders großes Bieterinteresse stießen. Auch generell war die Quote der Verkäufe gewohnt hoch und lag im Schnitt bei ca. 75 Prozent. Entsprechend konnten viele Bereiche mit echten Highlights glänzen. Zum alles überragenden Toplos entwickelte sich ein altmeisterliches Gemälde: ein „Amor“ (hier ein Detail), wohl aus dem Italien des 17. Jahrhunderts, kletterte bis auf 190.000 Euro*.

Altmeister: Ein Fund mit Zeug zur Legende

Das geflügelte Knäblein zeigt den üppigen Körperbau und auch den verklärt-verzückten Gesichtsausdruck, wie er sich auf vielerlei Bildern des italienischen Frühbarock beobachten lässt.

Spitzenlos Scheublein Auktion München

Italien, 17. Jahrhundert: Amor. Öl auf Holz, 60 x 45 cm. Ergebnis 190.000 Euro*

Eindrucksvoll ist jedoch nicht nur die Qualität des Gemäldes, sondern auch der Weg, auf dem es zu SCHEUBLEIN Art & Auktionen kam. Dieser spiegelt wider, dass anekdotisch weitergetragene Legenden vom vergessenen Meisterwerk auf dem Dachboden bisweilen Wirklichkeit werden: Der am 25. September versteigerte „Amor“ tauchte im Rahmen einer Entrümpelungsaktion auf, die anlässlich eines Immobilienverkaufs in Süddeutschland durchgeführt wurde. Nach einem langen Bietergefecht auf allen Kanälen ging das Bild per Telefon in den internationalen Kunsthandel.

Skulpturen: Alabaster-Madonna

Ein Bieter aus dem musealen Bereich erhielt den Zuschlag für eine wohl aus Flandern oder den Niederlanden stammende, in Alabaster gearbeitete Madonna mit Kind.

Madonna Flandern Alabaster Auktion München Scheublein

Madonna mit Kind. Wohl Flandern, 15. Jh., Alabaster. H. 19 cm Ergebnis 11.430 Euro*

Die 19 cm hohe Figur entstand im 15. Jahrhundert, als die Arbeit mit dem sehr weichen, mit Messern und Bohrern bearbeitbaren Kalkgestein eine Renaissance erlebte. Denn nach seiner ausgesprochenen Beliebtheit in der Antike war Alabaster als Material für Skulpturen während des Früh- und Hochmittelalters nahezu in Vergessenheit geraten, wurde ab Ende des 14. Jahrhunderts aber zunächst in England und dann auch in Deutschland, vor allem entlang des Rheins, wiederentdeckt. Es entstanden, da sich das Material wegen seiner Beschaffenheit kaum für Großplastiken eignet, vor allem kleinformatige, mit vielen Feinheiten gearbeitete Andachtsfiguren. Die bei SCHEUBLEIN für 11.430 Euro* versteigerte Madonna ist ein eindrückliches Beispiel dafür.

Kunst nach 1945: Sehnsucht nach Arkadien

Nach den beiden höchst gefragten Picasso-Keramiken der Sommer-Auktion konnte SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 25. September in der Kategorie „Kunst nach 1945“ erneut zwei Platten anbieten, die das Jahrhundert-Genie in den Jahren nach 1947 bemalt hatte. Beide tragen, wie eine ganze Reihe der in der Manufaktur Madoura in Vallauris entstandenen Objekte, Anklänge an Bildmotive und auch Dekortechniken der Antike. Die größere, weißgrundige Platte zeigt den stilisierten Kopf eines Fauns. Der kleinere, schwarz glasierte Teller wurde mit der bereits seit Jahrtausenden gebräuchlichen Technik des Ritzdekors verziert. Diese Rückgriffe entspringen keiner zufälligen Laune, sondern entsprechen Picassos genereller Gemütsverfassung dieser Zeit: Nach den schwierigen, in Paris verbrachten Jahren des Zweiten Weltkriegs meinte er, gemeinsam mit seiner neuen Partnerin Françoise Gillot in Südfrankreich ein persönliches Arkadien gefunden zu haben – eine Lebensfreude, die auch in seiner Kunst zum Ausdruck kommt. Die vorliegende weiße Platte wurde für 6.350 Euro*, der schwarze Teller für 3.400 Euro* verkauft.

Dauerhaft erfolgreich: Roman Kochanowski

Bereits seit einigen Auktionen bei SCHEUBLEIN lässt sich beobachten, dass sich Bilder des aus Polen stammenden, ab 1880 in München tätigen Landschaftsmaler Roman Kochanowski (1857 – 1945) kontinuierlich gut entwickeln. Dies war auch bei den vier am 25. September verkauften Bildern wieder ablesbar, die zudem recht repräsentativ für die künstlerische Entwicklung des Realisten stehen. Ein Leben lang war er nicht nur eng ins Kunstgeschehen der bayerischen Hauptstadt eingebunden, sondern stand auch in enger Verbindung zur in München ansässigen polnischen Kunstszene.

Roman Kochanowski Auktion München Scheublein

Roman Kochanowski: Landschaft mit Schafen, Mischtechnik, BA: 19,5 x 27,5 cm. Ergebnis 2.800 Euro*

Seine auf Papier gemalte Grisaille „Landschaft mit Holzsammlerin“ und das auf Holz gemalte Bild „Wagen vor Bauernhof“ (beide wurden für jeweils 2.160 Euro* zugeschlagen) zeigen mit Landwirtschaft verbundene Landschaftseindrücke aus der Umgebung Krakaus, die für den Maler auch in seinen Münchner Jahren ein wichtiges Motiv blieb. Eine von Grau- und Ockertönen dominierte „Landschaft mit Schafen“ sowie ein wohl ebenfalls von ihm stammender „Herbstlicher Wald“ haben sich von diesen Bezügen bereits entfernt und weisen mit ihrer Fokussierung auf einen momentanen Seheindruck schon in Richtung einer rein impressionistischen Bildauffassung. Sie wurden für 2.800 Euro* beziehungsweise 4.300 Euro* zugeschlagen.

Roman Kochanowski Auktion München Scheublein

Roman Kochanowski: Herbstlicher Wald, Öl auf Holz, ca. 19,5 x 27,5 cm, Ergebnis 4.320 Euro*

Highlight bei den Gemälden: Paar aus der Empirezeit

Empire Auktion München Scheublein

Frankreich (wohl): Paar im Garten. Öl auf Metall, 76 x 90 cm. Ergebnis 7.600 Euro*

Eines der Spitzenlose bei den Gemälden nach 1800 war ein minutiös in Öl auf Kupfer gemaltes, wohl französisches Paar in der typischen Mode der Empirezeit. Es steigerte sich bis zu einem Verkaufpreis von 7.600 Euro*

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

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